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Killer in Texas: Western Sammelband 7 Romane und eine Kurzgeschichte. Pete Hackett
Читать онлайн.Название Killer in Texas: Western Sammelband 7 Romane und eine Kurzgeschichte
Год выпуска 0
isbn 9783745213386
Автор произведения Pete Hackett
Жанр Вестерны
Издательство Readbox publishing GmbH
Im Hof wurde wieder das Feuer eröffnet. Harrison warf sich herum, nahm wieder seinen Platz neben dem hochgeschobenen Fenster ein. Projektile sirrten an ihm vorbei in den Raum, zersplitterten Möbel und Wände. Sie schossen wie von Sinnen und hielten ihn mit ihren Schüssen in Deckung. Harrison und Tex konnten nicht wagen, auch nur ihre Nasenspitzen zu zeigen.
Pulverrauch wogte über den Ranchhof, gierig leckten die Mündungszungen aus den Läufen.
Und wieder brach das Schießen abrupt ab. Das Echo der Schüsse verhallte in der Ferne.
„Verschwinde endlich!“, knirschte Tex.
„Ich kann euch nicht einfach ...“
Tex Dooley unterbrach Harrison ungeduldig und drängend: „Mach dir unseretwegen keine Sorgen, mein Junge. Jim Hickock ist kein schlechter Sheriff. Er lässt nicht zu, dass sie uns ein Haar krümmen. Wenn wir der Meinung sind, dass du dich in Sicherheit befindest, strecken wir die Waffen. Sie werden uns vielleicht davonjagen - aber sie werden uns sicher nicht über die Klinge springen lassen.“
In Harrison war der Zwiespalt eines Mannes, der hin und her gerissen wurde zwischen Gefühl und Verstand. Das Gefühl sagte ihm, dass er die beiden Oldtimer sozusagen den Wölfen zum Fraß vorwarf, wenn er sie im Stich ließ. Der Verstand aber hämmerte ihm ein, dass es selbstmörderisch war, sich dieser Übermacht zu stellen, wohlwissend, dass die meisten dieser Männer da draußen von seiner Schuld überzeugt waren und keinen Grund hatten, ihn mit Samthandschuhen anzufassen.
„Ist das nicht ein Schuldanerkenntnis, wenn ich fliehe?“, entrang es sich ihm heiser. „Wird man mich nicht als Mörder jagen wie einen tollwütigen Hund und ein Kopfgeld auf meinen Kopf aussetzen? By Gosh, Tex, ich weiß nicht, was richtig ist.“
„Aber ich weiß es, Junge! Verschwinde, ehe sie dir den Hintern bis zum Kragen hinauf aufreißen. Sie sind von deiner Schuld überzeugt, die Sache ist frisch und beschäftigt die Gemüter, und die Emotionen kochen leicht über. Außerdem wird Flint Dexter alles tun, um gegen dich Stimmung zu machen. Wichtig ist, dass du für’s erste den Hals aus der Schlinge ziehst. Du musst aus der Schusslinie verschwinden. In einigen Tagen wird Ruhe einkehren. Und dann sehen wir weiter.“
Harrison entschied sich, dem Verstand zu folgen. „Okay“, murmelte er schwer. „Gebe Gott, dass du und Slim nicht ausbaden müsst, was sie mir zugedacht haben. Ich lasse euch Nachricht zukommen, Tex. Der Himmel sei mit euch!“
„Farewell, Junge“, wünschte Tex Dooley, dann nahm er Harrisons Platz am Fenster ein und begann mit zäher Verbissenheit zu schießen. „Zeigen wir’s ihnen, Slim!“, brüllte er. „Wir wissen, dass Harrison unschuldig ist. Vorwärts, Slim!“
Aus einem Fenster der Mannschaftsunterkunft begann Slim Winslow zu feuern. Er schoss auf alles, was sich bewegte. Sogleich tobte wieder der Kampf.
Innerlich total zerrissen lief Harrison geduckt zum Fluß. Zwischen dem Aufgebot und ihm befanden sich die Gebäude der Ranch, und so wurde er nicht bemerkt. Außerdem lieferten die beiden Oldtimer den Angreifern eine Abwehrschlacht, die deren ganze Konzentration auf sich zog.
Bis zu Ben Walkers Ranch betrug die Entfernung etwa fünf Meilen. Im Schutz des Ufergebüsches folgte Harrison dem Fluss nach Südwesten. Der Kampfeslärm wurde leiser. Harrison war randvoll mit gemischten Gefühlen. Die Sorge um Tex und Slim verzehrte ihn nahezu. Manchesmal war er nahe daran, umzukehren, um in den Kampf einzugreifen. Der Gedanke, dass die beiden Oldtimer für ihn ihre Haut zu Markte trugen, war ihm fast unerträglich.
Aber dann echoten wieder Tex Dooleys Worte durch seinen Verstand, und der Selbsterhaltungstrieb peitschte ihn voran. Du musst deine Unschuld beweisen, Harrison!, durchzuckte es ihn. Im Moment spricht alles gegen dich. Und wenn sie dich kriegen, ist der Rest nur eine Farce. Andererseits aber ...
Harrisons Herz übersprang einen Schlag. Eine Bruchteile von Sekunden andauernde Blutleere im Gehirn ließ ihn taumeln. Was war, wenn er dem wahren Mörder nicht die Maske vom Gesicht reißen konnte? Er würde den Rest seines Lebens als Verfemter, als Gebrandmarkter durchs Land ziehen, und jeder, der ihn erkannte, würde ihn ohne Vorwarnung über den Haufen schießen dürfen.
Finster wie ein Höllenschlund lag die Zukunft vor Harrison. Der wilde und gefährliche Sturm der Vorsehung trieb ihn. Das Rauschen des Nachtwindes im Ufergebüsch mutete ihn an wie höhnisches Gelächter. Und er hatte plötzlich das Empfinden, dass ihm die Schlingen und Schläge eines tückischen Schicksals nach und nach den Todesstoß versetzten.
*
Flint Dexter kroch an der Längsseite des Ranchhauses entlang. Immer wieder hielt er an, um zu wittern wie ein jagender Puma. Aus dem Fenster in der Giebelseite spuckte mit monotoner Gleichmäßigkeit ein Gewehr Feuer, Rauch und Blei. Bei jedem Aufglühen des Mündungsfeuers wurde das Fensterrechteckt für einen Sekundenbruchteil aus der Dunkelheit gerissen.
Dexter vermutete Harrison an diesem Fenster. Er hatte das Gewehr zurückgelassen. Sein Colt steckte im Holster. Vorsichtig bewegte er sich weiter. Über ihm harkten Geschosse in die Wand. Querschläger quarrten grässlich. Der Lärm war ohrenbetäubend und nervenzermürbend. Der ätzende Geruch von verbranntem Pulver lag in der Luft und der Nachtwind vermochte ihn nicht zu vertreiben.
Der Vormann hatte keine Angst, von den Kugeln seiner Begleiter getroffen zu werden. Er hatte dem Sheriff seinen Plan unterbreitet, und dann ging es von Mund zu Mund, dass sich Dexter Einlass ins Haus verschaffen wollte und dass sie ihre Kugeln so platzieren sollten, dass er auf keinen Fall gefährdet war. Also klatschten die Bleistücke hoch über ihm in die Hauswand und gefährdeten ihn nicht. Und sie erzielten den Effekt, den sie erreichen sollten: Tex Dooley und Slim Winslow hatten nur Augen für die Mündungslichter, die zwischen den Gebäuden oder hinter irgendwelchen Deckungen lohten.
Der Sheriff war auf Flint Dexters Vorschlag eingegangen, denn er wollte dem sinnlosen Kampf ein Ende bereiten. Er hatte dem Vormann das Versprechen abgenommen, nur zu schießen, wenn es sich nicht umgehen ließ – nur wenn Harrison nicht Vernunft annehmen sollte und es die Notwehrsituation erforderte.
Dexter hatte keine Skrupel, es dem Sheriff in die Hand zu versprechen. In Wirklichkeit aber wollte er nur töten. Er erreichte die Tür, richtete sich vorsichtig auf, seine Hand ertastete den Türknopf. Er drehte ihn. Langsam schwand die Tür nach innen auf. Dexter stand in dem engen, stockfinsteren Flur, der die beiden Wohnräume voneinander trennte. In dem Raum rechterhand befand sich der Schütze, den der Vormann für Harrison McQuinn hielt.
Dexter wartete, bis sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Er konnte den Eingang zu dem Raum ausmachen. Seine Hand legte sich auf die Türklinke. Krachend flog die Tür auf.
Als Tex Dooley die Gefahr erkannte und die Sekunde, die zwischen Erkennen und Begreifen liegt, überwunden hatte, war es für ihn zu spät. Der Mann auf der Schwelle schoss in rasender Folge. Der Oldtimer, der noch halb herumgewirbelt war, spürte die Einschläge in seinem Körper, ächzte und taumelte. Krampfhaft versuchte er, die Winchester abzudrücken. Aber aus seinem Körper floh bereits das Leben. Seine Waffe fiel zu Boden. Wie durch Nebel nahm Dooley den großen Mann in der Tür wahr, dunkel und drohend. Und dann hauchte Tex Dooley sein Leben aus. Er sank zu Boden, streckte sich, seine Gestalt erschlaffte.
Flint Dexter ließ die Hand mit dem Colt sinken. Mitleidlos und ohne jede Regung starrte er auf die reglose Gestalt am Boden. Dann stieg er über den Toten hinweg und trat neben das Fenster. Er brüllte: „Aufhören! Ich habe McQuinn. Der Narr schoss auf mich. Nun, es ist nicht zu ändern.“
Der Lärm riss ab. Nur noch vereinzelte Schüsse fielen. Und schließlich schwiegen die Waffen. Dexter riss ein Streichholz an. Vager Lichtschein breitete sich aus und geisterhafte Reflexe zuckten über den Mann am Boden hinweg.
Flint Dexter durchrann es wie ein Stromstoß. Unwillkürlich entfuhr ihm ein lästerlicher Fluch. „Gottverdammt!“
Er sah nur die grauen Haare und wusste, dass er einen von Harrisons Cowboys erschossen hatte. Draußen