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das in jeder Hinsicht. Die Fassade bröckelte, und die Videokamera über der Tür hatte eine zersprungene Linse.

      Mister McKee drückte ein gutes Dutzend Klingelknöpfe.

      Ein Surren ertönte.

      Die Tür ließ sich öffnen. Mister McKee stürmte zu den Aufzügen.

      Auch sie wurden eigentlich von Videokameras überwacht.

      Jemand hatte die Kabel herausgerissen. Sicherheitspersonal schien es in Nummer 234 nicht zu geben. Man verließ sich auf die Videokameras, die so etwas wie eine Illusion von Sicherheit erzeugten.

      Einer der Aufzüge öffnete sich.

      Ein Mann in einer dunkelbraunen Jacke trat heraus. Über der Schulter trug er eine längliche Tasche, wie man sie für Golfschläger verwendete.

      Mister McKee hielt ihm seinen Ausweis unter die Nase.

      "FBI! Bitte öffnen Sie die Tasche!"

      Der Mann war etwas verdutzt, gehorchte dann aber. Sehr vorsichtig öffnete er das langgezogene Futteral. Es enthielt tatsächlich Golf-Schläger.

      "Verzeihen Sie", sagte Mister McKee.

      "Schon gut, was ist denn los, Agent?"

      "Wo wohnen Sie?"

      "Dritter Stock."

      "Sind Sie gerade jemandem begegnet?"

      "Nein. Ich wohne in Apartment C23, bin durch die Tür und dann zum Aufzug gegangen."

      "Niemand da?"

      "Nein."

      "Gibt es einen zweiten Ausgang?"

      "Ja, aber der ist abgeschlossen, da kommen Sie nicht so einfach durch - es sei denn, Sie wohnen hier und haben einen Schlüssel..."

      "Danke."

      Indessen heulten Sirenen durch die Straße. Das waren die Kollegen der City Police.

      Die Aufzugtür bewegte sich. Ehe sie sich schließen konnte, stellte Mister McKee den Fuß dazwischen. In einem der oberen Stockwerke hatte jemand den Aufzug aktiviert. Aber solange die Sensoren der Schiebetür einen Widerstand registrierten, verhinderte die Sicherheitsschaltung, dass der Lift benutzt werden konnte. Mister McKee zog seinen Mantel aus, rollte ihn zu einem Bündel und legte ihn so auf den Boden, dass sich die Tür nicht schließen konnte.

      "Rühren Sie das nicht an!", wies Mister McKee den Mann in der braunen Jacke an. Seine Stimme hatte einen autoritätsgewohnten Klang, der keinen Widerspruch duldete.

      "Gehen Sie hinaus zu den NYPD-Leuten und sagen Sie Ihnen, dass sie das Haus umstellen sollen!"

      Der Mann stand wie erstarrt da.

      "Na los!", forderte Mister McKee nachdrücklich. "Worauf warten Sie noch?"

      Der Mann in der braunen Jacke setzte sich zögernd in Bewegung.

      Mister McKee ging indessen vorsichtig die Treppe hinauf.

      Nachdem der Aufzug funktionsunfähig war, gab es nur diesen Weg hinunter. Das hatte er gewollt.

      Mister McKee nahm die SIG in beide Hände.

      Normalerweise residierte er in seinem Büro an der Federal Plaza und koordinierte die Einsätze des FBI-Field Office von New York. Ein Schreibtischjob. Aber wenn er auch nicht so im Training war, wie die aktiven Special Agents im Außendienst, so hatte er doch nichts verlernt.

      Er arbeitete sich bis zum ersten Treppenabsatz vor. Den Lauf der SIG ließ er herumschnellen, riss ihn empor.

      Es war niemand zu sehen.

      Mit großen Schritten ging er weiter hinauf, immer zwei, drei Stufen auf einmal.

      Er erreichte das erste Obergeschoss, warf einen Blick den Flur entlang. Niemand zu sehen. Vielleicht war der Killer auch längst weg, geflohen über eine der Feuertreppen auf der anderen Seite des Hauses.

      Mister McKee kehrte ins Treppenhaus zurück, erreichte das nächste Stockwerk. Auch hier: nichts!

      Die meisten Mieter waren um diese Zeit nicht zu Hause.

      Als er das nächste Geschoss erreichte, schlich er besonders vorsichtig den Flur entlang. In diesem Stock glaubte er das Gewehr des Killers gesehen zu haben.

      Der Grundriss unterschied sich von dem der unteren Stockwerke.

      Der Flur machte eine Biegung.

      Dann führte er direkt an einer Reihe von Fenstern entlang.

      Eines der Fenster war ein Stück hochgeschoben...

      Kein Zweifel, von hier aus hatte der Schütze auf ihn gefeuert. Vorsichtig näherte sich Mister McKee der Stelle.

      Auf dem Boden lagen mehrere Patronenhülsen.

      Achtlos hatte der Killer sie zurückgelassen.

      Entweder bedeutete das, dass er in seinem mörderischen Job ein blutiger Anfänger war, oder...

      ...es war Absicht!, dachte Mister McKee. Der Killer will, dass ich genau das hier zu sehen bekomme!

      Mister McKees in so vielen Dienstjahren gewachsener Instinkt für Gefahren meldete sich.

      Sein Handy schrillte.

      Mit der Linken griff er in die Innentasche seines Jacketts und holte den Apparat hervor.

      "Ja?", meldete er sich.

      Die Stimme, die er dann vernahm, war kaum mehr als ein flüsterndes Krächzen. "Ich weiß genau, wo Sie sind, Jonathan D. McKee... Ich weiß alles über Sie. Ihre Gewohnheiten, Ihre Vorlieben, Ihre Schwächen...." Ein Kichern folgte. "Jeden Augenblick könnte ich Sie töten - ohne, dass Sie auch nur das geringste dagegen unternehmen könnten!""

      "Wer sind Sie?", fragte Mister McKee ruhig.

      Die Stimme klang jetzt dumpf und verfremdet.

      Das höhnische Lachen überforderte den Lautsprecher des Handy. Alles, was zu hören war, war ein durchdringender, klirrender Laut.

      "Haben Sie Angst, Mister McKee?", fragte die unheimliche Stimme dann. "Schmecken Sie die Nähe des Todes? Er sitzt Ihnen wie ein ewiger Verfolger im Nacken. Sie können nichts dagegen tun. Irgendwann werde ich zuschlagen. Vielleicht in einer Sekunde - vielleicht erst in einem Jahr oder niemals."

      "Sie haben vor kurzem meinen Wagen in die Luft gejagt", stellte Mister McKee fest.

      Der Unbekannte schwieg.

      Mister McKee ging einen Schritt weiter.

      "Sie müssen mich sehr hassen", stellte er kühl fest. Seine eigenen Emotionen verbarg er fast völlig.

      "Oh, ja, das tue ich..."

      "Was habe ich Ihnen getan?"

      "Sie werden schon noch darauf kommen, Mister McKee... Aber zuvor werde ich Sie durch die Hölle der Ungewissheit und der Todesangst schicken... Eine Reise, die Sie sich redlich verdient haben..."

      Mister McKee hatte das Fenster beinahe erreicht.

      An der Fensterscheibe war deutlich sichtbar der Schweißabdruck einer ganzen Hand zu sehen. Zierlich und langfingrig, wie die Hand eines Pianisten. Eine Spur, so deutlich, dass sie der Traum jedes Erkennungsdienstlers war...

      Zu deutlich...

      Eine Sekunde später brach die Hölle los.

      2

      Als Milo und ich die Seitenstraße in Upper Manhattan erreichten, hörten wir den Knall einer gewaltigen Detonation. Ich fuhr den Sportwagen, den mir die Fahrbereitschaft des FBI zur Verfügung stellte schräg auf den Bürgersteig.

      Unser Kollege Orry Medina traf einen Augenblick

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