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      Nena Muck

      For that Moment

       falling feels like flying

       Roman

      © 2020 Nena Muck

      Verlag & Druck: tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg

      Buchcoverdesign: Sarah Buhr / unter Verwendung von Bildmaterial von popovartem.com / shutterstock

      ISBN

      Paperback: 978-3-347-01461-9

      e-Book: 978-3-347-01463-3

      Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

       Für Mama Petra und Christoph,

       die mir selbst im freien Fall noch das Gefühl geben, dass ich fliegen kann.

      Playlist

      Joseph Arthur – Honey and the moon

      Billie Eilish – Listen before I go

      Lewis Capaldi – Someone you loved

      Alec Benjamin – Let me down slowly

      Ross Copperman – Hunger

      Florence and the machine – Shake it out

      Ingrid Michaelson – Light me up

      Laure – Fire Breather

      Billie Eilish – lovely

      Sara Bareilles – Breath again

      Mr. Probz – Nothing really matters

      Ed Sheeran – Photograph

      Lou Barlow – Legendary

      Grace feat G-Eazy – You don’t own me

      Calvin Harris – Close to you

      Sia – Helium

      Billie Eilish – everything I wanted

       Kapitel 1

      Es ist 5: 10 Uhr. Gleich müsste der Wecker von Daniel klingeln.

      Ich liege schon die halbe Nacht wach und zähle die Minuten, die in einer quälend langsamen Geschwindigkeit vergehen.

      Der Wecker, der die Uhrzeit an die Zimmerdecke projiziert, bestätigt die Tatsache, dass die Zeit mich verhöhnt.

      Ich kann mich nicht erinnern, wann ich die letzte Nacht durchgeschlafen habe. In dem vergangenen Jahr sicher nicht einmal.

      Meine Gedanken haben sich zu einem undurchdringlichen Dschungel aus ›Was wäre wenn‹ und ›Wieso ich‹ entwickelt.

      Sie haben schon immer Überstunden gemacht, aber nun werden sie von Angst und Kummer beherrscht.

      Laut den rot leuchtenden Zahlen an der Wand ist es 5: 19 Uhr.

      In einer Minute ertönt das grauenvolle Geräusch des Weckers nebenan. Und obwohl ich es weiß, nervt es mich unsäglich, als er beginnt zu klingeln.

      Kurze Zeit später höre ich, wie Daniel im Bad fröhlich zu einem dieser immer gleich klingenden Popsongs aus dem Radio mitsummt, während ich die irisierenden Zahlen an der Decke anstarre.

      Wie kann man, nachdem man um so eine Uhrzeit geweckt wurde, so gut gelaunt sein?

      Das werde ich nie verstehen! Auch vor alledem war ich, nachdem mich das entsetzliche Geräusch des Weckers aus dem Schlaf zerrte, eher der Typ, der auf der Bettkante noch stundenlang ins Leere starrte.

      Nachdem ich höre, wie die Haustür hinter ihm ins Schloss fällt, werfe ich noch einen letzten Blick zur Uhr, bevor ich mich im Zeitlupentempo aus dem Bett rolle.

      Es ist 5: 50 Uhr, als ich mich ins Badezimmer schleppe und in Gedanken meine Liste mit den Dingen, die ich für heute geplant habe, durchgehe.

      Die Sonne strahlt schon jetzt unerträglich hell, es scheint ein wunderschöner Sommertag zu werden.

      Ich drehe die Dusche auf und lasse das warme Wasser über meinen Kopf und meinen Rücken prasseln, während ich die Stirn an die kalten Kacheln lehne.

      Nach der Dusche hülle ich mich und meine Haare in ein Handtuch ein und gehe zur Küche. Wir haben eine geräumige Dreizimmerwohnung. Die Küche und das Bad sind etwas kleiner als das Wohn-und die beiden Schlafzimmer.

      Bevor Daniel zu mir gezogen und wir eine WG gegründet haben, habe ich mit meinem Freund hier gelebt und Daniels jetziges Schlafzimmer war immer als Kinderzimmer vorgesehen.

      Bei dem Gedanken zieht sich mein Magen schmerzhaft zusammen.

      Ich verteile halbherzig etwas Marmelade auf meinem Toast und gieße das kochende Wasser in meine Tasse, in der ein Früchteteebeutel hängt.

      Nach dem trostlosen Frühstück föhne ich mir mein schon fast getrocknetes Haar.

      Es ist von Natur aus brünett, hat eine leichte Welle und geht mir bis zur Brust. Ich drehe es mir unachtsam zu einem lockeren Knoten, bevor ich mir halbherzig das Gesicht eincreme.

      Danach greife ich zu meinem übergroßen Sweatshirt und ziehe es mir über den Kopf, was meine ohnehin schludrige Frisur noch mehr zerstört.

      Aber das ist mir egal! Dazu ein paar Leggins und fertig.

      Bevor ich zur Tür hinausgehe, fällt ein letzter Blick, wie von selbst, auf die Frau im Spiegel.

      Eine Angewohnheit, die man nur schwer ablegen kann.

      Leider erkenne ich die Frau, die mich dort anblickt, nicht.

      Sie sieht mir schon lang nicht mehr ähnlich.

      Sie hat aschfahle Haut und dunkle Ringe unter ihren Augen.

      Ihre Augenbrauen und Haare wachsen unkontrolliert, während sie in dem überdimensionalen Pullover beinahe verschwindet.

      Aber genau das ist meine Absicht.

      Ich greife nach meiner Tasche und zusammen mit dem Autoschlüssel in der Hand schließe ich die Tür.

      »Guten Morgen Emmi, wo willst du denn so früh hin?«, reißt mich eine Stimme aus meinen Gedanken. Es ist eine unserer Nachbarinnen, Mrs. Jones.

      Sie ist eine wirklich nette Frau! Sie zeigt immer ein reges Interesse an den Menschen in ihrer Umgebung, obwohl man in ihrem Fall das Wort Interesse wohl mit dem Wort Neugier austauschen sollte.

      »Ich muss ein paar Besorgungen machen.«, antworte ich knapp und der Blick von ihr ist mir sehr vertraut! Meist ist er der Vorläufer der Frage:

      »Und wie geht es dir?«

      Es ist eine Frage, die ich in den vergangenen Monaten so oft gehört habe, dass sie keinerlei Bedeutung mehr für mich hat. Also quittiere ich sie mit derselben bedeutungslosen Antwort.

      »Mir geht es gut. Danke.«

      Wenn die meisten Leute dich danach fragen, wie es dir geht, wollen sie die ehrliche Antwort gar nicht hören.

      Sie lächelt selbstzufrieden.

      »Das ist schön. Dann will ich dich nicht länger aufhalten. Bestell liebe Grüße.«

      Den letzten Satz ruft sie schon halb im Gehen über ihre Schulter.

      »Mach ich.«, antworte ich und bin mir sicher, dass sie es nicht mal mehr gehört hat.

      Ich sehe ihr nach und frage mich, wie so oft, ob ich wirklich noch hierher gehöre?!

      Dann atme ich tief durch und steige in mein Auto.

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