Скачать книгу

ich nach den Grund der Trennung fragen?“

      „Nun, Lisa führte ein…“ er zögerte bevor er fortfuhr „ein unstetes Leben. Sie ist…sie war um einiges jünger als ich und hatte viele Bekanntschaften, wenn Sie verstehen, was ich meine. Es ging einfach nicht mehr. Und so haben wir uns räumlich getrennt. Jeder lebte sein eigenes Leben. Die einzige Einschränkung, auf der ich bestanden habe, war, dass sie keinen ihrer Liebhaber mit in unser Haus bringen soll.“

      „Wie lange sind sie schon getrennt?“

      „Fast genau zwei Jahre lang“.

      „Und wo waren Sie am vergangenen Samstag, zwischen Mittag und Abend?“

      Ein ungläubiger Blick traf Jan. „Wollen Sie mir unterstellen…?

      „Ich unterstelle gar nichts, aber ich muss Sie das fragen.“

      „Ich habe erst einmal lange geschlafen, und gegen halb elf bin ich mit dem Motorrad nach Jever gefahren. Ein Arbeitskollege ist mit mir gefahren. Wir haben dort ein paar Freunde getroffen, alles Motorradfans. Abends haben wir dann in einem Gartenlokal gegessen und gegen 21 Uhr bin ich zurück gefahren. Die Namen der anderen Männer kann ich Ihnen gerne geben.“

      Jan nickte, schob dem Mann einen Block zu und reichte ihm einen Kuli.

      Nachdem Herr Neumann fünf Namen und Telefon-Nummern aufgeschrieben hatte, fragte er: „Wie ist das jetzt mit der Beerdigung?“

      „Sie können einen Bestatter beauftragen“ sage Jan. „Von unserer Seite steht dem nichts im Wege.“

      Der Mann nickte und verließ das Büro.

      Jan griff zum Telefon und wählte die Nummer, die Rena ihm am Vorabend ausgehändigt hatte. Nach längerem Klingeln meldete sich eine mürrische Stimme: „Eis und Feuer, was gibt’s?“

      „Wie ist Ihre Anschrift?“

      „Schau ins Telefonbuch, du Pfeife.“ Dann wurde aufgelegt.

      Jan suchte im Computer nach dem entsprechenden Eintrag und fand die Adresse in Hamburg sofort. Es gab nur ein Lokal mit diesem Namen.

      Eine halbe Stunde später stand er vor dem Restaurant. Es war ein Eissalon mit Grillrestaurant. Unscheinbar von der Straßenseite her, hatte es im hinteren Teil eine riesige Terrasse, die zu dieser noch frühen Stunde bereits gut gefüllt war. Jan suchte sich seinen Weg zum Tresen im Inneren und sah sich einem vierschrötigen Mann gegenüber, dessen gutmütiges Kindergesicht nicht zu der Figur passen wollte. Er ließ seinen Blick weiter schweifen und sah an der Theke ein Handy in einem Kasten liegen, der offenbar von einem Hobbybastler so gestaltet worden war, dass man zwar telefonieren, das Gerät aber nicht entwenden konnte. Er wählte die Nummer, die er bereits vom Büro aus angewählt hatte, und richtig: das Telefon schellte. Bevor der Mann hinter der Theke reagieren konnte, hatte Jan wieder aufgelegt, ging zum Tresen und sagte:

      „Ich bin die Pfeife, die vorhin hier angerufen hat.“ Dabei zückte er seinen Dienstausweis. Der Barkeeper bekam große Augen. „Konnte ich ja nicht wissen“ sagte er kleinlaut.

      Jan grinste ihn an: „Wenn Sie mir ein paar Fragen beantworten, vergessen wir die Angelegenheit.“

      „Was wollen Sie wissen?“

      Jan reichte ihm das Foto von Marion Berkhof über den Tisch. „Kennen Sie diese Frau?“

      Der Keeper schüttelte den Kopf. „Nicht, dass ich wüsste.“

      Auch das Bild von Lisa betrachtete er genau und schüttelte den Kopf. Dann sagte er: „Wenn es nachmittags und abends richtig voll ist, stehe ich nur hinter dem Tresen. Wenn also jemand draußen sitzt, bekomme ich ihn gar nicht zu Gesicht.“

      „Und Ihre Kellner, könnte ich die fragen?“

      „Die Sache ist die, wir beschäftigen ein Heer von Studenten auf Stundenbasis. Die bekommen, wenn Ihre Schicht um ist, ihren Lohn. Manche waren nur ein oder zweimal hier, andere kommen öfter. Aber wer wann hier war, kann ich Ihnen beim besten Willen nicht sagen. Die, die regelmäßig kommen, haben Karten, die der Kalle, der die Oberaufsicht über die Kellner hat, abzeichnet, damit die Studenten ihr Geld bekommen. Aber der Kalle kümmert sich nur ums Geschäft, Einkauf, Löhne und so. Der hat nichts mit dem Publikum am Hut.“

      „Ok, andere Frage: Wer benutzt dieses Telefon?“

      „Das ist das Kundentelefon. Jeder, der ein Taxi braucht oder bei der Braut Schönwetter machen muss, weil er versackt ist, kann damit telefonieren. Deswegen ist es diebstahlfest verpackt.“

      Wird hier auch schon mal angerufen?“

      „Eher selten. Hat sich wohl rumgesprochen, dass ich nicht ne Durchsage machen kann, wenn jemand gesucht wird.“

      „Und die dunkelhaarige Frau hat hier vor 3 oder 4 Tagen sicher nicht telefoniert?“

      „Ne, zumindest nicht während ich hier war…und ich bin fast immer hier.“

      „Dann brauche ich einen Verbindungsnachweis über alle Gespräche, die in den letzten Tagen von hier aus geführt wurden oder hier eingegangen sind.“

      „Das sagen Sie am besten dem Kalle. Durch die Tür, die Treppe hoch, gleich die erste Tür ist sein Büro.“

      „Kalle“ der sich als Karl Milinski vorstellte, hatte keinerlei Einwände und Jan veranlasste das Nötige.

      Da er schon einmal unterwegs war, besuchte er den Eissalon von „Doro“. Kai hatte nicht vergessen zu erwähnen, dass Marion Berkhof von dieser Frau gesprochen hatte.

      Das kleine Eiscafé machte einen gemütlichen Eindruck und schien vorwiegend von der Laufkundschaft zu leben. Hinter der Theke standen zwei Frauen, und im hinteren Bereich arbeitete ein Mann an der Eismaschine.

      Jan wies sich aus und fragte, wer „Doro“ sei. Die jüngere der beiden Frauen, die sich als Besitzerin des Eissalons zu erkennen gab, fragte nach seinem Begehr.

      „Kennen Sie Marion Berkhof?“

      „Ja, sie kommt öfter auf ein Eis vorbei. Wohnt hier in der Nähe, wo genau weiß ich nicht, aber ich glaube die Straße runter und dann die zweite links.“

      „Wissen Sie, wann sie zuletzt hier war?“

      „Es war Dienstag oder Mittwoch. Sie hat erzählt, dass ihre Tochter zu Besuch kommt und mich gefragt, wo man preiswert ausgefallene Sachen finden kann. Aber warum fragen Sie mich das alles? Fragen Sie sie doch selbst.“

      „Das ist leider nicht möglich.“

      „Oh mein Gott, es ist ihr doch wohl nichts passiert?“

      „Wir wissen es nicht. Sie ist verschwunden!“ „Aber bestimmt nicht freiwillig. Sie hat sich so auf den Besuch ihrer Tochter gefreut, da wäre sie niemals weggegangen.“

      „Ja, vielen Dank für Ihre Auskünfte. Schönen Tag noch.“

      In seinem Büro listete Jan die Fragen auf, die sich aus den Fakten ergaben:

      Wo war Lisa Neumann verunglückt?

      Der Pathologe war von einem Unfall ausgegangen, da keine Abwehrverletzungen erkennbar waren, der Blutalkoholgehalt 1,8 %o betrug und weitere Substanzen im Blut festgestellt worden waren, die auf den Konsum von Drogen hinwiesen.

      Wurde sie nach dem Unfall ins Wasser geworfen oder fiel sie selbst hinein?

      Mit wem war sie vor dem Unfall zusammen gewesen?

      Der Pathologe hatte Spuren von kürzlich vollzogenem Geschlechtsverkehr festgestellt, auch hier keine Gewaltanwendung. Allerdings auch kein Sperma, also einvernehmlich mit Kondom.

      Warum hatte oder hatten sich die Person(en), mit denen sie zuletzt zusammen war, nicht gemeldet?

      Auf das Bild und den Zeitungsartikel hatte lediglich der Ehemann reagiert.

      Und stand der Tod von Lisa Neumann in einem Zusammenhang mit dem Verschwinden von Marion Berkhof?

      Und

Скачать книгу