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glitzerten graue Augen.

      Ein kurzer Ruck am Zügel, und der Rappe blieb stehen.

      Die anderen Reiter holten auf, und nun war auch zu sehen, dass sich eine Frau unter ihnen befand. Sie saß locker im Sattel. Sie trug Männerhosen von undefinierbarer Farbe. Die ehemals weiße Bluse wies unter den Achselhöhlen große Schweißflecken auf.

      Dass die Frau verdammt anziehend war, konnte auch die Staubschicht nicht verbergen, die wie Puder ihre olivfarbene Haut bedeckte.

      Ebenso wie Saltillo, er war der Mann auf dem Rapphengst, hatte Layla Sheen nur eins im Sinn: zusammen mit einigen treuen Vaqueros der Hazienda mussten sie den Beweis erbringen, dass Dr. Miguel Gomez ein durchtriebener Verbrecher war.

      Denn nur wenn es ihnen gelang, den Advokaten aus El Paso als Drahtzieher eines schwunghaften Mädchenhandels zwischen Mexiko und Texas zu überführen, würde Saltillo seine Hazienda als rechtmäßigen Besitz zurückerhalten.

      In Carrizal war es Saltillo immerhin gelungen, das Tagebuch des Rebellen-Generals Santamara an sich zu bringen. Die darin enthaltenen, wenngleich verschlüsselten, Aufzeichnungen sollten ihm den Weg zur Rehabilitierung ebnen.

      Tortilla-Buck Mercer schloss zu Saltillo auf. Mit einem Teil der Mannschaft hatte sich der bullige Vormann noch in Carrizal dem Haziendero und seinen Begleitern angeschlossen.

      Und dort hatte Saltillo kurz vor dem Abritt einen Hinweis bekommen, dass Gomez‘ Mädchenfänger nach wie vor ihrem schmutzigen Geschäft nachgingen; vermutlich derzeit in Sueco.

      »Verdammt trockene Gegend hier herum«, knurrte Tortilla-Buck nun missbilligend und fuhr sich mit der Zunge über die aufgesprungenen Lippen.

      »Du hast wie so häufig recht«, antwortete Saltillo schmunzelnd, während er das Tuch von Mund und Nase nahm. Seine asketischen Züge wurden sichtbar, von einem freundlichen Lächeln in ihrer Härte gemildert. »Lange kann‘s nicht mehr dauern, bis wir Sueco erreichen.«

      »Bestimmt nicht«, stimmte Buck Mercer zu und kratzte sich in seinen Bartstoppeln, die einem blonden Kaktus verzweifelt ähnelten. »Vielleicht noch fünf Stunden. Wir sind gut vorangekommen. Am Ende des Trockentals wagt sich dieser hinterlistige Creek wieder ins Freie. Und da liegt dann auch das Dorf. Du glaubst, wir kommen zu spät?«

      Saltillo zuckte mit den Schultern.

      »Mal noch einmal den Teufel an die Wand, und ich hau sie dir samt seinem Gemälde um die Ohren.«

      Tortilla-Buck ignorierte die Warnung.

      »Hörst du das Knurren in meinem Magen?«, lenkte er ab. »Es ist Mittag, meldet er. Und wir sollen ‘ne Pause einlegen und nachsehen, was vom Proviant übrig ist. Wäre doch zu schade, wenn das Zeug verrottet.«

      »Dein Magen ist ganz in Ordnung«, ging Saltillo auf das Geplänkel ein. »Er knurrt immer. Schlimm wird‘s erst, wenn er‘s mal nicht mehr tut. Denn dann hast du dich zu deinen Ahnen versammelt, Compañero. Also lass ihn knurren.«

      Inzwischen waren auch die Vaqueros aufgerückt. Sie saßen in ihren Sätteln und hatten die Blicke auf den Patron gerichtet.

      Da war Mateo mit dem pockennarbigen Gesicht. Noch nie hatte ihn jemand lachen sehen. Neben ihm hielt der einäugige Alonso mit seiner schwarzen Augenklappe, ein hagerer, sonnenverbrannter Mann.

      El Toro hieß eigentlich Pedro, doch keiner nannte den Riesen so, der Fäuste von den Ausmaßen eines Männerkopfes besaß. Damit ersparte El Toro der Hazienda eine Ramme.

      Paco Perez war klein und krummbeinig. Wieselflink huschten die Augen des Kochs dem »Busenfreund« von Buck Mercer. Die beiden stritten sich bei jeder Gelegenheit. Doch wenn‘s drauf ankam, gingen sie füreinander durchs Feuer.

      Die kleine Mannschaft wurde von Modesto, dem Messerwerfer, und von Joaquin, dem Fährtenleser, komplettiert – und natürlich von Antonio mit seiner Gitarre, dem Benjamin unter den Vaqueros.

      Schließlich hatte es sich auch Ramon Ruidosa, der eisgraue Mayordomo, nicht nehmen lassen, Saltillo zu begleiten. Der Haziendero sah in Ramon so etwas wie einen väterlichen Berater.

      Die Gefährten waren von den Strapazen der letzten Tage gezeichnet. Dennoch verrieten die Mienen auch den Willen zum bedingungslosen Durchhalten. Es waren gute und ehrliche Gesichter.

      Saltillo räusperte sich.

      »Buck meint, dass wir gegen Abend in Sueco sind«, sagte er. »Eine knappe Meile davor gibt‘s ein Wasserloch. Dort werden wir das Camp aufbauen und eine Nacht Augenpflege betreiben. Abgekämpft, wie wir jetzt sind, möchte ich nicht auf Banditen stoßen. Außerdem wissen wir nicht, mit wie vielen Gegnern wir‘s zu tun bekommen.«

      4

      Die Leute von Sueco hätten sich wohl auch für den Rest des Tages in ihren Häusern verkrochen, wenn Sarto Singal nicht auf die Plaza getreten wäre und ein paar Schüsse in die Luft abgefeuert hätte.

      »Kommt raus aus euren Löchern, ihr Ratten! Ihr habt nichts zu befürchten, solange ihr tut, was verlangt wird. Oder sollen wir euren Wirt vielleicht selbst unter die Erde bringen? Es war Notwehr, Leute. Luis Ottero hätte nicht so geldgierig sein dürfen. – So, und jetzt brauch ich ein paar Männer. Es ist verdammt zu heiß, ‘nen Leichnam rumliegen zu lassen.«

      Zögernd zeigten sich die ersten Gesichter in den Türöffnungen der gekalkten Adobe-Häuser. Furcht war in sie eingekerbt, zugleich Schicksalsergebenheit. Diese Menschen hatten es verlernt, sich zur Wehr zu setzen. Sie beugten sich der Gewalt seit Generationen. Männer wie Luis Ottero bildeten die Ausnahme.

      Drei oder vier Peons, allesamt Mestizen, kamen der barschen Aufforderung mit stumpfen Augen nach. Sie schleppten die Leiche Luis Otteros auf den Hof hinter dem Haus und wichen ängstlich dem Gefährt aus, das die Hälfte des gesamten Platzes einnahm. Das Tor zur Seitenstraße stand weit offen.

      Die Pistoleros von Sarto Singal verfolgten argwöhnisch jeden Schritt und jede Handbewegung, aber da gab es keinen Widerstand mehr zu brechen.

      Der Leichnam des Wirtes wurde in Lumpen gehüllt, die einer der Peons aus einem halbverfallenen Schuppen kramte.

      Inzwischen blieb der Anführer der Mädchenhändler nicht untätig. Er sorgte dafür, dass die Bewohner des Dorfes auf der Plaza zusammenkamen.

      Um diese Jahreszeit lebten nicht viele Menschen in Sueco. Die jüngeren Männer und ihre Frauen waren in den Süden gezogen, wo das Land fruchtbarer war und es auf den Plantagen der Großgrundbesitzer ein paar Pesos zu verdienen gab, denn der eigene Boden war verdorrt. Die Dürreperiode hatte sie an den Rand des Hungertodes getrieben.

      Doch Sarto Singal hatte keinen Blick für das Elend, das ihn umgab.

      Er marschierte die Reihen der verbliebenen Männer und Frauen ab, drückte manchmal einem Mädchen mit dem Revolverlauf das Kinn hoch, um das Gesicht besser betrachten zu können. Als er am Ende der armseligen Reihe angekommen war, stieß er einen Fluch aus.

      »Das gibt‘s doch nicht!«, empörte er sich. »Kein einziges Gör in diesem Kaff, bei dem es sich lohnt, es aufzupäppeln? Lauter schlecht gewachsene, knochige Ziegen. Aber ich warne euch, Leute! Ihr werdet den Tag eurer Geburt verdammen, wenn ihr noch Mädchen versteckt habt. Ich zahle einen guten Preis, doch dafür verlange ich einwandfreie Ware.«

      Die Leute von Sueco schluckten auch diese Ungeheuerlichkeit. Sie verharrten mit hängenden Köpfen und leeren Mienen.

      Der Mädchenhändler wandte sich ab und schniefte zornig.

      »Wir bleiben noch diese Nacht«, rief er den Pistoleros zu. »Morgen früh ziehen wir weiter. Hier gibt‘s für uns nichts mehr zu holen. Wir haben die falsche Jahreszeit erwischt.«

      5

      Die Reiter näherten sich dem Wasserloch in der kleinen Senke. Die knorrigen Äste einer entlaubten Weißeiche wiesen den Weg.

      Die

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