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lag.

      Leichter hätte er es ihnen gar nicht machen können. Jetzt war die Westmauer nicht mehr einzusehen.

      Saltillo hob den Arm, und die Gefährten schlossen auf. Schließlich pressten sie sich nebeneinander gegen die kühlen Mauersteine.

      »Verdammt lausig bewacht«, flüsterte Buck. »Die müssen sich sehr sicher fühlen.«

      »Vermutlich erwartet Gomez nicht, dass wir schon so bald aufkreuzen«, meinte Saltillo vage. »Vielleicht hat Singal auch das Blaue vom Himmel herunter gelogen.«

      Buck schaute den Freund forschend an und sah, dass Saltillo selbst nicht so recht daran glauben mochte. Er hatte seit ein paar Minuten ein mulmiges Gefühl. Irgend etwas drückte steinhart gegen seine Bauchdecke, und das war kein gutes Zeichen.

      Buck Mercer spürte, wenn irgendwas im Busch war.

      Doch einfach umkehren konnten sie auch nicht.

      Saltillo zog einen Enterhaken aus dem Jutesack, den er sich noch in El Paso besorgt hatte. Damit wurden normalerweise Lastkähne an die Kaimauer gezogen.

      Saltillo hatte den Haken mit einem schwarzen Wolltuch umwickelt, damit der blanke Stahl nicht im Mondlicht blinkte.

      Dann warf er ihn auf die Mauerkrone, wo er sich gleich beim ersten Mal verhakte. Er zog das herabhängende Seil straff. In Abständen von einem knappen Yard war es mit Steigknoten versehen.

      »Es hält«, flüsterte er. »Ich mach den Anfang. Kommt nach, wenn ich das Zeichen gebe.«

      Die Männer nickten schweigend.

      Saltillos Hände packten zu. Geschickt hangelte er sich nach oben. Er brauchte nur Sekunden, dann schwang er sich über die Brüstung und zog den Colt aus der Halfter.

      Flach atmend blieb er eine Zeit lang liegen und versuchte sich zu orientieren.

      So groß waren die Veränderungen gar nicht, die Gomez hatte vornehmen lassen, wenn er einmal von dem neuen Turm absah, der genau gegenüber die Mauer nochmals um ein Stück überragte.

      Von dort musste der Blick in einer mondhellen Nacht weit ins Land reichen. Seltsamerweise war die Plattform nicht besetzt.

      Saltillos Nackenhaare stellten sich auf.

      Endlich entdeckte er den Posten von vorhin. Er lehnte in der Nähe des geschlossenen Tors an der Mauer und schaute genau in die andere Richtung, als wolle er bewusst nicht wahrnehmen, was sich in seinem Rücken tat.

      Von einer Zigarette kräuselte Rauch. Der Glutpunkt an der Spitze leuchtete auf, wenn der Mann daran sog. Die Rifle hatte der Wachtposten neben sich an die Mauer gelehnt.

      Saltillo vergewisserte sich, dass nicht noch weitere Posten auf den Wällen waren, aber nur dumpfes Männerschnarchen erreichte sein Ohr. Es drang aus der Unterkunft der ledigen Vaqueros herüber.

      Da kauerte er behutsam auf allen Vieren und schlich los. Es blieb trotzdem still auf dem Wehrgang, denn in seinen Mokassins ging Saltillo wie auf Samtpfoten. Obendrein verursachte die bleiche Mondscheibe scharfe, tintige Schatten.

      So kam Saltillo schnell und ungehindert vorwärts. Bald stand er nur fünf Schritte vom Posten, entfernt.

      Da knackte es unter seinen Sohlen. Er hatte einen dürren Ast nicht bemerkt.

      Doch der Posten reagierte nicht. Nur die Zigarette schnippte er davon und schaute dem Glutkegel nach, wie er in Funken zerstob.

      Saltillo brauchte nicht hart zuzuschlagen. Der Mann im Poncho ging sofort in die Knie und fiel nach vorn. Sein Oberkörper hing halb über die Brüstung. Saltillo zog den Körper des Mannes zurück, kontrollierte den Puls. Für einen Bewusstlosen ging er ziemlich schnell. Da schlug Saltillo nochmals zu.

      Der Haziendero hastete zurück zu jener Stelle, an der der Enterhaken hing. Er winkte, sondierte gleichzeitig die Lage. Sie hatte sich nicht verändert. Vielleicht war das Schnarchen lauter geworden. Vielleicht hatte der Posten deshalb das Knacken des Zweiges nicht gehört, oder er war einfach in Gedanken versunken gewesen, einen Fehler, den ein Mann nicht begehen durfte, wenn er Wache stand.

      Kurz darauf waren sie wieder vereint.

      Buck sparte sich eine Bemerkung darüber, warum zum Teufel alles so glatt ging. Schließlich durften sie am Ende eines harten Trails auch mal ein wenig Glück haben.

      Über eine massive Sprossenleiter stiegen sie nacheinander in den Patio hinunter.

      Der Springbrunnen vor dem Haupthaus war außer Betrieb. Nur in den Blättern der Platane raunte leise der Wind.

      Saltillo machte daneben die Kanone auf der Stahllafette aus; ein schweres Geschütz, das nur mit Mühe zu transportieren war. Die Mündung vom Durchmesser eines Männerschenkels zeigte genau auf das Tor. Saltillo zweifelte nicht daran, dass die dazugehörigen Kugeln die kräftigen Bohlen leicht durchschlugen.

      »Diese verdammte Ruhe«, flüsterte Buck Mercer nun doch, »ist mir einfach nicht geheuer. Das war ja ein etwas besserer Spaziergang. Wenn die Schnarcher nicht wären, müsste ich denken, die ganze Hazienda ist ausgestorben.«

      »Mir gefällt das auch nicht. Gehen wir zum Haus. Dann sehen wir weiter.«

      Nur El Toro folgte nicht sofort. Er blieb bei dem Monstrum von Kanone stehen und beäugte sie neugierig, fummelte daran herum.

      Der Vaquero hatte die Gruppe noch nicht wieder erreicht, als von der Haupttreppe plötzlich eine brennende Fackel herabwirbelte. Kurz darauf folgte eine zweite.

      Beide landeten in zwei Haufen Dornengestrüpp, und während die Flammen hochschossen, roch es intensiv nach Petroleum.

      Das Schnarchen hatte aufgehört.

      Saltillo und die Männer standen wie auf dem Präsentierteller!

      Aus den schwarzen Fensterhöhlungen krochen glatte, stählerne Schlangen.

      Die Läufe vieler schussbereiter Gewehre!

      26

      Wie auf ein geheimes Kommando gingen auch überall im Haupthaus die Lichter an, breite helle Balken fielen auf das Pflaster des Patio, doch kein Gesicht war zu sehen.

      Gegenwehr war momentan undenkbar, denn sie waren wie Anfänger in eine wohlvorbereitete Falle gestolpert.

      »Werft die Waffen weg!«, befahl irgendwo eine klirrende Stimme. »Noch könnt ihr wählen, ob ihr die Kugeln in Kopf oder Bauch bekommen wollt.«

      Saltillo ließ den Revolver als erster fallen, weil der verborgene Wortführer die Drohung wahrmachen würde. Mit Gewalt war hier nichts mehr zu erreichen. Er konnte nur versuchen, Zeit zu gewinnen.

      Nach und nach folgten die Männer seinem Beispiel und warfen die Waffen seitwärts auf einen Haufen.

      Nur Modesto behielt seine Messer. Doch derzeit waren sie nutzlos.

      Er warf Saltillo einen kurzen fragenden Blick zu, aber der Haziendero schüttelte unmerklich den Kopf. Modesto sollte als möglicher Trumpf in der Hinterhand bleiben.

      »Sehr brav, Hombres«, ließ sich die Stimme wieder vernehmen, und ein kühles Lachen folgte. »Bleibt schön zusammen. Jeder von uns hat einen von euch genau im Visier. – Jefe, wir sind soweit.«

      Das Hauptportal unter dem Arkadengang tat sich auf, und Dr. Miguel Gomez trat heraus, in Siegerpose wie ein dekadenter Tyrann. Er zeigte mit dem Daumen zwar nicht nach unter, aber Saltillo wusste auch so, dass ein Mann wie Gomez kein Erbarmen kannte. Sein teigiges Gesicht zerfloss. Vermutlich lächelte er.

      »Außerordentlich erfreut, Sie auf meinem Anwesen begrüßen zu dürfen, Señor. Offen gestanden, ich hatte nicht damit gerechnet, dass Sie so rasch hier auftauchen würden. Aber wenn Sie nun schon mal hier sind, will ich Sie auch gebührend willkommen heißen. Sie wundern sich, dass wir auf diesen Besuch vorbereitet waren?

      Nun,

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