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wir ihn bestimmt besser«, sagte Charlie.

      »Ja, bestimmt«, sagte Elina. Mit Freunden wie Robin und Charlie an ihrer Seite würde sie das Rätsel um Herrn Schnotters Vergangenheit auch noch lösen!

      Elina schnürte hastig ihre Turnschuhe zu und überprüfte ein letztes Mal, ob sie an alles gedacht hatte. Handy, Schlüssel, Geldbeutel und … na ja, was sollte sie sonst einstecken, wenn sie nicht wusste, wohin es eigentlich ging? Ein magischer Ort. Heute fand sie endlich heraus, was das bedeutete!

      »Bin jetzt mit Charlie und Robin unterwegs!«, rief Elina zum Abschied.

      Am Gartenschuppen wartete sie, bis Charlie aus dem Nachbarhaus kam.

      Sie trug ihre Haare genau wie Elina offen und dazu einen Rock und ein Shirt mit Herzchenmuster. Elina war sich früher in Charlies Gegenwart oft langweilig vorgekommen. Ihre Lieblingskombination aus Shorts, Top und Jeansjacke war eben nichts gegen den Sommerfeld-Glamour. Charlie wirkte wie eine Prinzessin auf dem Weg nach Disneyland. Doch inzwischen hatte Elina gelernt, dass sie, so wie sie war, genau richtig war: nämlich hundertprozentig sie selbst.

      »Auf geht’s!«, sagte Elina beschwingt.

      Sie holten die Fahrräder und radelten los. Die Strecke zum Waldweg war Elina schon Tausende Male gefahren, aber heute flatterte ihr Herz wie ein Kolibri in ihrer Brust. In den vergangenen Tagen hatte sie abends kaum einschlafen können, so voller Vorfreude war sie gewesen. Natürlich war dieser Ausflug heute nicht zum Vergnügen, denn es ging ja darum, dass Robins Pon repariert wurde, dennoch …

      Elina konnte nicht anders: Sie platzte fast vor Neugier!

      Robin saß schon auf der obersten Stufe vor Herrn Schnotters Tür. Mit dem zerzausten Wuschelhaar und zerknautschtem Shirt sah er ziemlich verschlafen aus.

      »Morgen«, sagte Elina und grinste. »Du bist ja mal pünktlich!«

      Charlie und sie schlossen ihre Räder neben dem Haus ab.

      »Pünktlichkeit ist eine Tugend!«, sagte Herr Schnotter, der in diesem Moment heraustrat und Elinas Worte wohl noch gehört hatte. Er scheuchte Tinka zurück ins Haus und schloss die Tür wieder hinter sich.

      »Sie haben sich aber rausgeputzt!«, bemerkte Charlie.

      Charlie hatte recht. Er sah richtig schick aus mit seinem etwas in die Jahre gekommenen braunen Anzug, der blauen Krawatte und dem schwarzen Hut.

      »Papperlapapp«, wehrte Herr Schnotter ab. »Lasst uns losgehen.«

      Elina tauschte einen Blick mit ihren Freunden. Die Nervosität unter ihnen war nun deutlich zu spüren. Nervosität und freudige Erwartung. Wo er sie wohl hinführte?

      Wie bei einer Gänsefamilie marschierte Herr Schnotter voran und sie ihm nach.

      Der Waldweg hatte seinen Namen nicht von irgendwoher, denn die Straße, die aus Belony hinausführte, ging in ein dichtes Waldgebiet über. Zunächst hielten sie sich auf einem Spazierweg, dann schlug Herr Schnotter wie selbstverständlich einen Trampelpfad ein, der recht holprig war.

      Charlie, Robin und Elina sahen einander an. Was wollte er hier draußen?

      »Herr Schnotter, sind wir …«, setzte Elina an, aber er unterbrach sie.

      »Wir sind richtig. Noch ein bisschen. Ihr werdet ihn gleich sehen.«

      Mit ihn war ein Tunnel gemeint. Elina sah ihn bereits von Weitem. Zwischen jeder Menge Grün klaffte er dunkel und unheimlich wie ein Wurmloch, das alles Licht verschluckte. Vermutlich waren hier vor Urzeiten mal Eisenbahnen langgefahren, denn Überreste von Schienen blitzten zwischen Grashalmen hervor.

      Herr Schnotter bedeutete ihnen, vor dem Eingang stehen zu bleiben, und drehte sich zu ihnen um. »Bevor wir weiterziehen, müsst ihr mir etwas versprechen.«

      Elina schluckte schwer. »Da sollen wir doch nicht etwa reingehen?«

      »Sie wollen uns doch nicht dadrin abmurksen, oder?«, fragte Charlie. »Das wäre ja wie in einem schlechten Gruselfilm, wo die Figuren direkt in ihr Unglück rennen.«

      »Der einzige Murks, der hier passiert, kommt aus deinem Mund«, sagte Herr Schnotter und schüttelte erheitert den Kopf. »Lasst es mich erklären: Es gibt bestimmte Orte auf der Welt, die für uns Süßigkeitenwerker wichtig sind, wie zum Beispiel das Museum der Zuckerkünste. Diese Orte sind stets durch Magie verborgen und geschützt, denn wie ihr wisst, ist den Zuckermeistern Geheimhaltung sehr wichtig. Das Museum darf als Hauptsitz des Conciliums nicht von jedem betreten werden. Aber es gibt andere magische Orte, die wir Süßigkeitenwerker jederzeit besuchen dürfen.«

      Elina bekam bei den Worten des alten Herrn eine Gänsehaut. Magische Orte, an die die Süßigkeitenwerker jederzeit reisen konnten. Wie aufregend!

      »Um an solche Orte zu gelangen, haben die Zuckermeister die Zwischenwanderpfade geschaffen, für die es spezielle Zugangspunkte gibt«, fuhr Herr Schnotter fort. »Die findet man nicht in jeder Stadt, aber Belony ist als Heimat von Madame Picot besonders. Bei uns ist der Zugangspunkt dieser alte Tunnel.«

      »Ein Zugangspunkt«, wiederholte Elina. »Was bedeutet das?«

      »Ein Zugangspunkt erlaubt es einem, mithilfe einer speziellen Süßigkeit über die Zwischenwanderpfade zu reisen«, erklärte Herr Schnotter geduldig. »Stellt es euch so vor: Der Zugangspunkt ist wie der Eingang zu einem Bahnhof und die magischen Pfade wie die Züge, die euch von einem Punkt zum anderen bringen.«

      »Das heißt, wenn wir in diesen Tunnel gehen, können wir mit einer magischen Süßigkeit an einen anderen Ort reisen?«, hakte Elina neugierig nach.

      »Das klingt ein bisschen so wie die Magie der Zack-und-weg-Zuckerstange«, sagte Robin nachdenklich. »Sie hat uns damals an den Ort meiner Gedanken gebracht.«

      Herr Schnotter nickte. »So ähnlich. Doch um an einen der magischen Orte zu reisen, benötigt es weitaus mächtigere Magie als die einer kurzweiligen Zack-und-weg-Zuckerstange«, sagte er. »Dazu braucht man Zwischenwander-Zuckerkreide. Diese magische Süßigkeit ist die Eintrittskarte für die magischen Pfade.«

      »Wieder so was, von dem meine Eltern mir nichts gesagt haben«, hörte Elina Robin neben sich leise grummeln. Sie verstand seinen Frust sehr gut.

      »Die Zwischenwander-Zuckerkreide erhalten Süßigkeitenwerker mit ihrer Lizenz«, erklärte Herr Schnotter. »Da man die Lizenz-Prüfung frühestens mit achtzehn machen kann, ist es auch nicht gern gesehen, wenn Kinder ohne Begleitung über die Zwischenwanderpfade reisen – folgt also meinen Anweisungen.«

      Elina warf Robin einen aufmunternden Blick zu. Vielleicht lag es daran – immerhin hatten seine Eltern viele Jahre keine Lizenz gehabt! Sicher würden sie Robin zu einem späteren Zeitpunkt von den Zwischenwanderpfaden erzählen. Aber Robin zuckte nur mit den Schultern und schien sich da nicht ganz sicher zu sein.

      »Sie sind doch ein Süßigkeitenwerker im Exil«, warf Charlie ein. »Woher haben Sie die Kreide für die Zwischenwanderpfade? Sie haben uns doch gesagt, dass Sie Ihre Süßigkeiten aufgebraucht haben, um uns gegen Vivien zu helfen.«

      »Erinnert ihr euch an meine Kontaktperson im Museum der Zuckerkünste? Zoe Bonet?«, fragte Herr Schnotter. »Nach den Ereignissen in Belony hat sie mir einen Besuch abgestattet, um meinem Gedächtnis nach Viviens Erinnerungszauber mit einer Süßigkeit auf die Sprünge zu helfen. Zwar kamen dadurch nicht alle meine Erinnerungen zurück, aber einige – wie auch die an sie. Aus Dankbarkeit für meine Hilfe gegen Vivien hat Frau Bonet mir zudem ein wenig Zuckerkreide überlassen, damit ich durch sie wieder ein kleiner Teil der magischen Welt sein kann.«

      Frau Bonet hatte wirklich von einem Besuch bei Herrn Schnotter gesprochen, daran erinnerte Elina sich. Aber ihm solch eine Süßigkeit zu überlassen, wo er doch noch im Exil lebte? Das kam ihr merkwürdig vor …

      Doch da zog Herr Schnotter schon eine Tasche unter seinem Jackett hervor, öffnete sie und holte ein kleines Holzkästchen heraus, auf

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