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Sweetland. Michael Crummey
Читать онлайн.Название Sweetland
Год выпуска 0
isbn 9783963114458
Автор произведения Michael Crummey
Жанр Контркультура
Издательство Автор
Sweetland hatte den Regierungsmann angelogen, als er behauptete, dass er nicht auf Facebook sei. Jesse hatte ihn dazu gedrängt, dort mitzumachen, doch Sweetland hatte nur einen Freund. Er meldete sich an und klickte auf den Link, den Jesse ihm geschickt hatte. Auf Youtube begann ein Video zu laden und er öffnete es als Vollbild. Ein zweiminütiger Clip von Jesse » The Body « Ventura, der mit einer Reihe unglücklicher Gegner im Ring Piledriver veranstaltete. Es war, als wüsste der Junge, was Sweetland über seinen Namen dachte, und würde daran arbeiten, seine Meinung zu ändern.
Sweetland hatte den professionellen Wrestler ganz vergessen und war überrascht, ihn in seinen besten Jahren im Internet zu sehen. Das Web war wie der Ozean, dachte Sweetland, man wusste nicht, was in seinen trüben Tiefen lebte. Er überlegte, dass man vielleicht sogar alles, was er in seinem Leben gekannt und seitdem vergessen hatte, irgendwo dort in einem unscharfen zweiminütigen Clip finden könnte, wenn man nur wüsste, wo und wie man nachsieht.
Er klickte, um das Video noch einmal abzuspielen, stellte die Lautstärke höher. Der Boden des Rings bebte von der Wucht der massigen Körper, die Menge war aufgesprungen. Man sagte, das Wrestling sei gar nicht echt, dass es nur ein Schauspiel aus Scheingefechten sei, wie Schattenboxen. Jesse Ventura warf sich von der Höhe der Eckseile über die Brust seines Gegners, rammte den Mann mit seinem ganzen Gewicht rückwärts auf die Matte. Jeder Idiot konnte sehen, dass es choreografiert war, dass das Ergebnis eine vorherbestimmte Entscheidung war. Doch nach Sweetlands Ansicht sah das Umfallen echt genug aus.
Das Wetter war am Morgen noch immer bedrohlich, an den Hügeln niedriger, durchwachsener Nebel. Fast zu feucht, um auf die Marsch hinaufzugehen, doch er war seit zwei Tagen nicht mehr oben gewesen, um die Fallen zu überprüfen. Er packte ein Sandwich ein, seine Zweiundzwanziger, die Regenausrüstung. Jesse beobachtete ihn wahrscheinlich aus dem Fenster, und Sweetland würde nicht in seine Richtung schauen, wenn er nach draußen ging. Ein einziger Blick reichte dem Jungen als Einladung. Er fuhr mit dem Geländefahrzeug hinter seinem Grundstück los und kletterte langsam aus der Bucht.
Er hatte den Hang erklommen und wollte um Vatcher’s Meadow herum, als er die Quads auf sich zurasen sah. Er fuhr an die Seite und wartete. Die Priddles sausten in ihrer Tarnkleidung und ihren Baseballcaps an ihm vorbei und wirbelten dann herum, um zu ihm zurückzukehren. Blieben mit ihren Maschinen neben ihm stehen – einer auf jeder Seite –, sodass Sweetland den Kopf von einer Schulter zur anderen drehen musste, um zuerst den einen und dann den anderen anzusehen. Es war noch früh für die beiden, obwohl man nicht genau sagen konnte, welches ihre Zeiten waren, wenn sie gerade auf Sauftour waren. » Jungs «, sagte er.
» Wie geht’s Mr Sweetland «, sagte Barry.
Er spähte rüber zu Keith und nickte. » Die Goldenen Priddles «, sagte er. » Hab euch seit Urzeiten nicht gesehen. «
» Haben die meiste freie Zeit in St. John’s verbracht. «
» Was ist denn da so Wichtiges los in St. John’s? «
» Nur das Leben «, sagte Barry. » Sie sollten auch mal reingucken. «
» Schickt mir eine Broschüre, okay? «
» Wohin um diese Tageszeit? «
» Hab ein paar Kaninchenfallen draußen hinter dem Wärterhaus «, sagte Sweetland.
Barry lehnte sich auf seinem Sitz zurück. » Korrigier mich, wenn ich falsch liege «, sagte er zu seinem Bruder, » doch ich glaube, dass Mr Sweetland mit Wilderei beschäftigt ist. «
» Der Mistkerl gehört ins Gefängnis «, sagte Keith.
» Vielleicht sollten wir mal den Forstbeamten anrufen. «
» Ach, leckt mich doch am Arsch «, sagte Sweetland, was mit einem Lachen der Brüder honoriert wurde.
Keith beugte sich vor und stupste Sweetlands Arm mit dem Zeigefinger an. Er sagte: » Vater sagt, dass du noch immer nicht für das Paket unterschrieben hast. «
» Kann ich nicht leugnen. «
Keith schüttelte ernst den Kopf. » Der alte Mann sagt, er wird dir die Nüsse mit einem Fischermesser abschneiden, wenn du nicht unterschreibst. «
» Tatsächlich? «, sagte Sweetland.
» Ich habe gesagt, dass ich es gern für ihn tun würde, wenn es dazu kommt. «
» Mein Gott, Keith «, sagte Barry. » Hör nicht auf Keith «, sagte er zu Sweetland. » Er redet nur wie ein Arschloch. «
» Ich rede nur wie ein Arschloch «, bestätigte Keith. Die beiden Männer grinsten und genossen den Augenblick. Denn sie galten beide als Anwohner der Insel und hatten für den Umzug gestimmt.
Barry startete sein Quad. » Wir kommen mal abends auf einen Drink vorbei, bevor wir wieder fahren. «
» Wie ihr wollt «, sagte Sweetland, gab Gas und fuhr über das Feld aus Sumpfgras und Moos davon.
Am Leuchtturm nahm er den Rucksack und die Zweiundzwanziger vom Quad, ohne zum Wärterhaus aufzublicken. Die Küstenwache hatte es gerade renoviert, ein Jahr vor der Stilllegung. Hatte ein kleines Vermögen dafür ausgegeben, das Dach zu decken und es streichen zu lassen, hatte eine Einfassung um das Fundament installiert, um die 1000-Liter-Zisterne zu umschließen, die das Regenwasser in einem Zwischenraum unter dem Boden sammelte. Das Haus war mit neuen Möbeln und Haushaltsgeräten, Geschirr, Besteck, eingerichtet. Damals hatte Sweetland allein da draußen gewohnt und die meisten der Verbesserungen abzulehnen versucht. Doch es hatte ein gewisses Budget gegeben und das Geld musste vor Ende des Steuerjahres ausgegeben werden.
Die Leute in Chance Cove warteten, bis die Schindeln auf der Meerseite vom Wind abgerissen wurden, und das Wetter durch die nackten Bretter sickerte, bevor sie es anrührten. Danach ging alles Nützliche raus – Kühlschrank und Ofen, Betten, Toilette und Badewanne, Hängeschränke, Kommoden und Schränke – das Gebäude war wie ein gestrandetes Schiff, das zur Bergung geleert wurde. Sweetland hielt sich von der Plünderung fern, da er befürchtete, seine winzige Pension zu verlieren, außerdem missgönnte er niemandem, was sie zur Verwendung nehmen konnten.
Er ging den Weg nach Norden. Es war ein knapper Kilometer bis dort, wo er seine Kaninchenfallen angebracht hatte, und es sah schon bald aus, als hätte er die Reise umsonst gemacht. Das erste halbe Dutzend Fallen war leer, obwohl ein Tier wohl erwischt worden war, sich aber befreien konnte. Er hätte alle Fallen mitgenommen, ohne dass Jesse ihm Gesellschaft leistete, wenn nicht Claras Selbstgerechtigkeit gewesen wäre. Deshalb spannte er die Drahtschlinge aus purer Boshaftigkeit, und legte die frisch geschnittenen Fichtenzweige ordentlich an beide Seiten des Pfads. Der Tag wurde heller und Sweetland zog seine Regenjacke aus und stopfte sie in seinen Rucksack. Trank einen Schluck Wasser aus dem Einmachglas. Ging zur nächsten Falle.
Beim ersten Blick dachte er, dass sich ein Fuchs oder Wiesel über das Tier in der Falle hergemacht hatte, irgendeine wilde Kreatur, die rücksichtslos gefressen und ein blutiges Massaker angerichtet hatte. Kurz kam ihm sogar der Gedanke, Loveless’ kleinem Schoßhund die Schuld dafür zu geben. Dass er womöglich auf den Welpen schießen musste, damit der von seinen Fallen wegblieb.
Er schob die Mütze hoch und kniete sich hin, um das zerfetzte Tier vom Weg zu nehmen. Erstarrte auf den Knien. Das Tier war geköpft, die Eingeweide mit einem Messerstich in den Bauch herausgezogen. Die Hinterläufe abgeschnitten. Er wandte den Blick ab und sah in die toten Augen des Kaninchens, die ihn anstarrten. Der Kopf hing in den Zweigen über der Falle, an einem braunen Ohr an den Stamm genagelt.
Er stellte die Zweiundzwanziger auf den Kolben und stemmte sich auf die Beine. » Verdammte Scheiße «, sagte er. Er nahm seinen Rucksack und ging den Weg fünfzehn Meter zurück, um sich an einen Felsen zu setzen. Für das Mittagessen war es noch zu früh, doch er holte das Sandwich heraus, kaute auf dem geschmacklosen Brot herum und spülte es mit Wasser herunter. Es begann zu schauern und