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Western Helden – 20 –

      Cheyenne, 1875:

      Neben den Eisenbahnarbeitern kommen immer mehr Händler und Spekulanten in die Stadt, die sich inzwischen zu einem Zentrum der Rinderzucht entwickelt hat. Einer der mächtigsten Viehbarone in der Region ist Zeke Momper. Der gewissenlose Mann geht nicht nur im Geschäftsleben, sondern auch am Pokertisch über Leichen …

      Ruth Herbal ließ die Peitsche knallen. Die Hufe der beiden Pferde flogen förmlich über den staubigen Boden. Der Planwagen rumpelte in atemberaubendem Tempo durch die endlose Prärie.

      Das rassige Weib fürchtete weder Tod noch Teufel. In der Vergangenheit hatte sie schon einige aufdringliche Verehrer mit einer Ladung heißem Blei auf die Bretter genagelt.

      Auch wenn Ruth mit dem Schießeisen verdammt flink war, konnte sie es dennoch nicht mit mehreren Verfolgern gleichzeitig aufnehmen. Wenn die Galgenvögel die junge Frau erwischten, würden sie wie räudige Köter über sie herfallen.

      Dabei hatte sie nichts gegen einen ganzen Kerl einzuwenden. Wenn ihr ein Cowboy gefiel, verwöhnte sie ihn mit der ganzen Hingabe einer leidenschaftlichen Geliebten. Mit ihrer flinken Zunge hatte sie schon so manchen Mann beglückt.

      Auch wenn sie eine heiße Liebesnacht durchaus zu schätzen wusste, wollte sie doch nicht von raubeinigen Strauchdieben vergewaltigt werden!

      Die Peitsche knalle ein weiteres Mal. Ihre Reittiere warfen sich mit letzter Kraft in das Geschirr. Trotz ihres Einsatzes holten die dreckigen Bastarde aber immer weiter auf.

      Wenn Ruth Glück hatte, konnte sie es bis zu einer der Siedlungen schaffen, die nur aus ein paar verwitterten Holzhütten und einem Saloon bestanden.

      Dort konnte sie auf Hilfe hoffen. Aber noch konnte sie keine menschliche Ansiedlung erkennen.

      Demnach war ihr Schicksal wohl besiegelt.

      Die Reiter würden sie einholen und sich an der zarten Frau vergehen. Wenn sie diesen Tag überleben wollte, musste sich sie ihrem traurigen Schicksal beugen.

      Ruth warf ihren Verfolgern einen kurzen Blick zu. Die Staubwolke, in der sich die Schurken näherten, war schon viel größer geworden. Inzwischen konnte sie drei einzelne Männer ausmachen. Diese trieben ihre Reittiere zu äußerster Eile an. Sie schienen sich die hübsche Lady nicht entgehen lassen zu wollen. So eine hübsche Frau war schließlich eine willkommene Abwechslung.

      Sie ließ die Peitsche noch einmal knallen. Aber die erschöpften Tiere wurden mit jeder zurückgelegten Meile langsamer. Ihre Flanken zitterten bereits. Ruth wusste, dass die Jagd zu Ende war. Die Jäger hatten ihre Beute bis zur Erschöpfung gehetzt. Aber sie würde sich nicht kampflos in ihr Schicksal fügen. Sie würde den Ganoven einen bleihaltigen Empfang bereiten!

      Mit zusammengekniffenen Lippen zügelte Ruth die Pferde. Der Wagen rollte langsam aus. Dann stand er still.

      Sie nahm die neben ihr liegende Winchester zur Hand und visierte den ersten Verbrecher an. Bei einer falschen Bewegung würde sie ihn aus dem Sattel heben.

      Das Getrappel der Hufe war nun laut und deutlich zu hören. Wenige Augenblicke später waren die Verfolger bei ihr.

      Ruth blickte in drei stoppelbärtige Gesichter. Jeder von ihnen hielt einen Colt in der Hand. Drei Mündungen waren direkt auf ihre volle Brust gerichtet. Ihr Busen hob und senkte sich nach der rasanten Fahrt.

      Ein schlaksiger Kerl starrte ungeniert auf ihre weibliche Pracht, die sie auch unter einer groben Bluse und einer weiten Hose nicht verbergen konnte. Dabei kaute er auf einem kalten Zigarren­stumpen.

      »Wohin so eilig, hübsches Kind?«

      Statt einer Antwort richtete sie ihre Waffe auf den Galgenvogel. Wenn es zu einem Schusswechsel kam, würde sie ihm zuerst das Lebenslicht auspusten.

      »Das geht euch nichts an«, entgegnete sie. »Verschwindet einfach und lasst mich meiner Wege ziehen.«

      »In der Gegend treibt sich aber jede Menge Gesindel herum«, entgegnete er. »Wir wollen dich doch nur vor den bösen Jungs beschützen.«

      Er grinste sie lüstern an. Seine Kumpane brachen bei seiner Bemerkung in schallendes Gelächter aus.

      »Wenn du nichts dagegen hast, werden wir dich begleiten. Für unseren Schutz wollen wir nicht einmal ein paar lumpige Dollars. Wir wollen nur, dass du etwas nett zu uns bist. Wenn du verstehst, was ich damit meine.«

      Zur Verdeutlichung seines Ansinnens griff er sich mit einer Hand in den Schritt.

      »Wenn du dein Gewehr fallen lässt, darfst du stattdessen meine Waffe abfeuern. Was hältst du davon?«

      Ruth sah ihn verächtlich an. »Ich habe etwas gegen Miniaturspielzeuge.«

      »Was soll das denn bedeuten?«

      Der Ganove kratzte sich verwirrt am Kopf.

      »Wenn du auf scharfe Kanonen stehst, habe ich genau das Richtige für dich, Schätzchen.«

      Ein untersetzter Glatzkopf mit einem mächtigen Bart stieg von seinem Schwarzbraunen.

      Ruth schwenkte den Lauf der Waffe. Nun zielte sie genau auf sein Herz.

      »Keinen Schritt weiter, sonst …«

      »Sonst … was?«

      Der Schlaksige nahm seinen Zigarrenstumpen aus dem Mund und warf ihn in den Staub. Dabei richtete er den Lauf seines Colts weiterhin auf ihre Brust. »Du kannst nur einen von uns töten. Du kannst dich aber mit jedem von uns vergnügen.«

      »Ihr werdet mit euren Drecksfingern nur meine Leiche berühren. Niemand von euch wird mich lebend bekommen.«

      »Die Kleine ist ja eine richtige Wildkatze! Ich mag es, wenn die Weiber ihre Krallen ausfahren.«

      Der Glatzkopf nährte sich dem Wagen, bis er nur noch eine Armlänge von dem Gefährt entfernt war. Der auf ihn gerichtete Lauf der Winchester schien ihn nicht im Mindesten zu beeindrucken.

      »Ich werde dich schon zähmen.«

      »Du wirst sterben, bevor du mich auch nur ein einziges Mal angefasst hast.«

      Die Schärfe in ihrer Stimme schien die Männer für einen Moment zu irritieren. Langsam schienen sie zu begreifen, dass sie keine wehrlose Beute vor sich hatten.

      Plötzlich peitschte ein Schuss auf. Die Kugel pfiff nur knapp an Ruths Kopf vorbei. Sie wirbelte herum. Bevor sie die Winchester auf den Schützen anlegen konnte, hatte der Glatzkopf seine Drecksfinger bereits wie eine Stahlklammer um ihre rechte Wade geschlossen.

      Als er mit einem Ruck daran zog, verlor Ruth schreiend das Gleichgewicht. Sie ließ das Gewehr fallen und krallte sich an einer Holzverstrebung fest. Während sie um ihr Gleichgewicht kämpfte, sprang der Glatzkopf auf den Wagen. Mit einem Grinsen stellte er den Fuß auf die am Boden liegende Waffe.

      »Wirst du nun ein braves Mädchen sein und unsere Wünsche erfüllen?«

      Ruth sah in die dreckigen Visagen der Verbrecher.

      Niemand würde ihr zu Hilfe eilen. Als sie die Ausweglosigkeit ihrer Situation erkannte, stieß sie einen markerschütternden Schrei aus. Sie schrie so lange, bis sich eine Hand auf ihren Mund legte und jeden weiteren Laut erstickte. Wenige Augenblicke später wurde sie von starken Armen in den Planwagen gezerrt. Dort erwartete sie ein grausames Schicksal.

      *

      Cassidy war in den letzten Wochen über Kansas und Nebraska bis nach Wyoming geritten. Er hatte keine Eile.

      Ein Mann wie er brauchte zu seinem Glück nur ein Pferd, einen Beutel mit aromatischem Tabak und seine Freiheit. Auch wenn der Abenteurer zu einem erfüllten Leben keine Dollars benötigte, legte er zwischendurch gern ein paar zerknitterte Scheine auf den Tresen einer Bar. Gegen harte Drinks gab es schließlich nichts einzuwenden.

      Wenn er seine letzten Bucks für ein paar Whiskeys auf den Kopf gehauen hatte, würde er sich einen neuen Job suchen müssen. Aus diesem Grund hatte er sich auf den Weg nach Cheyenne gemacht.

      Nach dem Bau eines Bahnhofs im

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