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und Shadow (23). (Foto: Karin Tillisch)

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      (Foto: Christiane Slawik)

       IST ALT GLEICH VERBRAUCHT?

      ANATOLE FRANCE (ALIAS FRANCOIS ANATOLE THIBAU , NOBELPREISTRÄGER LITERATUR 1921, 1844–1924)

      „DAS GEHEIMNIS DES RECHTEN ALTWERDENS LIEGT IN EINEM SATZ: DIE ZEIT GEHT NUR SANFT MIT DENEN UM, DIE SANFT MIT DER ZEIT UMGEHEN.“

      Shadow ist seit 18 Jahren bei mir. Wir haben viele Höhen und Tiefen gemeinsam erlebt und überlebt. Nun sehen wir beide nicht mehr so jung und frisch aus wie vor einer halben Ewigkeit, als unsere gemeinsame Karriere begann. Aber sollen wir deshalb jetzt die Bühne räumen?

      Älterwerden ist nach wie vor ein eher schwieriges Thema in unserer Gesellschaft. Das spiegelt sich auch in den Medien, die meist schöne, junge und perfekte Menschen zeigen. In den Pferdemagazinen, die manchmal an Hochglanz-Modemagazine erinnern, ist es genauso: junges Mädel, perfekt gestylt mit ebenso perfekt in Szene gesetztem jungen, bildschönen 50 000-Euro-Rassepferd daneben. Was sagt diese Entwicklung, die ihre buntesten und skurrilsten Blüten im Internet treibt, über uns Reiter und Pferdeleute aus? Ist auch für uns das Alter ein Tabuthema geworden – mitsamt unseren Pferden?

      Sterne, die allzu hell strahlen, verglühen schnell

      Die Pferde in den Industrieländern sollten es so gut haben wie noch nie zuvor, denn hier müssen sie meist nicht so schwer für ihren Lebensunterhalt arbeiten wie ihre Artgenossen in den ärmeren Teilen der Welt. Sie sollten von Geburt an geliebt, gepflegt und umsorgt werden, und theoretisch sollten sie dadurch alle in der Lage sein, 30 Jahre alt oder mehr zu werden.

      Weshalb ist dann das Durchschnittsalter des modernen Sportpferdes laut Statistik sieben Jahre? Ein Alter, in dem noch vor dem Zweiten Weltkrieg die Ausbildung des Pferdes erst so richtig begonnen hat ?

      Wieso sind viele der modernen Sportpferde schon im Alter von 12 oder 15 Jahren manchmal genauso verbraucht und körperlich am Ende wie das Touristenpferd im Urlaubsland, das jeden Tag andere, unfähige Reiter auf seinem Rücken trägt und abends nach manchmal zehn Stunden Arbeit mitunter Pappe und Papier frisst, weil nichts anderes da ist? Was läuft schief?

      Ein Grund des frühen Alterns mancher Pferde ist sicherlich der übersteigerte Ehrgeiz und die Ungeduld ihrer Besitzer. Da muss das Pferdchen nach drei Monaten beim teuren Profi im Beritt so gut unterm Sattel sein, dass es schon das erste Jungpferdeturnier starten und gewinnen kann.

      Einfach nur nach sechs Monaten brav Schritt, Trab und Galopp unterm Sattel zu zeigen – was auch schon wahrlich ein straffes Programm für ein junges Pferd von drei bis fünf Jahren wäre – das reicht vielen leistungs- und kapitalorientierten Menschen heute nicht mehr aus.

      Stattdessen werden in unserer Gesellschaft junge Pferde oft weit vor ihrer körperlichen und geistigen Reife überfordert, um schnelle und billige Resultate zu erzielen.

      Shadows verkorkste Kindheit ist hier ein gutes Beispiel. Und dabei hatte er Glück, dass er relativ jung doch noch in liebende Hände kam und so gefördert wurde, wie es ihm guttat – und nicht dem Ego seines Menschen, wie es sonst oft ist.

      Von der altklassischen Pferdeausbildung …

      Bevor das sogenannte „Freizeitreiten“ erfunden wurde, wenn man so will, wurden viele Pferde für den Kavallerieeinsatz ausgebildet. Die Jungpferde kamen im Alter von drei oder vier Jahren in die „Schule“, roh von den Aufzuchtweiden, wo sie ohne Stress und artgerecht in großen Herden aufwachsen konnten. Ihre Ausbildung begann und dauerte meist mindestens vier bis fünf Jahre. Diese Zeit ihres Lebens wurde als die Remontenzeit bezeichnet, die Lehrzeit. An der Longe und als Handpferd bauten sie ihre Muskeln auf und lernten als Handpferde unterschiedliche Gelände und Situationen an der Seite erfahrener Kriegspferde kennen. Eingeritten wurden sie meist ein Jahr später und wurden mit Plan und Ziel an ihre späteren Aufgaben her angeführt – sei es... das Reiten in Reih und Glied bei einer Parade, das Erstürmen von Häusern, Kontrollieren von Menschenmengen, das Ablegen, wenn man in einen Schusswechsel kam, oder mit dem Reiter und schwerem Gepäck Seen und Flüsse durchschwimmen. Diese Pferde wurden nicht abgerichtet, sondern ausgebildet. Erst mit acht oder zehn Jahren wurden sie ganz in den Dienst gestellt. Ihre Dienstzeit betrug in der Regel zehn Jahre, ehe sie im Alter von stolzen 20 Jahren zurück in die Kavallerieschulen gingen, wo sie nicht selten noch fünf bis gar zehn Jahre den jungen Offizieren als Lehrpferde dienten.

      In Institutionen wie den großen Hofreitschulen wie Saumur, Bückeburg, Jerez und Wien geht die Ausbildung nach der Remontenzeit für einige besonders talentierte Pferde sogar weiter, die in der sogenannten „Hohen Schule“ ausgebildet werden.

      Diese Pferde waren und sind meist das erste Mal im Alter von 12 oder 13 Jahren in den Vorführungen ihrer Schulen zu sehen und begeistern nicht selten das Publikum mit ihren spektakulären Schulsprüngen und Lektionen ein ganzes Jahrzehnt lang oder länger, ehe sie dann in Würde ihre Rente genießen dürfen.

      … zum modernen Pferdeabrichten?

      Aber nicht nur bei der konventionellen Reiterei zeichnet sich der Trend zum „Schnell und billig“ deutlich ab, auch die Westernreiterei ist stark betroffen. In den USA ist es vollkommen normal, Jungpferde mit 18 Monaten anzureiten und sie dann mit zwei Jahren als gut geritten zu verkaufen. Fragwürdige Zuchtkriterien, die immer mehr auf kurze Phasen der Höchstleistung abzielen, beschleunigen den Effekt der schnell verschlissenen modernen Westernpferde leider noch.

      Westernpferde wie Shadows bester Kumpel Soreno, ein reines Quarter Horse, der 40 Jahre alt wurde, sind selten geworden. Ich lernte auf Soreno das Westernreiten. Das war 1997, und damals war Soreno schon ein nach landläufiger Meinung altes Pferd – und dennoch eines der besten Schulpferde der Red Rock Ranch.

      Mit meinem Quarter Pony Blues Starlight lernte ich auch die Westernturnierwelt als Insider kennen. In den zehn Jahren, in denen Starlight in dieser Szene unterwegs war, begegneten uns doch so einige Newcomer-Wunderpferde.

      Die Jahre vergingen, und während Starlight nach den Jungpferde- und Juniorklassen nun auch in den Seniorklassen erfolgreich dabei war, hörte man von vielen seiner einstigen Topgegner so gut wie nichts mehr. Ihre Sterne strahlten kurz und hell und verglühten leider auch genauso schnell.

      Doch Starlight war immer noch da und mischte insgesamt zehn Jahre gut mit. Heute ist Starlight 15 Jahre alt, quietschfidel und immer noch „pony-pfiffig“. Turniere geht er jetzt allerdings nicht mehr.

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      Quarterwallach Soreno im Alter von 40 Jahren. (Foto: Karin Tillisch)

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      Die alten europäischen Arbeitsreitweisen setzen meist eine Ausbildungszeit von sechs bis acht Jahren voraus. (Foto: Christiane Slawik)

      Nun beginnt er mit Lektionen der Hohen Schule und dem Pferdetanz – sozusagen seinem „zweiten Ausbildungsweg“.

      Vorzeitiges Altern – warum?

      Das genetisch festgelegte, maximale Alter vermag auch die beste Ausbildung nicht zu verlängern. Man geht von einer durchschnittlichen Lebensdauer eines Pferdes zwischen 25 und 35 Jahren aus, so wie man auch beim modernen Menschen in unseren Breiten von einem Alter von 75 bis 85 Jahren im Durchschnitt ausgeht. Gene, Haltung, Fütterung, Lebensweise und Co. sind jedoch gravierende Faktoren, die diesen Durchschnitt nach unten drücken können. Ob er auch nach oben angehoben

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