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Rücksitzen standen, den Kopf durchs Schiebedach streckten und die alpenfrische Zugluft genossen. Freedom now. Mein Vater zelebrierte seine Allmachtsgefühle mit einem fast kultischen Wechsel der Gänge an der Stockschaltung, rauf und runter. Er konnte es kaum fassen, dass wir diese oder jene Steigung mir nichts, dir nichts im dritten schafften und dass wir einfach so, luftgekühlt raufruckelten über das Kopfsteinpflaster, während stolze Simcas, Panhards, Borgwards und Chevrolets zischend und dampfend an einem Bach standen und Wasser über den Kühler geschüttet bekamen, um für die letzten Kehren zum Hospiz Atem zu holen. Und jetzt. Im neunten Gang bei nicht einmal Vollgas. Da mögen Neider noch so behaupten, ein Stern gehöre an den Himmel und nicht auf die Straße. Doch für uns: Ist es nicht eine Gnade, seinem Zeichen zu folgen?

      Oben auf dem großen Parkplatz vor der Tunneleinfahrt vertreten wir uns die Füße zur Feier des Höhepunkts der Woche, tausendsechshundertacht Meter über Meer, dem Himmel um über tausend Meter näher als heute früh. Für diese Augenblicke lohnt es sich, Tage und Wochen zu fahren, schwärmt Markus und schaut in die Runde wie Hannibal, der eben seine Elefanten über die Alpen führt. »Brav, brav«, sagt er und klopft mit der flachen Hand auf die warme Kühlerhaube. Ein Pferd oder ein Elefant hätte jetzt ein Stück Zucker bekommen.

      Kaum haben wir uns umgeschaut, springt auch Walo vom Bock, ganz aufgekratzt vom Erlebnis. »Das war was«, sprudelt es aus ihm heraus: »Schschsch… Schschsch.« Dazu schwingt er die Arme in weiträumigen Kurven: »Hast du gesehen, wie der Gummi fetzte, und hast du gerochen, wie er auf dem Asphalt verbrannte. Rauchwölklein und schwarze Spuren in jeder Kurve, wie am Grand Prix von Monaco.«

      Markus meint, das habe mehr Reifen gekostet als Amsterdam retour. Ich hätte gern ein paar Fotos von den beiden Helden und ihren Gefährten gemacht, aber um sie als Pärchen vor dem Panorama des Piz Pian Grand oder des Piz Tambo in Szene zu setzen, hätten wir umparken müssen. Überdies pfeift ein bissiger Wind. Fast noch lieber hätte ich einen heißen Kaffee gehabt. Aber es ist wie auf einer Bergtour. Kaum hat man mit letzter Kraft die Spitze erreicht, zieht einen die Schwerkraft wieder nach unten, dem Rhein entlang bis zur Mündung in den seichten, schmutzigen niederländischen Niederungen. Das S brauchen die beiden jetzt nicht mehr und hängen es weg. Markus freut sich für Walo: »Vergiss bloß nicht, deinen Scheinlieferschein verschwinden zu lassen.«

      Nur noch bergab

      Soll noch jemand sagen, Sattelzüge seien Dreckschleudern. Bei der starken Neigung ist der Verbrauch exakt null. Nada. Niente. Schubverkehr. Die Dieselzufuhr abgeriegelt. Ein gutes Gefühl, so energisch auf der grünen Seite zu stehen. Da fällt mir ein Leserbrief ein, der unmittelbar auf den Artikel zur »Schmutzigen Havanna Trilogie« folgt und von dem ich in der Bar den Schlusssatz unterstrichen habe: »Mein VW Lupo 3L TDI bringt mich mit genau 3,4 Litern im Winter und 3,1 Litern im Sommer über die täglichen hundert Kilometer. Das ist die Messlatte.« Na, na, lieber Mario Läubli aus Diessenhofen, treten Sie mal von einer beliebigen Passhöhe aus gegen unseren Vierzigtönner-Mercedes-Actros-Sattelschlepper an, Sommer oder Winter, Sie dürfen wählen.

      Im Rheinwald, gleich nach dem Tunnel, schauen wir sehnsüchtig hinüber zu einem der wenigen Routiershotels in der deutschen Schweiz. Wir träumen von einem der dreißig Sattelschlepper-Parkplätze und den dreißig spartanischen Pritschen, von denen wir je eine für dreißig Franken belegen könnten, um dem Himmel und seinen Sternen zumindest bis morgen früh etwas näher zu bleiben. Doch weil auf der Alpennordseite schwere Wolken ins Tal herunterhängen, fahren wir etwas leichteren Herzens vorbei.

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