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versteht man kein Wort. Das klingt schön und gefühlvoll, ist nur unverständlich. Eigentlich finde ich ihn ganz nett. Er liebt mich wahnsinnig. Ein Pechvogel ist er, jeden Tag passiert ihm irgendein Unglück. Wir ziehen ihn damit auf: Ein Pech nach dem anderen …

      [10]LOPACHIN (horcht). Da, ich glaube, sie kommen …

      DUNJASCHA. Sie kommen! Was ist mit mir? … Mir wird ganz kalt.

      LOPACHIN. Wahrhaftig, sie kommen. Gehen wir ihnen entgegen! Wird sie mich wiedererkennen? Fünf Jahre haben wir uns nicht gesehen!

      DUNJASCHA (aufgeregt). Gleich falle ich in Ohnmacht … Ich falle gleich!

       (Man hört, wie zwei Equipagen vor dem Haus vorfahren. Lopachin und Dunjascha gehen schnell hinaus. Die Bühne bleibt leer. Aus den Nachbarzimmern hört man Lärm. Auf einen Stock gestützt geht Firs eilig über die Bühne. Er war Ljubow Andrejewna Ranewskaja zur Bahnstation entgegengefahren. Er trägt eine altmodische Livree und einen Zylinder. Er murmelt vor sich hin, aber man versteht kein Wort. Der Lärm hinter der Bühne nimmt zu. Eine Stimme: »Gehen wir hier durch! …« Ljubow Andrejewna Ranewskaja, Anja und Scharlotta Iwanowna mit einem Hündchen an der Leine, alle in Reisekleidern. Warja, im Mantel und mit einem Kopftuch, Gajew, Simeonow-Pischtschik, Lopachin, Dunjascha, die ein Bündel trägt und einen Sonnenschirm, die Dienstboten mit Gepäckstücken – alle gehen über die Bühne.)

      ANJA. Gehen wir doch hier durch! Weißt du noch, Mamá, was dies für ein Zimmer ist?

      LJUBOW ANDREJEWNA (freudig, unter Tränen). Das Kinderzimmer!

      WARJA. Wie kalt es ist, meine Hand ist ganz steif geworden. (Zu Ljubow Andrejewna.) Ihre Zimmer, Mamáchen, das weiße und das lila Zimmer, sind ganz so geblieben, wie sie immer waren.

      [11]LJUBOW ANDREJEWNA. Das Kinderzimmer, mein liebes, schönes Kinderzimmer … Als ich klein war, habe ich hier geschlafen … (weint) und nun bin ich wieder wie ein kleines Kind … (Küsst ihren Bruder, dann Warja, dann wieder ihren Bruder.) Auch Warja hat sich nicht verändert, sie sieht wie ein Nönnchen aus … und Dunjascha habe ich auch wiedererkannt … (Küsst Dunjascha.)

      GAJEW. Der Zug hatte zwei Stunden Verspätung. Warum wohl? Was für Zustände!

      SCHARLOTTA (zu Pischtschik). Mein Hund frisst nun auch Nüsse!

      PISCHTSCHICK (verwundert). Stellen Sie sich vor!

       (Alle ab, außer Anja und Dunjascha.)

      DUNJASCHA. Wir haben so sehr gewartet … (Nimmt Anja den Mantel und den Hut ab.)

      ANJA. Unterwegs habe ich vier Nächte nicht geschlafen … Jetzt bin ich ganz durchfroren.

      DUNJASCHA. Sie sind zur Fastenzeit abgereist, als es schneite und fror. Aber jetzt? Meine Liebe! (Lacht und küsst sie.) So lange haben wir Sie erwartet, meine Freude, mein Lichtchen … Jetzt muss ich Ihnen etwas sagen, ich kann es keine Minute länger aushalten …

      ANJA (müde). Schon wieder etwas …

      DUNJASCHA. Der Kontorist Jepichodow hat mir nach Ostern einen Heiratsantrag gemacht.

      ANJA. Immer dasselbe mit dir … (Bringt ihre Frisur in Ordnung.) Ich habe meine Haarnadeln verloren … (Sie ist so erschöpft, dass sie sich kaum aufrecht halten kann.)

      DUNJASCHA. Ich weiß noch gar nicht, was ich tun soll. Er liebt mich, so sehr liebt er mich!

      ANJA (schaut durch die Tür in ihr Zimmer, zärtlich). Mein [12]Zimmer, mein Fenster, als ob ich nie fortgewesen wäre. Zu Hause bin ich! Morgen früh werde ich aufstehen und gleich in den Garten laufen … Ach, wenn ich doch jetzt einschlafen könnte! Während der ganzen Reise hierher habe ich nicht schlafen können vor lauter Unruhe.

      DUNJASCHA. Vorgestern ist auch Herr Pjotr Sergéjitsch gekommen.

      ANJA (freudig). Petja!

      DUNJASCHA. Der Herr schlafen im Badehaus und wohnen da auch. Ich fürchte, sagten der Herr, zu stören. (Wirft einen Blick auf ihre Taschenuhr.) Man müsste den Herrn wecken, aber Wárwara Michájlowna hat es verboten. Du, sagte sie, weck ihn nicht!

       (Warja tritt ein. Sie trägt einen Schlüsselbund am Gürtel.)

      WARJA. Dunjascha! Rasch den Kaffee … Mamachen möchte Kaffee …

      DUNJASCHA. Sofort! (Geht ab.)

      WARJA. Nun, Gott sei Dank, ihr seid wieder da! Du bist wieder zu Hause! (Sie streichelnd.) Mein Seelchen ist wieder da! Meine Schöne ist wiedergekommen!

      ANJA. Ich habe so viel ausgestanden …

      WARJA. Das kann ich mir vorstellen.

      ANJA. Abgereist bin ich in der Karwoche, da war es kalt. Scharlotta redete unterwegs immerzu und machte ihre Kunststücke. Ach, warum hast du mir diese Scharlotta aufgeladen? …

      WARJA. Ich konnte dich doch nicht allein reisen lassen, mein Seelchen! Mit siebzehn Jahren!

      ANJA. Wir kommen also nach Paris. Da ist es kalt, Schnee. Und ich spreche entsetzlich schlecht französisch. Mama wohnt im fünften Stock. Ich komme zu ihr, da sind bei [13]ihr irgendwelche Franzosen, Damen, ein alter Pater mit seinem Büchlein. Und alles ist ungemütlich, voll Tabaksqualm. Mir tat die arme Mama leid, wirklich sehr leid. Ich umarmte sie, drückte sie an mich und konnte sie einfach nicht mehr loslassen. Und Mama hat mich dann auch gestreichelt und hat geweint …

      WARJA (unter Tränen). Nicht weiter! Sprich nicht weiter …

      ANJA. Ihr Landhaus bei Mentone hatte sie schon verkauft. Nichts hatte sie behalten, gar nichts. Und auch mir war keine Kopeke geblieben, kaum dass wir Geld für die Rückreise hatten. Und Mama begreift es nicht! Wir setzen uns zum Beispiel ins Bahnhofsrestaurant, und sie bestellt das teuerste Menü und gibt dem Ober noch einen ganzen Rubel Trinkgeld! Und Scharlotta bestellt auch. Und Jascha verlangt für sich auch eine Portion, einfach schrecklich. Mama hat nämlich diesen Jascha als Kammerdiener. Er ist mit uns gereist …

      WARJA. Ich habe den Burschen schon gesehen.

      ANJA. Na, und wie steht’s hier? Habt ihr die Zinsen bezahlt?

      WARJA. Wie können wir das denn!?

      ANJA. Mein Gott, mein Gott!

      WARJA. Im August soll das Gut verkauft werden …

      ANJA. Mein Gott …

      LOPACHIN (blickt zur Tür hinein und meckert wie eine Ziege). Määäh … (Zieht sich wieder zurück.)

      WARJA (unter Tränen). Dem möchte ich’s doch mal zeigen … (Droht mit der Faust zu ihm hin.)

      ANJA (umarmt Warja, leise). Warja, hat er dir einen Antrag gemacht? (Warja schüttelt verneinend den Kopf.) Aber er [14]liebt dich doch … Warum erklärt ihr euch nicht? Worauf wartet ihr?

      WARJA. Ich denke manchmal, uns glückt nichts. Er hat so viel andere Dinge, an mich denkt er nicht … er beachtet mich gar nicht. Soll er meinetwegen, aber mir wird es schwer, ihn vor Augen zu haben … Alle reden von unserer Hochzeit, alle gratulieren schon, aber in Wirklichkeit geschieht nichts. Das ist wie ein Traum … (Verändert den Ton.) Ein nettes Bröschchen hast du da, wie eine kleine Biene.

      ANJA (traurig). Die hat Mama gekauft. (Während Anja in ihr Zimmer geht, sagt sie munter, kindlich.) Und in Paris bin ich mit einem Ballon geflogen!

      WARJA. Mein Seelchen ist wieder da, meine Schöne ist wiedergekommen!

       (Dunjascha ist inzwischen mit der Kaffeemaschine gekommen und macht Kaffee.)

      WARJA (an der Tür). Ich laufe den ganzen Tag in der Wirtschaft herum, mein Seelchen, und träume dabei. Du müsstest einen reichen Mann heiraten, dann würde ich ganz beruhigt sein, ich würde zum Kloster pilgern, dann nach Kiew … dann nach Moskau, und würde so immer weiter wandern, von einer heiligen Stätte zur andern … zöge von Ort zu Ort. Das

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