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mag ich sie. Wir kennen uns lange. Aber sie hat sicher in der Stadt einen gefunden, der ihr besser gefällt und ihr mehr bieten kann.«

      »Du tätst sie heiraten?«, fragte Hannerl.

      »Ach was, denk nicht gleich das, Mutter.« Nein, um nichts in der Welt hätte er preisgegeben, wie gern er Tina hatte, sie nicht vergessen konnte.

      Er ging nun zu seinem Rex, der freudig wieherte. »Mit dem Reiten ist es noch nichts, Rex«, sagte er. »Diese starken Schmerzen, aber wenn’s sein muss, geh ich auch zu einem städtischen Doktor und lasse mich durchleuchten, damit es endlich besser wird. Ich hab’ ja gemeint, es würde an dem verflixten Wetter liegen, aber dem ist wohl doch nicht so. Du musst bewegt werden, mein Guter, sonst setzt du Fett an, und das tut nicht gut. Wenn die Tina geblieben wär’, hätte sie dich reiten können. Sie ist doch immer so gern geritten. Vermisst sie das denn gar nicht?«

      Doch darauf konnte ihm Rex auch keine Antwort geben. Er schmuste. Das tat er gern. Er rieb seinen Kopf an Matthias’ Schulter und schmatzte dann den Apfel herunter, den er bekam.

      Es gab auch noch neun andere Pferde auf dem Mühlbauerhof, aber Rex nahm einen besonderen Platz ein. Er war nicht nur schön, er hatte auch Gemüt. Das sagte Matthias. Und das sagte er auch von seinen beiden Hunden, Troll und Dolly, die ihm auf Schritt und Tritt folgten, und sich zu wundern schienen, wie schwer ihm jeder Schritt wurde.

      Matthias machte sich Gedanken, weil es gar nicht besser wurde und weil auch die Spritze nicht lange wirkte. Er dachte an seine Mutter, an den Hof, seine Viecherl, und auch daran, wie schwer man Leute fand, auf die man sich verlassen konnte.

      Es musste wieder aufwärtsgehen mit ihm.

      *

      Tina dachte unentwegt über Matthias nach. Was war er doch für ein Bursche gewesen, kraftstrotzend, allen anderen überlegen und wenn einer ihr dumm kam, brauchte er nur in Erscheinung zu treten, dann stoben die andern davon.

      Sie hatte plötzlich Angst um ihn, eine irrsinnige Angst sogar. Und als sie nach München zurückkam, suchte sie gleich Dr. Nordens Telefonnummer heraus, denn die hatte Dr. Mooslechner ihr vergessen zu geben in der Eile.

      Daniel Norden hatte indessen Dr. Mooslechner nach mehreren Fehlversuchen erreicht. Ein langes Gespräch hatte er mit ihm geführt und auch einiges über Tina Wagner erfahren.

      Und dann meinte er, dass es Gedankenübertragung sein müsse, als Tina ihn anrief.

      »Am besten wäre es, wenn Sie persönlich zu mir kommen würden, Fräulein Wagner«, sagte er. »Ich habe gerade mit Dr. Mooslechner telefoniert. Es wäre schon gut, wenn wir uns besprechen würden, da es sich ja anscheinend um einen schwierigen Patienten handelt.«

      »Um einen Dickkopf«, sagte sie. »Ja, es wäre nett, wenn wir uns absprechen würden, vorausgesetzt, dass Matthias überhaupt kommt.«

      Doch da redete ihm seine Mutter zu. Sie war zwar reserviert, wenn es um Tina ging, aber das Wohl ihres Sohnes lag ihr so am Herzen, dass sie zu jedem Zugeständnis bereit war.

      »Es würde dir guttun, mal wieder ein schönes Konzert zu hören, Bub«, sagte sie. »Tina hat recht. Ab und zu braucht man Abwechslung, dann gefällt es einem umso besser daheim.«

      Sie fand schon die richtigen Worte. Sie liebte ihren Sohn über alles. Und wenn er nur zuversichtlich dreinschaute, lebte sie auch wieder auf.

      Sie hätte ihn gern glücklich gesehen mit einer lieben Frau, noch lieber hätte sie schon ein paar Enkelkinder gehabt.

      Schade wäre es doch um den schönen Hof, wenn es keinen Erben mehr gäbe. Auch darüber machte sie sich Gedanken, aber wichtiger als alles andere war ihr doch der Bub, ihr Matthias.

      »Möchtest nicht auch mal nach München fahren?«, fragte Matthias.

      »Wenn du meinst, tät ich schon mitkommen, aber ins Konzert gehst dann allein mit der Tina. Ich kann nicht so lange sitzen. Ich könnte dann ja mal das Sopherl besuchen.«

      »Das ist eine gute Idee, Mutter«, sagte Matthias. »Magst du die Tina eigentlich noch?«

      »Freilich mag ich sie. War immer ein gescheites Mädel, und wie es scheint, hat sie langsam auch genug vom Stadtleben.«

      »Meinst du?«

      »Ich denk es.«

      Mehr wollte sie nicht sagen. Ein bisschen anders dachte sie schon noch, aber sie wollte das nicht laut werden lassen.

      Sie hatte Angst, dass sich etwas herausstellen könnte, was schlimm war. Entsetzliche Angst hatte sie, aber Hannerl Mühlbauer zeigte niemals ihre Angst. Sie hatte damals auch tapfer am Totenbett ihres Mannes gestanden, mit gefalteten Händen und hatte gesagt: »Solch einen Tod wünsch ich mir auch, Tonerl. Mit dir hat es der Herrgott gut gemeint.«

      Geweint hatte sie nur für sich, in ihrer Stube, um den geliebten Mann, der ihr so viel bedeutet hatte. Aber jetzt bedeutete ihr Matthias noch mehr, weil er jung war, weil sie ihn zur Welt gebracht hatte, weil er ein Stück von ihr war und von ihrem Tonerl. Zu jedem Opfer war Hannerl Mühlbauer bereit. Auch dazu, Tina alles zu verzeihen, wenn sie nur gut zu ihrem Buben war.

      Aufs Altenteil wollte sie sich gern zurückziehen und den jungen Leuten nichts dreinreden, und Tina hätte das Haus so ummodeln können, wie sie wollte. Aber da dachte sie schon zu weit in die Zukunft. So sollte es denn auch nicht sein. Zuerst musste Matthias geholfen werden.

      *

      Am nächsten Vormittag, gegen zwölf Uhr, kam Tina zu Dr. Norden in die Praxis. Er hatte seiner Frau Fee schon gesagt, dass er vielleicht einen Gast zum Mittagessen mitbringen würde, aber anschauen wollte er sich die Tina vorher doch.

      Er mochte sie auf den ersten Blick, aber er unterhielt sich auch noch eine Viertelstunde mit ihr.

      Und Tina fühlte, dass sie mit diesem Dr. Daniel Norden genauso reden konnte wie mit Dr. Mooslechner, obgleich sie vor sich einen umwerfenden Mann sah, der jedes Mädchenherz höherschlagen ließ.

      »Ich bin mit Matthias aufgewachsen«, begann sie. »Sein Vater war mein erster Lehrer. Was man so an Streichen tat in der Kindheit, haben wir gemeinsam verbrochen. Der Matthias war immer besonnen und hat manches verhindert, was schlimm hätte ausgehen können. Es war schrecklich, als sein Vater so plötzlich starb. Vielleicht hat es ihm doch einen Schock versetzt. Ich kann einfach keine andere Erklärung finden dafür, dass er so schlecht beieinand ist ... Seine Mutter ist eine großartige Frau. Alles stimmt doch. Und Geldsorgen haben sie nie gehabt.«

      »Sie suchen also einen seelischen Ursprung?«, fragte Daniel Norden.

      »Ich verstehe zu wenig von der Medizin«, erwiderte Tina. »Dr. Mooslechner ist für uns der Arzt überhaupt. Das nehmen Sie mir doch nicht übel?«

      »Im Gegenteil. Ich habe ihn auch immer gern gemocht, und mein Vater hat große Stücke auf ihn gehalten. Aber wären Sie jetzt damit einverstanden, dass wir zu uns fahren? Meine Frau würde sich freuen, wenn Sie mit uns essen würden.«

      »Einfach so?«, fragte Tina irritiert.

      »Einfach so, das mögen wir. Ich würde mich gern noch länger mit Ihnen unterhalten, und Fee kennt Dr. Mooslechner noch gar nicht persönlich. Hunger habe ich außerdem auch.«

      Wenn Matthias doch nur ein ganz klein bisschen von Dr. Norden hätte, dachte Tina. So frei müsste man mit ihm auch reden können.

      »Sie sind wahnsinnig nett, Herr Dr. Norden«, sagte Tina. »Aber wenn Dr. Mooslechner jemanden so mag, muss er ja nett sein.«

      Dasselbe dachte Daniel von ihr und auch Fee war da seiner Meinung. Ihr konnte er es gleich immer am Gesicht ansehen, was ihr durch den Sinn ging.

      Doch auch Danny fand sich bereit, Händchen zu heben und Felix fremdelte nicht.

      »Sind die Kinder wonnig«, sagte Tina weich. »Dr. Mooslechner würde sich narrisch freuen, wenn er die mal sehen könnte. Aber er kommt ja gar nicht raus aus seinem Trott.«

      »Dann werden wir wohl mal

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