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und glitt aus dem Sattel.

      Mitchel hob stolz den Blick.

      »Gesindel wie euch habe ich nicht zu fürchten.«

      »So?« Auch Kid war aus dem Sattel gerutscht. Er warf Allan die Zügel zu und kam mit gleitenden Schritten näher.

      »Dein Stolz wird nicht von langer Dauer sein, Lieutenant«, sagte er gelassen und schlug unvermutet zu.

      Mitchel verspürte den harten Faustschlag im Gesicht. Blut lief über seine Lippen. Seine Haut färbte sich mit zorniger Röte. Als Kid zum zweitenmal zuschlagen wollte, konterte er blitzschnell.

      Er beugte den Oberkörper zur Seite, unterlief den Schlag und knallte dem Banditen eine Doublette in den Magen und gegen das Kinn.

      Kid Youngers ging stöhnend zu Boden.

      Ohne Zögern fuhr Mitchel herum. Mit einer Reflexbewegung warf er den Oberkörper zurück. So dämpfte er den heimtückischen Schlag, den Landy mit dem Revolverkolben gegen seinen Schädel führte.

      Dennoch wurde ihm sekundenlang schwarz vor Augen.

      Taumelnd ging er in die Knie.

      »Aber – aber«, hörte er aus weiter Ferne den dunklen Baß Frank Youngers vorwurfsvoll sprechen. »Wer macht denn gleich schon schlapp?«

      Während Cloud unsicher auf die Beine kam, stapfte Landy Youngers heran. Sein Lächeln wirkte verzerrt. Wilder und leidenschaftlicher Haß flammte in den Augen des Banditen, und er war seiner Sinne nicht mehr mächtig, als er drauflos zu schlagen begann.

      Cloud Mitchel wehrte sich verzweifelt gegen eine Niederlage. Aber sie waren wie eine Meute Hunde. Sie hetzten ihn und ließen ihm keine Ruhe.

      Schläge deckten ihn ein, bis er keuchend am Boden lag und sich nicht mehr regen konnte.

      Und noch immer fielen sie über ihn her, bis Allan Youngers mit herrischer Stimme Einhalt gebot.

      »Genug jetzt, Kid, Landy – ihr habt euer Mütchen gekühlt. Gebt ihm den Rest, und, dann verschwinden wir.«

      Mitchel lag mit offenen Augen am Boden, unfähig einer Bewegung.

      Durch einen Schleier sah er die Gesichter seiner Peiniger. Sah plötzlich die große, dunkle Öffnung einer Revolvermündung und einen grellen, blendenden Funken, der auf ihn zuspritzte.

      Die Detonation hörte Cloud Mitchel nicht mehr, denn er war bereits tot.

      *

      Sheriff O’Neil sah seiner Genesung entgegen.

      Lieutenant Cloud Mitchel wurde mit allen militärischen Ehren beigesetzt, und aus der lebensfrohen und lustigen Ann Hodgeman wurde ein stilles, zurückgezogen lebendes Mädchen, das die Illusion am Glück verloren hatte.

      Während neue Steckbriefe gedruckt, das Kopfgeld der Youngers auf fünfundzwanzigtausend Dollar erhöht wurde und die Verbrecher ihren Weg durch die einsamen Bergtäler Nebraskas suchten, lebte Rancher Lincoln ahnungslos der Dinge, die sich im Süden abspielten, auf seiner kleinen Ranch am Oberlauf des White Rivers.

      Das Leben des Ranchers war hart. Schon bald vergaß er die kleine Episode von Clay Center. Nur sein Kontostand erinnerte ihn von Zeit zu Zeit daran. Und Freunde, die ihn in der Stadt daraufhin ansprachen.

      Lincoln besaß etwa zweitausend Stück Vieh.

      Fleischige Shetland-Rinder, die im Gegensatz zu den groben, zähen Longhorns wetterempfindlich waren.

      Es regnete seit einer Woche, und der Boden am White River war aufgeweicht.

      »Wir wollen uns die Zäune an der Nordkoppel anschauen«, sagte Fred Lincoln, »dann kannst du deinen Whisky haben, Pat.« Fred Lincoln wischte sich den Regen aus dem Gesicht. »Wo stecken Yip und Todd?«

      »Sie flicken das Dach des Futterspeichers, bevor das Heu zu faulen beginnt.«

      »Gut!« Lincoln schwenkte den zottigen Schecken nach Norden. In der grauen Regenwand trottete seine Herde. Aufmerksam ritten sie den Zaun entlang.

      Nach etwa einer Stunde stoppte der Rancher den Schecken. Mit ausgestreckter Hand deutete er auf schlaff herabhängende Drähte.

      »Wir wollen ihn flicken und die Pfähle erneuern.«

      Pat Yankton nickte.

      Beide Männer stiegen vom Pferd und machten sich an die Arbeit.

      Es dunkelte bereits, als sie zum Fluß zurückritten.

      Doch Fred Lincoln war zufrieden. Noch einmal wandte er sich im Sattel.

      »Wenn alles klappt, Pat«, er lachte zuversichtlich, »und wir den Winter gut überstehen, können wir im Frühjahr vielleicht vierhundert Dreijährige zur Bahnstation treiben.«

      Schon bald erreichten sie das Weidecamp.

      Die Futtertenne ragte wie ein mächtiger, quadratischer Klotz aus der Dunkelheit. Sie trieben die Pferde unter das Schutzdach der massiven Blockhütte und sattelten sie ab.

      Als sie das kleine Bunkhaus betraten, brannte im offenen Kamin lustig ein wärmendes Feuer.

      Yankton schüttelte sich wie ein Pudel, während er die nasse Kleidung abstreifte.

      »Bei diesem Wetter soll man nicht mal einen Bastard nach draußen schicken. Yip, bring dem Boß ’ne trockene Decke und eine Flasche Whisky. Und dann schlag ein paar Eier in die Pfanne. Der Tag war lang.«

      Yip, der Cowboy, saß, die Beine lang von sich gestreckt, am Tisch. Mißmutig schob er die alte Zeitung beiseite. »Du kannst wohl nicht sehen, wenn ein Mann mal fünf Minuten Pause einlegt.«

      »Doch, Yip.« Yankton grinste Launisch. »Aber erst muß unser Hintern so trocken sein wie deiner.«

      Sie saßen am Tisch und aßen mit bestem Appetit. Langsam drang wohltuende Wärme in ihre erstarrten Glieder.

      Während Todd schnarchend in der Koje lag, hatte Yip den alten Platz eingenommen. Bei dem trüben Funzellicht studierte er eifrig die Hot Springs Times. Yankton füllte die Gläser. Verächtlich deutete er auf Yip. »Er tut so, als könne er die Zeitung lesen, Boß. Laß dich nicht beeindrucken. Yip blufft gern.«

      Der Cowboy grinste über den Rand der vergilbten Zeitung.

      »Deinen Vater hast du nie im Leben kennengelernt, Pat Yankton«, äffte er verächtlich. »Meiner aber war so was wie ein Schuldiener. Und als solcher legte er größten Wert darauf, daß seine Söhne lesen und schreiben lernten. Ich habe ein paar Jahre gebüffelt. Und das bin ich dir heute voraus. Übrigens, Boß«, er wandte sich ohne Übergang an den Rancher, »du hast uns doch erzählt, daß Kid und Landy Youngers in Clay Center aufgeknüpft wurden.«

      Rancher Lincoln lächelte. »Und ich nehme an, das stimmt. Letzten Endes war ich dabei, als sie geschnappt wurden.«

      »Und hast dafür fünftausend Dollar kassiert.«

      »Genau.«

      Umständlich legte Yip die Zeitung auf den Tisch. Weit schob er die Arme vor und grinste den Rancher mit gutmütigem Spott an.

      »Wie kommt es dann, Boß«, erlegte eine Kunstpause ein, »daß die vier ­Youngers vor sieben Wochen am Big Blue River gesehen wurden? Und daß sie dort einen gewissen Lieutenant Cloud Mitchel umlegten?«

      Eine peinliche Pause entstand. Lincoln, der die Gabel zum Mund führte, senkte die Hand. Zwei steile Falten traten auf seine Stirn. Mit großen Augen starrte er den Sprecher an.

      Schließlich hatte er die Überraschung überwunden.

      »Das ist doch Unsinn, Yip. Gib mir das Blatt!«

      Hastig griff er zu, als Yip ihm die Zeitung über den Tisch reichte.

      *

      Doug Nash erfuhr es aus der Phoenix-Gazette.

      Aber er war jung und nahm es mit einem Achselzucken hin. Er hatte andere Dinge im Sinn und freute sich auf die

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