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kündigte er an.

      „Was denn?“, fragte Madison.

      „Geduld, mein Liebling. Setzt euch hin.“

      Als die Kinder am Tisch saßen, öffnete er die Tüte.

      „Maddie, das ist für dich.“

      Es war ein schwarzes, enganliegendes Top mit einem Slogan in glitzerndem Pink, der auf dem Kopf geschrieben war.

      „Das ist mein Handstand-Shirt“, stand auf dem Oberteil.

      „Oh, wie hübsch. Ich kann es kaum erwarten, das Top in die Turnhalle anzuziehen“, sagte Madison und ihre Augen leuchteten, als sie das Shirt drehte und wendete und dabei zusah, wie es im Licht glitzerte.

      „Das ist für dich, Dylan.“

      Sein Geschenk war ein neongelbes, langärmeliges Fahrradshirt.

      „Cool, Dad. Danke.“

      „Ich hoffe, es trägt zu deiner Sicherheit bei, jetzt wo es morgens so dunkel ist. Und das ist für dich, Cassie.“

      Zu Cassies Erstaunen zog Ryan ein Paar eleganter, warmer Handschuhe aus der Tasche. Ihre Augen weiteten sich, als ihr klar wurde, dass es sich fast um dieselben Handschuhe handelte, die sie in der Stadt anprobiert hatte.“

      „Oh, wie wunderhübsch. Und so praktisch.“

      Entsetzt stellte Cassie fest, dass ihre Schwärmerei für Ryan so garantiert nicht abklingen würde, denn sie stellte sich gerade vor, mit ihm auf der Terrasse zu sitzen und Wein zu trinken.

      „Ich hoffe, sie passen dir. Ich habe versucht, mir deine Hände vorzustellen, als ich sie gekauft habe“, sagte Ryan.

      Für einen Moment blieb Cassie der Atem weg und sie fragte sich, ob er ähnlich dachte wie sie.

      „Also, hattet ihr einen schönen Tag?“, fragte Ryan.

      „Wir hatten so viel Spaß. In der Stadt war ein Magier. Er hat mir einen Schneemann geschenkt und Dylan fünf Pfund leichter gemacht. Aber dann hat Cassie erraten, wo die Karte war und sie gewonnen – aber leider kein Geld.“

      „Welche Karte hat sie gewonnen?“, fragte Ryan seine Tochter.

      „Die Herz-Königin, also hat der Magier gesagt, dass sie bald Liebe finden wird.“

      Cassie nahm einen Schluck Orangensaft, weil sie nicht wusste, wo sie hinschauen sollte und zu schüchtern war, um Ryans Blick aufzufangen.

      „Nun, ich denke, Cassie verdient diese Karte und alles, was sie mit sich bringt“, sagte Ryan und sie verschüttete fast ihren Saft, als sie das Glas abstellte.

      „Was habt ihr danach gemacht?“, fragte er.

      „Wir haben auf dem Weg zum Bus über Irreführungen geredet und Cassie hat mich ausgetrickst und meinen Karamellapfel gestohlen!“

      Die Worte strömten nur so aus Madison heraus und obwohl Dylan mit seiner Pizza beschäftigt war, nickte er enthusiastisch.

      „Wir haben dir auch etwas mitgebracht“, sagte Cassie und gab ihm schüchtern die Cashewnüsse.

      „Mein Lieblingssnack! Ich habe einen anstrengenden Tag vor mir und werde die Nüsse mitnehmen und zu Mittag essen. Welch Überraschung. Danke für das aufmerksame Geschenk.“

      Während der letzten Worte sah er Cassie an und seine blauen Augen hielten ihren Blick mehrere Sekunden lang fest.

      Nachdem die Pizzen verschlungen waren – Cassies fehlender Appetit wurde von Ryan und seinen Kindern wettgemacht, am Ende war der Teller blitzeblank – nahm Cassie die Kinder mit ins Familienzimmer zum Fernsehen. Nach einer Talentshow, die ihnen allen gefiel, brachte sie sie ins Bett.

      Die Abenteuer des Tages und die Talentshow, in der es auch um zwei Turnschülergruppen gegangen war, beschäftigten Madison noch länger.

      „Ich glaube, ich will mal Turnerin werden“, sagte sie.

      „Das ist viel Arbeit, aber wenn es dein Traum ist, dann musst du ihm folgen“, riet Cassie.

      „Ich habe das Gefühl, nicht einschlafen zu können.“

      „Willst du noch etwas plaudern? Oder soll ich dir eine Geschichte vorlesen?“

      Cassie versuchte, beim Gedanken an Ryan, der mit einem Glas Wein auf der Terrasse saß und auf sie wartete, nicht ungeduldig zu werden. Oder vielleicht wartete er gar nicht, sondern war bereits zu Bett gegangen. Dann würde sie die Gelegenheit verpassen, ihm von Dylans Ladendiebstahl zu erzählen.

      Die Erinnerung rüttelte sie auf. In ihrem Glück über das aufmerksame Geschenk und dem Geplauder am Esstisch hatte sie den unangenehmen Vorfall vollkommen vergessen. Es war ihre Pflicht, Ryan davon zu erzählen, auch wenn sie damit den wundervollen Tag ruinierte.

      „Ich würde gerne etwas lesen.“

      Madison schlug ihre Decke zurück, ging zum Regal und wählte ein Buch, das sie offensichtlich schon oft gelesen hatte, denn der Rücken war faltig und die Seiten voller Eselsohren.

      „Das ist die Geschichte eines normalen Mädchens, das Balletttänzerin wird. Es ist so aufregend. Jedes Mal, wenn ich es lese, begeistert es mich aufs Neue. Denkst du, das ist seltsam?“

      „Nein, überhaupt nicht. Die besten Geschichten geben dir immer dieses Gefühl“, sagte Cassie.

      „Cassie, denkst du, dass auf dem Internat Turnen unterrichtet wird?“

      Wieder dieses Internat. Cassie hielt inne.

      „Ja, vor allem weil es sich bei Internaten gewöhnlich um größere Schulen handelt. Ich nehme an, dass es dort viele Sporteinrichtungen gibt.“

      Madison schien mit der Antwort zufrieden zu sein, hatte dann aber einen weiteren Gedanken.

      „Darf man die Ferien über im Internat bleiben?“

      „Nein, in den Ferien gehen die Schüler nach Hause. Warum würdest du in der Schule bleiben wollen?“

      Cassie hoffte, eine Antwort zu erhalten, aber Madison zog sich die Decke bis zum Kinn und öffnete das Buch.

      „Ich habe mich nur gewundert. Gute Nacht. Ich schalte mein Licht später selbst aus.“

      „Ich sehe nochmal nach dir“, versprach Cassie, bevor sie die Tür schloss.

      Sie eilte zu ihrem Zimmer, nahm sich ihren Mantel und zog die hübschen, neuen Handschuhe an, bevor sie auf den Balkon ging.

      Zu ihrer Erleichterung war Ryan noch immer dort. Sie sah sogar freudig, dass er auf sie gewartet und den Wein noch nicht eingeschenkt hatte. Als er sie sah, sprang er auf die Füße, zog ihren Stuhl näher an seinen und schüttelte das Kissen auf, bevor sie sich setzte.

      „Prost. Vielen Dank für heute. Es ist das beste Gefühl der Welt, die Kinder so glücklich zu sehen.“

      „Prost.“

      Als ihr Weinglas seines berührte, erinnerte sie sich, dass der Tag nicht wirklich perfekt gewesen war. Es hatte einen ernsthaften Vorfall gegeben. Wie sollte sie ihm davon erzählen? Was wäre, wenn er sie für ihre Vorgehensweise kritisierte?

      Sie entschied sich dafür, das Thema langsam anzugehen und im Gespräch darauf zu kommen. Vielleicht würde Ryan ja erneut seine Scheidung erwähnen, das wäre die perfekte Überleitung für sie: „Weißt du, ich denke, die Scheidung war schwerer für Dylan als gedacht. Kurz nachdem Madison ihre Mutter erwähnt hat, hat er in einem Laden Süßigkeiten gestohlen.“

      Sie sprachen eine Weile über das Wetter – der folgende Tag versprach, gut zu werden – und den Zeitplan der Kinder. Ryan erklärte ihr, dass der Schulbus die beiden morgens um halb acht abholen würde, er dann bereits bei der Arbeit sei und die Kinder sie über den weiteren

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