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aber wirft einen Blick zu Moore, als Wailer verschwunden ist.

      Penny Loan sitzt ganz rechts und fünfzehn Schritt entfernt angebunden. Sie blickt die beiden Männer an und fürchtet sich vor dem späten Nachmittag. Dann, hat Lowell gesagt, würden sie Kendall und Moore töten.

      »Joe«, zischelt Kendall. »Sieh zu deinen Beinen. An dieser Seite liegt ein Flaschenboden. Siehst du ihn?«

      Moore nimmt den Kopf herum und dreht sich so gut er kann. Die Glasscherben sind überall verstreut. Der Hals einer Flasche liegt keine zwanzig Zoll von Kendalls Kopf entfernt. Kendall kann ihn jedoch nicht erreichen. Dafür ist einer der Flaschenböden bis an Moores linkes Bein geflogen. Er liegt kaum vier Zoll neben Moores linkem Fuß.

      Kaum sieht Moore ihn, als er sich nach oben schiebt. Er kann sich zwar nur wenig bewegen, erreicht aber nun durch eine Seitendrehung den Flaschenboden. Dann presst er ihn mit dem Stiefelschaft an den Fels und rutscht zurück.

      »Teufel, es geht. Jim, pass auf, was Wailer macht.«

      Penny Loan hört nur das leise Säuseln des Windes. Das Geflüster der beiden Männer dringt nicht bis zu ihr. Sie sieht aber, dass Moore sich bewegt und das Seil an seinen Füßen sich spannt und wieder locker wird. Moore schiebt bei seinem Hin- und Herrutschen den Flaschenboden weit nach unten. Schließlich ertönt Kendalls leises Zischeln. Moore liegt still und hört Wailer oben kommen. Wailer starrt herab, dreht um und verschwindet wieder.

      »Weiter, Joe. Gut so.«

      Im nächsten Augenblick liegt der Flaschenboden genau an Joes linkem Stiefelrist.

      »Joe, du musst ihn herübertreten. Ich drehe mich auf die Seite«, flüstert Kendall. »Sieh zu, dass er mich mitten im Rücken erwischt. Dann drehe ich mich zurück auf den Scherben und decke ihn zu. Huste, wenn du zutrittst. Warte noch, Wailer kommt.«

      Moore liegt still. Er hustet bellend und laut, als Wailer oben erscheint. Der Bandit bleibt einen Moment über ihnen stehen, ehe er davontrottet. Sofort wendet Moore sich um. Er kann zwar nicht weit nach oben oder unten rutschen, aber seitlich kann er die Beine doch einige Zoll wegziehen.

      »Fertig?«

      »Fertig«, zischelt Kendall und dreht sich auf die linke Seite.

      Kendall wartet. Er weiß, dass der Flaschenboden vielleicht die Rettung werden kann. Gelingt es Joe, das Stück Glas kurz über oder unter Kendalls Hände zu befördern, ist alles gut. Kendall könnte dann – mit dem Rücken auf dem Boden liegend – den Flaschenhals weiterschieben und ihn zwischen die Hände bekommen. Es müsste mit dem Teufel zugehen, bekäme Kendall danach nicht die Handfesseln durchgerieben.

      Alles hängt davon ab, wie geschickt der alte Joe den Flaschenboden herübertritt.

      Einen Moment später hustet Moore laut. Und dann tritt er zu.

      Kendall kann nicht sehen, ob der Tritt den Scherben gut erwischt. Er hört nur ein leises, im wilden Gehuste Moores untergehendes Klirren.

      Dann aber prallt ihm etwas gegen den Steißknochen.

      Der alte Joe Moore hätte nicht besser treffen können.

      Jim Kendall hat den Glasscherben kaum drei Zoll neben seinen Händen liegen.

      *

      »Öhh – öhhh!«, macht Stone wie ein alter Schafbock, als Wailer ihn anstößt. »Ohhh – was – was’n los?«

      »Komm schon!«, knurrt Wailer scharf. »Los, lüfte dich an, du Pennratte. Du hast Wache, Mann.«

      »Wache?« Stone ächzt und richtet sich fluchend auf. »Muss das sein? Oh, verflucht, mein Kopf.«

      Er presst beide Hände an die Schläfen und kommt auf die Knie. So bleibt er sitzen, stöhnt und sieht Wailer nach.

      Großer Gott, denkt Kendall, als Wailer auf ihn zukommt, aber neben Dick Parkers Lager stehen bleibt und sich bückt, der Kerl kommt her. Er wird meine Fesseln nachsehen.

      Kendalls Blick wandert zu Moore. Der alte Joe scheint zu schlafen. Er blinzelt jedoch einmal und bewegt dann die Lippen.

      »Der Strick«, flüstert Moore in

      Stones Gejammer hinein. »Die Füße.«

      Kendall bricht der Schweiß aus, denn der Strick an seinen Füßen ist nicht straff gespannt. Behutsam will Kendall ihn anziehen und hat Glück.

      In diesem Augenblick bleibt Wailer neben Parker stehen, der lauthals schnarcht.

      »Verdammtes egoistisches Pack-Zeug«, flucht Wailer heiser, indem er sich bückt. »Ich stehe Posten, und sie saufen wie die Löcher hier unten. Parker, du gemeiner Strolch, ich dachte immer, wir teilen gerecht, was?

      Nichts drin in den beiden Flaschen. Ah, hier noch ein Rest, ein schäbiger Rest. Du alte Sauftante.«

      Er bückt sich, hebt die Flasche auf, in der noch zwei Fingerbreit Brandy ist und setzt sie an die Lippen. Dann schleudert er die Flasche im Bogen über den an der anderen Seite der Felsklippen schlafenden Lowell hinweg und wendet sich Moore zu. Mit dem Gewehr unter dem Arm tritt er neben Moore. Parker, den er mit dem Fuß angestoßen hat, grunzt nur einmal und schläft dann schnarchend weiter.

      »Na, du Ziegenbart?«, redet Wailer den alten Joe an, der scheinbar schläft. »He, du. Bald bist du in der Hölle.«

      Er jagt Moore das Gewehr in die Seite. Der macht die Augen auf und sieht den Banditen groß an. Wailer schiebt seinen Fuß unter Moore, wuchtet Joe an und zerrt dann an dessen Fesseln.

      »Na, sind deine Handgelenke schon blau angelaufen?«, fragt er hämisch. »Fest, was? Ha, ihr seid sauber gebunden.«

      Er stößt noch einmal mit dem Gewehrlauf zu. Und dann tritt er über Moore hinweg.

      Er kommt, denkt Kendall und liegt ganz ruhig. Alle Teufel, der Halunke hat den Finger am Abzug des Gewehres. Er wird sofort abdrücken.

      *

      »Nun, du Schlaukopf?«

      Wailer lacht höhnisch, als er Kendall zusammenzucken sieht. Kendall steckt der Gewehrlauf zwischen den Rippen. Gleich darauf holt Wailer mit dem Stiefel aus. Er steht den Bruchteil einer Sekunde auf nur einem Bein, stützt sich aber mit dem Gewehrlauf ab.

      Der Tritt fährt Kendall an die Seite. Der Stiefel zwängt sich unter Kendalls Hüfte. Und dann reißt Wailer den Stiefel hoch. Er will Kendall umdrehen.

      Jetzt, denkt Kendall. Er muss das Gewehr aus meinen Rippen nehmen, er muss.

      Der Gewehrlauf rutscht seitlich davon, die Mündung hebt sich. Kendall kippt nach links.

      Und dann sieht es Wailer. Es kommt genauso, wie Kendall es gefürchtet hat. Der Bandit sieht den Flaschenboden zwischen Kendalls Stiefeln liegen und den Strick von Kendalls Handgelenken fallen.

      In der gleichen Sekunde schnellt Kendalls rechter Arm auch schon herum.

      Wailer schreit im selben Augenblick schrill los.

      Kendalls rechter Arm saust wie eine Sichel herum und trifft Wailers Kniekehlen. Gleichzeitig reißt Kendall die Beine jäh an. Mit einem einzigen wilden Hieb erwischt seine Faust Wailers rechtes Kniegelenk und wirft den Mann vornüber.

      »Stone, er ist los! Er – aah.« Das Gewehr, schießt es Kendall durch den Kopf. Der Kerl drückt ab, er trifft mich in den Rücken.

      Er sieht den Gewehrlauf herumzucken und schlägt in verzweifelter Abwehr seine linke Hand nach der Waffe. Dann ist es ihm, als würden ihm die Trommelfelle zerrissen. Aus der Mündung der Waffe bricht eine Feuerlanze. Die Kugel verfehlt Kendalls Brust. Dicht neben Kendalls linker Seite jagt das Geschoss gegen den nackten Felsboden. Das Blei spritzt in tausend kleine Stücke. Durch das Dröhnen und Wabbern in seinen Ohren hört Kendall die Schreie Wallers nur noch gedämpft und wie meilenweit entfernt.

      Kendalls Hand krallt sich im nächsten Moment um den Gewehrlauf und reißt ihn nach hinten. Mit dem gleichen Schwung wirft er sich am Boden herum und zieht die Beine

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