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sie ihn an. »Die ganze Welt ist verrückt geworden. Dieser dicke Kerl Wesley spielt sich auf wie der Präsident selbst und sagt, Jim und Joe wären verdächtig, etwas mit einem Überfall auf einen Transport zu tun gehabt zu haben. Eine verdammtere Narrheit habe ich noch nicht gehört. Was war das für ein Transport, Jim?«

      »Nun, irgendeiner«, erwidert Jim mürrisch. »Penny, du weißt, ich habe keine Geheimnisse vor dir. Dennoch kann ich dir nichts weiter sagen, als dass Joe und ich nichts getan haben. Wir sitzen hier unschuldig.«

      »So ist das«, sagt Penny und wirft den Kopf in den Nacken. »Younger, lassen Sie die beiden frei. Sie haben gehört, sie haben nichts getan.«

      »Das – das darf ich nicht, ehe nicht alles geklärt ist«, ächzt Sheriff Younger. »Der Befehl ist vom obersten Richter gekommen. Es besteht ein Verdacht, und ich …«

      »O Hölle«, keucht Penny und fuchtelt Younger mit der Handtasche vor der Nase herum. »Er sagt, dass sie unschuldig sind, also sind sie es. Jim, Darling, sie haben gesagt, du bist verwundet worden. Ist es schlimm?«

      »No, fast wieder verheilt, Penny. Ich freue mich, dass du hergekommen bist, aber wir stehen das schon durch. Rege dich nicht auf, es wird sich aufklären.«

      »Das kenne ich. Hier leben doch nur Ochsen«, schnauft Penny zornig und bedient sich der Kraftausdrücke ihres verunglückten Vaters. »Ist das ein vernageltes hohlköpfiges Packzeug. Jim, ich schicke einen Rechtsverdreher, wenn du willst.«

      »No, Penny, nicht nötig.«

      »Dann kann ich gar nichts für dich tun?«, fragt sie bestürzt. »Du findest dich mit dieser Ungerechtigkeit ab? Jim, was soll ich denn machen?«

      »Auf mich warten«, antwortet er. »Eines Tages erzähle ich dir alles, einverstanden?«

      »Du bist auch vernagelt«, murmelt sie, tritt an das Gitter, und küsst ihn schnell. »Nun gut, ich warte.«

      Younger brummt irgendetwas, tritt zur Seite und lässt sie an sich vorbei aus dem Jail gehen. Dann knallt er die Tür zu und schließt wieder um.

      »Du bist ein haariger Affe«, knurrt Joe aus seiner Ecke. »Dieses Girl liebt dich. Es ist nicht arm, es hat einen

      Store. Du könntest Penny von heute auf morgen heiraten, aber du Narr ärgerst dich mit der Overland herum. Sie hat Feuer in den Adern und …«

      »Halt die Klappe«, knurrt Jim Kendall zurück. »Ich heirate sie erst, wenn ich selber genug Geld habe. Zerbrich dir lieber den Kopf, wie wir hier herauskommen sollen. Joe, die verdammte Untersuchungskommission wird erst in vierzehn Tagen zusammentreten. Bis dahin könnten die Banditen mit viel Glück die Kisten entdeckt haben. Weißt du, was man dann behaupten wird?«

      »Yeah«, sagt Joe finster. »Dass wir das Geld beiseitegeschafft hätten,

      damit du deine eigene Linie aufbauen kannst. Dieser Windhund Wesley schiebt uns sogar noch in die Stiefel, wir hätten unsere Partner umgebracht. Er hat Verbindungen zu den großen Bossen der Overland. Sein Schwager …«

      »Heißt Walt Ames und kennt mich«, unterbricht Jim den Alten trocken. »Ich habe Ames mal vor Jahren das Leben gerettet. Da war er noch nicht verheiratet und hatte noch keinen großen Posten bei der Overland. Heute sitzt er in Saint Louis und ist der zweite Mann. Ich wette, die Kommission wäre schon hier, wenn Ames nicht selbst kommen wollte. Er braucht für die Reise zwei Wochen, verstehst du? Ames ist eisenhart und schlau. Alles, was Wesley über seine Verwandtschaft sagt, ist glatte Angabe. Würde Ames mit Wesley große Dinge vorgehabt haben, hätte er ihn sicherlich nicht in die Wüste verfrachtet. Also kann man damit rechnen, dass Ames Wesley nicht besonders mag. Hierher schickt man nur Verwandte, die man los sein will. Ich mache mir keine Sorgen um den Ausgang der Untersuchung, Joe. Ich fürchte nur, dass die Banditen wie die Irren nach dem Geld suchen. Darum müssten wir hier raus, aber hol’s der Teufel, wie?«

      *

      »Du nachgemachter Mensch, du haariger schielender Affe!«, brüllt jemand vor der aufgesperrten Jailtür. »Ihr habt kein Recht, mich wie einen Hund … Oaaah!«

      Im nächsten Moment kommt der Schreihals in den Gang gesaust und fällt schwer hin. Hinter dem Mann erscheint Youngers Deputy Brighton, ein Riese von Mann.

      »In die vorletzte Zelle mit dir, Pferdedieb«, brüllt Brighton wütend. »Nenne mich noch mal haariger Affe, dann findest du dich nicht wieder, Stinktier.«

      Der stämmige Mann rafft sich auf, wartet, bis Brighton neben ihm ist und versucht dann auszutreten. Brighton knallt ihm blitzschnell den Colt an den Kopf und wirft ihn dann in die Zelle.

      »Well«, sagt Brighton zufrieden. »Der ist drin. Wenn du nicht wie dein Freund Stuffin fliegen willst, du Schleicher, dann sei friedlich. Los, nun komm schon, Casement.«

      »Ni – nichts tun«, stottert ein kleiner, fürchterlich schielender Mister und zwängt sich an Brighton vorbei in die Zelle. »Die Pf – Pferde si – sind mir nachge – nachgelaufen, auf Ehre.«

      »Zwölf Tage lang, von Oregon bis hierher?«, erkundigt sich Steve Brighton spöttisch. »Ihr seid nicht schnell genug gewesen, ihr Burschen. Euer Steckbrief war mit der Stagecoach früher da als ihr. Dich kann man einfach nicht übersehen, Casement. Du müsstest dir mal die Augen neu ausrichten lassen.«

      Der schielende Casement verzieht das Gesicht zu einer Grimasse und hockt sich wortlos auf die Pritsche. Das Jail hat vier Zellen, nun ist auch die dritte besetzt, in der vierten hat bis gestern ein betrügerischer Reisender gehockt, den dann der Sheriff aus Carson City abgeholt hat.

      »Ich sag’s ja, deine Schielaugen«, knirscht Stuffin vom Boden aus. »Habe ich dir nicht gleich gesagt, wir sollten um dieses Nest einen Bogen machen?«

      »Ihr habt ihn aber nicht gemacht«, erwidert Brighton scharf. »Geben sich in Oregon als Pferdehändler aus, sehen sich überall Pferde an und stehlen dann welche. Wo habt ihr die anderen verkauft? Es waren neun, jetzt sind es nur noch drei. Na, Casement, nicht reden?«

      »Sind we – weggelaufen«, stottert Casement höhnisch. »Sucht sie do – doch!«

      »Frech werden auch noch«, stellt Brighton kopfschüttelnd fest. »Na, euch wird der Spaß vergehen. Sie kommen euch bald holen. Ich hörte, die Leute in Oregon machen nicht viel Theater mit Pferdedieben.«

      Er kommt zurück, sieht kurz zu Kendall und bleibt stehen, als Kendall die Hand hebt.

      »Ihr hattet einen Steckbrief?«, fragt Kendall langsam. »Seit wann suchte man die Burschen?«

      »Seit zwölf Tagen«, antwortet Brighton. »Die Kerle haben sich in Oregon herumgetrieben und vorgegeben, Pferdehändler zu sein. Einige Tage später stahlen sie dann die besten Pferde. Man sucht sie schon eine ganze Weile in Oregon, bei uns aber erst seit zwölf Tagen. Warum fragst, Kendall?«

      »Nur so. Schließlich will man wissen, mit wem man zusammen im Jail steckt«, gibt Kendall zurück und legt sich wieder hin. »Ziemlich unruhig heute in der Stadt, was?«

      »Kein Wunder, am Wochenende.« Brighton zuckt die Achseln. »Seid ruhig hier drin, das ist ein Rat.«

      Brighton geht hinaus. Stuffin, ein kräftiger stiernackiger Bursche, flucht leise vor sich hin. Nur Casement behält die Ruhe und sagt zischend:

      »Es hat keinen Sinn, zu fluchen, Jay. Wir sitzen fest. Das haben wir vorher gewusst, irgendwann musste es passieren. Und es war deine Idee, Pferdehändler zu spielen.«

      »Hat ja auch geklappt, was?«

      »Nicht lange genug. Wir hätten früher aufhören sollen«, erwidert Casement, der nun nicht mehr stottert.

      »He, ihr da, was habt ihr ausgefressen?«

      Moore sieht zu ihm hin und bleckt die Zähne.

      »Mord«, sagt er kalt. »Wir haben nur fünf Mann umgebracht.«

      Casements Gesicht verfärbt sich. Wie für alle Diebe hat der Gedanke an Mord für ihn etwas Grausames an sich.

      »Mörder«,

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