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      Nach Prinz Alberts Tod im Dezember 1861 zog sich die untröstliche Victoria jahrelang beinahe ganz aus dem öffentlichen Leben zurück, worunter ihre Beliebtheit litt. Fortan trug die verwitwete Königin meist nur noch ein anspruchsloses schwarzes Kleid samt Haube mit Witwenschleier. Ihren eher zu Übermaß neigenden Zeitgenossen imponierte, dass Victoria kein Geld zum Fenster hinauswarf und keine Extravaganzen kannte. Sie verschwendete nicht, noch geizte sie. Trotz ihrer Zurückgezogenheit ließ sie sich über alle Regierungsmaßnahmen genau unterrichten und hielt mit ihren Ansichten nicht zurück, wenn sie mit dem jeweiligen politischen Kurs nicht einverstanden war. Sie drohte sogar mit ihrer Abdankung, als ihr Premierminister Disraeli im russisch-türkischen Konflikt (1877/1878) nicht nachdrücklich genug Stellung gegenüber Russland bezog.

      Zu den bedeutendsten Ereignissen in den letzten 25 Jahren ihrer Regierungszeit gehörten die Erhebung Victorias zur Kaiserin von Indien am 1. Mai 1876 und der Erwerb der Suezkanal-Aktien für Großbritannien. 1887 konnte sie ihr goldenes Thronjubiläum feiern, dessen Feierlichkeiten noch von jenen zum diamantenen Jubiläum 1897 übertroffen wurden.

      Durch die Einheirat ihrer Kinder, Enkel und Urenkel in die bedeutenden europäischen Königs- und Fürstenhäuser wurde sie zur »Großmutter Europas« und erlangte einen nachhaltig wirkenden dynastischen Einfluss auf die europäische Politik. Unglücklicherweise war Victoria aber auch Überträgerin der Bluterkrankheit, einer Erbkrankheit, die über einige ihrer Nachkommen in das spanische, preußische und russische Herrscherhaus weitergegeben wurde.

      Am 22. Januar 1901 starb Königin Victoria in den Armen ihres ältesten Enkels, des deutschen Kaisers Wilhelm II., in Osborne House auf der Insel Wight. Nachfolger wurde ihr ältester Sohn Edward VII. Die meisten ihrer Untertanen empfanden ihren Tod als einen tiefen Einschnitt. Lord Esher verlieh diesem Gefühl Ausdruck: »Es ist, als begännen wir ein neues Leben in einer neuen Welt.«

      Clara Schumann

      * 1819 in Leipzig

       † 1896 in Frankfurt am Main

      Pianistin und Komponistin

      »Sie ist die unenthronte Königin unter den Pianistinnen.«

      (Hans von Bülow)

      Clara Schumann, die sich zunächst unter ihrem Mädchennamen Clara Wieck einen Namen machte, gilt als bedeutendste Pianistin des 19. Jahrhunderts. Auch als Lehrerin konnte sie sich profilieren, dagegen trat ihr kompositorisches Schaffen in den Hintergrund. Sie selbst unterschätzte ihre Werke und tat sie als »Frauenzimmerarbeit« ab. Mit zwanzig Jahren schrieb sie: »Einst dachte ich, dass ich kreatives Talent besäße, aber ich habe diesen Gedanken aufgegeben; eine Frau darf sich nicht zum Komponieren versteigen – keine hat es je gekonnt, warum sollte ausgerechnet ich es können?«

      Am 13. September 1819 kam sie als Tochter des Musikpädagogen und Klavierhändlers Friedrich Wieck und dessen Ehefrau Marianne Tromlitz, einer Sängerin und Pianistin, in Leipzig zur Welt. Als Clara fünf Jahre alt war, begann ihr Vater mit dem Klavierunterricht. Die Ehe ihrer Eltern war zu diesem Zeitpunkt bereits geschieden. Schon vor der Geburt des Kindes war Friedrich Wieck fest dazu entschlossen, dieses Kind, von dem er hoffte, das es ein Mädchen sein würde, zu einem brillanten Pianisten heranzuziehen und damit gleichsam einen Beweis für die von ihm entwickelte Lehrmethode zu erbringen. Eine normale Kindheit blieb seiner Tochter, die in den kommenden Jahren zum Zentrum seines Lebens wurde, dadurch verwehrt. Da sich alles ihrer Karriere als Pianistin unterzuordnen hatte, blieb ihre sonstige Bildung auf der Strecke. Wiecks Bestreben, das Leben seiner Tochter in allen wichtigen Belangen zu überwachen und zu kontrollieren, nahm später geradezu despotische Züge an.

      Nach einigen privaten Konzerten trat Clara Wieck am 20. Oktober 1828 erstmals öffentlich zusammen mit einer anderen Schülerin mit einem vierhändigen Stück von Friedrich Kalkbrenner im Leipziger Gewandhaus auf. Die »Allgemeine musikalische Zeitung« aus Leipzig zeigte sich von diesem hoffnungsvollen jungen Talent sehr angetan: »In demselben Konzerte war es uns noch besonders angenehm, die erst neunjährige, mit vielen Musikanlagen ausgestattete Clara Wieck vierhändige Variationen über einen Marsch aus ‚Moses’ von Kalkbrenner, mit allgemeinem und verdientem Beifalle vortragen zu hören.« Zwei Jahre später gab das musikalische Wunderkind im Leipziger Gewandhaus sein erstes selbständiges, erfolgreiches Konzert.

      Während der Konzertsaison 1831/1832 unternahm Wieck mit seiner Tochter eine größere Konzerttournee, die bis nach Paris führte. Nach der Rückkehr trat Clara Wieck fast regelmäßig im Leipziger Gewandhaus auf, wobei vor allem auf Virtuosität angelegte Stücke von ihr gespielt wurden. In diesen Jahren veröffentlichte sie auch mehrere von ihr komponierte Klavierstücke. Weitere erfolgreiche Konzertreisen folgten. 1838 ernannte sie der österreichische Kaiser Ferdinand I. zur k. k. Kammervirtuosin, eine Ehre, die bis dahin noch keiner Ausländerin und Protestantin widerfahren war. Im selben Jahr wurde sie von der Wiener Gesellschaft der Musikfreunde zum Mitglied gewählt.

      Gegen den erbitterten Widerstand ihres Vaters heiratete Clara Wieck am 12. September 1840 den Komponisten Robert Schumann in Schönfeld bei Leipzig. Friedrich Wieck betrachtete den labilen und in finanziell ungesicherten Verhältnissen lebenden Schumann, dessen Karriere als Pianist wegen einer Verletzung des Mittelfingers bereits vorzeitig beendet war, als ungeeigneten Schwiegersohn. Erst ein Gerichtsbeschluss hatte die Eheschließung ermöglicht. Zwar trat nach der Heirat Clara Schumanns Konzerttätigkeit zunächst in den Hintergrund, weil ihr Ehemann ihre Gegenwart an seiner Seite wünschte und ein Teil ihrer Zeit mit Haushaltspflichten ausgefüllt war. Zudem brachte sie in den folgenden Jahren in rascher Folge insgesamt acht Kinder zur Welt. Die eigentliche Betreuung und Erziehung der Kinder wurde allerdings an Ammen bzw. Kindermädchen delegiert. Zeitlebens hatte Clara Schumann ein eher distanziertes Verhältnis zu ihren Kindern, die sie alle nach dem Tod ihres Mannes in Pension gab, um sich ungestört ihrer Karriere widmen zu können.

      Schon bald setzte sich Clara Schumann bei ihrem Ehemann damit durch, wieder auf Konzertreisen gehen zu können. Es waren nämlich weitgehend ihre Konzerte, die die finanzielle Basis der Familie erwirtschafteten. Ihre Erfolge stimmten Robert Schumann zeitweilig missmutig, und als Begleiter auf ihren Konzertreisen war er schwierig. Daneben gab Clara Schumann noch Unterricht und fand Zeit für eigene Kompositionen. Das Trio für Pianoforte, Violine und Violoncello (op. 17) gilt als Höhepunkt ihres kompositorischen Schaffens. Von den vielfachen Belastungen der Künstlerin zeugt auch ein Brief, den sie 1851 aus Düsseldorf an ihre Schwägerin geschrieben hatte: »Schüler die Menge, Proben die Menge, dabei immer in Concerten zu spielen, ein Haushalt, fünf Kinder und nur zwei Leute – kurz, ich weiß manchmal kaum, wo mir der Kopf steht!«

      1853 musste Robert Schumann seine drei Jahre zuvor angetretene Stelle als Städtischer Musikdirektor in Düsseldorf krankheitsbedingt aufgeben. Nach seiner 1854 ausgebrochenen geistigen Erkrankung, die in einem Selbstmordversuch im Rhein und seiner darauf folgenden Einweisung in eine Nervenheilanstalt gipfelte, und vor allem nach seinem Tod im Jahr 1856 musste Clara Schumann allein für den Unterhalt und die Ausbildung ihrer Kinder sorgen. In dieser schwierigen Zeit war der vierzehn Jahre jüngere Komponist und Pianist Johannes Brahms, der in sie verliebt war, ein treuer Freund. »Nur mit ihm«, stellte sie fest, »kann ich so recht über alles, was mein Herz bewegt, sprechen!« Ob es sich bei dieser intensiven Beziehung zeitweise auch um ein Liebesverhältnis handelte, ist nicht eindeutig zu klären. Die sehr enge Freundschaft mit Brahms lockerte sich zwar im Laufe der Zeit, aber bis zu Clara Schumanns Tod standen die beiden Künstler in Kontakt.

      Clara Schumann unternahm weiterhin Konzertreisen in das In- und Ausland. War sie in früheren Jahren vor allem als Interpretin von Beethoven, Mendelssohn und Chopin hervorgetreten, galt ihr Interesse später vor allem den Werken von Schumann und Brahms. Ihre rege Konzerttätigkeit beendete sie erst 1891, als ein Gehörleiden sie dazu zwang.

      1878 wurde sie am neu gegründeten Hochschen Konservatorium in Frankfurt am Main zur »Ersten Klavierlehrerin« berufen. Außerdem betreute sie die Herausgabe der Robert-Schumann-Gesamtausgabe und veröffentlichte die Jugendbriefe Schumanns. Am 20. Mai 1896 starb Clara Schumann in Frankfurt am Main.

      Florence Nightingale

      * 1820 in

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