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Gesammelte Werke. Джек Лондон
Читать онлайн.Название Gesammelte Werke
Год выпуска 0
isbn 9783962813475
Автор произведения Джек Лондон
Жанр Языкознание
Серия Gesammelte Werke bei Null Papier
Издательство Bookwire
Sein letztes Geständnis diente ihr als Stichwort. »Denkst du noch an den Genfer See?«
»Wie sollte ich nicht? Ich war fast übermenschlich glücklich.«
Sie nickte, und ihre Augen leuchteten.
»Es gibt so etwas wie alte Erinnerungen. Willst du nicht einmal daran zurückdenken, Grant … ein kleines bisschen, oh, nur ein ganz klein wenig … was wir damals einander waren … nicht?«
»Jetzt verschaffst du dir inkorrekte Vorteile«, lächelte er und begann wieder an seinem Daumen zu arbeiten. Er zog den Dorn heraus und untersuchte ihn kritisch. Dann sagte er: »Nein, ich danke schön. Ich empfinde nicht das Bedürfnis, hier den barmherzigen Samariter zu spielen.«
»Und doch hast du diese schwere Reise gemacht, um einem Unbekannten zu helfen«, meinte sie.
Er gab sich nicht die Mühe, seine Ungeduld zu verbergen. »Glaubst du vielleicht, dass ich die Reise gemacht haben würde, wenn ich geahnt hätte, dass es sich um den Liebhaber meiner Frau handelte?«
»Aber jetzt bist du einmal hier. Und dort liegt er. Was willst du jetzt tun?«
»Nichts, sage ich ja. Ich bin nicht der Angestellte dieses Herrn. Er hat mich bestohlen.«
Sie wollte etwas sagen, als an der Tür geklopft wurde.
»Verschwinden Sie«, rief er.
»Wenn Sie Hilfe brauchen …«
»Gehen Sie, zum Teufel. Holen Sie einen Eimer Wasser. Stellen Sie ihn vor die Tür.«
»Du willst also doch …«, begann sie mit zitternder Stimme.
»Mir die Hände waschen.«
Sie zuckte zurück, als sie seine brutale Antwort hörte, und ihre Lippen schlossen sich fest und hart. Dann sagte sie trotzig: »Jetzt höre, Grant. Ich werde seinem Bruder erzählen, was du tust. Ich kenne die Strangs. Kannst du die Vergangenheit vergessen, so kann ich es auch. Wenn du nichts tun willst, wird er dich töten. Selbst Tom Daw würde es tun, wenn ich ihn darum bäte.«
»Du solltest mich zu gut kennen, um mir zu drohen«, rügte er ernst. Dann fügte er spöttisch hinzu: »Außerdem sehe ich nicht ein, was es Rex Strang helfen sollte, wenn ich ermordet würde.«
Sie ließ ein leises Stöhnen hören und schloss ihren Mund fest. Sie merkte, dass seine scharfblickenden Augen schon entdeckt hatten, wie sie am ganzen Körper zitterte. »Es ist keine Hysterie, Grant«, rief sie schnell und voller Angst, missverstanden zu werden. Ihre Zähne klapperten beim Sprechen. »Du hast mich nie hysterisch gesehen. Ich bin es nie gewesen. Ich weiß nicht, was mit mir ist, aber ich werde mich beherrschen. Ich bin nur so ganz anders als sonst. Zum Teil ist es Zorn … Zorn auf dich. Und es ist Unruhe und Angst. Ich möchte ihn nicht verlieren. Ich liebe ihn, Grant! Er ist mein Herr und mein Gebieter! Und ich habe so viele furchtbare Tage und Nächte hier neben ihm gewacht. Oh, Grant, ich bitte dich … bitte dich …«
»Natürlich sind es deine Nerven«, erklärte er trocken. »Du musst dich beherrschen. Du kannst dich schon zusammennehmen. Wärst du ein Mann, so würde ich dir den Rat geben, eine Pfeife zu rauchen.«
Sie trat unruhig wieder an den Stuhl und beobachtete ihn von dort aus. Sie tat, was sie konnte, um sich zu beherrschen. Von dem roh erbauten Herd hörte man das Zirpen einer Grille. Draußen keiften die Wolfshunde. Die Brust des Verwundeten hob und senkte sich sichtbar trotz der Pelzdecken. Sie sah, dass ein nicht allzu liebenswürdiges Lächeln seine Lippen kräuselte.
»Wie sehr liebst du ihn?« fragte er. Sie reckte sich, und ihre Augen begannen von unverhohlener und stolzer Liebe zu leuchten. Er nickte zum Zeichen, dass er die Antwort verstanden hatte.
»Hast du etwas dagegen, wenn ich ein wenig weit aushole?« Er schwieg, während er nachdachte, wie er beginnen sollte. »Mir fällt eine Geschichte ein, die ich einmal gelesen habe. Herbert Shaw hat sie geschrieben, glaube ich. Ich will dir den Inhalt erzählen. Es war einmal eine Frau. Sie war jung und schön. Und es war ein Mann, ein prachtvoller Mann, ein Liebhaber der Schönheit und ein unsteter Wanderer. Ich weiß nicht, ob er Rex Strang sehr ähnlich sah, aber ich denke mir, dass sie einige Ähnlichkeit miteinander hatten. Nun, dieser Mann war ein Maler, ein Bohemien, ein Vagabund. Er küsste – oh, mehrmals und auch mehrere Wochen hindurch … und verschwand dann wieder. Sie fühlte für ihn, was du, wie ich glaubte, für mich fühltest – dort am Genfer See. Zehn Jahre weinte sie ihm nach. Dann hatten die Tränen ihre Schönheit verdorben. Du weißt, es gibt Frauen, die gelb werden, wenn die Trauer ihre natürlichen Säfte verbraucht hat.
Nun geschah es, dass dieser Mann blind wurde und nach zehn Jahren, wie ein Kind an der Hand geführt, zu ihr zurückkehrte. Es war ihm nichts geblieben. Er konnte nicht mehr malen. Aber sie war sehr glücklich, und namentlich war sie glücklich, weil er ihr Gesicht nicht mehr sehen konnte. Vergiss nicht, dass er alles Schöne anbetete. Und er hielt sie wieder in seinen Armen und glaubte, dass sie schön wäre. Die Erinnerung an ihre Schönheit lebte immer noch in seinem Herzen. Er sprach auch stets davon und klagte, dass er sie nicht mehr sehen könnte.
Eines Tages erzählte er ihr von fünf großen Bildern, die er malen wollte. Wenn es nur möglich wäre, dass er seine Sehkraft wiederbekäme – dann könnte er zufrieden den Pinsel niederlegen. Da kam ihr – gleichgültig wie – ein Elixier in die Hände. Wenn seine Augen damit bestrichen wurden, erhielt er seine volle Sehkraft zurück.« Linday zuckte die Achseln. »Du verstehst, worin der Konflikt bestand und wie sie kämpfte. Sah er wieder, so konnte er seine fünf Bilder malen. Aber dann verließ er sie auch. Schönheit war seine Religion. Es war ganz ausgeschlossen, dass er ihr Gesicht ertragen könnte. Fünf Tage kämpfte sie diesen Kampf mit sich. Dann bestrich sie ihm die Augen mit dem Elixier.«
Linday unterbrach seine Erzählung und suchte die Frau mit seinen Blicken. In den glänzend schwarzen Pupillen leuchtete es scharf und stechend auf.
»Die Frage ist jetzt, ob du Rex Strang ebenso liebst, wie jene Frau ihren Liebhaber liebte?«
»Und wenn ich es tue?« gab sie zurück.
»Tust du es?«
»Ja.«
»Und du kannst Opfer bringen? Kannst ihn aufgeben?«
Ihr Ja kam langsam und zögernd.
»Und du wirst mit mir zurückkehren?«
»Ja.« Diesmal flüsterte sie ihr Ja. »Wenn er wieder ganz gesund ist … ja.«
»Du hast mich voll und ganz verstanden? Es muss wieder werden wie am Genfer See. Du musst meine Frau sein.«
Es sah aus, als ob sie zusammenschrumpfte und zerbräche. Aber sie nickte.
»Gut.« Er stand