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      Im Aquarium in Berlin

      Aus tiefster Nacht alles Grauen

      Im Funkeln kindlicher Fernseligkeit.

      Deine eigenen Augen schauen

      Dich an durch tausendjährige Zeit.

      Zwischen atmendem Stein und Mimose

      Wandert und wundert, ohne Schrei,

      Ohne Klage, das nicht seelenlose,

      Nur seelenbindende Vorbei.

      Auch dein Herz ist stehengeblieben

      Und lauscht – du merkst es nicht –

      Auf etwas, was nie geschrieben

      ist und was keiner spricht.

      Thar

      Als ich abends den Zoo verließ,

      Entdeckte ich noch ein Tier. Das hieß

      Thar,

      Himalaja. Es war

      Wunderbar.

      Seines Felles langseidenes Haar

      Legte ein Wind bald sohin, bald sohin.

      Es hatte wonnige Farben in Braun.

      Das Tier schien mir durch die Seele zu schaun

      Und weiter und fernhin, doch wohin?

      – Himalaja – Himalaja – –

      Der, die oder das Thar? –

      Wie ernst ich vor dem Käfig war.

      Pinguine

      Auch die Pinguine ratschen, tratschen,

      Klatschen, patschen, watscheln, latschen,

      Tuscheln, kuscheln, tauchen, fauchen

      Herdenweise, grüppchenweise

      Mit Gevattern,

      Pladdern, schnattern

      Laut und leise.

      Schnabel-Babelbabel-Schnack,

      Seriöses, Skandalöses, Hiebe, Stiche.

      Oben: Chemisette mit Frack.

      Unten: lange, enge, hinderliche

      Röcke. – Edelleute, Bürger, Pack,

      Alte Weiber, Professoren.

      Riesenvolk, in Schnee und Eis geboren.

      Sie begrüßen herdenweise

      Ersten Menschen, der sich leise

      Ihnen naht. Weil sie sehr neugierig sind.

      Und der erstgesehene Mensch ist neu.

      Und Erfahrungslosigkeit starrt wie ein kleinstes Kind

      Gierig staunend aus, jedoch nicht scheu.

      Riesenvolk, in Schnee und Eis geboren,

      Lebend in verschwiegener Bucht

      In noch menschenfernem Lande.

      Arktis-Expedition. – Revolverschuß –:

      Und das Riesenvolk, die ganze Bande

      Ergreift die Flucht.

      Ein ganzes Leben

      »Weißt du noch«, so frug die Eintagsfliege

      Abends, »wie ich auf der Stiege

      Damals dir den Käsekrümel stahl?«

      Mit der Abgeklärtheit eines Greises

      Sprach der Fliegenmann: »Gewiß, ich weiß es!«

      Und er lächelte: »Es war einmal –«

      »Weißt du noch«, so fragte weiter sie,

      »Wie ich damals unterm sechsten Knie

      jene schwere Blutvergiftung hatte?« –

      »Leider«, sagte halb verträumt der Gatte.

      »Weißt du noch, wie ich, weil ich dir grollte,

      Fliegenleim-Selbstmord verüben wollte?? –

      Und wie ich das erste Ei gebar?? –

      Weißt du noch, wie es halb sechs Uhr war?? –

      Und wie ich in Milch gefallen bin??« –

      Fliegenmann gab keine Antwort mehr,

      Summte leise, müde vor sich hin:

      »Lang, lang ist’s her – – lang – –«

      Meine Musca Domestica

      Hoch soll sie leben!

      Auch tief darf sie leben,

      Meine Stubenfliege in der Winterzeit.

      Alle Sauberkeit

      Darf sie schwarz verkleben.

      Was mag sie denken?

      Was mag sie lenken,

      Wenn sie scheinbar sinnlos auf dem Frühstückstisch

      Zwischen Braten, Käse, Milch und Fisch

      Immer unbehelligt flugwirr flieht,

      Aber plötzlich einen Tischtuchfleck beehrt,

      Wo kein Mensch etwas Besonderes sieht?

      Ist ein Krümelchen wohl eines Totschlags wert!

      Mag sie meinetwegen

      Ihre Eier legen

      Wann, wohin und wieviel ihr beliebt!

      Immer noch studiere

      Ich am kleinsten Tiere:

      Weiche himmelhohen Rätsel es gibt.

      Die Krähe

      Die Krähe lacht. Die Krähe weiß,

      Was hinter Vogelscheuchen steckt

      Und daß sie nicht wie Huhn mit Reis

      Und Curry schmeckt.

      Die Krähe schnupft. Die Krähe bleibt

      Nicht gern in einer Nähe.

      Dank ihrer Magensäure schreibt

      Sie Runen. Jede Krähe.

      Sie torkelt scheue Ironie,

      Flieht souverän beschaulich.

      Und wenn sie mich sieht, zwinkert sie

      Mir zu, doch nie vertraulich.

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