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neu und trieb die Entwicklung der Wirtschaft durch Eisenbahnbauten an.

      Cavour sorgte dafür, dass Sardinien 1855 an der Seite Englands und Frankreichs am Krimkrieg teilnahm und sich somit im Spiel der europäischen Mächte positionierte. Im Interesse Italiens spielte er Österreich und Frankreich gegeneinander aus. Der Pariser Friedenskongress von 1856 war für ihn das geeignete internationale Forum, vor dem er die Besetzung italienischer Gebiete durch Österreich an den Pranger stellen konnte. 1858 kam es zur Begegnung Cavours mit Napoleon III. in Plombières, bei der der Krieg gegen Österreich beschlossen wurde. Als Preis für seine Unterstützung verlangte Napoleon III. Nizza und Savoyen. Im April des nächsten Jahres begann der Feldzug, der in den Schlachten von Magenta und vor allem Solferino entschieden wurde. Infolge des überstürzten und unüberlegten Rückzuges der österreichischen Truppen auf Befehl von Kaiser Franz Joseph schloss Napoleon III. rasch den Waffenstillstand von Villafranca, ohne den piemontesischen Bundesgenossen zu konsultieren. Cavour war empört, da Sardinien nur die Lombardei erhielt und Österreich Venetien behielt, und trat zurück.

      Doch schon wenige Monate später kehrte er wieder an die Spitze der Regierung zurück und schloss neuerlich ein Geheimabkommen mit Frankreich, diesmal war Savoyen betroffen. Cavour ermunterte Giuseppe Garibaldi, mit seiner Armee von tausend rot gekleideten Abenteurern von Genua nach Sizilien zu segeln. Nach dem Zusammenbruch des Königreiches Neapel wurden diese Gebiete dem Königreich Italien angeschlossen. Darauf folgte die Okkupation eines großen Teiles des Kirchenstaates. Im März 1861 wurde Viktor Emanuel II. zum König von Italien ausgerufen. Rom sollte die künftige Hauptstadt des geeinten Italien werden, doch konnte Cavour die völlige Einigung Italiens nicht mehr erleben.

      Wegen seiner Kirchenpolitik – sein Grundsatz lautete »Freie Kirche im freien Staat« – wurde Cavour wiederholt exkommuniziert, trotzdem fühlte er sich immer der katholischen Kirche zugehörig. Schon Jahre vor seinem Tod sicherte er sich den Beistand eines katholischen Priesters für seine Todesstunde und damit ein kirchliches Begräbnis. Vincenzo Gioberti, Priester, Philosoph und Vordenker eines geeinten Italien, sagte über Cavour, dass ihm die »italienische Geisteshaltung« fehle, er sei vielmehr angelsächsisch in seinen Ideen und gallisch in seiner Sprache. Kein anderer Politiker trieb die Einigung Italiens so konsequent wie Cavour voran, und das unter Einsatz legaler Mittel. Cavour wollte sein Ziel nicht auf revolutionärem Wege durchsetzen, sondern eine legale Abschaffung des absolutistischen Systems erreichen.

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      CHIANG KAI-SHEK

      Der Staatschef der nationalistischen Regierung Chinas auf Taiwan stammte aus einer in bescheidenem Wohlstand lebenden Händler- und Bauernfamilie. Seine Geburtstadt lag in der Provinz Chekiang nahe der Meeresküste. Mit 19 Jahren trat er in die Paoting-Militärakademie in Nordchina ein. In den Jahren 1907 bis 1911 diente er in der japanischen Armee, deren spartanische Ideale er bewunderte und für sich persönlich übernahm. Auch andere in Tokio lebende chinesische Kameraden übten einen großen Einfluss auf ihn aus. Im Sinne einer nationalen Denkweise setzte er sich das Ziel, China von der als fremd empfundenen Mandschu-Dynastie zu befreien. Um dieses Vorhaben zu erreichen, schien ihm eine republikanische Regierungsform geeignet.

      Als 1911 in China Unruhen ausbrachen, kehrte Chiang nach China zurück, schloss sich den revolutionären Truppen an und half, die Mandschu-Dynastie zu stürzen. Zwischen 1913 und 1918 nahm Chiang an sämtlichen revolutionären Kämpfen teil, auch an den Unruhen gegen den Möchtegern-Kaiser Yüan Shihk’ai. Zwischenzeitlich tauchte er in Shanghai unter, wo er zu der Geheimgesellschaft Green Gang gehörte, die durch Finanzmanipulationen Geld beschaffte.

      1918 kehrte er wieder in das öffentliche Leben zurück und schloss sich Sun Yat-sen an, dem Führer der nationalistischen Partei Kuomintang. Chiang Kai-shek nützte seine enge Beziehung zu Sun Yat-sen und baute darauf seine eigene Macht aus. Er wollte ein wiedervereinigtes China, das seit dem Sturz von Yüan in gegeneinander Krieg führende Satrapien zerfallen war.

      Großes Vorbild für die Kuomintang war die Sowjetunion, die Chiang 1923 besuchte, vor allem um den Aufbau der Roten Armee zu studieren. Wieder zurück in China wurde er zum Leiter der Militärakademie in Whampoa, nahe Kanton, bestellt, die er nach sowjetischem Vorbild umorganisierte. In dieser pro-sowjetischen Phase lebten auch zahlreiche russische Berater in China, das Verhältnis zu den Kommunisten war ein so enges, dass sie sogar in die Kuomintang aufgenommen wurden und nach dem Tod Sun Yat-sens 1925 zunehmend an Einfluss gewinnen konnten. Daraus resultierten aber auch Differenzen zwischen den konservativeren Mitgliedern der Kuomintang und den Kommunisten. Chiang, der sich als politischer Erbe Sun Yat-sens fühlte, versuchte den Einfluss der Kommunisten zurückzudrängen, ohne jedoch die sowjetische Unterstützung zu verlieren. Bis 1927 konnte Chiang auf die Hilfe aus Moskau rechnen, doch als er in einem blutigen Aufstand mit den Sowjets brach, war es mit der Achse Moskau-China vorbei.

      Chiang schloss sich der Nationalpartei an, unterdrückte aber die von ihr gegründeten Gewerkschaften. Seit 1925 Kommandant der nationalen Armee, startete er eine massive Kampagne gegen die Warlords im Norden Chinas und eroberte 1928 Peking. In Nanking kam es zur Gründung einer nationalen Regierung unter Chiangs Führung.

      1930 konvertierte Chiang unter dem Einfluss der mächtigen Soong-Familie, deren jüngste Tochter Mei-ling er in zweiter Ehe geheiratet hatte, zum Christentum. Nun konzentrierte sich Chiangs Regierungsprogramm auf soziale Reformen, doch vermochte er das Land nicht unter seine Kontrolle zu bekommen. Vor allem die provinziellen Warlords, die er nicht gänzlich ausschalten hatte können, stellten ihn laufend in Frage.

      Die Kommunisten wiederum hatten sich aufs Land zurückgezogen, eine eigene Regierung gebildet – und sie sammelten eine Armee. Eine weitere Front eröffnete sich für Chiang durch den unausweichlichen Konflikt mit dem expandierenden Japan, das 1931 die Mandschurei erobert hatte und nun Anstalten machte, in China, das durch den Bürgerkrieg geschwächt erschien, einzumarschieren. Chiang entschied sich dafür, zuerst die Kommunisten zu bekämpfen und sich dann mit Japan auseinanderzusetzen. Diese Strategie wurde von seinen Anhängern abgelehnt, es kam zu heftigen internen Konflikten, vor allem weil Chiang keinen entscheidenden Sieg über die Kommunisten erringen konnte.

      Um der chinesischen Nation einen moralisch engeren Zusammenhalt zu geben, belebte Chiang den Konfuzius-Kult neu. 1934 startete er eine Kampagne, die er »Bewegung Neues Leben« nannte. Das neue Gedankengut sollte die moralischen Vorstellungen des Konfuzius unter das Volk bringen – angesichts der hungernden Millionen ein sinnloses Unterfangen.

      1937 brach der Krieg mit Japan aus. Chiang sah sich gezwungen, den Krieg mit den Kommunisten abzubrechen und eventuell mit Hilfe der Kommunisten gegen die Japaner zu kämpfen. Bis zum Kriegseintritt Amerikas 1941 blieb China völlig auf sich allein gestellt, dann erst erklärten die übrigen Alliierten, abgesehen von der Sowjetunion, Japan den Krieg. Dadurch gewann die Kuomintang-Regierung ihren Platz in der Reihe der Siegermächte, die nach 1945 den Ton angaben. Daher rührt auch Taiwans Platz im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen.

      Doch Chiangs Regime litt zusehends unter einem Imageverlust. Die internationale Gemeinschaft nahm mit Missstimmung auf, dass Chiang nach der Kapitulation Japans wieder den Kampf gegen die Kommunisten aufnahm. Denn damit stürzte er das Land 1946 neuerlich in einen Bürgerkrieg, den er nicht gewinnen konnte. 1949 musste er den Kommunisten weichen und zog sich mit dem Rest seiner Getreuen nach Taiwan zurück, wo er eine gemäßigte Diktatur errichtete. In China selbst wurde die Volksrepublik ausgerufen.

      Mit Hilfe der USA wandelte Chiang Kai-shek Taiwan in den nächsten zwei Dezennien zu einem modernen Industriestaat um, der aber stets von China bedroht blieb. 1955 erreichte er noch eine Vereinbarung mit den USA, die die Verteidigung Taiwans garantierte. Doch Anfang der 1970er-Jahre, als es zu einer generellen Annäherung zwischen den Vereinigten Staaten und der Volksrepublik China kam, verlor dieses Abkommen zusehends an Wert. Die Möglichkeiten des riesigen chinesischen Festlandmarkts waren zu verlockend. Auch bot Chiangs Regime zu viele Angriffsflächen – korrupt und versteinert war es den Anforderungen einer sich verändernden internationalen Lage nicht gewachsen. Zuletzt setzte Chiang nur mehr auf persönliche Seilschaften, vor allem aus dem Bereich der Armeeclique.

      Nach

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