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Gullivers Reisen. Джонатан Свифт
Читать онлайн.Название Gullivers Reisen
Год выпуска 0
isbn 9783954183562
Автор произведения Джонатан Свифт
Жанр Языкознание
Серия Klassiker bei Null Papier
Издательство Bookwire
Als ich einige Zeit Ihre Exzellenzen zu ihrer außerordentlichen Befriedigung und Überraschung unterhalten hatte, bat ich Sie, Sie möchten mir die Ehre erweisen, meine unterthänigste Achtung dem Kaiser, ihrem Herrn, zu verkünden, vor dessen königlicher Person zu erscheinen ich beschlossen habe, bevor ich nach meinem Vaterlande zurückkehre. Sobald ich deßhalb wieder die Ehre einer Audienz bei unserem Kaiser hatte, ersuchte ich ihn im Allgemeinen um die Erlaubnis, dem Blefuscu’schen Monarchen aufwarten zu dürfen. Er hatte die Gnade sie mir zu erteilen, jedoch, wie ich bemerkte, auf kalte Weise; den Grund konnte ich nicht erraten, bis eine gewisse Person mir zuflüsterte, Flimnap und Bogloglam hätten meine Unterredung mit den Gesandten als ein Zeichen der Abneigung dargestellt, von welcher, wie ich beschwören kann, mein Herz durchaus frei war. Dies war das erstemal, daß ich einen unbestimmten Begriff von Höfen und Ministern erlangte.
Es ist zu bemerken, daß die Gesandten sich durch einen Dollmetscher mit mir unterhielten, denn die Sprachen beider Reiche sind so sehr von einander verschieden, wie dies bei mehreren der europäischen der Fall ist. Jede Nation ist auf das Altertum, die Schönheit, die Kraft ihrer eigenen Sprache stolz und verachtet die ihrer Nachbarn. Unser Kaiser jedoch benutzte den Vorteil, welchen ihm die Wegnahme der Flotte gewährte, zwang die Gesandten, ihre Kreditivschreiben abzugeben und ihre Reden im Lilliputischen zu halten. Auch muß ich gestehen, daß die meisten Personen von Stande, daß Kaufleute und Matrosen, kurz alle, die an den Küsten wohnen, sich in beiden Sprachen ausdrücken können. Der Grund liegt in der großen Handelsverbindung beider Staaten, in der fortwährenden Aufnahme der Verbannten beider Reiche, die gegenseitig ist, in der herrschenden Gewohnheit, junge Männer von Adel und Vermögen in das andere Reich hinüberzusenden, damit sie durch Kenntnis der Welt, der Menschen und Sitten ihre äußeren Formen ausbilden. Die erwähnte gegenseitige Sprachkenntnis bemerkte ich einige Wochen später, als ich dem Kaiser von Blefuscu meine Aufwartung machte, ein Umstand, der sich inmitten meines Unglücks, welches durch die Bosheit meiner Feinde bewirkt war, als ein höchst glückliches Ereignis erwies, wovon ich an gehöriger Stelle Bericht erstatten werde.
Der Leser wird sich erinnern, daß ich mit einigen Artikeln unzufrieden war, unter denen ich meine Freiheit wieder erlangte. Mir mißfiel darin, daß sie zu sklavisch waren, allein ich war durch Not gezwungen mich zu fügen. Da ich nun jetzt ein Nardac des Reiches vom höchsten Range war, so wurden sie als meiner jetzigen Würde widerstrebend betrachtet, und der Kaiser (diese Gerechtigkeit muß ich ihm widerfahren lassen) erwähnte sie nie in meiner Gegenwart. Bald darauf hatte ich auch noch Gelegenheit Seiner Majestät einen in meiner Meinung sehr bedeutenden Dienst zu erweisen. Ich ward plötzlich um Mitternacht durch das Geschrei mehrerer Hunderte vor meiner Türe aufgeweckt und geriet wirklich in Schrecken. Ich hörte das Wort Burglum unaufhörlich wiederholt; mehrere Hofleute des Kaisers drängten sich durch den Menschenhaufen und baten mich, sogleich zum Palaste zu kommen, wo in den Zimmern Ihrer Majestät der Kaiserin durch die Sorglosigkeit einer Ehrendame eine Feuersbrunst ausgebrochen war. (Diese hatte nämlich einen Roman im Bette gelesen und war dabei eingeschlafen.) Sogleich sprang ich auf; Befehl wurde erteilt, mir aus dem Wege zu gehen. Da nun auch der Mond gerade schien, bemühte ich mich zum Palaste zu gelangen, ohne die Menschen zu zertreten. Wie ich fand, hatte man schon Leitern an die Gemächer angelegt und sich mit Feuereimern zur Genüge versehen, allein das Wasser war von dem Orte der Feuersbrunst nicht wenig entfernt. Die Eimer waren von der Größe eines starken Fingerhuts, und die armen Leute lieferten mir so viel und so schnell, wie es ihnen nur möglich war, allein die Flamme war so heftig, daß dies nicht viel half. Ich würde das Feuer mit meinem Rock leicht erstickt haben, allein unglücklicher Weise trug ich nur mein ledern Wamms.
Der Fall schien verzweifelt und beklagenswert und der prächtige Palast würde unfehlbar niedergebrannt seien, hätte ich nicht plötzlich Geistesgegenwart gezeigt, wie sie mir sonst nicht gewöhnlich ist. Am Abend zuvor hatte ich sehr viel von einem köstlichen Weine, mit Namen Glimgum, getrunken (die Blefuscudier nennen ihn Flemei, aber man hält unsere Sorte für die bessere), welcher sehr diuretisch wirkt. Höchstglücklicher Weise nun hatte ich mich noch gar nicht entledigt. Die Hitze, der ich mich aussetzte, indem ich nahe an die Flamme trat und sie zu löschen suchte, bewirkte, daß der Wein auf die Urinorgane Einfluß äußerte; ich entledigte dieselben von einer solchen Masse, die ich auch auf die passendsten Orte geschickt hinrichtete, daß die Feuersbrunst in drei Minuten gelöscht, und jener schöne Palast, dessen Bau so viele Menschenalter erfordert hatte, von gänzlicher Zerstörung errettet ward.
Der Tag war angebrochen, und ich kehrte in meine Wohnung zurück, ohne dem Kaiser meinen Glückwunsch abzustatten, weil ich nicht wissen konnte, wie Seine Majestät den erwiesenen Dienst aufnehmen würde, obgleich derselbe von der ausgezeichnetsten Art war. Durch die Grundgesetze des Reiches wird nämlich jedem, ohne Rücksicht des Standes, die Todesstrafe bestimmt, der innerhalb der Palastmauern sich auf die erwähnte Weise entledigt. Zwar beruhigte mich wieder eine Botschaft Seiner Majestät, Er werde Seinem Justizminister Befehl erteilen, mir eine Verzeihungsurkunde in aller Form ausfertigen zu lassen. Diese konnte ich jedoch nicht erhalten; man machte mir die vertraute Mitteilung, die Kaiserin habe den furchtbarsten Schauder über meine Tat empfunden, habe sich in die entferntesten Gemächer des Palastes begeben und den festen Entschluß gefaßt, nie sollten ihre früheren Zimmer zu ihrem Gebrauche wieder ausgebessert werden. Sie konnte es nicht unterlassen, in Gegenwart ihrer vertrauten Hofdamen, mir furchtbare Rache zu schwören.
Sechstes Kapitel
Obgleich ich die Beschreibung des Reiches Lilliput in einer besondern Abhandlung mir vorbehalte, will ich indessen der Neugier des Lesers in soweit nachgeben, daß ich ihm einige allgemeine Bemerkungen über dasselbe hier mitteile. Sowie die gewöhnliche Größe der Eingeborenen etwas weniger als sechs Zoll beträgt, ebenso herrscht dasselbe Verhältnis auch bei den übrigen Tieren, Pflanzen und Bäumen.
Die größten Pferde und Ochsen sind z. B. vier bis fünf Zoll hoch, die Schaafe ungefähr anderthalb Zoll, die Gänse so groß wie ein Sperling, und in solcher Reihenfolge geht es abwärts bis ich die Gegenstände nicht mehr erkennen konnte. Die Natur hat jedoch die Augen der Lilliputer so geschaffen, daß sie alles dies genau, wenn auch nur in geringer Entfernung, erblicken können. Um die Schärfe ihres Gesichts in der Nähe zu zeigen, führe ich hier nur an, daß ich einen Koch gesehen habe, welcher eine Lerche, die nicht größer wie eine Fliege war, rupfte, und ein junges Mädchen, welches einen unsichtbaren Seidenfaden in eine unsichtbare Nadel einfädelte.
Ihre größten Bäume sind ungefähr sieben Fuß hoch; ich meine einige im königlichen Park, deren Gipfel ich mit der Hand ergreifen und den ich alsdann mit meinen Fingern umbiegen konnte. Die andern Pflanzen zeigen dasselbe Verhältnis. Dieses überlasse ich jedoch der Einbildungskraft des Lesers.
Von ihrer Gelehrsamkeit, welche viele Menschenalter bei ihnen geblüht hat, will ich hier nichts reden. Ihre Art der Schrift ist aber sehr sonderbar; sie schreiben weder wie die Europäer, von der Linken zur Rechten, noch von der Rechten zur Linken, wie die Araber, noch von oben nach unten, wie die Chinesen, sondern quer über das Papier, von einer Ecke des Bogens zur andern, wie die englischen Damen.
Die Toten begraben sie in der Art, daß sie dieselben mit dem Kopfe in’s Grab senken. Sie sind nämlich der Meinung, nach elfhundert