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deutschen Fernsehen lief, ist es auch komplett auf Deutsch übersetzt worden.

      Aber das vollständige Interview lief tatsächlich später doch noch in der ARD, denn als es sich in Deutschland herumsprach, dass die ARD das Interview gekürzt hatte, gab es einen Shitstorm auf der Seite der Tagesschau. In der Folge änderte die Tagesschau die Überschrift im Internet von „Das Interview mit Vladimir Putin im Wortlaut“ in „Neun Minuten Interview mit Vladimir Putin im Wortlaut“.

      Später sagte Thomas Roth dazu, dass die Ausstrahlung des kompletten Interviews natürlich geplant sei, es nur nicht klar sei, in welchem ARD-Sender und auf welchem Sendeplatz. Im Ergebnis wurde das komplette Interview beim WDR um sechs Uhr morgens gesendet. Niemand sollte der ARD vorwerfen können, es nicht gesendet zu haben, auch wenn es dafür keine Ankündigung zur besten Sendezeit gab und kaum jemand es um sechs Uhr im Dritten Programm gesehen haben dürfte. Aber gezeigt wurde es, die ARD konnte sagen, sie habe nichts verschwiegen.

      Auch in dieser Ausstrahlung gab es übrigens noch kleinere Schnitte und falsche Übersetzungen an entscheidenden Punkten.

      Ich möchte hier wie gesagt nicht das ganze Interview wiedergeben, aber ich möchte zumindest an einem Beispiel aufzeigen, wie das Interview von der ARD durch Kürzung manipuliert wurde. Dazu reicht schon ein Blick auf die erste Frage des Interviews: Fett gedruckt sehen Sie, was die ARD herausgeschnitten hat, und nun lesen Sie diese Passage einmal, indem Sie das Fettgedruckte überspringen und dann noch einmal mit dem fett gedruckten Teil. Der Sinn verändert sich komplett, oder nicht?

      Die ersten Worte des Interviews im Wortlaut:

      Thomas Roth: “Herr Ministerpräsident, nach der Eskalation in Georgien sieht das Bild Russlands in der Öffentlichkeit so aus, damit meine ich Politik, aber auch Presse: Russland gegen den Rest der Welt. Warum haben Sie Ihr Land mit Gewalt in diese Isolation getrieben?“

      Was meinen Sie? Wer hat den Krieg begonnen?

      Roth: „Die letzte auslösende Attacke war der georgische Angriff auf Zchinvali, die letzte auslösende Attacke.“

      Ich danke Ihnen für diese Antwort. Das stimmt, so war es in der Tat. Wir werden später noch näher darauf eingehen. Ich möchte nur hervorheben, dass nicht wir eine solche Situation ausgelöst haben. Und jetzt zum Ansehen Russlands.

      Ich bin davon überzeugt, dass das Ansehen eines beliebigen Landes, das in der Lage ist, das Leben und die Würde seiner Bürger zu schützen, das in der Lage ist, einer eigenständigen Außenpolitik zu folgen, in der Zukunft nur wachsen wird. Und umgekehrt, dass die Länder, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, die außenpolitischen Interessen anderer Staaten zu bedienen, indem sie sich über die eigenen nationalen Interessen hinwegsetzen, ungeachtet, womit sie das begründen, deren Ansehen wird abnehmen. Das ist alles.

      Hier will ich das Zitat beenden. Auf diese Weise wurden zwei Drittel des Interviews von der ARD herausgeschnitten und der Sinn des Gesagten dadurch komplett verändert.

      Dies ist übrigens einer der Gründe, warum ich mich entschlossen habe, dieses Buch zu schreiben: Selbst wenn Putin einmal in den deutschen Medien zu Wort kommt, kann man nicht sicher sein, dass seine Aussagen nicht gekürzt oder sogar durch falsche Übersetzungen verfälscht werden. Man kann ihn gut oder schlecht finden, aber es sollte zumindest nichts mutwillig verfälscht werden.

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