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– und wie wir heute wissen, waren wir das für sie immer – ärgert. Sie dachten, dass ihnen das wohl im Ganzen nützen würde. Wie sich gezeigt hat, ist das nicht so.

      In der Folge griffen die USA den Irak an, weil sie behaupteten, Saddam habe Massenvernichtungswaffen. In Europa stellten sich damals Frankreich, Deutschland und Russland gegen diesen Krieg, jedoch vergeblich.

      Berühmt wurde die Rede von Colin Powell vor dem UN-Sicherheitsrat, während der er ein Döschen mit weißem Pulver als Beweis für US-These der irakischen Massenvernichtungswaffen in der Hand hielt. Und dies sollte auch ein Beweis dafür sein, dass Saddam etwas mit 9/11 zu tun hatte. Putin hielt dies, genauso wie Schröder und Chirac, für konstruiert und für einen plumpen Versuch, einen Krieg gegen den Irak zu rechtfertigen. Er sagte dazu damals in einem Interview mit dem französischen Sender TF1:

      Wir bekamen diese Informationen über eine Verbindung von Saddam und al-Qaida von unseren amerikanischen Kollegen erst vor kurzem auf der Sitzung des UN-Sicherheitsrates, wo unsere amerikanischen Freunde diese Mitteilung machten. Ich bin noch nicht lange Politiker. Wie Sie wissen, habe ich vorher lange beim Geheimdienst gearbeitet, bei der Aufklärung, und ich dachte, dass ich alle Tricks kenne. Aber als ich in die Politik gekommen bin, da habe ich schnell verstanden, dass ich, meine russischen Kollegen, meine französischen und andere Kollegen, dass wir alle kleine Kinder sind im Vergleich zu den Politikern.

      Zu der engen Zusammenarbeit von Schröder, Chirac und Putin in dieser Zeit sagte der damalige russische Außenminister Ivanov: „Die regelmäßigen Treffen zwischen Chirac, Schröder und Putin drehten sich um globale Themen. Es war klar, dass die Welt und ihre Sicherheitsarchitektur sich veränderte. Und es war klar, dass es ein großes und einiges Europa brauchte, um in dieser neuen Welt eine Stimme zu haben. Darum waren die Gespräche über ein großes Europa von Lissabon bis Wladiwostok eine viel versprechende Idee für die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts. Leider bekam dieser Mechanismus nach dem Abgang des französischen Präsidenten Chirac und dann des deutschen Kanzlers Schröder keine Entwicklungschance. Aber ich denke, dass es eine viel versprechende Idee gewesen ist.“

      Ein Journalist fragte Putin einmal: „Im Westen wird gerne gesagt, dass wir mit schwachen Karten stark spielen. Warum spielen wir so stark und wie schwach sind unsere Karten?“

      Wenn wir mit schwachen Karten so stark spielen, dann bedeutet das ja, dass die anderen überhaupt nicht spielen können. Also sind sie auch gar nicht so stark. Dann fehlt da noch irgendwas.

      Ich bringe bei dieser Frage immer ein Beispiel aus meinem früheren sportlichen Leben. Als ich ein Sportabzeichen gewann, hatte ich einen Freund, das ist viele Jahre her. Er war viel stärker als ich, hatte viel bessere Aussichten als ich. Aber er gewann nichts. Er meinte dann „Wenn ich es wollte, würde ich auch gewinnen“ und ich sagte „Natürlich, wenn du wolltest, würdest du es schaffen“.

      Aber bei mir habe ich gedacht: „Wenn du es könntest, würdest du gewinnen“. Also fehlte ihm irgendwas. Vielleicht fehlte der Wille, oder die Geduld, oder der Fleiß oder auch der Mut. Egal, was es war, irgendetwas fehlte ihm.

      Und wenn ich mit den Kollegen spreche und sage, dieses oder jenes Problem müssen wir lösen, wir brauchen vielleicht mehr Geduld, müssen uns vielleicht mehr in die Materie einarbeiten, und wenn wir das tun würden, würden wir vielleicht zukünftig auch keine so schlimmen Krisen mehr erleben.

      Also fehlt einfach etwas. Wir können nur hoffen, dass dieses Etwas in der internationalen Politik durch gesunden Menschenverstand und Achtung vor den Interessen der anderen abgelöst wird.

      Teil 2: Putins Sicht auf die wichtigsten internationalen Themen der letzten Jahre

      Hier werde ich verschiedene Themen durchgehen, zu denen sich Putin geäußert hat. Wo es notwendig ist, füge ich Erklärungen und Hintergrundinformationen ein, aber ich werde nun Putin sehr ausführlich zu Wort kommen lassen.

      Kaukasus-Krieg

      Der Kaukasus- oder Georgien-Krieg fand im August 2008 statt und wird bis heute gerne von der westlichen Presse als Beispiel für die russische Aggression genannt. Und das, obwohl die EU in ihrer Untersuchung der Vorgänge zu einem völlig anderen Ergebnis gekommen ist. Da die Ereignisse von 2008 kaum jemand im Gedächtnis hat, seien sie hier kurz erklärt. Und zwar so, wie sie im Untersuchungsbericht der EU stehen, und nicht so, wie sie in Russland dargestellt werden. Obwohl – die Ergebnisse der EU-Untersuchung decken sich praktisch eins zu eins mit der russischen Sicht der Dinge, nur die westliche Presse scheint den Bericht der EU nie gelesen zu haben.

      Die Regionen Ossetien und Abchasien, die nach dem Zerfall der Sowjetunion zu Georgien gehören sollten, lehnten das ab. Sie wollten zu Russland gehören, und deshalb kam es Anfang der 1990er Jahre zu Unabhängigkeitskriegen. In der Folge wurde ein Waffenstillstand geschlossen, und vornehmlich russische Friedenstruppen sicherten die Frontlinie – dies war das Ergebnis langer internationaler Verhandlungen.

      In den folgenden ca. 15 Jahren gab es an der Deeskalationslinie zwar immer wieder bewaffnete Zwischenfälle, aber keinen großen Konflikt mehr.

      Das änderte sich am 8. August 2008, als die georgische Armee einen Zwischenfall zum Anlass nahm, einen Angriff zu starten. Sie überschritt die Demarkationslinie, trieb die Friedenstruppen zurück und beschoss die Stadt Zchinvali eine Nacht lang mit Artillerie – die Zahl der toten Zivilisten ist bis heute nicht endgültig geklärt.

      Zu diesem Zeitpunkt, in der Nacht vom 8. auf den 9. August, war dies natürlich Thema Nummer eins in den russischen Nachrichten, jedoch gab es nicht eine Meldung dazu im Westen. Erst als am nächsten Tag russische Truppen einrückten und die Georgier zurückdrängten, begann in den westlichen Medien eine umso intensivere Berichterstattung über die „russische Aggression“ und den „russischen Angriff“ auf Georgien. Putin hat sich zum Verhalten der westlichen Presse später in einer Diskussionsrunde geäußert, aber dazu mehr in dem Kapitel über Putin und die Presse.

      Jedenfalls warfen die russischen Truppen die georgische Armee zurück und besetzten dabei einen Teil Georgiens, zogen jedoch nach wenigen Tagen wieder ab.

      Der Untersuchungsbericht der EU beschreibt die Vorgänge genauso und kommt zu dem Schluss, dass der georgische Angriff gegen das Völkerrecht verstieß und die russische Reaktion, für einige Tage Teile Georgiens zu besetzen, zwar eine übertriebene, aber vom Völkerrecht gedeckte Reaktion war.

      Trotz dieser eindeutigen und unstrittigen Vorgänge wird Russland in diesem Zusammenhang immer noch eine „Aggression“ vorgeworfen.

      Der georgische Angriff fand am Tag der Eröffnung der Olympiade in Peking statt. In einem Interview erzählte der kasachische Präsident Nasarbajev von dieser Nacht: „Putin und ich waren in einer gemeinsamen Residenz untergebracht und befanden uns gerade in seinem Zimmer und haben uns unterhalten, als das Telefon klingelte. Ich sagte zu ihm, dass ich dann gehen würde und er sagte nur „Bleib kurz sitzen“, und währenddessen wurde ihm am Telefon von den Ereignissen berichtet. Er hörte lange zu, legte dann auf und er sah sehr verstört aus. Ich fragte „Was ist passiert?“ Ich dachte, es wäre etwas Schlimmes zu Hause privat passiert, schließlich waren seine Eltern schon sehr alt, denn so hatte ich ihn noch nie gesehen. Dann sagte er „Stell Dir vor, sie haben gerade unsere Friedenstruppen angegriffen, es gab so und so viele Tote. Was machen die da nur wieder?““

      Am 9. September 2008, also einen Monat nach dem kurzen Krieg, führte der Moskau-Korrespondent der ARD, Thomas Roth, ein Interview mit Putin zu dem Konflikt, der immer noch die Schlagzeilen beherrschte und in dem Russland als Aggressor dargestellt wurde.

      Über das Interview wurde in den Tagesthemen berichtet und die Ausstrahlung des „vollständigen“ Interviews nach den Tagesthemen angekündigt. Dort wurde dann ein neun Minuten langes Interview mit Putin gezeigt, dessen Wortlaut auf der Seite der Tagesschau im Internet veröffentlicht wurde. In dem Interview entstand der Eindruck, Russland sei der Aggressor und Putin habe keinerlei Argumente.

      Daraufhin zeigte das russische Fernsehen am nächsten Tag ebenfalls dieses Interview, jedoch war es plötzlich nicht mehr neun Minuten lang, sondern dauerte eine halbe

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