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- auch sein Pferd war fort - und aus der Dunkelheit starrten ihn die grünlich glänzenden Lichter der Steppenwölfe an.

      Paul erschrak in der Tiefe der Seele, er wußte, welche Gefahr ihm drohte, so feige der Coyote auch, besonders den Menschen gegenüber, für gewöhnlich ist.

      Der Knabe war von Natur mutig, doch lähmte ihn jetzt fast das Entsetzen.

      Heulend umkreisten ihn die Bestien. Er erhob sich ganz, und die scheuen Wölfe wichen zurück.

      Gleich darauf erhob einer seine Stimme, die andern fielen ein, und im wilden Jagen rasten sie in einiger Entfernung um Paul herum.

      Die Bewegungslosigkeit ihres Opfers machte sie dreister; sie kamen näher und näher, immer in der Runde umherjagend, und der Knabe, Todesschrecken im Gebein, unfähig, eine Bewegung zu machen, unfähig fast, zu denken, stöhnte leise: "Gott, Gott, sei mir gnädig!"

      Einer der Wölfe war ihm so nahe gekommen, daß er das Stück Fleisch, das Ben absichtlich hatte fallen lassen, erhaschen konnte und triumphierend davontrug.

      Einige der Tiere stürzten sich auf ihn, ihm die Beute zu entreißen, und bissen sich mit ihm herum - dies erregte augenscheinlich den Blutdurst der andern stärker, und schon schickten sie sich an, in wildem Anlauf ihr Opfer zu überwältigen, als aus ziemlicher Nähe, rasch aufeinanderfolgend, zwei Schüsse krachten, drei der Wölfe sich am Boden wälzten, und die andern in wilder Flucht mit Lauten des Entsetzens davonjagten und in der Nacht verschwanden.

      Der Todesschreck lagerte so bleiern auf dem Knaben, daß das freudige Gefühl, im letzten Augenblicke Rettung aus drohender Gefahr gefunden zu haben, nicht gleich aufkommen wollte. Noch stand er wie versteinert, als eine hohe Gestalt undeutlich sichtbar ward und eine Stimme sagte: "Wen haben wir denn eigentlich hier?" Gleich darauf stand ein Mann neben dem Knaben, ein Mann von ungewöhnlicher Größe, und schaute ihn aufmerksam an.

      "Ein Kind, soll mir Gott helfen; ein Kind. Haben sie dich hier allein gelassen, Junge?"

      Zu antworten vermochte Paul nicht. Das Gefühl des Schreckens, welches ihn lähmte, machte sich zunächst in einem heftigen Thränenstrome Luft.

      Geduldig wartete der Mann und lud währenddes gemächlich seine Doppelbüchse, die er eben auf die Coyotes abgefeuert hatte.

      Endlich rannen des Knaben Thränen sanfter.

      Der Fremde legte ihm die Hand auf die Schulter und sagte: "Beruhige dich, mein Junge, die kommen nicht wieder."

      Paul hob das Haupt empor und blickte durch seine Thränen in das über ihn gebeugte Gesicht seines Retters, das ihn freundlich anschaute.

      Nun fand er auch Worte: "Gott sei Dank", sagte er aus tiefster Seele - "Gott sei Dank - und Ihnen, Sir, - ah - Sie kamen zur rechten Zeit."

      "Sagst wahr, Kind, eine Minute später durfte ich nicht kommen."

      Paul schauderte, ja - eine Minute später hätte der Mann nicht kommen dürfen.

      "Komm, setz dich neben mich und erzähle mir, wie du in diese Wüste kommst, die selbst der wilde Heide meidet."

      Er ließ sich zur Erde nieder und Paul setzte sich neben ihn.

      Der Fremde fuhr fort: "Sehe da, schon im Abendlicht, drei Reiter in der Steppe, hier - auf diesem Ufer des Arkansas. Wundere mich um so mehr, als zwei augenscheinlich Cowboys waren; konnte aus dem dritten nicht recht klug werden, war doch zu weit davon ab. Schlendere aber langsam nach. Als es dunkel wurde, legte ich mich nieder, wache aber gegen Mitternacht auf, als die zwei Cowboys dicht an mir vorbeigaloppierten. Zwei nur? dachte ich. Wo blieb denn der Dritte. Gehen wunderliche Sachen vor in der Wüste, Kind. War neugierig, zu erfahren, was aus dem Dritten geworden sei, ging in der Richtung, aus welcher die Gesellen kamen, weiter, nun - und kam zur rechten Zeit."

      Der Knabe hatte seine Thränen getrocknet und horchte aufmerksam der Stimme des Fremden, die einen angenehmen Klang hatte.

      Er hatte nach der gewaltigen Erregung, welche die nahe Todesgefahr hervorgerufen hatte, seine Ruhe soweit wiedererlangt, daß er gesammelt antworten konnte: "Diese beiden Menschen haben mich gewaltsam hierhergeführt, Herr - aus welchen Gründen, weiß ich nicht. Was sie mit mir vorhatten, weiß ich nicht -"

      "Viel Gutes gewiß nicht", warf der Fremde ein.

      "Ich fürchtete, sie wollten mich ermorden."

      "War genau dasselbe, indem sie dich hier allein ließen - hätten die Coyotes kurzen Prozeß mit dir gemacht, und wenn die nicht - die auch selten hierherkommen, und nur von dem Büffel, den ich gestern jenseits des Flusses anschoß, hierhergelockt worden sind, so hätte dir der Hunger ein langsames Ende bereitet. Aber warum sollten dich die Burschen ermorden wollen?"

      "Ich weiß es nicht, Herr."

      "Hm, sonderbar. Muß doch einen Zweck haben, einen Jungen so weit in die trostlose Wüste zu führen, um ihn da aus dem Wege zu räumen?"

      "Ich kenne ihn nicht, Herr."

      Der Tag war langsam heraufgestiegen, und sandte bleiche Strahlen über die Steppe. Paul vermochte jetzt seinen Lebensretter genauer zu betrachten. Es war eine riesenhafte Gestalt, welche neben ihm, sich auf den Ellenbogen stützend, ausgestreckt lag. Das mächtige Haupt umgab ziemlich langes, graues Haar, welches unter einer Mütze aus Otterfell herniederfiel, das gebräunte Angesicht, von dichtem Bartwuchs eingerahmt, war gut geformt, wenn es auch die Spuren von Strapazen und eines entbehrungsreichen Lebens trug, aber sein Ausdruck war ehrlich und gutmütig, und der Blick der blauen Augen verstärkte diesen nur.

      Es war ein Gesicht, welches Vertrauen erweckte.

      Wiederum schaute der Fremde forschend in das hübsche, offene Gesicht des Knaben.

      Beide schienen mit den empfangenen Eindrücken zufrieden zu sein.

      "Ja, aber mein Junge", sagte dann der Fremde, "du bist doch alt genug, wie alt bist du denn?"

      "Sechzehn Jahre, Herr."

      "Na, also doch alt genug, um dir Gedanken darüber gemacht zu haben, weshalb man dich entführt hat."

      "Das habe ich auch, Herr. Anfänglich glaubte ich, man wolle ein Lösegeld von meinen Angehörigen erpressen, ob mir gleich das unheimliche Gebaren des einen der beiden, die mich hierherführten, Besorgnis für mein Leben einflößte. Jetzt, da sie mich hier in dieser Wüste allein zurückgelassen haben, bezweifle ich nicht mehr, daß es auf mein Leben abgesehen war. Ohne euer rechtzeitiges Eingreifen, Sir, wäre ich bereits von dieser Erde abgeschieden. Oh, ich danke euch von ganzem Herzen, ich bin doch noch zu jung, um zu sterben."

      "Wen die Götter lieb haben, rufen sie zeitig zu sich", sagte der Fremde so leise vor sich hin, daß ihn Paul nicht verstand.

      Eben leuchtete der erste rötliche Strahl der Sonne über die weite Fläche und überzog die beiden einsam weilenden Gestalten mit goldigem Schimmer.

      Beide schwiegen, ganz in den großartigen Anblick versunken, den das aufsteigende Tagesgestirn gewährte, welches die Steppe zauberisch mit seiner Lichtflut übergoß.

      Nach einer Weile erhob sich der Mann, und jetzt erst im Tageslichte, und da er aufrecht stand, konnte Paul die riesenhafte Größe dieser Gestalt, die mehr als sechs Fuß messen mochte, erkennen. Auch er erhob sich, doch ob er gleich groß für sein Alter war, kam er sich neben seinem Gefährten wie ein Zwerg vor.

      Der Fremde, in ein Jagdhemd von Büffelleder gekleidet, welches so geschmeidig und weich war, daß es sich allen Körperformen anschmiegte, zeigte in seiner äußeren Erscheinung und Bewaffnung den Jäger des Westens. War seine Haltung auch männlich kräftig, so deuteten doch das gefurchte Antlitz wie die Farbe des Haares und Bartes darauf hin, daß er die Mitte des Lebens bereits seit Jahren überschritten hatte.

      Er ließ seine Augen rings über die Prairie fliegen und richtete sie dann auf seinen jugendlichen Schützling.

      "Hast du Kraft, einen kleinen Marsch zu machen, Kind?"

      "Ja, Herr, ich bin bereit."

      "So komm, ich weile ungern

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