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ihm alles Heil auf Erden und im Himmel. Er war ein Schwerarbeiter im Weinberg des Herrn. Als man ihm eine kleine Abtei im »Tal der Bitternis« anvertraute, machte er in wenige Jahren ein florierendes Kloster im »hellen Tal«, französisch: »Clairvaux«, daraus.

      Bernhard von Clairvaux stammte aus dem französischen Hochadel, geboren wurde er 1090 im Ort Fontaines in der Nähe von Dijon in Burgund. Bereits vor seiner Geburt sagte ein Seher sein Schicksal voraus, daher bemühte man sich in seiner Familie besonders um seine Erziehung. Bernhard liebte Literatur und Poesie, die größte Erfüllung aber fand er im Studium der Bibel und der heiligen Schriften. Bereits als Jugendlicher dachte er daran, sich dem Klosterleben zu weihen. 1112 trat er mit 30 Gefährten in das von Stephan Harding geleitete Kloster Citeaux bei Dijon, das Stammhaus des strengen Zisterzienserordens, ein. Am Beginn des 12. Jahrhunderts waren viele Klöster vom Weg des

Benedikt von Nursia abgekommen, daher hatte 1098 Robert von Molesme das Kloster Citeaux gegründet, um die strengen Regeln Benedikts wiederaufleben zu lassen.

      Nur drei Jahre später wurde Bernhard als Abt mit zwölf Brüdern ausgesandt, um ein neues Kloster im Vallée d’Absinthe, dem »Tal der Bitternis«, zu gründen, das er aber in »Clairvaux«, das »helle Tal«, umbenannte. Bernhard verlangte von sich und seinen Mitbrüdern das Äußerste an Askese und Strenge und kam durch Arbeit und Gebet der Erschöpfung nahe. Das Kloster blühte auf und überflügelte in kurzer Zeit an Bedeutung und Bekanntheit alle anderen Zisterziensergründungen. Bernhard gründete von Clairvaux aus in wenigen Jahren 68 neue Klöster, wehrte sich aber gegen alle höheren kirchlichen Würden, die man ihm antrug. Dennoch machte er Karriere. Seine rednerische Begabung und sein diplomatisches Geschick ließen ihn in kurzer Zeit zum begehrten Ratgeber an den Fürstenhöfen und in den Diözesen werden.

      1118 wählte man Bernhard zum Leiter des Zisterzienserordens. Er reformierte die »Consuetudines«, die Ordensregeln, die tägliche harte Arbeit und den Verzicht von Dekoration in den Kirchen verlangten, weil Müßiggang und Schmuck von der Verehrung Christi ablenken würden.

      Bernhard hatte in der Kirche schnell Einfluss erlangt und wusste diesen geltend zu machen. 1128 konnte er am Konzil von Troyes die Anerkennung des Templerordens erwirken. Er unterstützte im 1130 ausgebrochenen Schisma Papst Innozenz II. gegen Papst Anaklet II. und konnte dessen Anerkennung in Frankreich, Deutschland, England und Spanien durchsetzen. Seine Freundschaft zu Innozenz II. sollte sich später für Bernhard bezahlt machen. In seinem erbittertem Streit mit

Peter Abaelard konnte er beim Papst durchsetzen, dass dieser auf der Synode von Sens 1140 Abaelards Lehre als häretisch und ihn zu Stillschweigen, Klosterhaft und Verbrennung seiner Schriften verurteilte.

      Bernhard konnte sich, gestützt auf seine Autorität, auch gegen einen Papst wenden. So empfahl er Papst Eugen III., der sein Schüler gewesen war, auf den weltlichen Glanz des Amtes zu verzichten und in Demut und Armut zu leben. Außerdem sollte sich der Papst nicht in die Politik einmischen, sondern sein Wirken auf Religion und Kirche beschränken.

      Bernhard war einer der größten Mystiker des Mittelalters und Begründer der Christusdevotion. Christus war ihm Mittel zum Seelenheil und zur persönlichen Erkenntnis, Christus ist sein Bräutigam der Seele. Deshalb schreibt er eine kompromisslose Anbindung an Gott vor, die durch Askese und die Betonung der Innerlichkeit erreicht werden soll. Der Mensch muss erst leer werden und sich dann mit der Liebe Gottes erfüllen lassen.

      Bernhard war von der Idee des Kreuzzuges besessen. Zwar befand sich zu seinen Lebzeiten das Heilige Land noch in christlichen Händen, Edessa war aber 1144 an Sultan Zengi gefallen, und die christlichen Staaten waren von ihren muslimischen Nachbarn bedroht. Der 1. Kreuzzug, der zur Eroberung Jerusalems geführt hatte, war schon fast ein halbes Jahrhundert vorbei. Zwar gingen noch immer die nicht erbberechtigten Söhne der europäischen Ritter ins Heilige Land, um dort ihr Glück zu machen, die große Euphorie des ersten Kreuzzuges hatte sich aber abgeschwächt. Bernhard setzte seine ganze Begabung als Prediger dazu ein, den Kreuzzugsgedanken neu zu entfachen. Jahrelang durchzog er Frankreich und predigte einen neuen Kreuzzug. »Selbst wenn Vater und Mutter dich auf Knien bitten, nicht ins Heilige Land auf Kreuzzug zu gehen, missachte sie und stoße sie zur Seite«, predigte er, denn: »Hier für Christus grausam zu sein ist die höchste Stufe der Seeligkeit.« In seiner »Predigt von Vézeley« 1146 konnte er den französischen König Ludwig VII. und den deutschen Kaiser Konrad III. für seine Idee begeistern, die 1147 zum 2. Kreuzzug aufbrachen.

      Der Kreuzzug war ein Misserfolg. Zwar gelangte ein großes Heer deutscher und französischer Ritter ins Heilige Land, der parallel dazu laufende Volkskreuzzug wurde aber von den Seldschuken aufgerieben. Nach schweren Niederlagen bei Doryleion und Laodikeia konnten die Kreuzfahrer zwar bis Damaskus vorstoßen und die Stadt drei Wochen lang belagern, mussten sich aber wieder zurückziehen. 1149 löste sich das Kreuzfahrerheer auf, ohne Wesentliches bewirkt zu haben.

      Bernhard hat diesen Misserfolg niemals überwunden. Er hatte in seinen Predigten den Aufruf zum 2. Kreuzzug mit Wundern begründet, der Misserfolg, den er nicht verursacht oder zu verantworten hatte, fiel aber nun auf ihn zurück. Er schrieb eine Entschuldigung an Papst Eugen III., und in seinem »Buch über die Betrachtung« nennt er die Gründe für das Versagen des Kreuzzuges, die er nicht in der Uneinigkeit von Ludwig VII. und Konrad III. sah, sondern in den Sünden der Kreuzfahrer und der Juden in Palästina.

      Bernhard starb am 20. August 1153 in seinem Lieblingskloster Clairvaux und wurde in der Abtei von Cluny begraben. Sein Kopf gelangte als Reliquie nach Troyes und befindet sich dort im Domschatz. Er hatte zahlreiche Klöster in ganz Europa gegründet und die Zisterzienser neben den Benediktinern zur größten Ordengemeinschaft in Europa gemacht. Seine besondere Liebe galt der Verehrung Marias, auf ihn geht daher die Weihung aller Zisterzienserkirchen an Maria zurück. 1174 wurde er von Papst Alexander III. heilig gesprochen und 1830 zum Kirchenlehrer ernannt.

      Bernhard blieb sein ganzes Leben ein einfacher Abt, nach höheren Würden hat er nicht gestrebt, obwohl man ihm mehrmals die Bischofswürde angetragen hat. Seine Bedeutung lag im Vorbild, in seiner asketischen Lebensweise, die es ihm ermöglichte, unbeeinflusst zum Ratgeber der höchsten weltlichen und kirchlichen Würdenträger aufzusteigen. In seinem Herzen trug er zeit seines Lebens das klösterliche Ideal, man nannte ihn einen ungekrönten König und den Papst des Zeitalters. Als Ratgeber und Entscheidungsträger hatte er unglaublichen Einfluss, er brachte fast alleine den 2. Kreuzzug auf den Weg, und seine Predigten über das Hohelied sind eine der Hauptquellen der mittelalterlichen Mystik. Bernhard hatte nie die Ämter und Würden der ersten Reihe inne, aber aus seiner Position zu Seiten der Mächtigen prägte er ein Jahrhundert.

      GIOVANNI BOCCACCIO

      (1313–1375)

      Giovanni Boccaccio ist der Begründer der europäischen Prosa-Erzähltradition, der die Gesellschaft des 14. Jahrhunderts mit Witz, Satire und Schärfe, aber auch Liebe und Genauigkeit dokumentierte. Ebenso war er Forscher und Übersetzer und brachte eine Reihe von verloren geglaubten antiken Werke in das Bewusstsein Europas zurück.

      Dabei sollte der Lebensweg Giovanni Boccaccios völlig anders verlaufen. Sein Vater, Giovanni war der uneheliche Sohn des Florentiner Kaufmanns Boccaccio di Chellino aus Certaldo, hatte für den 1313 in Florenz oder Certaldo geborenen Giovanni eine Kaufmannskarriere vorgesehen. Giovanni wuchs in einem Handelshaus in Florenz, der Compagnis di Bardi, auf und wurde mit 14 Jahren nach Neapel in eine Bank zur Lehre geschickt.

      Hier blieb er bis 1340, studierte wenig und beschäftigte sich mehr mit der Literatur. Er fand Gefallen am höfischen Leben in Neapel, das unter Robert von Anjou zu einem Hort der schönen Künste wurde. 1340 kehrte er nach Florenz zurück. Um ein gesichertes Einkommen zu haben, trat er in den Staatsdienst ein, 1345 finden wir ihn in Ravenna und 1347 in Forli, wo er verschiedene Ämter in der Verwaltung innehatte.

      Die Stadt und der Städter als neue Lebensform waren die wichtigsten Inspirationsquellen für Boccaccio. Es muss ihn hart getroffen haben, als 1348 die Pest Italien erfasste, ein Drittel der Bevölkerung auslöschte und besonders die Städte hart traf. In den

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