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Lederstrumpf. Джеймс Фенимор Купер
Читать онлайн.Название Lederstrumpf
Год выпуска 0
isbn 9783962813444
Автор произведения Джеймс Фенимор Купер
Жанр Языкознание
Серия Klassiker bei Null Papier
Издательство Bookwire
Gott segne dich; liebste Schwester, für diese mutige und besonnene Tat! flüsterte Judith, selbst so abgespannt, dass sie zum Handeln unfähig war, der Himmel selbst hat dich mit seiner heiligen Vollmacht gesandt!
Es war gut gemeint, Judith, fiel das Opfer ein, es war trefflich gemeint, und es kam zur rechten Zeit, obwohl es am Ende doch unzeitig gewesen sein mag. Was eintreten soll, muss bald eintreten, sonst wird es in Kurzem zu spät sein. Hätte ich beim Atmen einen Mundvoll von dieser Flamme eingesogen, so könnte keine menschliche Macht mein Leben retten; und Ihr seht, sie haben mir diesmal die Stirne so fest gebunden, dass mein Kopf nicht die mindeste Freiheit und Wahl hat. Es war gut gemeint; aber es wäre vielleicht eine größere Barmherzigkeit gewesen, die Flammen ihr Werk vollenden zu lassen.
Grausame, herzlose Huronen! rief die noch immer empörte Hetty, wolltet Ihr einen Mann, einen Christen verbrennen, wie ein Scheit Holz? Lest Ihr nie in Euern Bibeln, oder meint Ihr, Gott werde solche Dinge vergessen?
Eine Gebärde Rivenoaks gebot, die zerstreuten Brände wieder zu sammeln; frisches Holz ward gebracht, und selbst Weiber und Kinder waren eifrig und geschäftig, trockne Stecken herbeizuschaffen. Die Flamme loderte eben zum zweiten Mal auf, als eine Indianerin durch den Kreis sich drängte, auf den Haufen zuschritt und mit dem Fuß noch zu rechter Zeit die brennenden Zweige bei Seite stieß, um das Aufflammen des Ganzen zu verhindern. Ein gellender Schrei folgte auf diese zweite Störung: aber als die Täterin sich gegen den Kreis wandte, und Hist’s Angesicht erkannt wurde, erfolgte ein allgemeiner Ausruf der Freude und Überraschung. Eine Minute lang blieb jeder Gedanke, das vorliegende Geschäft fortzusetzen, vergessen, und Alt und Jung drängten sich hastig um das Mädchen, eine Erklärung ihrer plötzlichen, unerwarteten Zurückkunft begehrend. In diesem kritischen Augenblick sprach Hist mit leiser Stimme zu Judith, gab ihr einen kleinen Gegenstand ungesehen in die Hand, und wandte sich dann, um die Begrüßungen der Huronischen Mädchen zu erwidern, bei denen sie persönlich sehr beliebt war. Judith gewann ihre Fassung wieder und handelte rasch. Das kleine, scharfschneidende Messer, das Hist ihr in die Hand gedrückt hatte, ward von Judith in die Hand Hettys befördert, als die sicherste und am wenigsten verdächtige Vermittlerin an Wildtöter. Aber der schwache Verstand der Letztern vereitelte die wohlbegründeten Hoffnungen von allen Dreien. Statt zuerst die Hände des Opfers loszumachen, und ihm dann heimlich das Messer in die Kleider zu stecken, damit er im günstigsten Augenblick sich desselben bedienen könnte, machte sie sich selbst mit Ernst und Einfalt an’s Werk, die Teile zu zerschneiden, welche seinen Kopf gebunden hielten, damit er nicht wieder in Gefahr komme, Flammen einzuatmen. Natürlich sah man dies bedächtliche Beginnen, und tat Hettys Händen Einhalt, ehe sie Mehr als den obern Teil von des Gefangnen Leib, die Arme unter den Ellbogen nicht miteingeschlossen, befreit hatte. Diese Entdeckung erweckte sofort Misstrauen gegen Hist; und zu Judiths Erstaunen zeigte dies kluge Mädchen, als man sie darüber zur Rede setzte, keine Neigung, ihre Teilnahme an dem, was vorgegangen war, zu leugnen.
Warum sollte ich dem Wildtöter nicht helfen? fragte das Mädchen im Ton eines Weibes von festem Willen und Gemüt. Er ist der Bruder eines Delawarenhäuptlings; mein Herz ist ganz Delawarisch. Kommt hervor, erbärmlicher Briartorn, und wascht die Irokesenbemalung von Euerm Angesicht; steht vor die Huronen hin, als die Krähe, die Ihr seid; Ihr würdet eher das Aas Eurer eignen Toten essen, als Hunger leiden. Stellt ihn Wildtöter gegenüber, Stirn gegen Stirn, Häuptlinge und Krieger, ich will Euch zeigen, welch einen großen Schurken Ihr in Eurem Stamme geduldet habt.
Diese kühne Rede, in ihrer eignen Sprache und mit dem zuversichtlichsten Benehmen vorgetragen, machte einen tiefen Eindruck unter den Huronen. Verräterei zieht immer Misstrauen nach sich; und obgleich der Überläufer Briartorn dem Feinde gut zu dienen sich bestrebt hatte, hatten seine Bemühungen und sein Eifer ihm doch wenig mehr als Duldung gewonnen. Sein Wunsch, Hist zum Weibe zu bekommen, hatte ihn zuerst veranlasst, sie und sein eignes Volk zu verraten; aber ernste Nebenbuhler in Betreff seines ersten Zweckes waren unter seinen neuen Freunden erstanden, deren Sympathie für den Verräter nun noch geringer wurde. Mit einem Wort, man hatte Briartorn nur noch im Huronenlager sich aufzuhalten gestattet, wo er so genau und eifersüchtig bewacht wurde, wie Hist selbst; er ließ sich selten vor den Häuptlingen blicken, und hielt sich geflissentlich ferne von Wildtöters Auge, der bis auf diesen Augenblick gar Nichts von seiner Anwesenheit gewusst hatte. So aufgefordert aber konnte er sich unmöglich mehr im Hintergrund halten. Die Irokesenbemalung von seinem Gesicht abwaschen – das tat er nicht; denn als er inmitten des Kreises dastand, war er durch die neuen Farben so entstellt, dass ihn der Jäger anfänglich nicht erkannte. Er nahm aber doch eine trotzige, herausfordernde Miene an, und fragte hochmütig: Wer irgend etwas gegen Briartorn sagen könne.
Das fragt Euch selbst, fuhr Hist lebhaft fort, obwohl ihr Benehmen etwas minder gesammelt erschien; ein Anflug von Zerstreutheit oder Abwesenheit wurde dem Wildtöter und Judith, wo nicht auch anderen, bemerklich. Fragt das Euer eigenes Herz, kriechendes Wiesel der Delawaren; tretet nicht hier auf mit der Miene eines unschuldigen Mannes. Geht, schaut in die Quelle; seht die Farben Eurer Feinde auf Eurer lügenden Haut; dann kommt zurück und prahlt, wie Ihr Eurem Stamme entflohen seid, und das Tuch der Franzosen zu Eurer Bekleidung machtet! Malt Euch immerhin so bunt an wie der Colibri, Ihr bleibt doch schwarz wie die Krähe!
Hist war während ihres Aufenthalts unter den Huronen so gleichmäßig sanft gewesen, dass sie jetzt ihre Sprache mit Erstaunen anhörten. Dem Angeschuldigten selbst kochte das Blut in den Adern; und es war gut für die hübsche Sprecherin, dass es nicht in seiner Macht stand, die Rache auszuüben, die er, trotz seiner vorgeblichen Liebe, ihr anzutun vor Begierde brannte.
Wer will Etwas von Briartorn? fragte er finster. Wenn das Bleichgesicht des Lebens überdrüssig ist; wenn es indianische Martern fürchtet, so sprecht, Rivenoak! ich will ihn den Kriegern nachsenden, die wir verloren haben.
Nein, Häuptling: nein, Rivenoak, unterbrach ihn Hist lebhaft. Wildtöter fürchtet Nichts; am allerwenigsten eine Krähe! Bindet ihn los – zerschneidet die Bastseile – stellt ihn Stirn gegen Stirn diesem krächzenden Vogel gegenüber; dann lasst uns sehen, wer des Lebens überdrüssig ist.
Hist machte eine rasche Bewegung vorwärts, als wollte sie einem jungen Mann ein Messer aus der Hand nehmen, und in eigner Person dem Gefangnen jenen Dienst leisten; aber ein bejahrter Krieger verhinderte es auf einen Wink Rivenoaks. Dieser Häuptling beobachtete mit Misstrauen alles, was das Mädchen tat; denn während sie mit der entschlossensten Haltung die prahlerischste Sprache führte, war in ihrem Wesen doch etwas Unsichres und Erwartungsvolles, was einem scharfen Beobachter nicht entgehen konnte. Sie spielte ihre Rolle gut; aber zwei oder drei von den ältern Männern waren gleicherweise überzeugt, dass es nur eine Rolle war. Daher ward ihr Vorschlag, Wildtöter loszubinden, verworfen; und die in ihren Erwartungen getäuschte Hist sah sich in dem Augenblick von dem Baume zurückgewiesen, wo sie schon ihr Vorhaben gelungen wähnte. Zur gleichen Zeit ward der Kreis, der nachgerade wirr und eng geworden, wieder erweitert und in Ordnung gebracht. Rivenoak verkündigte jetzt die Absicht der alten Männer, weiter im Werke zu schreiten, da die Verzögerung