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Er muß es tun.

      Meyer: Wenn ich zurückdenke an alles, was wir gemeinsam erkämpften, – vom bescheidenen Anfang bis zum letzten, großen Tag – schwärmerisch Herrschaften! Es war doch schön!

      Feuerstein: Und heute begrüßen wir Sie als Sieger.

      Meyer mit gemachter Bescheidenheit: Wer spricht von mir? Sagen wir, es ist der Sieg der Höhenkunst… Zum Klavierspieler, der sich erhoben hat und sich mit Verbeugungen bemerklich zu machen sucht. Was wollen Sie?

      Klavierspieler: Ich wollte mir die Frage erlauben, welches Musikstück wünschen Herr Direktor zuerst und…?

      Meyer: Ja so! Er zieht die Uhr. Also, wenn wir hier alle vollzählig sind, wird der Meister den Salon betreten. Auf mein Zeichen intonieren Sie sofort den Einzug der Gäste in die Wartburg.

      Klavierspieler: Jawohl, Herr Direktor, und später…

      Meyer: Das sage ich Ihnen schon… Er geht wieder auf und ab und spricht nicht ohne Bitterkeit. Vielleicht kann heute der eine und andere geringschätzig über mein Lebenswerk urteilen…

      Feuerstein feurig: Das ist niemand erlaubt!

      Meyer: Es ist der Lauf der Welt, lieber Freund! Und mit einem Blick auf Zinnkraut es liegt im Wesen der Menschen, schnell zu vergessen. Groß. Aber mag man es vergessen! Ich stehe bescheiden zurück, weil nur Eugen Ludwig da steht, wo er steht!

      Feuerstein zu Zinnkraut: Es ist unschön von Ihnen, Zinnkraut.

      Meyer groß: Lassen wir das! Was liegt an mir? Aber Herrschaften! Die Frage war nicht ganz so einfach… Damals, als noch niemand den Erfolg ahnte.

      Zinnkraut: Ich habe…

      Meyer ihn brüsk unterbrechend: Sie haben nicht! Niemand hat. Es lag eine Ungewißheit um uns, und man konnte sehr leicht straucheln. Ja, ich darf es heute bekennen: die Frage war nicht ohne innere Kämpfe zu lösen. Denn auch mich konnte es locken, auf bequemen Pfaden zum Erfolge zu wandeln. Er lag, wenn ich so sagen darf, lachend vor mir… Er bleibt stehen und wendet sich rasch gegen Zinnkraut. Wie?

      Zinnkraut schlicht: Nichts.

      Meyer: Ich dachte, Sie hätten etwas gesagt.

      Zinnkraut: Ich habe nichts gesagt.

      Meyer: Auch wenn Sie etwas gesagt hätten, ich habe keinen Einwurf zu scheuen. Geht wieder auf und ab. Auf der anderen Seite drängte sich mir diese Gewißheit auf: Hier ist ein Dichter, hier ist ein Talent, hier ist ein Genie.

      Zinnkraut: Hört!

      Meyer bleibt wie vorher stehen und wendet sich gegen Zinnkraut: Was?

      Zinnkraut nachdrücklicher: Hört!

      Meyer: Gewiß, Sie dürfen es hören, und Sie sollen es hören. Das drängte sich mir auf: Hier ist ein Genie, hier sind köstliche Schätze zu heben. Wenn ich sie nicht hebe, versinken sie. Da wußte ich mit einem Male, daß ich eine Pflicht hatte.

      Feuerstein: Und wir wissen, daß und wie Sie diese Pflicht erfüllt haben.

      Zinnkraut: Unentwegt – Sie müssen im Bilde bleiben, Feuerstein.

      Feuerstein indigniert: Ich bleibe, wo ich will.

      Meyer ironisch: Vielleicht erlauben Sie mir zu sagen: schlicht und einfach? Einfach und schlicht, so wie man eben seine Pflicht erfüllt… Unterbricht sich, da Herr und Frau Schultze, der Kritiker Schimonsky und Frau Lückemann von links eintreten. Ah! Da sind ja…

      Fünfte Szene

       Inhaltsverzeichnis

      Er eilt ihnen entgegen, und küßt den Damen die Hände: Guten Morgen, gnädige Frau! Schüttelt den Herren die Hand. Guten Morgen!

      Frau Schultze sich umsehend: Wie feierlich das aussieht! Und die vielen Kränze!

      Frau Lückemann: Ist Eugen Ludwig schon da?

      Meyer: Nein, gnädige Frau. Er muß pièce de resistance sein. Erst wenn wir alle versammelt sind, dann…

      Frau Schultze: Wer alle!

      Meyer: Der kleine Kreis seiner treuesten Anhänger.

      Herr Schultze: Eine Versammlung der Gläubigen.

      Schimonsky: Im Hause eines Theaterdirektors könnte man auch sagen: Eine Gläubigerversammlung.

      Meyer: Ewig diese Witze!

      Schimonsky: Witz? Wir werden sie ja sehen…

      Zinnkraut: Die Herren, die nicht bloß Anteil nehmen, sondern auch Anteil haben…

      Schimonsky zu Meyer: Soll ich sie Ihnen nennen? Mit Verbeugung gegen Schultze. Die Anwesenden sind ja nicht ausgenommen.

      Meyer: Können Sie das nie lassen, Schimonsky?

      Schimonsky: Seien Sie nur wieder gemütlich! Sich an Zinnkraut wendend. Apropos, Zinnkraut, Ihnen kann man ja gratulieren…

      Zinnkraut: Nu… es geht.

      Meyer: Wieso gratulieren?

      Schimonsky: Haben Sie es nicht gelesen? Zu dem Erfolge von Chochotte.

      Frau Lückemann: Ach ja! Chochotte in Hamburg!

      Frau Schultze: Es muß sehr stark eingeschlagen haben.

      Zinnkraut schlicht: Sagen wir: Es war ein Riesenbombenerfolg.

      Meyer etwas nervös: Sprechen Sie doch! Was ist das – Chochotte –?

      Schimonsky: Wo leben Sie denn, daß Sie nich mal das wissen?

      Feuerstein mit Überzeugung: In den reinen Höhen der Kunst.

      Schimonsky: Der Bericht in der Morgenzeitung war förmlich enthusiastisch. Triumphe – Beifallsorkane – Ovationen – Feuerstein sachlich: Nach dem zweiten Akte dreimal Vorhang, nach dem dritten viermal.

      Schimonsky: Also unzählige Male.

      Zinnkraut noch schlichter: Sagen wir eben: Es war ein Riesenbombenerfolg.

      Schultze zu Meyer: Ich habe unsern Eugen Ludwig schon wochenlang nicht gesehen. Wie ist er?

      Meyer dem die Störung sichtlich unbequem ist: Wie soll er sein?

      Schultze: Ich meine gesundheitlich!

      Frau Schultze: Das Fest, und die vielen Artikel in den Zeitungen und diese Anerkennung von überallher, das muß ihn doch sehr angreifen!

      Frau Lückemann: Und diese Erinnerungen an so manches!

      Meyer ungnädig: Er wird es überstehen. Zu Zinnkraut. Tun Sie doch nicht so geheimnisvoll! Von wem und was und wie ist das mit der Charlotte?

      Zinnkraut: Von wem? Von einer neuen französischen Schwankfirma, also aus Wien. N’ Blödsinn, aber prima!

      Schimonsky:

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