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nicht aufpasse, weder auf die Tramway, noch auf den Kondukteur.

      Und dann lud er die Aktiengesellschaft, sowie deren sämtliche Bedienstete zu einer intimen Würdigung seiner Rückseite ein. In diesem Augenblick drängte sich ein Schutzmann durch die Menge und stellte sich vor den Wagen hin.

      »Was gibt’s da? Was ist hier los?« fragte er.

      »A hinters Radl is los«, sagte der Kutscher.

      »So? Das wer’n wir gleich haben«, erwiderte der Schutzmann, und ich glaubte, daß er ein Mittel angeben wolle, wie man dem umgestürzten Wagen am schnellsten auf die Räder hilft.

      Der Schutzmann zog ein dickes Buch aus der Brusttasche, öffnete es und nahm einen Bleistift heraus, der an dem Deckel steckte.

      Während er ihn spitzte, kam wieder ein elektrischer Wagen angefahren. Der Lenker desselben machte großen Lärm, als er nicht vorwärts konnte, und der Schaffner blies heftig in sein silbernes Pfeifchen.

      »Was ist denn das für ein unverschämtes Gefeife? Wollen S’ vielleicht aufhören zu feifen?« fragte der Schutzmann und blickte den Schaffner durchdringend an, während er den Bleistift mit der Zunge naß machte.

      »So«, sagte er dann, indem er sich wieder zu dem Kutscher wandte, »jetzt sagen Sie mir, wie Sie heißen tun.«

      »Matthias Küchelbacher.«

      »Mat-thi-as Kü-chelbacher. Wo tun Sie geboren sein?«

      »Han?«

      »Wo Sie geboren sein tun?«

      »Z’ Lauterbach.«

      »So? In Lau-ter-bach. Glauben S’ vielleicht, es gibt bloß ein Lauterbach? Wollen S’ vielleicht sagen, wo das Höft ist? Tun S’ ein bissel genauer sein, Sie!«

      Inzwischen hatte sich die Menge, welche den Wagen umstand, immer mehr vergrößert.

      Ein Herr in der vordersten Reihe untersuchte mit sachverständiger Miene den Schaden. Er bückte sich und sah den Wagen von unten an; dann ging er vor und faßte die lange Seite scharf ins Auge, und dann bückte er sich wieder und klopfte mit seinem Stocke auf die drei ganzen Räder. Und dann sagte er, es sei bloß eines kaputt, und wenn es wieder ganz wäre, könne man sofort wegfahren.

      Die Umstehenden gaben ihm recht. Ein Arbeiter sagte, man müsse versuchen, ob man den Wagen nicht wegschieben könne. Er spuckte in die Hände und stellte sich an das hintere Ende des Wagens. Dann sagte er: »öh ruck! öh ruck!« und schüttelte den Wagen, und spuckte immer wieder in seine Hände, bis ihn die Schutzleute zurücktrieben. Diese entwickelten jetzt eine große Tätigkeit. Sie gaben acht, daß die Zuschauer sich anständig benahmen und in einer geraden Linie standen. Das war nicht leicht. Wenn sie oben fertig waren, drängten unten die Neugierigen wieder vor, und deshalb liefen sie hin und her und wurden ganz atemlos dabei.

      Noch dazu mußten sie acht geben, daß jeder Schutzmann, der hinzukam, seinen Platz erhielt; wenn ein Vorgesetzter erschien, mußten sie ihm alles erzählen, und wenn ein neuer Tramwaywagen daherfuhr, mußten sie dem Kondukteur einschärfen, daß er nicht durch die anderen Wagen durchfahren dürfe.

      Ich weiß nicht, wie die Sache ausgegangen ist, weil ich nach zwei Stunden zum Abendessen gehen mußte. Aber ich las am nächsten Tage mit Befriedigung in den Blättern, daß der Polizeidirektor, der Minister des Innern und unsere zwei Bürgermeister am Platze erschienen waren.

      Der Münchner im Himmel

       Inhaltsverzeichnis

      Alois Hingerl, Nr. 172, Dienstmann in München, besorgte einen Auftrag mit solcher Hast, daß er vom Schlage gerührt zu Boden fiel und starb.

      Zwei Engel zogen ihn mit vieler Mühe in den Himmel, wo er von St. Petrus aufgenommen wurde. Der Apostel gab ihm eine Harfe und machte ihn mit der himmlischen Hausordnung bekannt. Von acht Uhr früh bis zwölf Uhr mittags »frohlocken«, und von zwölf Uhr mittags bis acht Uhr abends »Hosianna singen«. – »Ja, wann kriagt ma nacha was z’trink’n?« fragte Alois. – »Sie werden Ihr Manna schon bekommen«, sagte Petrus.

      »Auweh!« dachte der neue Engel Aloisius, »dös werd schö fad!« In diesem Momente sah er einen roten Radler, und der alte Zorn erwachte in ihm. »Du Lausbua, du mistiga!« schrie er, »kemmt’s ös do rauf aa?« Und er versetzte ihm einige Hiebe mit dem ärarischen Himmelsinstrument.

      Dann setzte er sich aber, wie es ihm befohlen war, auf eine Wolke und begann zu frohlocken:

      »Ha-lä-lä-lä-lu-u-hu-hiah!«…

      Ein ganz vergeistigter Heiliger schwebte an ihm vorüber. – »Sie! Herr Nachbar! Herr Nachbar!« schrie Aloisius, »hamm Sie vielleicht an Schmaizla bei Eahna?« Dieser lispelte nur »Hosianna!« und flog weiter.

      »Ja, was is denn dös für a Hanswurscht?« rief Aloisius. »Nacha hamm S’ halt koan Schmaizla, Sie Engel, Sie boaniga! Sie ausg’schamta!« Dann fing er wieder sehr zornig zu singen an: »Ha-ha-lä-lä-lu-u-uh – – Himmi Herrgott – Erdäpfi – Saggerament – – lu – uuu – iah!«

      Er schrie so, daß der liebe Gott von seinem Mittagsschlafe erwachte und ganz erstaunt fragte: »Was ist denn da für ein Lümmel heroben?«

      Sogleich ließ er Petrus kommen und stellte ihn zur Rede. »Horchen Sie doch!« sagte er. Sie hörten wieder den Aloisius singen: »Ha – aaaaah – läh – – Himml – Himml Herrgott – Saggerament – uuuuuh – iah!« …

      Petrus führte sogleich den Alois Hingerl vor den lieben Gott, und dieser sprach: »Aha! Ein Münchner! Nu natürlich! Ja, sagen Sie einmal, warum plärren denn Sie so unanständig?«

      Alois war aber recht ungnädig, und er war einmal im Schimpfen drin. »Ja, was glaab’n denn Sie?« sagte er. »Weil Sie der liabe Good san, müaßt i singa, wia ‘r a Zeiserl, an ganz’n Tag, und z’trinka kriagat ma gar nix! A Manna, hat der ander g’sagt, kriag i! A Manna! Da balst ma net gehst mit dein Manna! Überhaupts sing i nimma!«

      »Petrus«, sagte der liebe Gott, »mit dem können wir da heroben nichts anfangen, für den habe ich eine andere Aufgabe. Er muß meine göttlichen Ratschlüsse der bayrischen Regierung überbringen; da kommt er jede Woche ein paarmal nach München.«

      Des war Aloisius sehr froh. Und er bekam auch gleich einen Ratschluß für den Kultusminister Wehner zu besorgen und flog ab.

      Allein, nach seiner alten Gewohnheit ging er mit dem Brief zuerst ins Hofbräuhaus, wo er noch sitzt. Herr von Wehner wartet heute noch vergeblich auf die göttliche Eingebung.

      Amalie Mettenleitner

       Inhaltsverzeichnis

      Wenn sie den Mund aufmachte, bemerkte man drei Goldplomben. Und da sie dies wußte, vermied sie es, zu lächeln. Durch den Kampf mit den Lachmuskeln erhielten ihre Züge einen herben Ausdruck, und sie kam schon frühzeitig in den Ruf, weit über ihre Jahre hinaus ernst und verständig zu sein. Anfänglich gab sie wenig darauf; aber als sie das achtundzwanzigste Lebensjahr zurückgelegt hatte, fand sie, wie viele ihrer Mitschwestern, »daß Klugheit besser sei, denn Schönheit«.

      Übrigens hieß sie Amalie Mettenleitner und war die Tochter des verstorbenen Kassierers Johann Mettenleitner aus München.

      Die Mädchenreife unserer Amalie fiel in die Zeit der Frauenbewegung.

      Da vielleicht einige der geneigten Leser den Begriff derselben nicht kennen, will ich ihn kurz erklären.

      Die Frauenbewegung ist die Bewegung derjenigen unverheirateten Frauenzimmer, welche nichts Besseres zu tun haben.

      Sie geht hervor aus dem Weltschmerze der Grete, welche keinen Hans hat, und richtet sich insbesondere

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