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und Beschneidung) und ihrem das »Numinose« evozierenden Schwirrholz, welches u.a. Unbefugte fernhalten soll, weil übernatürliche Wesen als bei den Ritualen anwesend gedacht werden. Eliades Theorien überschreiten die Grenze dessen, was Ethnologie und Religionswissenschaft empirisch aussagen können: Sie werden damit zu einer religionsphilosophischen Deutung der Initiation als einem menschlichen Universale.

      Heinrich Schurtz, Altersklassen und Männerbünde. Berlin 1902 * Axel Michaels, Art. Rites de passage I. Religionsgeschichtlich. In: Religion in Geschichte und Gegenwart 4. Aufl. 7 (2004), 534f. * Mircea Eliade, Das Mysterium der Wiedergeburt. Versuch über einige Initiationstypen. Frankfurt a. M. u. Leipzig 1997 (zuerst franz. 1958) * Brigitte Bönisch-Bredlich, Art. Peuckert, Will-Erich. In: Enzyklopädie des Märchens 10 (2002), 827-831 * Victor Turner, The Ritual Process. London 1969 * J. Middleton, Secrecy among the Lugnara. In: Kees W. Bolle (Hrg.), Secrecy in Religions. Leiden 1987, 25-43 * Peter Gerlitz, Art. Initiation/Initiationsriten. In: Theologische Realenzyklopädie 16 (1987), 156-162 * Arnold van Gennep, Les rites de passage. Paris 1909 * Julien Ries (Hrg.), Les Rites d´Initiation. Actes du Colloque de Liège et de Louvain-la-Neuve 20-21 novembre 1984. Louvain-la-Neuve 1986 * Will-Erich Peukert, Geheimkulte. Heidelberg 1951. Nachdruck Hildesheim u.a. 1988 * Joannes A. Snoek, Initiations. A Methodological Approach to the Applications of Classification and Definition Theory to the Study of Rituals. Pijnacker 1987 * Derek Peterson, Art. Mau-Mau. In: Religion in Geschichte und Gegenwart 4. Aufl. 5 (2002), 921f. * Doris Doppler, Männerbund Management. München-Mering 2005 * Dietrich Heither, Verbündete Männer. Köln 2000 * Eva Kreisky, Das ewig Männerbündische? Zur Standardform von Staat und Politik. In: Claus Leggewie (Hrg.), Wozu Politikwissenschaft? Über das Neue in der Politik, Darmstadt 1994 * Helmut Blazek, Männerbünde. Berlin 2001 * Jürgen Reulecke, »Ich möchte einer werden, so wie die ...«. Männerbünde im 20. Jhdt.. Frankfurt u. New York 2001 * Gisela Völger, Karin v. Welck (Hrg.), Männerbande, Männerbünde: Zur Rolle des Mannes im Kulturvergleich. 2 Bände. Köln 1990 * David Gilmore, Mythos Mann. Wie Männer gemacht werden. München 1993 * David Pratten, The Man-Leopard Murders. History and Society and Colonial Nigeria. Indiana 2007 (behandelt die Zeit 1945-1948) * Wilhelm Emil Mühlmann, Arioi und Mamaia. Eine ethnologische, religionssoziologische und historische Studie über polynesische Kultbünde. Wiesbaden 1955 * Ders., Die geheime Gesellschaft der Arioi. Eine Studie über polynesische Geheimbünde, mit besonderer Berücksichtigung der Siebungs- und Auslesevorgänge in Alt-Tahiti. Leiden 1932.

      Initiationen vollziehen Zugehörigkeit und Statuswechsel. Die Zugehörigkeit kann sich auf eine Berufsgruppe, eine Altersklasse, einen religiösen Bund u.a. beziehen. Der Statuswechsel kann den Übergang in die Welt der Erwachsenen vollziehen oder eine neue Einweihungsstufe ermöglichen, etc. Wichtig ist, dass Initiationen etwas vollziehen; sie sprechen nicht nur über etwas oder symbolisieren etwas, sondern sie sind das, was in ihnen geschieht. Schamanen, Priester und anderes Homines religiosi erleben den Beginn ihrer Berufung oft als Initiation: Diese kann sich in einem Ritual unter Beteiligung anderer Menschen vollziehen, aber auch ein (durch Askese und Reinigungsriten vorbereitetes) inneres Erlebnis sein, das anderen nur im Nachhinein mitgeteilt wird. Einweihungs- und Initiationsriten können also auch einen bestimmten Berufsstatus verleihen, z.B. den eines Priesters (sehr häufig) oder eines Schmiedes, ja sogar den eines Regenmachers (bei den afrikanischen Lugnara, mit symbolischer Beerdigung). Wenn Initiation also auch ein sehr weiter Begriff ist, muss doch festgehalten werden, dass gerade Geheimbünde von der Antike bis zu den modernen Freimaurern im Regelfall über Initiationsriten verfügen. Man wird Mitglied meist nicht über eine Willenserklärung oder eine »Ernennung«, sondern über ein initiatorisches Ritual. Das kann kein Zufall sein: Es muss einen inneren Zusammenhang zwischen Initiation und Geheimbund geben, der weit in die Menschheitsgeschichte zurückreicht.

      Arnald van Gennep (1873-1957) hat in einem religionswissenschaftlichen Klassiker bereits 1909 die Struktur vor Übergangsriten (»rites de passage«) beschrieben, die in allen Gesellschaften vor allem lebenszyklische Abschnitte voneinander trennen, aber auch Weihehandlungen und Statusveränderungen begleiten, deuten und inszenieren. Initiationen (Einweihungen) sind ein wichtiger Typ solcher Übergangsriten. Van Gennep unterscheidet drei Phasen des rituellen Gesamtzusammenhanges. In Trennungsriten (»rites de séparation«) geschieht ein Hinaustreten aus dem alten Leben oder Status. In Schwellen- oder Umwandlungsriten (»rites de marge«) wird ein neues Sein konstituiert, während in den abschließenden Angliederungsriten (»rites d´agrégation«) eine Reintegration in die Gesellschaft, wenn auch unter neuen Bedingungen, geschieht. Übergangsriten bei Geburt und Tod, beim Erwachsenwerden und bei Statusveränderungen lassen sich nach diesem Schema gut beschreiben. Die jüngere Ritualforschung hat sich v.a. für die mittlere der drei Phasen interessiert. Der Religionssoziologe und Ethnologe Victor W. Turner (1920-1983) nennt sie die »liminale Phase« oder einfach »Liminalität« (von lat. limes »Grenze«). In ihr gelten andere Gesetze als im Alltag. Soziale Normen werden außer Kraft gesetzt; es kann eine gemeinschaftsstiftende Egalität entstehen, eine besondere Sakralität, aber auch umgekehrt eine karnevaleske Werte- und Ordnungsumkehr mit anzüglichen Elementen. Viele Feste und Feiern erhalten ihre innere Dynamik aus dieser Liminalität im Kontext größerer Übergangsriten. Natürlich sind die rituellen Funktionen vielschichtiger, als es dieses einfache Modell beschreibt, das dennoch ohne Frage fundamental Richtiges sieht.

      Ich möchte behutsam die Theorie vertreten, dass Geheimbünde eine Fortsetzung bestimmter Aspekte der mittleren, »liminalen« Phase von Initiationsriten sind, in der »besondere Gesetze« gelten, und die sich daher vom Alltag mit seinen sozialen Regeln unterscheidet. Der auffällige Zusammenhang zwischen Initiationsriten und Geheimbünden wird dann als ein innerer und sachlich notwendiger, nicht allein als ein zufälliger sichtbar: Die Geheimbünde sind sozusagen Prolongationen, »Verewigungen« der Liminalität, die in initiatorischen Übergangsriten geschaffen wird. Das vom Alltag abgehobene Gemeinschaftsgefühl der Liminalität wird in der Bruderschaft oder Schwesternschaft des Geheimbundes fortgesetzt. Das Wissen, dass hier Besonderes, nicht Alltägliches geschieht, setzt sich u.a. dadurch fort, dass eine strikte Grenze zum »normalen« Leben so geschaffen wird, dass Geheimhaltung herrscht. Geheimbünde lieben also deshalb Initiationen, weil sie strukturell mit ihnen zusammenhängen: Sie sind nichts anderes als ihre Fortsetzung in das normale Leben hinein.

      Das Motiv der Verwandlung nach einer »heroischen Initiation« spielt, wie wir hier nur in einer kurzen Andeutung zur Sprache bringen können, eine Rolle in der Erforschung der gemeinsamen Wurzeln europäischer Kultur. Hat es in der Zeit indogermanischer Einwanderung oder in der proto-germanischen Kultur bestimmte Männerbundphänomene gegeben, die ihre Spuren in Sage, Mythos und Brauchtum hinterlassen haben, ohne direkt greifbar zu sein? Ein mythologisiertes Nachleben indogermanischer Bünde junger Männer wurde z.B. gerne in den Traditionen der »wilden Jagd« u.ä. gesehen, in den »Berserkern« der germanischen Kriegsführung und ähnlichen Erscheinungen. Odin wird als mythologisierter Anführer eines solchen Bundes interpretiert, dessen »Einheriar« sich mit ihm durch feierliche Eide verbinden und die in Gemeinschaft mit den Ahnengeistern und von einem ekstatischen »furor«, einer sakralen Wut besessen, in die Schlacht ziehen. Die Erforschung potentieller indogermanischer Männerbünde und ihres Einflusses auf die frühe europäische Geschichte hat lange an ihrer Funktionalisierung in der nationalsozialistischen Zeit gelitten; erst allmählich wird deutlich, dass das Thema ernsthafter Bearbeitung bedarf (weiterführend jetzt K. Kershaw).

      Stig Wikander, Der arische Männerbund. Lund 1938 * Geo Widengren, Der Feudalismus im alten Iran. Köln und Opladen 1969 * Georges Dumézil, Gods of the Ancient Northmen. Berkeley, LA 1973 * Bernfried Schlerath, Georges Dumézil und die Rekonstruktion der Indogermanischen Kultur. In: Kratylos 40 u. 41 (1996), 1-48 bzw. 1-67 * Kris Kershaw, The One-Eyed God. Odin and the (Indo-)Germanic Männerbünde. Washington, D. C. 2000.

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