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stand. Er drehte sich ebenfalls um und schaute in die Richtung. Dort stand ein junger Mann und unterhielt sich mit einem kleinen Kind. Vermutlich seine Tochter, Karsten hatte beobachtet, wie er der Kleinen zuvor einen Chip zugesteckt hatte.

      Aber warum betrachtete Christel den Mann so intensiv? Kannte sie ihn vielleicht?

      »Wer ist denn das?« fragte er und deutete mit dem Kopf auf Thomas Hofstetter.

      »Woher soll ich dass wissen?« fragte Christel ungehalten zurück. »Ein Besucher halt.«

      Sie wich seinem Blick aus und war erleichtert, als der Schaustel-lergehilfe zur Seite treten mußte, weil eine junge Frau an die Kasse wollte.

      Karsten ließ sich indes nicht mit dieser Erklärung abspeisen. Er erinnerte sich, daß der Mann mit dem Kind gestern nachmittag schon dagewesen war. Über eine Stunde hatte er das Kind fahren lassen. Das war ungewöhnlich und hatte den jungen Mann eine schöne Stange Geld gekostet.

      Außerdem erinnerte sich Karsten, daß der Bursche andauernd auf das Kassenhäuschen gestarrt hatte. Jetzt freilich, wenn er sich Christels merkwürdiges Verhalten vergegenwärtigte, dann konnte er sich schon einen Reim darauf machen...

      Hatte das Madl eben gelogen? Kannten die beiden sich doch?

      Karsten spürte, wie ihm das Herz schwer wurde und brennende Eifersucht in ihm aufstieg.

      Wenn Christel und der Mann sich hier nicht zum ersten Mal sahen, war es dann nur eine flüchtige Bekanntschaft?

      Oder steckte mehr dahinter? War der Mann vielleicht der Grund für die ablehnende Haltung des Madls, ihm gegenüber?

      Fragen über Fragen, und Karsten Steiner wußte, daß ihm nur ein Mensch darauf antworten konnte – Christel.

      Aber würde sie es auch wollen...?

      *

      Max Trenker hatte auf dem Festplatz ein provisorisches Polizeirevier aufgebaut. Es befand sich in einer kleinen Holzhütte, und viel mehr, als einen Tisch und ein paar Stühle gab es nicht darin. Als Christian Ruland den Beamten dort aufsuchte, saß Max gerade alleine dort, während sein Kollege aus der Kreisstadt Streife ging.

      »Da hast’ mir ja schöne Neuigkeiten am Telefon berichtet«, begrüßte er den Förster.

      Christian winkte ab und setzte sich auf einen angebotenen Stuhl.

      »Mir wär’ auch lieber, ich hätt’ auf den Anruf verzichten können«, erwiderte er. »Was sagt denn der Polizeicomputer?«

      »Net viel«, gab Max zurück. »Alle, die in Frage kommen, sitzen noch ein. Ich hab’s genau überprüft. Der erste wird in drei Wochen entlassen.«

      Die Miene des Forstbeamten verfinsterte sich.

      »Dann haben wir’s also mit einem Unbekannten zu tun«, stellte er fest. »Möglicherweise mit einem, der gar net von hier kommt.«

      Max Trenker zuckte die Schultern.

      »Möglich. Es ist ja kein Kunststück, mit dem Auto schnell einige Kilometer hinter sich zu bringen«, meinte er.

      »Da werden wir wohl heut’ nacht Streife gehn müssen«, sagte Christian. »Soll ich noch ein paar Leut zusammentrommeln?«

      »Damit würd’ ich noch abwarten«, entgegnete der Polizist. »Die Stelle, an der dein Hund auf die Reste gestoßen ist, liegt net weit ab von der Kreisstraße. Ich würd’ denken, daß der Wilderer mit Auto gekommen ist. Wenn er’s noch mal tut, wird er seine Vorgehensweise net ändern. Dafür spricht auch, daß er das Wild gleich an Ort und Stelle zerlegt hat. Er muß sich recht sicher gefühlt und das Fleisch dann gleich mit dem Wagen abtransportiert haben. Ich würd’ vermuten, daß es reicht, wenn wir beide uns die Nacht um die Ohren schlagen und uns dort verstecken, wo dein Nero fündig geworden ist. Irgendwo am Wildwechsel wird’s der Kerl versuchen, und dann schnappen wir ihn uns.«

      »Und wenn’s zwei sind?«

      »Mit denen werden wir auch noch fertig.«

      Christian Ruland schmunzelte.

      »Mein Schwiegervater wird auf jeden Fall auch mit von der Partie sein«, verkündete er.

      »Na also, dann kann doch gar nix schiefgehn«, lachte Max.

      Sie besprachen, wie sie vorgehen wollten und verabredeten eine

      Zeit.

      »Wie geht’s eigentlich der Claudia?« erkundigte sich Christian, bevor er aufbrach. »Kommt sie heut’ herüber?«

      Max machte ein sauertöpfisches Gesicht. Seine Liebste, Claudia Bachinger, wohnte und arbeitete in Garmisch Partenkirchen. Ihr Beruf als Journalistin ließ ihnen nicht viel Zeit, sich zu sehen, so daß die beiden sich meist auf die Wochenenden beschränken mußten.

      »Deshalb bin ich ja so grantig auf den Kerl«, antwortete der Polizeibeamte. »Ausgerechnet heut’, wo die Claudia von Garmisch rüberkommt, hab’ ich keine Zeit für

      sie!«

      »Vielleicht erwischen wir ihn ja«, versuchte Christian ihn zu trösten. »Dann habt ihr ja noch den Samstag und den Sonntag.«

      Der Förster schaute auf die Uhr.

      »So, ich muß los«, sagte er. »Der Florian wartet schon am Kinderkarussell. Bestimmt läßt er der Maria keine Ruh’ und will unentwegt fahren.«

      »Grüß die beiden«, rief Max ihm nach und ließ sich wieder auf seinen Stuhl sinken.

      Dort lehnte er sich zurück und überlegte noch einmal, ob er möglicherweise irgend etwas übersehen hatte, und einer der wegen Wilderei Verurteilten vielleicht doch schon freigelassen worden war.

      Aber er wußte, daß es reine Zeitverschwendung war. Der Polizeicomputer wurde ständig aktualisiert, ein Fehler konnte ihm nicht unterlaufen sein.

      Max nahm sein Handy und tat, was er bis jetzt vor sich hergeschoben hatte – Claudia davon zu unterrichten, daß er heute abend keine Zeit für sie haben würde.

      Die Journalistin war noch in der Redaktion, als er anrief.

      »Es tut mir leid, Spatzl«, entschuldigte sich Max.

      »Du kannst ja nix dafür«, erwiderte die attraktive, junge Frau. »Als ich mich in dich verliebt hab’, da hab’ ich ja gewußt, daß du als Polizist net immer nach der Stechuhr arbeitest. Aber da geht’s dir ja wie mir. Ich kann auch net immer dann Feierabend machen, wenn ich’s gerade will.«

      »Vielleicht erwischen wir ja den Kerl gleich heut’ nacht«, hoffte der Beamte.

      »Dann gehen wir morgen abend zum Tanz!«

      Max stöhnte innerlich.

      Erst würde er die halbe Nacht im Wald stecken, gleich am nächsten Morgen hatte er wieder Dienst auf der Kirchweih, und am Abend sollte er dann das Tanzbein schwingen!

      Aber was tat man nicht alles für die Frau, die man liebte!

      »Versprochen, Schatz«, sagte er.

      »Wenn nix daraus wird, dann geh’ ich eben mit deinem Bruder«, lachte Claudia Bachinger. »Der Sebastian tanzt genausogut wie du.«

      »Und er paßt auf, daß keine anderen Männer mit dir flirten«, ergänzte Max. »Wenn Hochwürden an deiner Seite ist, dann traun sie sich nämlich net.«

      »Wer traut sich was net, wenn ich an wessen Seite bin?« vernahm er im selben Moment die Stimme seines Bruders.

      Nach dem Gespräch mit den beiden Schaustellern war Sebastian Trenker weiter über den Platz gegangen und hatte mit den Leuten ein paar Worte gewechselt. Jetzt war er in die Hütte eingetreten, die das Polizeirevier darstellte.

      Max hatte sich umgedreht.

      »Ach, du bist’s«, lachte er und deutete auf sein Handy. »Ich hab’ gerad’ die Claudia am Telefon.«

      Sebastian nahm ihm das Mobiltelefon aus

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