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Dr. Norden Staffel 8 – Arztroman. Patricia Vandenberg
Читать онлайн.Название Dr. Norden Staffel 8 – Arztroman
Год выпуска 0
isbn 9783740926779
Автор произведения Patricia Vandenberg
Жанр Языкознание
Серия Dr. Norden
Издательство Bookwire
»Wenn es die große Liebe ist, werden Sie sich nicht verpassen.« Daniel Norden war vom Hocker aufgestanden und hatte sich an den Schreibtisch gesetzt. »Dann finden Sie zueinander, egal, welche Steine Ihnen in den Weg gelegt werden.«
Nicole war von der Liege gerutscht. Sie hatte sich wieder angezogen. Auf dem Weg zum Schreibtisch knöpfte sie ihre Bluse zu.
»Sie verwundern mich«, gestand sie, als sie sich setzte. »Meine Freunde lachen mich aus, wenn ich von der großen Liebe träume. Sie halten mich für hoffnungslos romantisch.«
»Sie können Ihren Freunden sagen, dass sie sich irren.« Während er seine Untersuchungsergebnisse in den Computer eingab, schmunzelte Daniel Norden. »Schon als junger Mann habe ich meine große Liebe geheiratet. Wir haben fünf Kinder zusammen und sind noch heute glücklich.«
»Aber nicht wie am ersten Tag«, platzte Nicole halb beeindruckt, halb belustigt heraus. »Das wäre zu kitschig.«
»Stimmt«, gab er ihr recht. »Wir sind noch viel glücklicher.«
Er war so überzeugend, dass sie nicht mehr lachte.
»Sie meinen das ernst, nicht wahr?«, hakte sie ungläubig nach.
»Natürlich. Trotzdem oder gerade deshalb möchte ich Sie bitten, meinem Rat zu folgen und sich in der Klinik untersuchen zu lassen«, kehrte Daniel zu seinem Anliegen zurück. »Ich verspreche, so schnell wie möglich einen Termin für Sie zu organisieren. Wenn alles glattgeht, können Sie Ihre Verabredung heute Abend einhalten.«
In der kurzen Zeit ihrer Bekanntschaft war es dem Arzt gelungen, seine neue Patientin voll und ganz zu überzeugen.
»Im Normalfall bin ich kein leichtgläubiger Mensch und nicht einfach zu überreden«, sagte sie und musterte ihn dabei voller Verwunderung. »Aber Ihnen vertraue ich jetzt schon blind.«
»Ich werde versuchen, Sie nicht zu enttäuschen.« Daniel Norden freute sich ehrlich über das Kompliment.
Trotzdem vergaß er seine Pflichten nicht und hob den Hörer, um die Behnisch-Klinik anzurufen und dort möglichst zeitnah einen Termin auszumachen.
*
Obwohl sich Tatjana Bohde vorgenommen hatte, pünktlich im Fitness-Studio zu sein, betrat sie die Räume deutlich nach Danny. Nach einer Aufwärmrunde am Stepper schwitzte er bereits an den Geräten. Um ihn nicht zu stören, begrüßte sie ihn lediglich mit einem Winken.
»Ich bin schon acht Kilometer gelaufen!«, teilte er ihr keuchend mit.
»Keine Sorge! In einer Viertelstunde hab ich dich eingeholt«, versprach sie und ging in die Umkleide. Sie war gerade in ihre Sportschuhe geschlüpft, als ungewohnter Lärm durch die Tür drang. Tatjana legte sich das Handtuch um die Schultern und verließ die Kabine.
Vor Jahren war sie bei einem Autounfall erblindet. Bevor sie Danny Norden kennen- und lieben gelernt und durch eine Operation zumindest wieder schemenhaft sehen konnte, war sie vollkommen blind gewesen. In dieser Zeit hatten sich ihre übrigen Sinne ausgebildet. Ihnen verdankte sie einen fast mystischen Spürsinn, eine Sensibilität, die vielen Mitmenschen fast unheimlich war. Diese Empfindsamkeit leitete sie auch an diesem Abend. Mit schlafwandlerischer Sicherheit bahnte sie sich einen Weg durch die Menschentraube, die sich gebildet hatte. Ohne Danny wirklich zu erkennen, wusste sie, dass er im Zentrum des Geschehens stand. Ihr Herz schlug schneller vor Nervosität.
»Was ist passiert?«, erkundigte sie sich bei ihm, als sie endlich zu ihm vorgedrungen war.
Er kniete auf dem Boden über einer Frau, die sich vor Schmerzen wand.
»Die Frau ist von einem Trainingsgerät gestürzt und hat sich offenbar verletzt«, erklärte er knapp.
Ein Mann in Sportkleidung, der auf der anderen Seite kniete, sah den Arzt an.
»Ein Glück, dass Sie ausgerechnet jetzt hier sind.« Moritz Baumanns Stimme war weich vor Erleichterung. »Was fehlt meiner Schwester denn?«
»Beim Sturz vom Laufband muss sie sich verletzt haben. Anders kann ich mir die Oberbauchschmerzen nicht erklären.« Behutsam tastete Danny den Leib der Verunglückten ab. »Tut das weh?«
»Aua!« Als er den Leberbereich berührte, stöhnte Stella gequält auf. »Macht es Ihnen Spaß, Leute zu foltern?«, fragte sie. Zum Glück ließ der Schmerz schnell wieder nach.
»Eine gewisse sadistische Ader schadet nicht, wenn man ein guter Arzt sein will«, erwiderte er nicht ganz ernst. »Was meinen Sie? Können Sie aufstehen?«
»Ich kann’s ja mal versuchen.« Mit Dannys Hilfe kämpfte sich Stella hoch und stand schließlich auf ihren eigenen zwei Beinen. »Gut ist was anderes. Aber immerhin.« Sie lächelte tapfer.
»Zumindest reicht es, dass ich Sie nicht über die Schulter werfen und zum Auto tragen muss.«
Danny war sich der Zuhörerin in seinem Rücken wohl bewusst. Noch immer lag ihm das Gespräch vom Mittag im Magen. Mit dem kleinen Flirt wollte er Tatjana ein wenig provozieren. Obwohl er natürlich nicht im Traum daran dachte, sich mit einer anderen Frau einzulassen.
»Was haben Sie mit mir vor? Sie wollen mich doch nicht etwa entführen?«, ließ sich Stella auf den Scherz ein.
Tatjana verfolgte das Gespräch mit gespitzten Ohren. Genau wie Moritz, der neben seiner Schwester stand und nicht die gewohnte Rolle spielte. Er war zum Nebendarsteller degradiert, was ihm ganz und gar nicht passte. Doch weder Danny noch Stella kümmerten sich darum. Sie schienen die Welt um sich herum vergessen zu haben.
»Wenn Sie nichts dagegen haben, bringe ich Sie zur Untersuchung in meine Praxis. Sie ist nicht weit weg von hier. Ich möchte mich vergewissern, dass Sie keine inneren Verletzungen davongetragen haben«, erläuterte Danny sein Vorhaben.
Stella dachte kurz nach.
»Also schön«, stimmte sie diesem Vorschlag schließlich zu, nicht zuletzt deshalb, weil Danny Norden ein ausgesprochen attraktiver Mann war. »Wenn es nicht zu lange dauert …«
»Ich beeile mich.«
Stella wandte sich an ihren Bruder.
»Du hast es gehört, Bruderherz. Der Doktor nimmt mich mit und wird mich bestimmt danach ins Hotel fahren. Nicht wahr?« Sie schickte Danny einen aufreizenden Blick.
»Natürlich, kein Problem«, versicherte er und drehte sich zu Tatjana um. »Ich muss noch …«
»In die Praxis«, nahm sie ihm das Wort aus dem Mund und lächelte süffisant. »Ich hab schon gehört.« Auch wenn sie nicht scharf auf das Familienplanungs-Gespräch gewesen war, ärgerte sie sich. Das lag nicht an dem unvermuteten Notfall, sondern vielmehr an Dannys Flirt mit der Patientin. »Ich geh noch eine Runde trainieren.« Ohne ihn noch eines Blickes zu würdigen, machte sie auf dem Absatz kehrt und marschierte davon.
*
Um diese Uhrzeit herrschte gähnende Leere in der Praxis Dr. Norden. Schwer vorstellbar, dass es tagsüber meist zuging wie in einem Taubenschlag.
»Schick.« Nachdem das Licht aufgeflammt war, sah sich Stella interessiert um. »Ist das Ihre Praxis?«
»Ich arbeite hier zusammen mit meinem Vater«, erwiderte Danny und führte seine Patientin ins Ultraschallzimmer. Auch dort machte er Licht, schaltete die Geräte ein und bat sie, sich auf die Liege zu legen und den Oberbauch frei zu machen. »Nicht erschrecken, jetzt wird es kalt.« Er drückte einen Klecks von dem durchsichtigen Gel auf ihren Bauch, das er für die Untersuchung benötigte.
Stella ließ ihn nicht aus den Augen. Sie hatte gehofft, den Flirt fortsetzen zu können. Doch plötzlich war der Arzt wie ausgewechselt.
»Und? Bin ich schon tot?« Vergeblich versuchte sie, ihm ein Lachen zu entlocken.
»Nein, natürlich nicht.«
»Warum starren Sie dann