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mir in die Nase. Ich wollte mich umdrehen, aber da traf mich schon der Schlag. Wahrscheinlich hatte ich durch die Drehung die Platzwunde bekommen.«

      »Ich muß wenig später gekommen sein, dadurch hatten sie keine Gelegenheit mehr, das Haus zu durchsuchen.«

      »Denkst du, daß es mehrere waren?«

      »Es ist alles möglich, auch daß es eine Frau gewesen ist. Viel gehört ja nicht dazu, dich umzupusten. Ich bin heilfroh, daß nichts Schlimmeres passiert ist, Kleinchen.«

      Sie schmiegte sich in seinen Arm, als er diesen unter ihre Schultern geschoben hatte. »Wenn ich nur wüßte, was das alles zu bedeuten hat«, flüsterte sie.

      »Darf ich dir ein paar Fragen stellen, ohne daß du dich aufregst?«

      »Frag nur, ich weiß ja, daß du mir helfen willst.«

      »Zuerst mal dieser Duft, kannst du ungefähr sagen, was es für einer war, Deo oder Pafüm?«

      »Eau de Toilette würde ich sagen, nicht süßlich, Männer benutzen auch manchmal solche Düfte, die eigentlich mehr zu sportlichen Frauen passen. Aber ich kann mich nicht festlegen, weil ich immer den gleichen Duft habe.«

      Er überlegte ein paar Sekunden, dann fragte er: »Was haben die Worte ›Fisch – Trockner‹ zu bedeuten, die du mir sagtest, als ich am Morgen bei dir war?«

      »Habe ich das wirklich gesagt?« Als Jan nickte, schloß sie die Augen.

      »Gaby und Hanno haben sich einen Fisch aus Keramik zur Hochzeit gewünscht. Auf Madeira werden solche Dinge sehr edel hergestellt, es ist Kunsthandwerk. Ich habe einen mitgebracht, aber er bekam beim Transport einen Sprung, und als er mir aus der Hand rutschte, zerbrach er.«

      Jan sah sie forschend an. »Wußtest du etwas über seinen Inhalt?«

      Kim zuckte zusammen. »Hast du ihn etwa gefunden?« fragte sie bebend.

      »Ich war mit Constantin im Haus, und wir haben alles abgesucht, um festzustellen, ob etwas gestohlen wurde. Da sind wir dann nach einigem Überlegen auf den Wäschetrockner gekommen und haben diesen gräßlichen Fisch gefunden, der als Hochzeitsgeschenk etwas fehl am Platz zu sein scheint.«

      »Aber sie haben ihn ausdrücklich gewünscht, und Ulrike hat ihn ausgesucht. Mir war es gleich, was ich ihnen schenke, und allzu teuer war er nicht.«

      »Der Inhalt ist einige hunderttausend Euro wert, und wenn dich der Zoll oder die Polizei damit erwischt hätte, müßtest du viele Jahre hinter Gittern verbringen, Kim. Sei nicht böse, daß ich das so deutlich sage, aber wir wollen dir die Tatsachen vor Augen führen und dir aus diesem Dilemma heraushelfen.«

      »Dann glaubt ihr mir, daß ich damit nichts zu tun habe?«

      »Ich glaube dir, Constantin ist besorgt, daß du in schlechte Gesellschaft geraten bist.«

      »Das muß wohl auch so sein«, erwiderte sie gequält, »mir kommen schreckliche Gedanken.«

      Da ging die Tür auf, und Constantin erschien. »Hallo, Kleine, es scheint besser auszusehen«, sagte er, um einen leichten Ton bemüht, obgleich ihm schwere Gedanken bewegten.

      »Wir sind grade bei dem Fisch angelangt«, erklärte Jan etwas hastig.

      »Der wird uns schon noch nachhaltig beschäftigen«, sagte Constantin. »Ich soll dir Grüße von Gaby bestellen, Kim.«

      Überraschung zeichnete sich in Kims Mienenspiel ab. »Wo hast du sie denn getroffen?«

      »Sie wollte zu dir, aber ich habe sie nicht reingelassen, weil der Schlosser da war.«

      »Der Schlosser, wieso?«

      »Ich habe noch ein Sicherheitsschloß einbauen lassen, und Gaby erkundigte sich merkwürdig interessiert, was denn bei uns los sei, und natürlich auch, wo du bist. Ich habe ihr gesagt, daß du verreist bist.«

      »Das ist gut, ich lege keinen Wert auf ihren Besuch.«

      »Und wie ist es mit Hanno?« fragte Jan beiläufig.

      »Auf den lege ich erst recht keinen Wert.«

      »Aber die Einladung zur Hochzeit hast du angenommen.«

      »Sie sollten nicht denken, daß es mir etwas ausmacht, daß sie heiraten. Ich weiß nicht, was sie sich einbilden, aber es könnte ja sein, daß sie großen Wert auf ein besonderes Hochzeitsgeschenk legen, das ich ihnen nun gar nicht präsentieren kann.«

      Jan und Constantin tauschten einen bedeutungsvollen Blick. »Was denkst du dir?« fragte Constantin.

      »Ich weiß nicht, was ich denken soll, aber ich versuche, Zusammenhänge zu finden. Da ihr euch aber auch etwas denkt, das sehe ich euch an, können wir ja gemeinsam überlegen, welche Zusammenhänge es geben könnte.«

      »Du weißt, daß in dem Fisch ein Päckchen Kokain ist?« fragte Constantin in seiner direkten Art.

      »Ich habe es vermutet, als ich es sah, ganz dämlich bin ich ja nicht, wenn man mich auch dafür zu halten scheint.«

      »Wen meinst du? Die Karten auf den Tisch, Kim«, sagte Constantin.

      »Es kann ja alles Zufall sein, aber so langsam bekommt es ein anderes Gesicht«, begann Kim stockend. »Wieso wünschen sich Hanno und Gaby solchen Fisch, und Ulrike redet mir mit Engelszungen zu, daß ich ihn kaufe. Ich wollte es ja gar nicht, aber Ulli hat immer wieder gesagt, daß es wirklich etwas wäre, worüber sie sich freuen würden. Mein Geschmack ist so was ja nicht.«

      »Hat sie den Fisch auch ausgesucht?« fragte Constantin.

      Kim nickte. »Es war so, daß ich mich ein paar Tage nicht wohl fühlte. Ich wollte nicht darüber reden. Es ging mir sogar verflixt schlecht, angeblich war es eine Fischvergiftung. Ein Arzt war auch bei mir, das heißt, er gehörte zu der Gesellschaft im Ferienclub. Und während ich im Bett lag, hat Ulli den Fisch erstanden und mir dann freudestrahlend erzählt, daß ich mich nicht mehr darum kümmern müsse. Ich war ganz froh darüber. Ich fühlte mich hundeelend. Als ich zum ersten Mal wieder etwas gegessen hatte, nur einen Toast mit Streichkäse, mußte ich mich wieder übergeben. Es ist schon blöd, wenn man in Urlaub fährt und krank wiederkommt. Aber ich hatte keine Hintergedanken.«

      »Jetzt hast du aber welche?« Jans Miene war sehr besorgt.

      »Das ist doch logisch, nachdem ich das Zeug in dem Fisch gefunden habe. Findet ihr es nicht komisch, daß mir jetzt wieder was passiert ist? Vielleicht wollte man mich im Club auch außer Gefecht setzen. Es waren so merkwürdige Leute dort, ich habe mich nicht wohl gefühlt. Ulli hat mich aufgezogen, daß ich eine Langweilerin sei und so nie einen Mann bekommen würde. Aber wenn ich mir die Männer der Reihe nach ansah, wäre mir sowieso jede Lust vergangen. Ich habe halt an Jan gedacht. Das ist jetzt nicht so hingesagt«, fügte sie, leicht errötend, hinzu. Wenn ich jetzt über alles nachdenke, und das habe ich schon getan, wird es mir bewußt, daß man mich benutzt hat. Ich will es nur noch nicht wahrhaben, daß meine beste Freundin das inszeniert haben soll.«

      »Ich habe von deiner ›besten‹ Freundin nie etwas gehalten«, sagte Constantin. »Sie hat dich immer ausgenützt. Sie braucht jemanden, der großzügig und tolerant ist und immer nur das Gute in den Mitmenschen sieht.«

      »Das ist nicht mehr so«, sagte Kim leise, »aber es macht mich krank, wenn man so mißbraucht wird. Jetzt wollen wir bei der Sache bleiben und überlegen, wer diese miese Geschichte eingefädelt und was sich diese Person ausgedacht hat, um den Inhalt des Fisches wieder an sich zu bringen.«

      »Jedenfalls mußte er dazu unbedingt zerstört werden. Ich habe ihn genau beäugt. Da ich mich selbst künstlerisch betätige, konnte ich feststellen, daß keine Öffnung vorhanden war. Er ist erst verschlossen worden, als der Inhalt untergebracht war. Es muß ein raffiniertes Verfahren sein, da man kaum etwas von einer Verschlußstelle sieht. Es ist also anzunehmen, daß dieser Transport so mehrmals durchgeführt wird, wahrscheinlich inden verschiedensten Keramiken. Jetzt fragt sich nur, ob das Brautpaar auch von dem Inhalt wußte oder sich tatsächlich nur ein so komisches Hochzeitsgeschenk

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