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es!« sagte Madeleine abweisend.

      So blieb ihm nichts anderes übrig, als sich zu verabschieden.

      *

      Michelle lernte Dr. Marc Clementis kennen.

      Viktoria hatte mit ihm telefoniert, und er kam nachmittags zur Teestunde.

      Er war bei weitem überraschter als Michelle, als er sie nun in Lebensgröße vor sich sah.

      Michelle war nur leicht irritiert, daß er so konsterniert schien.

      Er war aber nicht konsterniert, er war fasziniert, ein so zauberhaftes wunderschönes Wesen zu sehen. So hatte er sich die Enkeltochter der Baronin nicht vorgestellt.

      »Ich habe Dr. Clementis gebeten, sich nach einer Wohnung für dich umzusehen. Er sagte mir am Telefon, daß er drei zur Auswahl hätte. Du kannst sie nachher besichtigen.«

      »Wenn du meinst, Großmama.«

      »Jetzt trinken wir zusammen Tee, und du kannst dich mit Dr. Clementis vertraut machen. Er wird dein Berater in allen Rechtsfragen sein. Ich habe bereits festgelegt, daß du über ein eigenes Konto verfügen kannst. Für größere Ausgaben wird Dr. Clementis zuständig sein.«

      »Ich brauche nicht viel Geld, Großmama. Ich möchte nur mit dir zusammen sein, aber nicht dir zur Last fallen.«

      »Schau, mein Kind, ich wollte dich nicht bei mir haben als Pflegerin oder Gesellschafterin. Du bist Viktors Tochter und hast ein Recht auf dein eigenes Leben. Du bist jung und lebst jetzt in einer Stadt, die viel zu bieten hat. Du sollst alles kennenlernen, was du dir wünschst. Du kannst Kurse belegen, dein Wissen vervollständigen, kulturelle Veranstaltungen besuchen. Manchmal werde ich vielleicht mitkommen, wenn ich mich wohl genug fühle, aber ich bin doch nicht mehr so unternehmungslustig, daß ich Strapazen auf mich nehme. Ich bin auch gern allein, um es dann wieder mehr genießen zu können, wenn du bei mir bist.«

      »Nehmen wir aber an, ich finde eine Stellung und bin tagsüber am Arbeitsplatz, was dann ja von mir verlangt würde. Dann hätte ich nur abends Zeit für dich.«

      »Ich will nicht, daß du eine Stellung annimmst, in der du eingespannt bist. Du kannst deinen Neigungen leben. Du hast dir schon lange deinen Unterhalt verdienen müssen und kaum Zeit gehabt, das Leben auch zu genießen. Ich weiß, wie es in Hotels zugeht.«

      Michelle war gerührt, an was sie alles dachte.

      Sie spürte auch, daß Marc Clementis sie immer öfter ansah und wurde verlegen.

      »Wir reden später noch einmal darüber, Großmama«, sagte sie.

      »Ich weiß ja, daß du deine räumliche Großzügigkeit brauchst und daß es auf Dauer zu eng würde.«

      »Es ist ein Seniorenheim, Michelle. Das ist nichts für dich. Du würdest im Park ständig mit alten Leuten konfrontiert. Daran mußte sogar ich mich erst gewöhnen.«

      »Wenn ich früher von dir erfahren hätte, wärest du in deinem Haus geblieben, Großmama«, sagte Michelle energisch.

      »Apropos Haus, die Behörde geht nach Berlin«, warf Dr. Clementis ein.

      »Wann?« fragte Viktoria.

      »Bald, selbstverständlich halten sie den Vertrag ein, was die Mietzahlung anbetrifft. Wir haben also Zeit, einen neuen Mieter zu finden.«

      »Dann werden wir das Haus renovieren lassen, und Michelle zieht ein.«

      »Nur wenn du auch mitkommst, Großmama«, sagte Michelle nach einem schnellen Atemzug.

      »Wir werden darüber noch reden. Vielleicht sollte es so kommen. Manchmal möchte man meinen, daß eine fremde Macht die Hände im Spiel hat.«

      Eine kurze Atempause folgte.

      »Jetzt schaust du dir aber die Wohnungen an, sonst wird es zu spät. Dann könnten wir heute mal auswärts essen. Darf ich Sie auch einladen, Dr. Clementis?«

      »Es ist wohl an mir, die Damen einzuladen«, sagte er.

      »Papperlapp! Wir haben Gleichberechtigung.«

      *

      »Die Baronin ist gut drauf, seit Sie hier sind«, sagte Marc.

      »Sie ist so lieb, ich kann nicht soviel annehmen, da käme ich mir schäbig vor«, sagte Michelle.

      »Bitte, reden Sie ihr das aus, daß sie mich mit Geld überschüttet.«

      »Lassen Sie ihr doch die Freude, all das zu tun, was sie in langen Jahren nicht tun konnte.«

      »Ich möchte auch etwas für Großmama tun. Ich sehe ein, daß drei Zimmer für zwei zuwenig sind, da sie in so großem Stil gelebt hat, aber wenn sie das Haus zurückbekommt – kann ich es mir einmal anschauen?«

      »Von außen schon, hinein können wir noch nicht. Es ist aber wirklich ein sehr großes Haus, eine jener Villen, die Generationen überdauert haben. Ich denke auch, daß es für die Baronin gar nicht mehr so behaglich wäre, dort zu wohnen. Wenn Sie aber schon daran denken, mit der Baronin in einem Haus zu leben, wäre bestimmt etwas Moderneres zu finden.«

      »Ich muß das alles ruhig angehen lassen, sie einfach von dem Nützlichen überzeugen. Großmama denkt in allem nur an mich. Das ist nicht gut. Für mich ist es sehr wichtig, mich um sie kümmern zu können, ihr zu zeigen, daß ich sie liebe und nicht von ihr profitieren will. Sie halten das doch hoffentlich nicht nur für Gerede.«

      »Nein. Ihnen glaube ich es, wenn ich auch eingestehe, daß ich skeptisch war, bevor ich Sie kennenlernte.«

      Sie sah ihn von der Seite her an und lächelte. »Sie meinen, daß ich glaubwürdig bin?«

      »Solche Augen können nicht lügen.«

      Michelle errötete. »Sie ahnen sicher nicht, was es für mich bedeutet, eine Großmutter zu haben, die Mutter meines Vaters, den ich so gern gekannt hätte. Jetzt höre ich, wie er war, kann mir Fotos anschauen und mir etwas zusammenreimen, was mir als Kind gefallen hätte.«

      »Aber Sie hatten doch einen guten Kontakt zu Ihrer Mutter, wie mir die Baronin sagte.«

      »Das eine hat mit dem andern nichts zu tun. Als ich erfuhr, daß meine Großmutter mich kennenlernen wollte, war es für mich ein so bewegter Augenblick, daß ich meine Gefühle gar nicht in Worte fassen konnte. Ich war einfach überwältigt.«

      »Und so hat es wohl auch die Baronin empfunden, als sie hörte, daß Sie gefunden sind.«

      »Zu denken, daß sie so lange allein war, so einsam…«

      »Sie wußte nichts von Ihrer Existenz. Es wäre alles viel schlimmer gewesen, wenn sie es früher erfahren hätte und sie wären verschollen geblieben. So kann sie wenigstens jetzt noch die Freude auskosten.«

      Michelle nickte. »Ich bin sehr dankbar, daß wir uns gefunden haben. Deshalb möchte ich ihr das Leben noch schön machen. Ich werde mit Dr. Norden sprechen, ihn bitten, mir zu sagen, welche Beschwerden sie hat. Ich werde einen Krankenpflegekurs belegen, damit ich sie richtig betreuen kann, wenn ihr was fehlt. Sie dürfen es ihr aber nicht sagen, sonst denkt sie, daß ich sie gebrechlich sehe. Ich würde niemals zulassen, daß eine Fremde sie pflegt.«

      »Sie hat in dem Seniorenheim wirklich die beste medizinische Betreuung. Dr. Norden ist sozusagen nur noch ihr Seelenarzt, weil sie sich schon so lange kennen.

      Sie weiß das sicher zu schätzen, aber Sie sollen Ihr Leben nicht nur nach ihr richten, Michelle. Ich darf Sie doch Michelle nennen? Ich heiße Marc.«

      Sie lächelte ihn an, und dann sagte er: »Das ist das Haus.« Er deutete auf einen palaisartigen Prachtbau.

      »Mon dieu!« entfuhr es ihr. »Das ist ja wirklich riesig. Großmama muß sich darin einsam gefühlt haben.«

      »Sie würden sich darin auch nicht wohl fühlen, Michelle. Es müßte tatsächlich in Wohnungen unterteilt werden, aber das ist auch nicht einfach.«

      »Ich

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