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      »Die wahrscheinlich keine war, sondern etwas anderes, was noch analysiert werden muß«, warf Dr. Norden ein.

      »Ich war froh, daß ich von dort fliehen konnte. Es war ja so was wie eine Flucht, denn eigentlich hätte ich noch eine Woche bleiben müssen, aber ich wollte lieber für mich allein sein. Ich kann nicht sagen, woher ich die Kraft nahm, mir den Rückflug selbst zu besorgen. Ich war von einer inneren Unruhe getrieben.«

      »Es war also eine Nacht- und Nebelaktion«, meinte der Kommissar. »Sehr mutig.«

      »Ganz so war es doch nicht. Ich flog am hellichten Tag, aber damit hatte Ulrike nicht gerechnet. Sie war mit einer Gruppe unterwegs, um Sehenswürdigkeiten zu besichtigen, was mir natürlich sehr willkommen war. Es hatte wohl niemand damit gerechnet. Jetzt überlege ich, daß man beabsichtigt haben könnte, mir den Fisch nach der Landung in Frankfurt abzunehmen.«

      »Aber es kann durchaus sein, daß das Brautpaar auch die Abnehmer sein sollten. Eben das müssen wir herausfinden. Ich möchte Ihnen den Vorschlag machen, daß ich den Fisch samt Inhalt auf Fingerabdrücke untersuchen lasse.«

      »Es werden unsere darauf sein«, warf jetzt Jan ein. »Und dann sitzen wir in der Tinte.«

      »Und Ulrike wird keine hinterlassen haben. Ich glaube nicht, daß sie schon mal verhaftet wurde und man überhaupt einen Vergleich hat«, sagte Kim.

      »Die jungen Leute denken sehr logisch«, sagte Kommissar Fechner. »Wollen Sie nicht zur Polizei kommen? Solche Mitarbeiter könnten wir brauchen.«

      »Ich habe schon viel nachgedacht«, sagte Kim. »Man könnte Ulrike eine Falle stellen, Jan hat mir erzählt, daß sie angerufen hat. Ich könnte jetzt sie anrufen und geheimnisvoll tun, vielleicht kommt sie dann her und läßt die Katze aus dem Sack.«

      »Und was würdest du unternehmen?« fragte Jan erregt. »Wir möchten doch, daß du in Sicherheit gebracht wirst.«

      »Sie wird mich doch nicht umbringen wollen«, meinte Kim.

      »Weiß man, wie sie reagiert, wenn sie sich durchschaut fühlt?« sagte Dr. Norden.

      »Ich habe eine Idee«, erklärte Jan. »Constantin hat einen ähnlichen Fisch besorgt. Der ist sogar sehr ähnlich. Constantin könnte Ulrike anrufen und ihr sagen, daß du krank bist und auch nicht zur Hochzeit gehen kannst. Ulrike könne aber das Geschenk abholen und überreichen. Dann werden wir ja sehen, wie sie darauf reagiert.«

      »Das sollte man überdenken«, sagte Kommissar Fechner. »Aber sie könnte es auch so drehen, falls sie sich durchschaut fühlt, daß sie keine Ahnung von alledem hat. Es muß noch einen anderen Weg geben. Wir sollten sie erst einmal überwachen lassen, damit rechnet sie bestimmt nicht. Dann könnten wir eventuell ihre Kontaktpersonen feststellen, was sehr wichtig wäre, und auch klären, ob sie in enger Verbindung zu Veltin und der Stein steht. Ich habe vorerst schon in die Wege geleitet, daß die beiden observiert werden. Das wird nun auch für Ulrike Rahn gelten. Es wäre allerdings hilfreich, wenn Sie auch noch die Namen der Gesellschaft in dem Ferienclub angeben könnten.«

      »Ich weiß nur die Vornamen. Ehrlich gesagt war mir keiner sonderlich sympathisch. Dieser Urlaub war ein Fiasko.«

      »Die Adresse von Ulrike in Paris haben Sie?«

      »Sie steht in meinem Notizbuch, das muß in meiner Handtasche sein. Kannst du mir sie mitbringen, Jan?«

      »Wo kann ich sie finden?«

      »Die müßte im Wohnzimmer gewesen sein, eine Umhängetasche aus hellbraunem Leder. Da ist alles drin, Paß, Kreditkarten und so weiter.«

      »Ich werde gleich noch mal suchen, aber vielleicht hat derjenige, der dich niedergeschlagen hat, sie mitgenommen. Dann müßten wir dein Konto sperren lassen.«

      »Viel ist da nicht zu holen vor dem Ersten. Da bekomme ich dann erst wieder die Überweisung von Vater. Es wird Zeit, daß ich wieder einen Job bekomme.«

      »Erst wird diese Geschichte zu Ende gebracht«, mischte sich Dr. Norden wieder ein, und Jan nickte dazu.

      *

      Wie es so ist im Leben, kam alles ein bißchen anders, als sie es sich ausgedacht hatten.

      Nachdem Jan Kommissar Fechner das vermaledeite Hochzeitsgeschenk samt Inhalt übergeben hatte, wollte sie das Wort Fisch nicht mehr in den Mund nehmen und am liebsten nie wieder hören.

      Die polizeilichen Ermittlungen liefen auf Hochtouren. Jan brachte Kim zur Insel der Hoffnung. Dort war sie sicher vor allen, die ihr Böses gewollt hatten und wohl auch noch wollten, denn Ulrike hatte schon wieder angerufen und recht gehässige Töne angeschlagen. Daraufhin rief Constantin sie an und fragte, was das eigentlich solle. Kim sei krank aus dem Urlaub gekommen und brauche jetzt absolute Ruhe. Er wolle wissen, was sich da eigentlich abgespielt hätte.

      »Ich verstehe das überhaupt nicht. Es war doch eine wunderschöne Zeit, und es ist nicht meine Schuld und die der andern, wenn Kim keinen Humor hat und jede Bemerkung in die falsche Kehle kriegt.«

      Constantin fragte, wann sie nach München käme, er müsse unbedingt mit ihr sprechen, weil er sich große Sorgen um Kim mache. Sie könne nicht zu der Hochzeit gehen.

      »Kommst du?« fragte Ulrike.

      »Das weiß ich noch nicht. Ich bin nicht für solche Feiern.«

      »Was ist mit dem Geschenk?«

      »Das werde ich hinbringen, wenn sich kein anderer findet.« Er war gespannt auf ihre Antwort.

      »Ich komme übermorgen nach München, dann können wir darüber reden. Wo kann ich dich treffen?«

      »Ich wohne zur Zeit im Elternhaus. Ruf vorher an.«

      »Kann ich Kim besuchen?«

      »Sie befindet sich in einem Sanatorium und darf keinen Besuch empfangen.«

      »So schlimm ist es? Das macht mir Kummer. Ich hatte nicht den Eindruck, daß ihr etwas fehlt.«

      »Und was war mit der Vergiftung? War sie die einzige, die krank wurde?«

      Ein kurzes Schweigen folgte, das ihm verriet, daß Ulrike nach einer Antwort suchte.

      »Ich weiß wirklich nicht, was sie gegessen hat. Vielleicht ist sie besonders empfindlich. Ein paar haben sich nicht wohl gefühlt, aber es war nicht so schlimm wie bei ihr. Wir können noch darüber reden, wenn ich in München bin.«

      Ja, wir werden sehen, dachte Constantin. Er überlegte noch ein paar Minuten, dann verließ er das Haus und ging zu Fuß ein paar Straßen weiter zu dem Haus, das der Familie Veltin gehörte. Constantin wußte, daß Hannos Mutter schon bald nach dem Tod seines Vater wieder geheiratet hatte und Hanno mit Gaby schon einige Zeit zusammenlebte. Er wußte es, weil er Hanno manchmal getroffen hatte.

      Er blieb vor dem Gartentor stehen und betrachtete das Haus, das einer gründlichen Renovierung bedurfte. Es nahm sich direkt ein bißchen ärmlich zwischen den Prachtbauten aus.

      Während er noch überlegte, ging die Haustür auf und ein junger Mann kam heraus, der ihm bekannt vorkam. Als er ihn besser sehen konnte, hielt er den Atem an, denn es war der schon recht bekannte Schauspieler Chris Albers. Sofort erinnerte sich Constantin auch, daß der erst kürzlich in einen Drogenprozeß verwickelt war.

      Constantin konnte sich so verstecken, daß er nicht bemerkt wurde, als Chris zu seinem Wagen, einem flotten Flitzer, ging. Constantin überlegte, ob man aus diesem Besuch Schlüsse ziehen könnte. Wenn aber Veltin als Dealer tätig war, mußte man äußerst vorsichtig sein.

      Dennoch drückte Constantin nach ein paar Minuten auf die Klingel, und wenig später wurde er überrascht, aber dennoch überaus freundlich empfangen. Hanno hatte ihm die Tür geöffnet. Gaby gesellte sich wenig später zu ihnen. Sie machte allerdings einen übernervösen Eindruck.

      »Was verschafft uns die Ehre deines Besuchs, Constantin?« fragte Hanno, während er Gaby einen Blick zuwarf, den man als warnend bezeichnen konnte.

      »Ich

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