ТОП просматриваемых книг сайта:
Die Geschichten aus dem Wilden Westen: Abenteuerromane, Historische Romane & Erzählungen. Charles Sealsfield
Читать онлайн.Название Die Geschichten aus dem Wilden Westen: Abenteuerromane, Historische Romane & Erzählungen
Год выпуска 0
isbn 9788075835741
Автор произведения Charles Sealsfield
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
»Der Teufel weiß, was Oberst Hawkins im Sinne hat mit seinen Zimmerleuten, Webern, Schmieden und den tausend andern Leuten, die er diesen Rothäuten zuführt. Er wird doch nicht diese roten Teufel für immer in Georgien behalten wollen? Verdammt, wenn sie – und es sieht danach aus«; murmelte er nach einer Pause, während welcher er ziemlich scheelsüchtig auf ein Wohnhaus hinabblickte, das nahe an seinem Wege lag.
»Sie haben ihre komfortabeln Wohnungen und Welschkorn- und Tabakpflanzungen, mehr gleich freien Männern denn verfluchten Rothäuten, selbst Hanf brechen sie«; fuhr er in demselben mürrischen Tone fort, als sein Blick einer Gruppe von Mädchen begegnete, die hinter dem Hause um angezündete Feuer ihren Hanf lustig schwenkten. »Ich vermute, in einigen Jahren werden sie's auch versuchen, ihren Whisky zu brennen. Immer zu, mein Oberst Hawkins. Es ist noch nicht aller Tage Abend geworden. Rothaut bleibt Rothaut, und ich möchte ebenso wohl versuchen, meine Neger weiß zu waschen, als diese verräterischen Seelen zu ordentlichen Menschen zu machen.«
Diese Ansichten waren es, die bei den westlichen Ansiedlern vorherrschend zu werden anfingen. Bereits in diesen frühern Zeiten begann man mit unfreundlichem Auge auf die natürlichen und wahrhaft legitimen Besitzer dieses Landes zu sehen; man gewöhnte sich, sie als einen Auswurf zu betrachten, dessen man sich nicht früh genug entledigen könne. Man war nichts weniger als geneigt, ihre Fortschritte in den verschiedenen Zweigen der Landwirtschaft und mechanischen Gewerbe günstig anzusehen, da eben diese den festen Entschluß zu beurkunden schienen, im Lande zu verbleiben.
Oberst Hawkins war daher nichts weniger als der Liebling des Kapitäns, der mit vielen guten Eigenschaften auch mehrere zweideutigen Charakters verband und unter den letztern eine angeborne Abneigung gegen die rote Rasse, die er, seinen eigenen Ausdruck zu gebrauchen, grimmiger als die Polecats haßte. Diese gute Meinung behielt er jedoch, wie leicht zu erachten, für sich, und selbst gegenwärtig entschlüpfte sie ihm nur in abgebrochenen Flüchen.
So hatte er etwa zwanzig Meilen zurückgelegt und war an den Abhang eines Bergrückens gekommen, von dem er eine weite Aussicht zurück auf die Niederung hatte. Noch einmal warf er einen Blick über die liebliche Gegend, als wollte er seine Erbitterung kräftigen, und gab dann seinem Klepper den Sporn. Ein dichtes Gebüsch von Hundsholz, Hickory und wilden Lorbeeren lag vor ihm, dessen weit um sich greifendes Gezweige seinem Gesichte allmählich beschwerlich zu werden anfing.
Er hatte bereits ein dutzendmal den Schnee, den es in vollem Maße über ihn schüttete, abgeworfen, als sich plötzlich ein leichtes Rauschen im Lorbeergebüsch hören ließ, das ihn stutzen machte. Einen Augenblick hielt er inne, seine grauen Augen auf das verdächtige Gebüsch gerichtet; dann zog er sich behutsam zurück, und mit der einen Hand in seine Tasche nach der Pistole fühlend, mit der andern die gewichtige Reitpeitsche ergreifend, harrte er der Dinge, die da kommen würden.
»Ja sie sind mir auf der Fährte, ich wollte wetten«; brummte er mit einem zweiten Blick auf das Dickicht, das seine buschichten Augenwimpern sträuben machte. »Verdammt, daß ich nicht gestern geritten.«
Bereits war es zu spät. Die letzten Silben des Monologs waren ihm kaum über die Zunge, als das Gebüsch sich öffnete, und eine lange, wirklich abschreckende Gestalt aus dem Gezweige hervortrat und sich vor ihm auf eine Art aufrichtete, die ein besserer Christ als er unfehlbar für ein Gespenst gehalten haben würde. Sein Pferd prallte zurück, und der Reiter war nahe daran, aus dem Sattel geworfen zu werden. Es war der Häuptling von gestern, der vor ihm stand, die Hälfte seines Hauptes noch immer mit dem Stücke Tuch verbunden, so daß nur ein Auge zu sehen war, dessen starrer Blick sich mit dem Ausdrucke der tiefsten Verachtung auf den Kapitän heftete.
»Ein mächtiger Krieger«, so sprach der Indianer nach einer langen Pause im Tone des bittersten Hasses, »hat seine Rebe einem Hunde vorgeworfen, der nun geht, Unkraut in den Pfad zu säen, der zwischen den weißen und den roten Männern liegt. Hat er auch die Häupter derjenigen gezählt, die er in seinem Wigwam zurückgelassen? Wenn er zurückkehrt vom weißen Zwischenhändler, dürfte er es leicht geleert und die Kopfhäute seines Weibes und seiner Kinder bereits getrocknet im Rauche der roten Männer finden.«
Ein rauhes Hohngelächter erschallte zugleich aus dem Gebüsche, dessen Zweige sich öffneten, um zwei Reihen von drohenden Gestalten hindurch zu lassen, die sich zu beiden Seiten dem Sprecher anschlossen.
Gegenwart des Geistes war eine Tugend, die zu üben unser Hinterwäldler seit den zwei Jahren seines Verkehrs hinlänglich Gelegenheit gehabt hatte. Mit einem Gesichte, dem der vollendetste Diplomatiker unsrer Zeit kaum deutlicher den Stempel naiverer Verwunderung hätte aufdrücken können, wenn er argerweise auf einem Seitenpfade ertappt wird, erwiderte unser Kapitän:
»Und was ist es weiter? Kann ein ehrlicher Mann nicht einmal um einige Ellen Flanell für ein Nachtröckchen reiten, wenn ein großer Häuptling sein Pflegekind rein ausgezogen, gleich einem Straßen-« – räuber wollte er sagen, verschluckte jedoch das Wort klugerweise.
Des Häuptlings Auge hatte an dem Sprecher gehangen, als wollte er ihn mit seinem Blicke durchbohren. »Braucht die Tochter des Kriegers Kleider?« fragte er endlich.
»Alberne Frage!« erwiderte der Kapitän mit derselben gleichgültigen, beinahe stupid-naiven Miene. »Betsi hat bloß einen Überrock und den braucht sie selbst. Ich gebe eine Gill Whisky, wenn das arme Ding bis zu meiner Heimkehr nicht erfroren ist.«
»Der rote Krieger wird Kleider senden«, erwiderte der Häuptling, der sich sofort zum nächststehenden Indianer wandte, dem er einige Worte in die Ohren flüsterte, worauf dieser mit einem Satze im Gebüsche verschwand.
»Wohl, wenn ihr das Zeug, weshalb ich ausgeritten, zu schicken denkt, so erspare ich Mühe und Geld. Vergeßt aber nicht die Schuhe und Strümpfe oder Mokassins, was euch gut dünkt«, schloß Kapitän Copeland, seinen Gaul wendend, um aus der gefährlichen Nachbarschaft zu kommen.
Der Indianer gab jedoch ein Zeichen, das ihn halten machte.
»Der Pfade,« sprach er, »die von dem Wigwam des weißen Mannes zu seinen Brüdern führen, gibt es viele, und seine Zunge ist sehr gekrümmt; aber die Augen und Ohren des roten Häuptlings sind weit offen. Daß nicht er oder sein Volk auf diesen Pfaden von den roten Männern gefunden werde; sonst nehmen sie seine und seiner Leute Kopfhäute.«
»Aber zum Teufel,« lachte der Kapitän, »ihr werdet mich doch nicht mit Weib und Kindern zum Gefangenen in meinem eigenen Hause machen wollen, wenn so viel auswärts zu tun ist, Rum einzukaufen, Felle abzuliefern und tausend andere Dinge?«
»Der weiße Mann mag Rum holen, um den roten Mann zu betrügen und seine Kraft zu ertöten;« versetzte der Indianer mit bitterm Lachen, »aber er wird seinem weißen Bruder, zu dem er nun wollte, nicht sehen, bis der Mond dreimal gewechselt. Auch dann vergesse er nicht, seine Zunge zu bewahren.«
Der Indianer kehrte ihm nun den Rücken und verschwand im Gebüsche. Unser Kapitän aber blickte dem Wilden einige Sekunden nach, murmelte einige Flüche, und gab, nachdem er aus voller Brust Atem geholt hatte, gleich einem, der einer drohenden Gefahr entgangen, bedächtlich seinem Gaule den Zügel – um unverrichteter Dinge wieder nach Hause zu kehren.
Auf dem Heimwege hatte er volle Zeit, über den sonderbaren Häuptling nachzudenken.
Daß die Indianer etwas Gräßliches im Schilde führten, schien außer Zweifel. Aber wo der Donnerschlag einfallen sollte und wie ihn zu verhindern, war mehr als er sagen konnte.
Im Verlaufe von einigen Wochen erfuhr er zu seiner größern Beruhigung, daß der Sturm ausgebrochen, aber glücklicherweise nicht den Bälgen seiner Mitbürger, sondern ihrer Bundesgenossen – der Choctaws der sechs Gebiete – gegolten habe, die näher dem Mississippi zu wohnten, und von den vereinigten Stämmen der Creeks überfallen und beinahe vernichtet worden waren. Kapitän Copeland schloß die Zeitungsnachricht mit dem gemütlichen Wunsche: »Mögen die Rothäute sich alle einander den Hals umdrehen und schinden; um so weniger lassen sie uns zu tun übrig!« Ein Wunsch, der, obgleich echt georgisch, zum Leidwesen unsers Wirtes von der Zentralregierung nicht