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fünfundzwanzig Pferden hielt am Fuße des Felsens. Einige der Wilden waren abgesessen und untersuchten die Lagerstätte, die unsere Indianer kurz zuvor inne hatten, und indem sie die aus der Grotte führenden Fußstapfen im Mondlichte auf der Erde fortkriechend maßen und verfolgten, war es zweifelhaft, ob es wirklich Menschen oder Amphibien waren, die im nächtlichen Zeitvertreibe sich aus den wässerigen Tiefen an das Land gestohlen hatten. Die Hälfte der Wilden hielt noch immer auf ihren Pferden. Der junge Häuptling hatte mit der gespanntesten Aufmerksamkeit jede Bewegung seiner Feinde beobachtet, und sein Ohr an den Felsen haltend, stand er wie eine Marmorstatue. Auf einmal jedoch winkte er seinen Gefährten, und die fünf Indianer krochen nun mit solcher Sicherheit und Behendigkeit durch die Salzsteppe an die zurückgebliebenen Wilden heran, daß auch das geübteste Ohr nicht das leiseste Geräusch zu vernehmen imstande gewesen wäre. Bloß eine sanfte Wellenhöhe trennte sie noch von ihren Feinden. El Sol horchte; einzelne Laute schlugen im Zuge des scharfen Nordwestwindes an sein Ohr. Eine Weile hielt er, dann richtete er sich auf seine Knie, sah hinauf zur silbernen Mondscheibe, die nun aus einer Schneewolke trat und die dunkeln Gestalten der Wilden in ihrem vollen Umrisse erkennen ließ. Langsam seinen Stutzen richtend, gab er seinen Gefährten ein Zeichen, und im nächsten Augenblicke stürzten fünf Wilde zu Boden. Ein fürchterliches Geheul schallte durch die Lüfte. Schnell, wie der Blitz, war der Mexikaner auf die entsetzten Feinde herangestürzt, die mit einem zweiten fürchterlichen Geheul davonsprengten. Nur der außerordentlichen Behendigkeit des jungen Häuptlings und seiner Cumanchees konnte es gelingen, ein halbes Dutzend der halbwilden Rosse zu fangen. So schnell jedoch waren ihre Bewegungen gewesen, daß die Zügel oder vielmehr Stricke der Pferde beinahe aus den Händen ihrer Feinde in die ihrigen fielen; die übrigen Tiere bäumten sich entsetzt, wieherten nochmals und brachen dann in die weite wüste Nacht der Steppe.

      Die Cumanchees waren auf die Rücken der erbeuteten Pferde gesprungen und rasch dem Ufer zu gesprengt. Sie hatten aber kaum ihr Kanu bestiegen, ihre Pferde im Strome nach sich ziehend, als die Kugeln und Pfeile ihrer nachsetzenden Feinde um ihre Ohren zu pfeifen und zu schwirren begannen.

      »Will mein Sohn dem Miko versprechen, ein guter Vater der Oconees zu sein?« fragte der alte Häuptling mit einer hohlen Stimme, während noch immer einzelne Kugeln an ihnen vorüberpfiffen.

      »Ein Vater und ein Bruder«, versetzte der Cumanchee. »Aber warum diese Frage, mein Vater? Mein Vater wird sich lange mit seinen Kindern freuen!«

      »Will El Sol es bei dem großen Geiste versprechen?« wiederholte der alte Mann dringender und in einem röchelnd hohlen Tone.

      »Er will es«, erwiderte der junge Häuptling.

      »Will er versprechen, Tokeah und seinen Vater inmitten der Gräber seines Volkes zu begraben? der großen Cumanchees zu begraben?«

      »Er will«, sprach El Sol unwillkürlich schaudernd.

      »Sie werden seinen und seines Vaters Leib denn nicht verspotten können,« stöhnte er; »aber es ist der Wille des großen Geistes, daß Tokeah die Länder der Cumanchees nicht sehen soll; er ist verdammt, auf dem Lande der Weißen zu sterben.«

      Er röchelte, murmelte noch einige abgebrochene Worte in die Ohren seiner Oconees, die in das wildeste Schmerzensgeheul ausbrachen, und El Sol umfing ihn, der in Todeszuckungen noch krampfhaft den Sarg auf seine Brust drückte. Allmählich lösten sich seine Arme, und er fiel entseelt in das Kanu zurück. Eine Kugel hatte ihn zwischen Nacken und Hals durchbohrt. Das Leben war gewichen. Der junge Häuptling warf sich in stummem Schmerze auf die Leiche. Das Kanu war schon lange an dem jenseitigen Ufer, und noch immer lag er bewußtlos über den Körper hingestreckt, bis ihn endlich das leise Flüstern seiner Getreuen auf die Gefahr aufmerksam machte; dann lud er den Körper auf seine Schultern, legte ihn über den Rücken des Pferdes, sprang selbst darauf und zog so mit seinen trauernden Gefährten dem Wigwam der Pawnees des Toyaskstammes zu, wo sie am folgenden Tage, unter dem erschütternden Todesgesange der Wilden, ihren Einzug hielten.

      Nathan der Squatter - Der erste Amerikaner in Texas

       Inhaltsverzeichnis

       1.

       2.

       3.

       4.

       5.

       6.

       7.

       8.

       9.

      1.

       Inhaltsverzeichnis

      Der in allen Farben des Regenbogens spielende Vollmond goß sein grünes Zauberlicht über die Millionen Palmettoes aus, ließ hier eine Zypresse in mildstrahlende Verklärung aufflammen, warf dort eine zweite, dritte in ein phantastisches Halbdunkel, die ganze Landschaft vor unseren trunkenen Blicken verschwimmend, im Südwest der rosarot aufgehellte Himmel, gegen Nordwest das apfelgrüne Firmament. – Alles so matt verschmelzend, so zauberisch verklärt; und wir auf unseren Schenkeln um das Feuer hockend, auf den Knien Kottonbaumblätter – auf diesen Stücke von Hirschbraten, die einem Nimmersatt genügen konnten und so schnell verschwanden, daß selbst unsere Hinterwäldler ob unseres gräßlichen Appetites staunten und starrten. Oft lachten wir so, daß uns Tränen in die Augen traten, denn die Ansichten der guten Leute über unsere europäischen Zustände waren mitunter so originell, so verkehrt und wieder mit so kühnen Zügen entworfen. Andere wieder, und besonders wenn sie ihr Land und dessen innere Zustände betrafen, waren wieder mit einer Schärfe des Verstandes, einer Klarheit entwickelt, die unseren ersten Staatsmännern Ehre gemacht haben würden. Jetzt merkten wir, daß wir wirklich in einer neuen Welt, unter neuen Menschen uns befanden, deren Kultur, obwohl die Elemente europäisch, durch und durch amerikanische Formen oder vielmehr Natur angenommen hatten, himmelweit verschieden von der der Kreolen und unserer importierten Landsleute, die mir in dem Augenblick, wenn ich es frei gestehen soll, wie zweimal aufgewärmtes Ragout vorkamen.

      Doch waren wieder unsere neuen Bekannten nichts weniger als harmloser Natur, wie wir in uns selbst vergessenden Momenten zu wähnen uns versucht fühlten; denn während sie abwechselnd die Unterhaltung führten, wußte der Alte mit einer Feinheit, einem Takt, die einem Polizeikommissar zum Präsidium verholfen haben müßten, alle unsere Schicksale, Pläne und Aussichten herauszulocken, und uns unsern Charakter sprechen zu lassen.

      Wir hatten so gegenseitig, wie gesagt unsere Meinungen, und was uns betrifft, auch Pläne und Aussichten ausgetauscht ohne zu bemerken daß der Alte einsilbig und endlich ganz still geworden war. Er hatte seine Rifle zur Hand genommen, an deren Steine er stärker und stärker hämmerte; wie ich später erfuhr, bei Hinterwäldlern ein untrügliches Merkmal erwachenden Mißtrauens.

      Die anderen flüsterten und murmelten sich in die Ohren und zogen die Schenkel mehr von uns zurück. Diese Bewegungen fielen uns endlich auf – wir schwiegen gleichfalls. – Eine Pause von mehreren Minuten war eingetreten.

      »Also Ihr habt eine Schenkung erhalten?«, fragte der Alte endlich.

      »Ja. lieber Mister Nathan.«

      »Und die Vollmacht, Euch in irgendeinem Teil Lousianas ein Stück Landes auszuwählen?«

      »Eigentlich

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