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Lippen auf ihren Hals und legte von rückwärts seine Arme um sie. Er war noch sehr blaß, und die Narben auf seinem schmalen Gesicht zeichneten sich deutlich ab. Aber das sollte bald anders werden.

      »Wir werden in die Schweiz fahren«, sagte Stella. »Jemand muß sich doch um Danny kümmern.«

      »Mir wäre es lieber, wenn du erst ein paar Tage mit mir allein zufrieden wärest«, brummte er. »Ich traue Tammy nicht zu, daß sie so Hals über Kopf abreist. Wollen wir nicht lieber erst eine Nachricht abwarten?«

      »Ich kann mir vorstellen, daß Fabian ganz schön wild wird, wenn van Straaten auftaucht. Er hat was gegen Filmstars«, überlegte Stella besorgt.

      »Ich habe was gegen Unkerei«, erklärte Holger unverblümt. »Du machst dir viel zu viele Gedanken. Wann wollen wir heiraten, wo wollen wir leben, und wieviel Geld brauchst du monatlich, um völlig glücklich zu sein?«

      Sie rieb ihre Nase an seiner Wange. »Geld brauche ich gar nicht, um vollends glücklich zu sein«, versicherte sie zärtlich.

      »Aber ohne Geld kann ich nicht leben. Du bist ziemlich verwöhnt, wie ich sehe. Ein solches Haus kann ich dir nicht gleich bieten.«

      »Wir haben es erst ein Jahr«, wehrte sie lächelnd ab. »Vorher waren wir in einer Dreizimmerwohnung ganz zufrieden. Außerdem kann ich mitarbeiten.«

      »Das wird nicht nötig sein, mein Schatz. Ich habe das Geld aus der Versicherung, und ein paar tausend Dollar habe ich gespart. Außerdem gibt es für Konstrukteure überall Chancen, eine gute Stellung zu finden. Ich nehme an, daß du nicht in Amerika leben willst, Stella.«

      »Richtest du dich nach mir?« fragte sie staunend.

      »Was dachtest du? Der Kaffee riecht übrigens wundervoll. Wollen wir ihn kalt werden lassen?«

      Sie hatten sich kaum am Frühstückstisch niedergelassen, als das Telefon läutete. Seufzend erhob sich Stella.

      »So eine Rücksichtslosigkeit«, meinte sie ungehalten. Aber als sie den Hörer abnahm, erschien ein freudiges Lächeln auf ihrem Gesicht.

      »Wie geht es euch, Fabian?« fragte sie. »Das ist fein! Und Danny? Was soll ich? Deine Geburtsurkunde? Wozu brauchst du sie? Tu doch nicht so geheimnisvoll. Holger ist gestern gekommen. Was, das weißt du schon? Hallo, ich verstehe dich nicht gut. Erklär dich doch ein bißchen deutlicher. Wir sollen kommen?«

      »Wir sollen kommen«, sagte sie verwirrt, als sie zu Holger zurückkehrte. »Und seine Geburtsurkunde braucht er. Was kann das bedeuten?«

      »Was sagt er denn von Tammy?« fragte Holger schmunzelnd.

      »Nichts, aber van Straaten muß schon bei ihnen gewesen sein, denn er wußte, daß du hier bist.«

      »Wozu braucht man eine Geburtsurkunde?« fragte Holger.

      »Für gewisse Formalitäten«, erwiderte Stella. »Zum Heiraten zum Beispiel. Ach, du lieber Gott, sollte das vielleicht der Grund sein?«

      »Zerbrechen wir uns nicht den Kopf. Such diese Urkunde heraus und deine möglichst auch gleich. Vielleicht sollten wir uns doch an Ort und Stelle informieren.«

      »Aber mein Wagen ist in der Reparatur«, wandte Stella ein.

      »Dann muß er eben schleunigst fertiggemacht werden, oder wir mieten uns einen. Du hast ja doch keine ruhige Minute, ehe du nicht alles ganz genau weißt.«

      »Wie gut du mich schon kennst«, seufzte sie.

      *

      »Mich sollte es nicht wundern, wenn Stella mit ihrem Holger schon morgen kommt«, vermutete Fabian. »Wie ist es mit euch beiden? Seid ihr fertig? Wir wollten doch nach Lugano fahren.«

      »Nach Swiss miniature«, erklärte Danny und war stolz, daß er es richtig aussprechen konnte. »Du hast es versprochen, Dad.«

      »Und was ich verspreche, halte ich auch. Aber erst fahren wir nach Lugano. Ich muß etwas besorgen.«

      »lch möchte lieber mit dem Schiff fahren«, beharrte Daniel.

      Tammy sah Fabian bittend an. Aber der schüttelte den Kopf. »Wir fahren mit dem Schiff nach Melide, das genügt«, widersprach er energisch.

      Danny warf trotzig den Kopf in den Nacken und ging voraus. »Du darfst nicht zu nachgiebig sein, Tammy«, meinte Fabian. »Bei aller Liebe, das bekommt ihm nicht. Er hat genau den gleichen Dickkopf wie ich.«

      »Er war bisher sehr nachgiebig.«

      »Aber jetzt hat er erreicht, was er wollte, und wenn wir nicht aufpassen, geraten wir schnell unter seinen Pantoffel.«

      Sie mußte ihm zumindest teilweise recht geben. Danny versuchte, einmal auf den Geschmack gekommen, seine Macht zu erproben. Er tat es auf eine reizende und charmante Art, aber es konnte sich auch in eine kleine Diktatur auswachsen.

      Danny warf Tammy einen unergründlichen Blick zu, als sie sich neben Fabian setzte.

      »Ich bin jetzt wohl abgemeldet?« fragte er bockig.

      Fabian ließ sich nicht beeindrucken. »Hast du es dir nicht gewünscht, daß Tammy bei uns bleibt?« fragte er unwillig.

      »Bei mir«, verbesserte Danny. »Ganz will ich sie auch nicht mit dir teilen.«

      »Das wirst du aber müssen, wenn sie meine Frau ist, mein Junge. Ich heirate sie nämlich nicht nur dir zuliebe.«

      Danny gab sich einstweilen zufrieden. Er war schlau genug, das Erreichte nicht gleich wieder aufs Spiel zu setzen. Er zeigte sich von seiner nachgiebigsten Seite, als sie in Lugano einkaufen gingen. Die Straßen mit den vielen Geschäften gefielen ihm. Besonders das große Spielwarengeschäft, in dem die herrlichsten Sachen ausgestellt waren. Langsam begann er sich für etwas anderes zu interessieren als nur für seine Judy, die ihn an das schreckliche Unglück erinnerte, an das er eigentlich gar nicht mehr erinnert werden wollte.

      Als Fabian und Tammy ein Juweliergeschäft aufsuchen wollten, erklärte er, daß er lieber draußen warten wolle.

      »Aber lauf ja nicht weg«, ermahnte ihn Tammy.

      »Das tue ich schon nicht«, versicherte er. »Darf ich mir etwas aussuchen?«

      »Freilich darfst du das.«

      Danny ging von Schaufenster zu Schaufenster. Er konnte sich nicht schlüssig werden, was er sich wünschen sollte. Plötzlich hörte er neben sich erregte Stimmen.

      Da sie Englisch sprachen, wurde Danny aufmerksam. Er konnte sich nicht genug wundern, wie viele fremde Sprachen man hier hörte, und weil es nun eine war, die

      ihm vertraut war, lauschte er unwillkürlich und betrachtete die beiden Menschen, die sich deutlich in dem Schaufenster spiegelten, genau.

      Es war ein älterer Herr und ein junges schwarzhaariges Mädchen.

      »Sie werden sich nicht mehr mit meinem Sohn treffen«, hörte er den Mann zornig sagen. »Ich habe es Mario verboten. Er ist ein Conte Olivero, falls Sie das vergessen haben sollten. Wie können Sie es wagen, ihm dauernd nachzulaufen? Oh, ich weiß genau, daß Sie sich auch jetzt wieder mit ihm treffen wollten. Hier, nehmen Sie das Geld und verschwinden Sie, Sie...« Ein Wort folgte, das Daniel nicht verstand. Nun riskierte er doch einen Blick über die Schulter, um die beiden genauer zu betrachten.

      Er sah ein Mädchen, das sehr zierlich und hübsch war, wenngleich es einfach gekleidet war. Ihre blauen Augen blitzten. Sie wehrte sich, als er ihr das Geld in die Hand drücken wollte.

      »Ich laufe Mario nicht nach«, schrie sie dem Mann temperamentvoll ins Gesicht. Aber dann geschah etwas, was Daniel die Sprache verschlug. Er sah, wie der Mann plötzlich ein Messer in der Hand hielt und wollte schon schreien. Aber der Fremde ritzte sich selbst in die Hand und begann seinerseits zu schreien.

      Was er rief, konnte Daniel nicht mehr verstehen, denn er tat es in italienischer Sprache. Aber er sah, wie das Mädchen sich zur Flucht wandte, und plötzlich waren sie von vielen Menschen umringt, und ein Polizist kam daher.

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