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dieser Stelle endete der Traum bereits wieder. Danny hätte nicht zu erklären vermocht, woran es lag. Zwischen ihnen stimmte einfach die Chemie nicht. Victoria kam aus einer völlig anderen Welt als er und als die Frau, in die er sich verliebt hatte. Sie schien ihm wie ein fremdes Wesen von einem anderen Stern, mit dem er außer der Sprache nichts gemein hatte. Und selbst auf diesem Gebiet schienen sie auf verschiedenen Frequenzen zu funken. Warum sonst verstand sie nicht, dass da nie etwas sein würde zwischen ihnen?

      »Würdest du mir bitte meine Frage beantworten?«, zeigte er sich unerbittlich.

      »Aber natürlich«, erklärte Victoria sich zu Dannys großem Erstaunen bereit. Ohne ihn aus den Augen zu lassen, stellte sie die Beine nebeneinander und rutschte an die äußerste Stuhlkante. »Heute bin ich nicht gekommen, um mich von dir behandeln zu lassen. Ich möchte dir vielmehr einen Vorschlag unterbreiten.«

      Danny schluckte. Das klang in seinen Ohren alles andere als gut.

      »Und zwar?«

      »Ich habe an der Börse spekuliert und habe gute Gewinne erzielt. Nun überlege ich, wie ich mein Geld sinnstiftend investieren kann.« Mit der rechten Hand griff Victoria nach den Ketten, die um ihren Hals geschlungen waren und ließ sie durch die sorgfältig manikürten Finger gleiten.

      »Und?« Langsam aber sicher wurde Danny ungeduldig. Das Wartezimmer war voll mit Menschen, die seiner Hilfe bedurften. Er konnte und wollte es sich nicht leisten, sie wegen einer harmlosen Plauderei warten zu lassen. »Zu welchem Schluss bist du gekommen?«

      »Ich möchte dir eine eigene Praxis einrichten«, ließ Victoria die Katze endlich aus dem Sack. Noch ehe Danny sich von seinem Schrecken erholt hatte, fuhr sie schwärmerisch fort. »Stell dir vor, eine eigene Praxis für dich allein, wo du schalten und walten kannst, wie es dir beliebt.« Sie war selbst so begeistert von ihrer Idee, dass sie unvorsichtig wurde. »Wo du dein eigener Herr bist und dir von deinem Vater nicht dreinreden lassen musst.« Sie hatte noch nicht zu Ende gesprochen, als ihr ihr fataler Fehler bewusst wurde.

      Dannys Miene war schlagartig eisig und abweisend geworden.

      »Tut mir leid, da hast du offenbar etwas falsch verstanden«, erklärte er und erhob sich vom Stuhl, um Victoria zur Tür zu begleiten. »Es ist mir ein Geschenk und eine große Ehre, mit meinem Vater zusammenzuarbeiten. Ich kann viel von ihm lernen und werde diese Chance so intensiv und lange nutzen, wie es nur möglich ist.« Danny Nordens Blick war so entschlossen, dass Victoria nicht anders konnte, als ebenfalls aufzustehen. Die Ketten um ihren Hals klirrten und klapperten leise, als sie neben ihm zur Tür ging.

      Sie wusste, dass sie eine große Chance allzu leichtfertig vertan hatte. Das kurze Aufleuchten, das sie in Dannys Augen zu sehen geglaubt hatte, war der beste Beweis dafür, dass sie auf dem richtigen Weg gewesen war.

      »Es tut mir leid. Das war dumm und unsensibel von mir«, entschuldigte sie sich zerknirscht, als sie ihm zum Abschied die Hand reichte. »Ich wollte dir nicht zu nahe treten.«

      Ihr Augenaufschlag war herzzerreißend und fast hatte Danny ein schlechtes Gewissen.

      »Schon gut«, winkte er großmütig ab und lächelte Victoria tröstend zu. »Dein Angebot ist wirklich großzügig und ehrt mich sehr. Du konntest ja nicht wissen, dass die Dinge bei uns etwas anders liegen als in anderen Familien.«

      »Nein, das konnte ich wirklich nicht«, seufzte Victoria geknickt.

      Angesichts dieser großzügigen Reaktion verliebte sie sich gleich noch ein bisschen mehr in Danny.

      Und als sie an Wendy vorbei Richtung Ausgang schritt, fasste sie einen neuen Entschluss.

      »Irgendwie werde ich dein Herz schon noch erobern, Danny Norden«, murmelte sie, als sie durch die Tür der Praxis hinaus ins gleißende Sonnenlicht trat. »Mein Name ist nicht umsonst Victoria. Und ich werde auch diesmal siegen. Egal, wie lange es noch dauern mag!« Dieser Entschluss vertrieb ihre Selbstzweifel und mit einem strahlenden Lächeln auf den Lippen, das die Aufmerksamkeit der Passanten erregte, ging sie stolzen Schrittes und hoch erhobenen Hauptes auf ihren schnittigen Sportwagen zu.

      *

      Nachdem Dr. Daniel Norden den nächsten Patienten verabschiedet hatte, bot sich endlich die Gelegenheit, sein Versprechen einzulösen und Melina Keinaths Nummer zu wählen.

      Nach dem dritten Klingeln meldete sich eine hektische Stimme.

      »Ja, bitte?«

      »Hier ist Dr. Daniel Norden«, nannte Daniel seinen Namen. Wie schon beim ersten Gespräch an diesem Tag hatte er sofort wieder den Eindruck, dass diese Frau ein reines Nervenbündel war. »Spreche ich mit Melina Keinath?«

      Er konnte hören, wie sie die Luft anhielt.

      »Das ist richtig. Wer sind Sie? Woher haben Sie meine Nummer?«

      »Wir haben heute schon einmal telefoniert«, erinnerte Daniel sie an das kurze Gespräch, das er aus der Klinik mit ihr geführt hatte. Schlagartig ärgerte er sich über diese gedankenlose Frau, die ihr Glück derart mit Füßen trat. »Ich habe Ihnen den Sachverhalt doch heute Morgen schon erklärt. Ihr Mann ist mit Lähmungserscheinungen vor der Klinik zusammengebrochen.«

      »Sie haben etwas von einem Bandscheibenvorfall erzählt«, schien sich Melina nun doch an das Telefonat zu erinnern. »Aber ich bitte Sie, das ist doch kein Grund, so ein Theater zu veranstalten.«

      Daniel konnte nur den Kopf schütteln. Kein Wunder, dass es in dieser Ehe Probleme gab. Sebastian Keinath war nicht zu beneiden. Selbst wenn er mit seiner viel zu gutmütigen, zurückhaltenden Art, seiner übergroßen Bewunderung und ergebenen Liebe zu seiner Frau durchaus seinen Beitrag zu dieser Entwicklung geleistet hatte. Das stand für Dr. Norden zweifelsfrei fest. Er besaß Erfahrung genug um zu wissen, dass immer zwei zu solchen Problemen gehörten.

      »Ihr Mann hatte gravierende neurologische Beschwerden, die eine Notoperation erforderlich gemacht haben«, erinnerte er scharf an den wahren Sachverhalt.

      Melina unterdrückte ein ungeduldiges Seufzen und entschied sich dazu, einzulenken. Auf diese Weise würde sie das Telefonat schneller beenden und an ihre Arbeit zurückkehren können.

      »Hat er die Operation gut überstanden?«, fragte sie pflichtschuldig.

      Blitzschnell traf Daniel eine Entscheidung.

      »Das schon. Aber noch ist nicht klar, ob sich die neurologischen Ausfälle beheben ließen oder ob er Schäden zurückbehält.« Im Normalfall ging er mit diesen Informationen behutsamer und zurückhaltender um. Angesichts Melinas Unbeschwertheit schien ihm diese schonungslose Offenheit aber durchaus angebracht.

      In der Tat schienen seine Worte ihre Wirkung nicht zu verfehlen. Am anderen Ende des Apparates war Stille eingekehrt.

      »Was bedeutet das?«, fragte Melina schließlich tonlos und schien plötzlich alle Zeit der Welt zu haben. »Was hat mein Mann zu befürchten?«

      »Meinen Sie Herrn Keinath?«, fragte Dr. Norden aufreizend.

      »Was soll das?«, fragte Melina irritiert zurück. »Wollen Sie mich auf den Arm nehmen?«

      »Ich bin weit davon entfernt«, gab Daniel wahrheitsgetreu zurück. »Ich frage mich nur, ob Ihnen klar ist, dass Ihre Ehe im Augenblick nur noch auf dem Papier besteht.«

      Melina lachte kühl.

      »Ach, so ist das also«, stellte sie dann fest. »Bastian hat sich also bei Ihnen über mich beschwert.«

      »Nein, das hat er nicht«, widersprach Daniel energisch. Unfassbar, wie verbohrt diese Frau war. »Zu diesem Schluss bin ich gerade selbst gekommen. So, wie Sie von Ihrem Mann denken und über ihn sprechen, kann ich mir nichts anderes vorstellen. Und ich kann Sie nur inständig bitten: Wenn Sie Ihre Ehe retten wollen, dann sollten Sie zurückkommen, Frau Keinath. Ihr Mann braucht Sie jetzt!«, sprach er eindringlich auf sie ein.

      Langsam aber sicher bekam Melina es mit der Angst zu tun.

      »Warum wollen Sie mir nicht sagen, wie es ihm geht?« Ihre Stimme hatte

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