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Ouarterdeck gekommen und Fräulein Sara wanderte auf und ab mit keiner geringeren Person als Kapitain Blunt selbst. Sie war an ihm vorüber gegangen und wieder vorüber gegangen bis beim dritten Mal der alte Bursche, ganz unsicher in das Zwielicht starrend, dem Schimmer ihrer Augen folgte und sich ihr näherte.

      »Sie waren doch nicht böse, mein Kind, über das was ich unten sagte ?«

      Sie that ganz überrascht.

      »Was meinen Sie ?«

      »Nun, ich meine, ich war etwas – etwas dreist und unhöflich.«

      »O nein, Sie waren nicht unhöflich.«

      »Freut mich, daß Sie so denken,« erwiderte Phineas Blunt, ein wenig beschämt über seine gebeichtete Schwäche.

      »Sie würden unhöflich gewesen sein, wenn ich es gestattet hätte.«

      »Woher wissen Sie das ?«

      »Ich sah es in Ihrem Gesicht. Denken Sie nicht, eine Frau kann es einem Mann am Gesicht ansehen, wenn er sie beleidigen will ?«

      »Beleidigen! Auf mein Wort —«

      »Ja, mich beleidigen. Sie sind alt genug , um mein Vater zu sein, Kapitain Blunt, aber Sie haben kein Recht mich zu küssen, wenn ich Ihnen nicht das Recht dazu gebe.«

      »Ha, ha,« lachte Blunt, das mag ich leiden. Mir das Recht dazu geben, – ich wünschte, das thätest Du, Du Hexe, Du schwarzäugige.«

      »Das wünschen andre Leute auch, – ohne Zweifel.«

      »Zum Beispiel, der Offizier. Hu, Fräulein Bescheidenheit? Ich habe gesehen, wie er Sie anblickte, als ob er es auch versuchen wollte.«

      Das Mädchen blitzte ihn von der Seite an.

      »Sie meinen Lieutnant Frere. Sind Sie eifersüchtig auf ihn ?«

      »Eifersüchtig! Was, der Bursche hat kaum seine ersten Hosen angezogen. Eifersüchtig!«

      »Ich glaube, Sie sind es und Sie brauchen es nicht zu sein. Er ist ein dummer Tölpel, obgleich er Lieutnant Frere ist.«

      »Das ist er. Da haben Sie Recht, beim Himmel.«

      Sara Purfoy lachte leise und doch in so vollem Ton, daß dem mittelalterlichen Blunt der Puls schneller ging, und das Blut ihm bis in die Fingerspitzen schlug.

      »Kapitain Blunt,« sagte sie, »Sie wollen etwas sehr Törichtes thun.«

      Er kam dicht an sie heran und nahm ihre Hand.

      »Was ?«

      Sie antwortete mit einer andern Frage.

      »Wie alt sind Sie?«

      »Zweiundvierzig, wenn Sie es denn wissen wollen.«

      »O, – und Sie wollen sich in ein Mädchen von neunzehn verlieben?«

      »Wer ist das ?«

      »Ich,« sagte sie und gab ihm die Hand und lächelte ihn mit ihren vollen, rothen Lippen an.

      Der Besanmast verbarg sie dem Mann am Ruder und das Zwielicht der tropischen Sterne lag auf dem Hauptdeck.

      Blunt fühlte den gesunden Hauch dieses sonderbaren Mädchens auf seiner Wange; ihre Augen schienen größer und kleiner zu werden und ihre feste, kleine Hand brannte in der seinen wie Feuer.

      »Ich glaube, Sie haben Recht,« rief er. »Ich bin schon halb in Sie verliebt.«

      Sie blickte ihn an und senkte fast verächtlich ihre Augenlider mit den langen, dunkeln Wimpern. Darm entzog sie ihm ihre Hand.

      »Dann hüten Sie sich vor der andern Hälfte, oder Sie werden es bereuen.«

      »Werde ich das ?« sagte Blunt. »Nun, das ist meine Sache; komm, kleine Hexe , gib mir den Kuß, zu dem Du mir das Recht geben willst.«

      Und er nahm sie in seine Arme. In demselben Augen- blick hatte sie sich frei gemacht und stand ihm mit blitzenden Augen gegenüber.

      »Sie wagen es,« rief sie. »Mich mit Gewalt küssen wollen! Ha, sie betragen sich wie ein Schulbube. Wenn Sie es zu Stande bringen, daß ich Sie liebe, dann will ich Sie küssen, so oft Sie wollen. Wenn Sie das nicht können, dann bitte, bleiben Sie mir fern!«

      Blunt wußte nicht, ob er lachen sollte oder ärgerlich sein über diese Zurückweisung. Er fühlte, daß er sich in einer ziemlich unbequemen Lage befand und entschloß sich deshalb zu lachen. »Sie sind ein Sprühteufel. Was muß ich thun, damit Sie mich lieben?«

      Sie machte ihm einen Knicks. »Das ist Ihre Sache,« sagte sie. Und da der Kopf von Mr. Frere gerade in der Kajütsthür erschien, so ging Blunt davon, ganz verwirrt und doch nicht unwillig.

      »Sie ist ein Prachtmädchen, bei Jingo,« sagte er und drückte sich seine Mütze fest. »Ich will mich hängen lassen, wenn sie nicht verliebt in mich ist.«

      Und dann fing er an zu pfeifen und das Deck entlang zu schreiten. Hin und wieder blickte er auf den Mann, der seine Stelle eingenommen hatte, freilich nicht mit freundlichen Augen. Aber eine Art von Scham hielt ihn zurück, und er blieb in der Entfernung.

      Maurice Frere’s Gruß war sehr kurz.

      »Nun, Sara,« sagte er »Sind Sie noch übler Laune?«

      Sie runzelte die Stirn.

      »Warum schlugen Sie den Mann? Er that kein Unrecht.«

      »Er war, wo er nicht hingehörte. Was hatte er dahin zu kommen ? Man muß die Schufte niederhalten, mein Kind.«

      »Oder Sie werden Ihnen über den Kopf wachsen? Glauben Sie , daß ein Mann ein Schiff einnehmen kann, Maurice?«

      »Nein, aber hundert können es.«

      »Unsinn! Was können Sie gegen die Soldaten thun? Da sind fünfzig Soldaten.«

      »Ja. – aber —«

      »Was ?«

      »Nichts. Es ist gegen die Gesetze und ich will es nicht sagen.«

      »Nicht nach den »königlichen Befehlen,« wie Kapitain Vickers zu sagen pflegt.«

      Frere lachte über ihr Nachahmen des pathetischen Kapitains.

      »Sie sind ein sonderbares Mädchen. Ich kann nicht klug aus Ihnen werden. Kommen Sie,« und er nahm ihre Hand, »sagen Sie, was Sie wirklich sind?«

      »Wollen Sie mir versprechen, es nicht weiter zu sagen?«

      »Natürlich.«

      »Auf ihr Wort?«

      »Auf mein Wort.«

      » Nun denn, – aber Sie werden es weiter sagen?«

      »Gewiß nicht! Schnell, sagen Sie.«

      »Kammerjungfer in der Familie eines Herrn, der über See geht.«

      »Sara, können Sie nicht ernsthaft sein?«

      »Ich bin ernsthaft. Das war die Anfrage, die ich beantwortete.«

      »Aber ich meine, was Sie gewesen sind. Sie waren nicht immer eine Kammerjungfer.«

      Sie zog ihren Shawl dichter um ihre Schultern und fröstelte.

      »Die Menschen sind natürlich keine geborenen Kammerjungfern.«

      »Nun, wer sind Sie denn? Haben Sie keine Freunde? Was sind Sie denn gewesen?«

      Sie blickte den jungen Mann in’s Gesicht, das in diesem Augenblick vielleicht einen weniger harten Ausdruck hatte, als gewöhnlich und trat ihm näher.

      »Maurice, lieben Sie mich?«

      Er hob eine ihrer kleinen Hände, die auf der Reeling lagen, in die Höhe und küßte sie unter dem Schutze der Finsterniß.

      »Sie wissen, daß ich Sie liebe,« sagte er. »Sie mögen eine Kammerjungfer gewesen sein oder was Sie wollen, aber Sie sind das liebreizendste Weib, das ich je gesehen.«

      Sie lächelte über seine Heftigkeit. »Also, wenn Sie mich lieben, was hat es dann auf sich?«

      »Wenn Sie mich liebten, würden Sie es mir

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