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Deportiert auf Lebenszeit. Marcus Andrew Hislop Clarke
Читать онлайн.Название Deportiert auf Lebenszeit
Год выпуска 0
isbn
Автор произведения Marcus Andrew Hislop Clarke
Жанр Зарубежная классика
Издательство Public Domain
Maurice Frere war kein Feigling. Wenn er auch roh und selbstsüchtig war, so hatten ihn seine Feinde selbst doch nie des Mangels an physischem Muth angeklagt. Er war früher in seinen lustigen Tagen selbst zu einer gewissen Berühmtheit gelangt in allen körperlichen Uebungen. Er war stolz auf manche Erfolge seiner Muskelkraft, die in Wirthshausschlägereien und bei mitternächtlichen Streitigkeiten sich gezeigt hatten und das Sprichwort, daß jedes Großmaul ein Feigling sei, bewies sich bei ihm als falsch. Er besaß die Hartnäckigkeit eines Bulldogs und wenn er ein Mal die Hände eingesetzt hatte, so hielt er fest bis in den Tod. In der That war er, soweit persönliche Stärke reichte, ein Gabbett mit der Erziehung eines Preiskämpfers und in einem Kampf dieser Beiden miteinander, die sich wohl gleich an Muth waren, trugen Kenntnisse den Sieg über die Stärke davon.
Doch war in ihrem jetzigem Kampfe davon bis jetzt wenig zu spüren, dem unerfahrenen Auge kam es so vor, als ob der wüthende Riese, der den unter ihm Liegenden an der Kehle gepackt hatte, als Sieger aus dem Kampfe hervorgehen müsse.
Rohe Kraft war Alles, was nöthig war ; es war weder Raum , noch, Zeit, noch Platz vorhanden, um irgend welche Künste beim Kampf in Anwendung zur bringen.
Doch gibt Wissen, wenn auch nicht oft, so doch Ueberlegung. Maurice Frere war zwar überrascht worden, verlor aber nicht seine Geistesgegenwart. Der Deportierte lag so dicht an ihm, daß er nicht schlagen konnte, aber als er heruntergerissen wurde, gelang es ihm, sein Knie um den Schenkel des Angreifenden zu schlingen und mit der einen Hand in seine Halsbinde zu greifen. Sie rollten über einander hin und die erschreckte Schildwache wagte nicht zu schießen. Da brachte ein plötzliches Rollen des Schiffes Frere oben auf. Er fühlte, daß Gabbett unter ihm lag und ihn mit aller Kraft seiner Muskeln niederdrückend, widerstand er dem Versuch des Riesen, ihn zurückzudrängen. Aber es war grade, als ob er gegen eine Steinmauer kämpfte. Die Augen fast herausquellend, die Muskeln aufs Aeußerste angestrengt, drückte ihn Gabbett langsam herum. Da fühlte Frere, daß Gabbett ein wenig los ließ, wahrscheinlich, um einen letzten Streich zu führen, Frere konnte eine linke Hand lösen, ließ sich plötzlich zurück fallen und sein rechtes Knie hinaufziehend, stieß er Gabbett heftig unter die Kinnlade. Der mächtige Kopf des Riesen fiel ein wenig zurück, dies nahm Frere wahr und schlug seine Faust dem Gabbett mit aller Gewalt gegen die Kehle. Der Riese taumelte zurück und auf seine Hände und Knie fallend, wurde er sofort von den Matrosen umringt.
Nun begann und endete in weit kürzerer Zeit als gebraucht wird, um die Sache zu schildern , einer dieser homerischen Kämpfe eines Mannes gegen zwanzig, der aber nicht weniger heroisch ist weil der Ajax nur ein Deportierter und die Trojaner nur gewöhnliche Matrosen sind. Die Matrosen von sich schüttelnd, wie ein wilder Eber die Hunde abschüttelt, die ihn packen, sprang er wieder auf seine Füße, ergriff einen Säbel und hielt sie Alle mit fürchterlichen Streichen von sich ab. Vier Mal hoben die Soldaten von der Wache ihre Flinten und vier Mal setzten sie wieder ab, aus Furcht, ihre Kameraden, welche sich auf den Wüthenden geworfen hatten, zu verwunden. Gabbett, sein wüstes Haar gesträubt, seine blutunterlaufenen Augen vor Wuth sprühend, seine großen Hände mit dem Säbel in der Luft umherfahrend, wandte sich von einer Seite zur Andern, brüllend wie ein verwundeter Stier. Sein grobes Hemde, das von der Schulter zur Hüfte ausgerissen war, zeigte die ungeheuer entwickelten Muskeln seines Körpers. Er blutete von einem Hiebe in die Stirn und das Blut, sein ganzes Gesicht entlang fließend, mischte sich mit dem Schaum auf seinen Lippen und träufelte schließlich auf die breite, behaarte Brust. Jedes Mal, wenn ein neuer Angreifer in seinen Bereich kam, überfiel ihn die fürchterlichste Wuth von Neuem und seine ganze Gestalt hob und dehnte sich, von Leidenschaft bewegt. Einen Augenblick war er fast erstickt von Gegnern; sie hingen sich an seine Arme, Beine, Schultern, – überall menschliche Körper; – im nächsten Augenblick stand er frei und allein da, mitten unter seinen Feinden, sein scheußliches Gesicht verzerrt von Haß und Wuth. Er schien kaum noch ein Mensch zu sein, sondern glich einem Teufel, oder vielmehr einem dieser wilden, ungeheuerlichen Affen, welche in den Wäldern Inner-Afrika’s leben. Den Haufen zurücktreibend, der ihn umgab, stürzte er sich von Neuem auf seinen erstandenen Gegner und holte zu einem Schlage gegen ihn aus, der dessen Tyrannei für immer ein Ende machen sollte. Ein unbestimmtes Gefühl, daß Sara Purfoy sie betrogen und daß dieser feine Soldat mit daran Schuld sei, hatte sich in seinem Kopf festgesetzt und deshalb war seine Wuth vorzugsweise gegen Frere gerichtet. Der Anblick des Schurken war so scheußlich, daß Frere, das Schwingen des Säbels bemerkend, seine Augen vor Entsetzen schloß und sich seinem Schicksal befahl. Als Gabbett den Säbel schwang, gab das Schiff, das bisher ganz langsam hin und her rollte, einen plötzlichen, heftigen Stoß, – der Deportierte verlor das Gleichgewicht , wankte und fiel. Ehe er sich rühren konnte, war er schon von zwanzig Händen festgehalten.
Die Autorität hatte fast gleichzeitig auf dem oberen wie auf dem unteren Deck gesiegt. Die Meuterei war vorüber.
Elftes Capitel.
Entdeckungen und Bekenntnisse
Der Stoß hatte sich im ganzen Schiffe fühlbar gemacht und Pine, der eben dem letzten Meuterer die Eisen hatte umlegen lassen, errieth sogleich die Ursache.
»Gott sei Dank,« rief er, »da ist endlich eine Brise.«
Als der überwältigte Gabbett, blutend, geschunden und gebunden herunter gebracht wurde, eilte der Doktor auf Deck und sah, daß der Malabar durch schäumende Wellen mit einer Geschwindigkeit von fünfzehn Knoten die Stunde lief.
»Rafft die Topsegel! Zieht das große ein!« schrie Best vom Quarterdeck und mitten in der freudigen Bewegung erzählte Frere, was er erlebt, ohne daß er aber seiner kurzen Pflichtvergessenheit gedachte. Pine runzelte die Stirn. »Glauben Sie, daß sie mit in der Verschwörung war?«
»Nein, – « rief Frere eifrig und dachte daran, wie eine Nachforschung zu verhüten sei. »Wie kann sie dabei gewesen sein? Verschwörung! Sie liegt krank am Fieber, oder ich müßte mich sehr irren.«
Als sie in die Kajüte traten, fanden sie Sara noch auf derselben Stelle, wohin sie vor einer Viertelstunde gefallen.« Das Rasseln der Säbel, das Schießen, – nichts hatte sie erweckt.
»Wir müssen irgendwo eine Krankenstation machen,« sagte Pine und warf keinen freundlichen Blick auf die geschmeidige Gestalt. »Aber ich glaube nicht, daß sie sehr krank werden wird. Verdammt, sie ist doch die Ursache von Allem. Ich will es ausfindig machen, ehe einige Stunden vergangen sind. Den Kerls unten habe ich schon gesagt, wenn sie nicht Alles vor morgen früh gestehen, bekommen sie jeder sechs aufgezählt, ehe wir nach Hobart-Town kommen. Ich will es , wirklich thun, ehe wir Anker werfen. Fassen Sie sie am Kopf, Frere und wir wollen sie hinausbringen, ehe Vickers herauf kommt. Was für ein Narr sind Sie , Frere. Ich wußte, daß es solchen Unsinn geben würde, mit Weibern an Bord. Obwohl Mrs. Vickers schon früher eine Reise gemacht hat. – Halt, – jetzt durch die Thür. Was, Mann, man sollte denken, Sie hätten noch nie ein Mädchen im Arme gehabt. Sehen Sie nicht so entsetzt aus, ich will nichts weiter sagen. Schnell, schnell, ehe der kleine Pastor kommt. Die Pfarrer klatschen grade wie alte Weiber.«
So. vor sich hin murmelnd, trug Pine mit Frere’s Hilfe Mrs. Vickers’ Kammermädchen in ihre Kajüte.
»Bei George, sie ist ein schönes Geschöpf; sagte er und sah den leblosen Körper mit den Augen eines Wundarztes an. »Ich wundre mich nicht, daß Sie sich ihretwegen zum Narren machen. – Vielleicht sind Sie auch schon angesteckt vom Fieber, aber dieser Wind wird uns darüber forthelfen. Der alte Schafskopf der Blunt auch. Er sollte sich schämen in seinem Alter.«
»Was meinen Sie,« fragte Frere eifrig, denn er hörte , Jemand kommen. »Was sagt Blunt von ihr?«
»O, ich weiß nicht,« erwiderte Pine. »Er war auch verliebt, wie viele Andre.«
»Viele Andre?« wiederholte Frere mit affektierter Gleichgültigkeit.«
»Ja,« lachte Pine. »Nun, sie liebäugelte mit Jedem Mann auf dem Schiff. Ein Mal traf ich sie, wie sie einen Soldaten