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wollen nun von der heidnischen Geschichte zur heiligen übergehen. Kennen Sie die Anekdote von Loth?«

      »Mit seinen Töchtern?«

      »Ganz richtig.«

      »Ob ich sie kenne! Aber warten Sie doch. Ah!, ., ja . . .was man vom alten König Ludwig XV. und seiner Tochter Madame Adelaide sagte!  . . .«

      »Sie sind dabei, mein lieber Herr.«

      »Der Verlarvte wäre also  . . .«

      »Fünf Fuß fünf Zoll.«

      »Der Graf Louis  . . .«

      »Stille doch i« »Der Graf Louis von  . . .«

      »St!«

      »Sie sagten ja, es seyen hier nur Todte.«

      »Wohl, aber auf ihrem Grabe wächst Gras, und es wächst sogar hier besser, als anderswo. Nun, wenn dieses Gras wie das Schilfrohr von König Midas, . . kennen Sie die Geschichte von König Midas?«

      »Nein, Herr Graf.«

      »Ich werde sie Ihnen an einem andern Tage erzählen; für den Augenblick wollen wir zu der unsern zurückkehren.« sprach Cagliostro.

      Dann nahm er wieder seinen Ernst an und fügte bei:

      »Sie sagten also?«

      »Verzeihen Sie, ich glaubte, Sie fragen?«

      »Sie haben Recht.«

      Während Cagliostro seine Frage vorbereitete, murmelte Beausire:

      »Es ist bei meiner Treue wahr, der Enkel seines Vaters, der Bruder seiner Mutter, der Oheim seiner Schwester  . . .es ist der Graf Louis von Nar . . .«

      »Merken Sie auf.« sagte Cagliostro.

      Beausire unterbrach sich in seinem Monolog und hörte mit allen seinen Ohren.

      »Nun, da uns kein Zweifel mehr über die verlarvten oder nicht verlarvten Verschworenen bleibt, gehen wir zum Zwecke des Complots über.«

      Beausire machte mit dem Kopfe ein Zeichen, welches besagen wollte, er sei bereit, zu antworten.

      »Der Zweck des Complots ist wohl, den König zu entführen, nicht wahr?«

      »Das ist in der That der Zweck des Complots.«

      »Ihn nach Peronne zu bringen?«

      »Nach Peronne.«

      »Welches sind nun die Mittel?«

      »Die pecuniären?«

      »Ja, zuerst die pecuniären.«

      »Man hat zwei Millionen.«

      »Welche ein genuesischer Banquier leiht. Ich kenne diesen Banquier. Es sind keine andere vorhanden?«

      »Nicht daß ich wüßte, . .«

      »So viel also, was das Geld betrifft; es ist aber nicht genug, Geld zu besitzen, man muß Menschen haben.«

      »Herr von Lafayette hat Vollmacht gegeben, eine Legion anzuwerben, um Brabant zu Hilfe zu kommen, welches sich gegen das Reich empört.«

      »Oh! dieser gute Lafayette i« murmelte Cagliostro, »daran erkenne ich ihn.«

      Dann sprach er laut:

      »Wohl! man wird eine Legion haben, doch es ist nicht eine Legion, was man zu Ausführung eines solchen Planes braucht, es ist eine Armee.«

      »Man hat die Armee.«

      »Ah! lassen Sie hören.«

      »Zwölfhundert Pferde treffen in Versailles zusammen; sie gehen am bestimmten Tage um elf Uhr Abends ab, um zwei Uhr Morgens kommen sie in drei Colonnen in Paris an.«

      »Gut!«

      »Die erste marschirt durch die Grille de Chaillot, die zweite durch die Barrière du Roule, die dritte durch die Barrière de Grenelle ein. Die Colonne, welche durch die Rue de Grenelle einmarschirt, bringt den General Lafayette um; die, welche durch die Grille de Chaillot einmarschirt, bringt Herrn Necker um; diejenige endlich, welche durch die Barrière du Roule kommt, bringt Herrn Bailly um.«

      »Gut!, wiederholte Cagliostro.

      »Ist der Streich ausgeführt, so vernagelt man die Kanonen, man versammelt sich auf den Champs-Elysées und marschirt nach den Tuilerien, welche uns gehören.«

      »Wie, Ihnen? Und die Nationalgarde?«

      »Dort muß die Brabanter Legion agiren; vereinigt mit einem Theile der besoldeten Garde, mit vierhundert Schweizern und dreihundert Verschworenen aus der Provinz, bemächtigt sie sich, unterstützt durch Einverständnisse, die wir am Platze haben, der äußeren und inneren Thore; man tritt beim König ein und ruft: »»Sire, der Faubourg Saint-Antoine ist in vollem Aufruhr  . . .ein Wagen steht bereit  . . .Sie müssen fliehen!«« Willigt der König zur Flucht ein, so macht sich die Sache ganz von selbst; willigt er nicht ein, so bringt man ihn mit Gewalt fort und führt ihn nach Saint-Denis.«

      »Gut!«

      »Dort findet man zwanzigtausend Mann Infanterie, mit denen sich die zwölfhundert Mann Cavalerie, die Brabanter Legion, die vierhundert Schweizer, die dreihundert Verschworenen, zehn-, zwanzig-, dreißigtausend unter Weges recrutirte Royalisten verbinden, und man führt den König nach Peronne.«

      »Immer besser! Und was macht man in Peronne, mein lieber Herr von Beausire?«

      »In Peronne findet man zwanzigtausend Mann, welche dort zu gleicher Zeit von Flandern, von der Picardie, vom Artois, von der Champagne, von Burgund, von Lothringen, vom Elsaß und vom Cambresis ankommen. Man steht im Handel um zwanzigtausend Schweizer, zwölftausend Deutsche und zwölftausend Sardinier, welche in Verbindung mit der ersten Escorte des Königs einen Effectivstand von hundertfünfzigtausend Mann bilden werden.«

      »Eine schöne Zahl!« sagte Cagliostro.

      »Und mit diesen hundertfünfzigtausend Mann marschirt man gegen Paris; man schneidet oben und unten den Fluß ab und entzieht so der Stadt die Lebensmittel; das ausgehungerte Paris wird kapituliren: man löst die Nationalversammlung auf und setzt den König, der nun wieder wahrhaft König, aus den Thron seiner Väter.«

      »Amen!« rief Cagliostro.

      Dann stand er aus und sprach:

      »Mein lieber Herr von Beausire, Sie haben eine äußerst angenehme Conversation; doch es ist am Ende bei Ihnen, wie bei den größten Rednern: wenn sie Alles gesagt haben, haben sie nichts mehr zu sagen, – und Sie haben Alles gesagt?«

      »Ja, Herr Graf, für den Augenblick.«

      »Dann gute Nacht, mein lieber Herr von Beausire; brauchen Sie weitere zehn Louis d’or, immer als Geschenk, wohlverstanden, so suchen Sie mich in Bellevue auf.«

      »In Bellevue, und ich frage nach dem Herrn Grafen von Cagliostro.«

      »Nach dem Grafen von Cagliostro? oh l nein, man würde nicht wissen, was Sie sagen wollen; fragen Sie nach dem Baron Zannone.«

      »Nach dem Baron Zannone!« rief Beausire. »Das ist der Name des genuesischen Banquier, der die zwei Millionen Wechsel von Monsieur discontirt hat.«

      »Das ist möglich,« sprach Cagliostro.

      »Wie, es ist möglich?«

      »Ja; ich mache so viele Geschäfte, daß sich dieses mit den andern vermischt haben wird; darum erinnerte ich mich im ersten Augenblicke nicht genau; doch, in der That, nun glaube ich mich zu erinnern.«

      Beausire war voll Verwunderung vor diesem Manne, der so Geschäfte von zwei Millionen vergaß, und er fing an zu glauben, daß es, und wäre es auch nur aus dem pecuniären Gesichtspunkte, besser sei, im Dienste des Leihers, als in dem des Entlehners zu stehen.

      Doch da dieses Erstaunen nicht so weit ging, daß es ihn den Ort vergessen ließ, wo er war, so fand Beausire bei den ersten Schritten von Cagliostro die Bewegung wieder, und er folgte ihm mit einem dergestalt nach dem seinigen geregelten Gange, daß man, würde man sie so gleichsam an einander geklebt gesehen haben, hätte glauben

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