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Nicole; guten Abend, Herr von Beausire; guten Abend, junger Toussaint.«

      Alle Drei wandten sich nach der Seite um, von der die Stimme kam.

      Auf der Schwelle stand, mit einem diesem Familiengemälde zulächelnden Gesichte, ein sehr eleganter Mann.

      »Ah! der Herr mit den Bonbons!« rief der junge Toussaint.

      »Der Graf von Cagliostro!« sagten gleichzeitig Nicole und Beausire.

      »Sie haben da ein reizendes Kind, Herr von Beausire,« sprach der Graf, »und Sie müssen sich äußerst glücklich fühlen, Vater zu sein.«

      Siebentes bis zehntes Bündchen

       XXXV

      Wo der Leser das Vergnügen haben wird, Herrn von Beausire so wiederzufinden, wie er ihn verlassen

      Nach diesen artigen Worten des Grafen herrschte ein kurzes Stillschweigen; Cagliostro schritt indessen bis in die Mitte der Stube vor und schaute mit einem forschenden Blicke umher, ohne Zweifel, um die moralische und besonders pecuniäre Lage der alten Bekannten zu schätzen, unter welche ihn die furchtbaren unterirdischen Schleichgänge, deren Mittelpunkt er war, unvermuthet zurückführten.

      Das Resultat dieses Blickes konnte einem so scharfsichtigen Manne, wie es der Graf war, keinen Zweifel lassen.

      Ein gewöhnlicher Beobachter hätte, – was der Wahrheit entsprach, – errathen, die arme Haushaltung sei bei ihrem letzten Vierundzwanzig-Sous-Stücke.

      Von den drei Personen, bei denen das Erscheinen des Grafen so große Verwunderung verursacht hatte, war die erste, die das Stillschweigen brach, diejenige, welche ihr Gedächtniß nur an die Ereignisse des Abends erinnerte, und der folglich ihr Gewissen nichts vorzuwerfen hatte.

      »Ah! mein Herr, welch ein Unglück!« rief der junge Toussaint, »ich habe meinen Louis d’or verloren!«

      Nicole öffnete den Mund, um die Umstände nach ihrer Wahrheit darzustellen, aber sie bedachte, ihr Stillschweigen werde dem Kinde vielleicht einen zweiten Louis d’or eintragen, und diesen zweiten Louis d’or werde sie erben.

      Nicole täuschte sich nicht.

      Du hast Deinen Louis d’or verloren, mein armes Kind?« sagte Cagliostro; »hier sind zwei, verliere sie diesmal nicht mehr!«

      Und er zog aus einer Börse, deren Rundheit die gierigen Blicke von Beausire entflammte, zwei andere Louis d’or und ließ sie in die kleine Hand des Kindes fallen.

      »Sieh, Mama!« rief der Knabe, während er aus Nicole zulief, »da ist einer für Dich und einer für mich.«

      Und er theilte seinen Schatz mit seiner Mutter.

      Cagliostro hatte bemerkt, mit welcher Zähigkeit der Blick des falschen Sergenten seiner Börse, die er geöffnet, um den achtundvierzig Livres Abzug zu gewähren, bei den verschiedenen Evolutionen, die sie von ihrem Ausgange aus seiner Tasche bis zu ihrer Rückkehr gemacht, gefolgt war.

      Als er sie in den Tiefen der Weste des Grafen verschwinden sah, stieß der Liebhaber von Nicole einen Seufzer aus.

      »Oh! Herr von Beausire,« sagte Cagliostro, »wie, immer schwermüthig?«

      »Und Sie, Herr Graf, immer Millionär?«

      »Ei! mein Gott! Sie, der Sie einer der größten Philosophen sind, die ich sowohl in den letzten Jahrhunderten, als im Alterthum gekannt habe, müssen vertraut sein mit dem Axiom, das zu allen Zeiten in Ehren war: Das Geld macht nicht das Glück. Ich habe Sie verhältnißmäßig reich gesehen.«

      »Ja, es ist wahr,« erwiederte Beausire, »ich besaß hunderttausend Franken.«

      »Das ist möglich; nur hatten Sie zur Zeit, wo ich Sie wieder fand, bereits ungefähr vierzigtausend davon verzehrt, so daß Sie nur noch sechzigtausend besaßen, was, wie Sie zugestehen werden, immer noch eine ziemlich runde Summe für einen ehemaligen Gefreiten war.«

      Beausire seufzte.

      »Was sind sechzigtausend Livres im Vergleiche mit den Summen, über welche Sie verfügen?« sagte er.

      »Als Verwahrer, Herr von Beausire, denn wenn wir recht rechnen würden, so glaube ich, daß Sie der heilige Martin wären, und ich wäre der Arme, und Sie müßten mir, um mich nicht vor Kälte erfrieren zu lassen, die Hälfte von Ihrem Mantel geben . . .Nun, mein lieber Herr von Beausire, erinnern Sie sich der Umstände, unter welchen ich Sie getroffen habe? Sie hatten damals, wie ich so eben sagte, ungefähr sechzigtausend Livres in Ihrer Tasche; waren Sie darum glücklicher?«

      Beausire stieß einen rückwärts schauenden Seufzer aus, der für ein Stöhnen gelten konnte.

      »Antworten Sie doch,« sagte Cagliostro, »würden Sie gern Ihre gegenwärtige Lage, obgleich Sie nur den unglücklichen Louis d’or besitzen, den Sie dem jungen Toussaint genommen haben . . .«

      »Mein Herr,« unterbrach ihn der ehemalige Gefreite.

      »Erzürnen wir uns nicht, Herr von Beausire; wir haben uns schon einmal erzürnt, und Sie sahen sich genöthigt, auf der Straße Ihren Degen zu suchen, der durch das Fenster geflogen war, Sie erinnern sich dessen?, . . Nicht wahr, Sie erinnern sich?« wiederholte der Graf, als er wahrnahm, daß Beausire nicht antwortete: »Gedächtniß haben ist schon etwas. Nun denn, ich frage Sie abermals, würden Sie gern Ihre gegenwärtige Lage, obgleich Sie nur den unglücklichen Louis d’or besitzen, den Sie dem jungen Toussaint genommen haben, – diesmal ging die Anschuldigung ohne Einwurf vorüber, – gegen die precäre Lage vertauschen, welcher Sie entzogen zu haben ich mich glücklich fühle.«

      »Nein, Herr Graf,« erwiederte Beausire, »Sie haben Recht, ich würde nicht tauschen. Ach! damals war ich von meiner theuren Nicole getrennt.«

      »Und dann leicht von der Polizei verfolgt, wegen Ihrer Angelegenheit mit Portugal . . .Was Teufels ist aus dieser Sache geworden, Herr von Beausire? . . .Eine garstige Geschichte, so viel ich mich erinnern kann!«

      »Sie ist in’s Wasser gefallen, Herr Graf,« antwortete Beausire.

      »Ah! desto besser, denn sie mußte Sie sehr beunruhigen; zählen Sie übrigens nicht zu viel auf diese Ersäufung. Es gibt tüchtige Taucher bei der Polizei, und so trübe oder so tief das Wasser sein mag, eine garstige Geschichte ist immer leichter zu fischen, als eine schöne Perle.«

      »Nun, ja, Herr Graf, abgesehen von der Armuth, zu der wir herabgesunken sind  . . .«

      »Fühlen Sie sich glücklich . . .so daß Sie nur ein Tausend Louis d’or brauchen würden, damit dieses Glück vollständig wäre?«

      Die Augen von Nicole glänzten, die von Beausire sprühten Flammen.

      »Nämlich,« rief der Letztere, »wenn wir tausend Louis d’or hätten, nämlich, wenn wir vierundzwanzigtausend Livres hätten, würden wir ein Landgut für die Hälfte der Summe kaufen, mit der andern Hälste würden wir eine kleine Rente gründen, und ich würde Feldbauer!«

      »Wie Cincinnatus.«

      »Während sich Nicole ganz der Erziehung unseres Kindes widmen könnte!«

      »Wie Cornelia! Alle Wetter! Herr von Beausire, das wäre nicht nur exemplarisch, sondern auch sehr rührend; Sie hoffen also nicht, so viel bei der Sache zu gewinnen, welche Sie in diesem Augenblicke betreiben?«

      Beausire bebte.

      »Welche Sache?« fragte er.

      »Die Sache, bei der Sie sich als Sergent von den Garden produciren; die Sache, für welche Sie sich heute Abend unter die Arcaden der Place Royale begeben.«

      Beausire wurde bleich wie ein Todter.

      »Oh! Herr Graf,« sagte er, indem er mit einer flehenden Miene die Hände faltete.

      »Was?«

      »Stürzen Sie mich nicht ins Verderben!«

      »Gut! Wie schweifen Sie nun aus! Bin ich der Polizeilieutenant, um Sie ins Verderben zu stürzen?«

      »Hörst Du!« rief Nicole, »ich

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