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ich . . .«

      »Was diese betrifft, so täuschen Sie sich, Mademoiselle Legay, sie kann im Gegentheil vortrefflich sein.«

      »Ah! nicht wahr?« rief Beausire. »Der Herr Graf ist Edelmann, und der Herr Graf begreift, daß der ganze Adel dabei interessirt ist  . . .«

      »Daß sie glückt. Es ist wahr, doch das ganze Volk ist seinerseits dabei interessirt, daß sie scheitert . . .. Wenn Sie mir nun glauben wollen, mein lieber Herr von Beausire, – Sie verstehen, es ist ein Rath, den ich Ihnen gebe, ein wahrer Freundesrath, – wenn Sie mir glauben wollen, so werden Sie weder für den Adel, noch für das Volk Partei nehmen.«

      »Für wen werde ich aber dann Partei nehmen?«

      »Für Sie.«

      »Für mich?«

      »Ei! allerdings, für Dich,« sagte Nicole. Bei Gott! Du hast genug an Andere gedacht, es ist Zeit, daß Du an Dich denkst!«

      »Sie hören, – sie spricht wie der heilige Johannes Chrysvstomos.12 Erinnern Sie sich wohl, Herr von Beausire, jede Sache hat eine gute und eine schlimme Seite: gut für die Einen, schlimm für die Andern; eine Angelegenheit, welche es auch sein mag, kann nicht schlimm für Jedermann oder gut für Jedermann sein; nun es handelt sich einzig und allein darum, daß man sich auf der guten Seite findet.«

      »Ah! ah! und es würde scheinen, ich sei nicht aus der guten Seite?«

      »Nicht ganz, Herr von Beausire; nein, entfernt nicht. Ich füge sogar bei, daß, wenn Sie hartnäckig hierbei bleiben, – Sie wissen, ich mische mich in das Prophetenthum, – ich füge sogar bei, daß Sie, wenn Sie hartnäckig hierbei bleiben, diesmal nicht Ihre Ehre, nicht Ihr Vermögen in Gefahr setzen werden, sondern Ihr Leben. Ja, Sie würden wahrscheinlich gehenkt!«

      »Mein Herr,« erwiederte Beausire, welcher seine Fassung zu behaupten bemüht war, indeß er den Schweiß abwischte, der von seiner Stirne floß, »man henkt einen Edelmann nicht.«

      »Das ist wahr; doch um es dahin zu bringen, daß man Sie köpfen würde, lieber Herr von Beausire, müßten Sie Ihre Ahnenproben machen, was ein wenig lange dauern würde, lange genug, um das Tribunal so verdrießlich zu stimmen, daß es wohl provisorisch befehlen könnte, Sie sollen gehenkt werden. Hiergegen werden Sie mir bemerken, wenn die Sache schön sei, liege wenig an der Strafe. Das Verbrechen macht die Schande und nicht das Schaffot, hat ein großer Dichter gesagt.«

      »Aber . . .stammelte Beausire immer mehr erschrocken.

      »Ja, aber Sie hängen nicht so sehr an Ihren Meinungen, daß Sie ihnen Ihr Leben opfern würden; ich begreife das . . ., Teufel! »»Man lebt nur einmal.«« wie ein anderer, nicht minder großer Dichter gesagt hat.«

      »Herr Graf,« sprach endlich Beausire, »ich habe in dem seltenen Verkehr, in den ich mit Ihnen zu kommen so glücklich gewesen bin, wahrgenommen, daß Sie eine Art von den Dingen zu reden besitzen, welche die Haare auf dem Haupte eines ängstlichen Menschen sich sträuben machen würde.«

      »Teufel! das ist nicht meine Absicht,« versetzte Cagliostro; »übrigens sind Sie kein ängstlicher Mensch!«

      »Nein,« antwortete Beausire, »es gibt indessen gewisse Umstände  . . .«

      »Ja, ich begreise; z. B. die, wobei man hinter sich die Galeeren wegen Betrugs hat und vor sich den Galgen wegen des Verbrechens der beleidigten Nation, wie man heute ein Verbrechen nennen würde, was etwa die Entführung des Königs zum Zwecke hätte.«

      »Mein Herr!« rief Beausire ganz bestürzt.

      »Unglücklicher!« sagte Oliva, »auf diese Entführung bautest Du also Deine Goldträume?«

      »Und er hatte nicht ganz Unrecht, kleine liebe Demoiselle; nur gibt es, wie ich Ihnen so eben zu sagen die Ehre gehabt habe, bei jeder Sache eine gute und eine schlimme Seite, eine erleuchtete Seite und eine düstere Seite: Herr von Beausire hat das Unrecht gehabt, daß er die schlimme Seite adoptirt, die düstere Seite geliebkost; er braucht sich nur umzudrehen.«

      »Ist es noch Zeit?« fragte Nicole.

      »Oh! Gewiß.«

      »Was muß ich thun, Herr Graf?« fragte Beausire.

      »Nehmen Sie Eines an, mein Herr,« erwiederte Cagliostro.

      »Was?«

      »Nehmen Sie an, Ihr Complot scheitere; nehmen Sie an, die Mitschuldigen des Verlarvten und des Mannes mit dem braunen Mantel seien verhaftet; – nehmen Sie an, – man muß in der Zeit, in der wir leben, Alles annehmen, – nehmen Sie an, sie seien zum Tode verurtheilt  . . .ei! mein Gott! man hat wohl Besenval und Augeard freigesprochen, – Sie sehen, daß man Alles annehmen kann; nehmen Sie an, – werden Sie nicht ungeduldig: von Annahmen zu Annahmen kommen wir zu einer Thatsache; – nehmen Sie an, Sie seien einer von diesen Mitschuldigen; nehmen Sie an, Sie haben den Strick um den Hals, und man sage Ihnen, um aus Ihre Wehklagen zu antworten, – denn in einer solchen Lage, ei! mein Gott, so muthig er auch sein mag, lamentirt ein Mensch immer mehr oder weniger, nicht wahr?«

      »Vollenden Sie, Herr Graf, ich bitte Sie inständig; mir ist schon, als ob ich erstickte.«

      »Bei Gott! darüber darf man sich nicht wundern, ich nehme an, Sie haben den Strick um den Hals!  . . .Nun wohl! nehmen Sie an, man sage zu Ihnen: »»Ah! armer Herr von Beausire, lieber Herr von Beausire, das ist Ihre Schuld!««

      »Wie so?« rief Beausire.

      »Gemach! Sie sehen wohl, daß wir von Annahmen zu Annahmen zu einer Wirklichkeit kommen, da Sie mir antworten, als ob Sie schon dabei wären.«

      »Ich gestehe es.«

      »»Wie so?«« würde Ihnen die Stimme antworten; »»weil Sie nicht nur dem unglücklichen Tode, der Sie in seinen Klauen hält, entgehen, sondern auch tausend Louis d’or verdienen konnten, mit denen Sie das Häuschen mit den grünen Hagebuchen gekauft haben würden, wo Sie in Gesellschaft von Mademoiselle Oliva und dem kleinen Toussaint von fünfhundert Louis d’or Rente leben sollten, die Sie sich von den zwölftausend Livres gegründet hätten, welche nicht aus den Ankauf des Hauses verwendet worden wären  . . .leben, wie Sie sagten, als ein guter Landmann, mit Pantoffeln im Sommer und Holzschuhen im Winter an den Füßen, während wir, Sie besonders, statt dieses reizenden Horizonts vor den Augen den Grève-Platz haben, der mit zwei bis drei abscheulichen Galgen bepflanzt ist, von welchen der höchste die Arme nach Ihnen ausstreckt. Pfui! Herr von Beausire, welch eine häßliche Aussicht!««

      »Aber wie hätte ich denn diesem unglücklichen Tode entgehen können? Wie hätte ich diese tausend Louis d’or verdienen können, welche meine Ruhe, die von Nicole und die von Toussaint sichern würden?«

      »Würden Sie fragen, nicht wahr? »»Nichts wäre leichter gewesen,«« würde Ihnen die Stimme antworten; »»Sie hatten da, in Ihrer Nähe, nur zwei Schritte entfernt, den Grafen von Cagliostro.«« »»Ich kenne ihn,«« würden Sie bemerken; »»ein fremder Herr, der in Paris zu seinem Vergnügen wohnt und sich zum Sterben langweilt, wenn es ihm an Neuigkeiten fehlt.«« »»So ist es. Nun, Sie brauchten ihn nur auszusuchen und zu ihm zu sagen: – Herr Graf —«

      »Aber ich wußte nicht, wo er wohnte,« rief Beausire; »ich wußte nicht, daß er in Paris war; ich wußte nicht einmal, daß er noch lebte!«

      »»Deshalb, mein lieber Herr von Beausire,«« würde Ihnen die Stimme antworten, »»deshalb hat er auch Sie aufgesucht, und von dem Augenblicke an, wo er Sie ausgesucht, das müssen Sie zugestehen, haben Sie keine Entschuldigung mehr. Nun also! Sie hatten nur zu ihm zu sagen: – Herr Graf, ich weiß, wie lüstern Sie nach Neuigkeiten sind; ich habe, und zwar ganz frische. Monsieur, der Bruder des Königs, conspirirt – ., . Bah?  . . .– Ja, mit dem Marquis von Favras  . . .– Nicht möglich!  . . .– Doch; ich spreche wohlunterrichtet hiervon, da ich einer der Agenten von Herrn von Favras bin –  . . .– Wahrhaftig? Und was ist der Zweck des Complots? – Den König zu entführen und nach Peronne zu bringen. Nun wohl, Herr Graf, um Sie zu zerstreuen, will ich, Tag für Tag, Stunde für Stunde, wenn Sie es wünschen, Minute für Minute, wenn es

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<p>12</p>

 Goldmund.