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hatte. Sie blickte in die Augen des kleinen Mädchens und erkannte, dass sie alles war, was ihr auf der Welt geblieben war. Sie drückte sie fest an sich.

      „Das ist unsere Gelegenheit!“, rief Kendrick. „Wir müssen hier weg!“

      „Die Drachen sind abgelenkt“, fügte Godfrey hinzu. „Zumindest für den Moment. Keine Ahnung ob sie zurückkommen werden. Wir müssen uns beeilen.“

      „Aber den Ring gibt es nicht mehr“, jammerte Aberthol. „Wo sollen wir hingehen?“

      „Egal wohin, nur fort von hier“, antwortete Kendrick.

      Gwendolyn hörte ihre Worte, doch in Gedanken war sie nicht bei ihnen. Voller Sehnsucht blickte sie gen Himmel, dort wo sie Thor zum letzten Mal gesehen hatte, bevor er aufs Meer hinaus geflogen war.

      „Und was ist mit Thorgrin?“, fragte sie. „Sollen wir ihn etwa alleine zurücklassen?“

      Kendrick und die anderen verzogen das Gesicht. Der Gedanke missfiel ihnen offensichtlich genauso.

      „Wenn wir könnten würden wir bis zum Tod an Thorgrins Seite kämpfen“, sagte Reece. „Doch er ist da draußen, am Himmel über dem Meer, und wir sind hier. Wir haben keine Drachen oder die Kräfte eines Druiden. Wir können ihm nicht helfen. Wir müssen uns auf die konzentrieren, denen wir helfen können. Dafür gibt Thor alles. Dafür ist Thor bereit, sein Leben zu geben. Wir müssen die Chance ergreifen, die er uns gegeben hat.“

      „Was von unserer Flotte übrig ist, liegt immer noch verborgen hinter den Klippen auf der anderen Seite der Insel“, fügte Srog hinzu. „Es war eine weise Entscheidung, die Schiffe zu verstecken. Wir brauchen sie jetzt. Wir und die anderen, die von unserem Volk übrig geblieben sind, müssen sofort hier weg – bevor die Drachen zurückkehren.“

      Gwendolyns Gedanken rasten. Sie wollte Thor so gerne helfen, doch sie wusste, dass sie nicht warten konnte – das würde ihren Leuten nicht helfen. Die anderen hatten Recht: Thor hatte sein Leben für ihre Sicherheit riskiert. Es wäre umsonst gewesen, wenn sie nicht versuchte, diese Menschen zu retten, nun, da sie die Chance dazu hatte.

      Ein andere Gedanke hing wie eine finstere Wolke über Gwendolyns Gedanken: Guwayne. Wenn sie sofort lossegelten, würde sie ihn vielleicht finden können. Und der Gedanken, ihren Sohn womöglich wiederzusehen, füllte sie mit neuem Leben.

      Sie nickte und drückte das Baby fest an sich.

      „Gut“, sagte sie. „Lasst uns aufbrechen und meinen Sohn finden.“

      *

      Das Gebrüll der Drachen hinter Thor wurde lauter. Sie kamen näher, verfolgten sie immer weiter aufs Meer hinaus. Thor spürte die Flammen hinter sich, und er wusste, dass sie, falls er nichts dagegen tun würde, bald sterben müssten.

      Er schloss seine Augen. Er fürchtete sich nicht mehr davor, die Mächte in seinem Inneren anzurufen, hatte nicht mehr länger das Bedürfnis, sich auf physische Waffen zu verlassen. Als er die Augen schloss, erinnerte er sich an seine Zeit im Land der Druiden, erinnerte sich daran, wie mächtig er gewesen war, wie spielerisch leicht er seine Umgebung hatte beeinflussen können. Er rief die Macht in sich an, und wusste, dass das physische Universum um ihn herum nur eine Erweiterung seines Geistes war.

      Thor zwang die Macht seines Geistes, sich eine Wand aus Eis vorzustellen, die ihn gegen das Feuer schützte. Er stellte sich vor, dass er und Mycoples von einem schützenden Schild umgeben, und sicher vor dem Feuer der Drachen waren.

      Thor öffnete die Augen und stellte erstaun fest, wie kalt es geworden war, und sah eine dicke, blau glitzernde Wand aus Eis hinter sich. Er drehte sich um, und sah, wie die Feuerwalze der Drachen näher kam – und von der Wand aus Eis aufgehalten wurde. Zischend stiegen dicke Wolken aus Dampf auf. Die Drachen waren verwirrt.

      Thor lenkte Mycoples herum, als die Wand schmolz, fest entschlossen, sich den Drachen entgegenzustellen. Mycoples flog furchtlos mitten unter die Drachen, die diesen Angriff offenbar nicht erwartet hatten.

      Mycoples schoss vor, streckte ihre Krallen aus, griff einen der Drachen am Kiefer, schwang ihn herum und warf ihn kopfüber in die Wellen unter sich. Bevor sie sich selbst abfangen konnte, wurde sie von einem anderen Drachen angegriffen, der sich in ihrer Seite festbiss. Mycoples schrie, und Thor reagierte sofort. Er sprang von Mycoples Rücken auf die Nase des Drachen, und kletterte auf den Rücken des Drachen. Während er sich immer noch an Mycoples festhielt, buckelte er wie wild, um Thor abzuwerfen – doch dieser hielt sich mit aller Kraft auf dem feindlichen Drachen fest.

      Gleichzeitig biss Mycoples einen anderen Drachen, und riss ihm den Schweif ab. Er schrie und stürzte ins Meer – doch im selben Augenblick wurde Mycoples von weiteren Drachen angegriffen, die ihre Zähne in ihre Beine rammten.

      Gleichzeitig hielt sich Thor mit alle Kraft an dem anderen Drachen fest, wild entschlossen, die Kontrolle über ihn zu gewinnen.

      Er zwang sich, ruhig zu bleiben, und sich daran zu erinnern, dass alles eine Ausgeburt seines Geistes war. Er konnte die unglaubliche Kraft dieses uralten Biests spüren, die durch seine Adern schoss. Als er seine Augen schloss, gab er den Widerstand auf, und begann, sich eins mit ihm zu fühlen.

      Er spürte seinen Herzschlag, seine Gedanken. Er verschmolz mit ihm.

      Thor öffnete seine Augen, und als auch der Drache seine Augen öffnete, schimmerten sie in einer anderen Farbe. Thor sah die Welt durch seine Augen. Der Drache, das feindliche Biest, war zu einem Teil von Thor geworden. Thor befahl ihm, und es folgte.

      Der Drache ließ von Mycoples ab, dann brüllte er, grub seine Zähne in die Drachen, die Mycoples angegriffen hatten, und riss sie in Stücke.

      Die anderen Drachen waren unvorbereitet. Sie hatten offensichtlich nicht damit gerechnet, dass einer der Ihren sie angreifen könnte. Bevor sie sich neu formieren konnten, hatte Thor bereits sechs von ihnen angegriffen, und einen Drachen nach dem anderen verstümmelt. Einer nach dem anderen stürzte ins Meer.

      Doch plötzlich wurde Thor von der Seite aus angegriffen. Er hatte es nicht kommen sehen, und so gelang es dem Drachen, einen Zahn zwischen seine Rippen zu rammen.

      Thor schrie auf, als er von seinem Drachen stürzte und durch die Luft taumelte. Er raste aufs Meer zu, und wusste, dass er sterben würde.

      Aus dem Augenwinkel sah er, wie Mycoples unter ihn tauchte – und spürte, wie sie ihn sanft auffing. Seine alte Freundin hatte ihn gerettet.

      Unter Schmerzen hielt Thor seine Rippen, und betrachtete den Schaden, den sie angerichtet hatten. Ein Dutzend Drachen trieben Tod oder schwer verletzt auf dem Meer. Sie hatten gute Arbeit geleistet, besser, als er gedacht hatte. Doch dann hörte er laute Schreie über sich, und als er aufsah, erblickte er mehrere Dutzend Drachen, die über ihnen ihre Kreise zogen. Er keuchte. Thor erkannte, dass sie sich zwar tapfer geschlagen hatten, doch ihre Chance, zu siegen war gering. Trotzdem lenkte er Mycoples furchtlos in die Höhe, bereit sich den Drachen zu stellen, die sie herausforderten.

      Mycoples kreischte und beantwortete einen feurigen Angriff damit, dass sie ihrerseits Feuer spie. Und Thor nutzte wieder seine Kräfte, um vor ihnen einen Wall aus Eis heraufzubeschwören, der sie vor den Flammen schützte. Er klammerte sich an Mycoples fest, als sie auf die Gruppe trafen. Sie schlug, biss und hieb um sich, kämpfte um ihr Leben. Sie wurde verletzt, doch ließ sich davon nicht bremsen. Thor zielte mit seinem Armreif auf einen Drachen nach dem Anderen, und jedes Mal, wenn ein neuer Strahl weißen Lichts herausschoss, schickte er einen weiteren Drachen ins Meer.

      Thor und Mycoples kämpften mit Wunden übersät bis an die Grenzen der Erschöpfung.

      Und doch waren immer noch dutzende von Drachen übrig.

      Als Thor mit seinem Armreif zielte, spürte, er wie seine Kräfte schwanden. Er war mächtig, das wusste er, doch er war noch nicht mächtig genug, um so bis zum Ende weiterkämpfen zu können. Thor blickte auf und musste hilflos mitansehen, wie riesige Krallen Mycoples Hals ergriffen. Thor klammerte sich an ihr fest, als der feindliche Drache Mycoples in den Schwanz

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