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Das Mädchen Der Verbotenen Regenbögen. Rosette
Читать онлайн.Название Das Mädchen Der Verbotenen Regenbögen
Год выпуска 0
isbn 9788873044147
Автор произведения Rosette
Жанр Современная зарубежная литература
Издательство Tektime S.r.l.s.
Ich zuckte zusammen, so als ob ich von einer Kugel getroffen worden wäre. „Musst du wirklich?“
„Ich muss, Melisande. Auch Träume gehen zu Ende.“ Seine sanften Worte schmeckten nach Trauer und Abschied.
„Kommst du wieder?“ Ich konnte ihn nicht einfach kampflos gehen lassen.
Er beobachtete mich sorgfältig, wie er es auch immer im Laufe des Tages in der Realität tat. „Warum sollte ich nicht zurückkommen, jetzt wo Du das Träumen gelernt hast?“
Dieses poetische Versprechen ließ meinen Herzschlag langsam zur Ruhe kommen, der schon allein bei der Vorstellung ihn nicht mehr wieder zu sehen, unregelmäßig wurde.
Der Traum verblasste wie die Flamme einer Kerze, die langsam erlischt. Und auch die Nacht neigte sich ihrem Ende.
Das erste, was ich sah, als ich die Augen zu öffnete, war die Decke mit Holzbalken. Dann das wegen der Hitze halb geöffnete Fenster.
Ich hatte zum ersten Mal in meinem Leben geträumt.
Millicent Mc Millian schenkte mir ein freundliches Lächeln, als sie mich in der Küche sah. „Guten Morgen, mein Liebe. Haben Sie gut geschlafen?“
„So gut wie nie zuvor in meinem Leben“, antwortete ich lakonisch. Bei der Erinnerung an den Helden in meinem Traum lief mein Herz Gefahr zu bersten.
„Das freut mich“, sagte die Haushälterin, ohne auch nur eine Ahnung zu haben, auf was ich mich bezog. Sie begann mir einen detaillierten Bericht über den Tag im Dorf zu erzählen. Vom Gottesdiensts, von Menschen, die sie getroffen hatte, ich aber nicht einmal ihre Namen kannte. Wie immer ließ ich sie reden, während in meinem Kopf viel angenehmere Bilder schwirrten, die Augen immer fest auf die Uhr gehaftet, in fieberhafter Erwartung, ihn wieder zu sehen.
Es war kindisch, zu glauben, dass es ein anderer Tag sein würde, wenn er sich anders verhalten hätte. Es war ein Traum gewesen, und nichts weiter. Aber unerfahren wie ich nun mal in dieser Hinsicht war, gab ich mich der Illusion hin, dass es in der Wirklichkeit eine Fortsetzung haben könnte.
Als ich ins Arbeitszimmer eintrat, war er damit beschäftigt Briefe mit einem silbernen Brieföffner zu öffnen. Er hob kaum merklich den Blick bei meinem Erscheinen.
„Schon wieder ein Brief von meinem Verlag. Ich habe mein Handy gerade deswegen ausgeschaltet, dass er mich in Ruhe lässt! Ich hasse Leute ohne Fantasie... Sie haben keine Ahnung von der Welt eines Künstlers, seinem Bedarf an Zeit und Raum...“ Sein rauer Ton brachte mich auf die Erde zurück. Keine Begrüßung, keine besondere Anerkennung, kein zärtlicher Blick. Herzlich willkommen zurück in der Realität, begrüßte ich mich selbst. Wie dumm, das Gegenteil anzunehmen! Deshalb war ich nie zuvor in der Lage, zu träumen. Weil ich nicht daran glaubte, weil ich nicht darauf hoffte, weil ich nicht wagte zu hoffen. Ich musste wieder zur alten Melisande werden, wie sie war bevor sie in dieses Haus kam, bevor sie ihn traf, bevor sie der Illusion erlag.
Aber vielleicht werde ich ja wieder träumen. Schon allein der Gedanke daran wärmte mich mehr als eine Tasse Tee von Mrs. Mc Millian oder die blendenden Sonnenstrahlen, die durch das Fenster drangen.
„Und? Warum stehen Sie da so rum wie ein Denkmal? Setzen Sie sich, zum Donnerwetter noch mal!“
Ich setzte mich gegenüber von ihm, ganz folgsam, der Tadel saß noch wie ein Stachel in der Haut.
Er reichte mir den Brief mit ernster Miene. „Schreiben Sie ihm. Sagen Sie ihm, er wird sein Manuskript zum geplanten Termin erhalten.“
„Sind Sie sicher, dass Sie es schaffen? Ich meine... Sie schreiben alles neu...“
Er reagierte verärgert auf das, was er als Kritik betrachtete. „Es sind meine Beine, die gelähmt sind, nicht mein Gehirn. Ich hatte für einen Moment eine Krise. Aus und vorbei. Ganz bestimmt.“
Ich entschied, dass es besser war den ganzen Morgen lang zu schweigen und sah ihn mit ungewöhnlicher Energie auf die Computer-Tasten einhacken. Sebastian Mc Laine war ein launisches und temperamentvolles Heißblut. Es war auch überhaupt nicht schwer, ihn zu hassen, stellte ich bei meinen geheimen Studien fest. Und er war schön. Zu schön, und er war sich dessen bewusst. Das machte ihn gleich umso mehr hassenswert. In meinem Traum war er mir als ein nicht existierendes Wesen erschienen, die Projektion meiner Wünsche, nicht ein richtiger Mann, aus Fleisch und Blut. Der Traum war ein Lügengebilde, ein wunderschönes Lügengebilde.
Plötzlich zeigte er auf die Rosen. „Tausch sie bitte aus. Ich hasse sie verwelken zu sehen. Ich möchte immer frische hier haben.“
Ich fand meine Stimme wieder. „Das werde ich sofort erledigen.“
„Und sei vorsichtig, dass du dich dieses Mal nicht schneidest.“ Die Härte seines Tons verblüffte mich. Ich war nie angemessen auf seine häufigen Wutausbrüche voll Zerstörung vorbereitet.
Um ja kein Risiko einzugehen, nahm ich die volle Vase und ging nach unten. Auf halbem Weg auf der Treppe traf ich die Haushälterin, die mir helfend entgegeneilte. „Was ist passiert?“
„Er will neue Rosen“, sagte ich atemlos. „Er sagt, er hasst es zu sehen wie sie verwelken.“
Die Frau sah gen Himmel. „Jeden Tag eine andere Laune“.
Wir trugen die Vase in die Küche, und dann ging sie um frische Rosen zu holen, rote natürlich. Ich sackte in einen Stuhl, als ob die unheimliche Atmosphäre des Hauses mich angesteckt hatte. Es gelang mir nicht, den Traum dieser Nacht aus meinem Kopf zu verdrängen, zum einen, weil er der erste in meinem Leben war und ich die Gänsehaut, die diese Entdeckung mit sich brachte, noch nicht überwunden hatte, und zum anderen, weil er so lebensecht gewesen war, so schmerzhaft lebensecht. Der Klang der Uhr erschreckte mich. Er war so schrecklich, dass ich ihn sogar in meinem Traum vernahm. Vielleicht war es genau dieses Detail, das alles so wirklich machte.
Unaufhaltsam und hilflos schossen mir Tränen in die Augen. Ein Schluchzen entkam meiner Kehle, das selbst meine notorische Selbstkontrolle überwand. In diesem Zustand fand mich die Haushälterin, als sie zurück in die Küche kam. „Hier sind die frischen Rosen für unseren Herrn und Meister“, sagte sie fröhlich. Dann bemerkte sie meine Tränen und griff sich an die Brust. „Miss Bruno! Was ist passiert? Fühlen Sie sich nicht gut? Es wird doch nicht wegen der Schelte von Mr. Mc Laine sein? Er ist ein Schelm, störrisch wie ein Esel, und doch, wenn er sich daran erinnert, kann er auch liebenswert sein ... Machen Sie sich keine Sorgen, egal was er Ihnen gesagt haben mag, er hat es bereits vergessen.“
„Genau das ist das Problem“, sagte ich mit Tränen in den Augen,
aber sie hörte mich schon nicht mehr, da sie selbst wieder eifrig losschwatzte.
„Ich mache Ihnen einen Tee, der wird Ihnen gut tun. Ich erinnere mich daran, dass einmal in dem Haus, wo ich vorher gearbeitet habe ... "
Schweigsam ertrug ich ihr Geschwätz und schätzte ihren, wenn auch gescheiterten, Versuch, mich abzulenken. Ich nippte an dem heißen Getränk und gab vor, mich besser zu fühlen, und lehnte ihr Angebot mir zu helfen freundlich ab. Die Rosen hätte ich nach oben gebracht. Die Frau bestand jedoch darauf, mich zumindest bis zum Treppenabsatz zu begleiten, und ihrer freundlichen Haltung gegenüber, wagte ich es nicht abzulehnen. Als ich in das Arbeitszimmer zurückkehrte, war ich wieder die übliche Melisande, die Augen getrocknet, mit ruhigem Herzen und gefasster Stimmung.
Die Stunden vergingen schwer wie Blei, in einer Stille, die so schwarz wie meine Stimmung war. Mc Laine ignoriert mich die ganze Zeit über und wendete sich nur an mich, wenn er es absolut nicht vermeiden konnte. Der krampfhafte Wunsch, dass endlich die Dämmerung kommen sollte, glich dem am Morgen, als ich mir sehnlichst wünschte, ihn wiederzusehen. Waren tatsächlich nur wenige Stunden in der Zwischenzeit vergangen?
„Sie können gehen, Miss Bruno“ verabschiedete er mich ohne mir in die Augen zu sehen.
Ich wünsche ihm einfach einen guten Abend, genauso respektvoll und kühl wie er.
Auf seinen Wunsch hin suchte ich nach Kyle