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entfernt wurde. Die Tür öffnete sich und eine dünne, verbittert aussehende Frau erschien. Sie musste so alt wie Kendra Burlingame sein, wenn sie zusammen zu diesem Klassentreffen gegangen waren, aber sie sah um die zehn Jahre älter aus. Ihr Haar war Mausgrau, die spröden Spitzen verrieten, dass sie vor einiger Zeit gefärbt worden waren, und ihre braunen Augen waren ebenso rot unterlaufen, wie Keris eigene Augen manchmal aussahen, wenn sie zu wenig Schlaf bekommen hatte. Das Attribut, das Keri sofort in den Sinn kam, war schreckhaft.

      „Becky Sampson?“, fragte Keri aus Routine, auch wenn sie die Frau aufgrund des Führerscheinlichtbildes, das ihr unterwegs zugeschickt worden war, zweifelsfrei identifizieren konnte. Ihre rechte Hand lag noch immer auf dem Pistolengürtel.

      „Ja. Detecive Locke? Kommen Sie bitte herein.“

      Keri trat ein, achtete aber darauf, immer einen angemessenen Abstand zu Becky Sampson zu bewahren. Auch die unscheinbarsten Bewohner des sagenumwobenen Beverly Hills konnten einem Ärger machen, wenn man sich nicht vorsah. Die Luft in der Wohnung war muffig, so dass Keri sich zusammenreißen musste, um nicht die Hand vor die Nase zu halten.

      „Kann ich Ihnen etwas anbieten?“, fragte Becky.

      „Vielen Dank, ein Glas Wasser wäre wunderbar“, sagte Keri, nicht weil sie durstig war, sondern weil es ihr die Gelegenheit gab, sich etwas genauer umzusehen, während die Gastgeberin in der Küche verschwand.

      Die geschlossenen Fenster und Gardinen wirkten erdrückend auf Keri. Überall schien eine Staubschicht zu liegen, von den Beistelltischen, über das Bücherregal bis hin zur Couch. Keri betrat das Wohnzimmer und stellte fest, dass sie sich geirrt hatte.

      Der Kaffeetisch zeigte kein einziges Staubkörnchen, als wäre er in ständigem Gebrauch. Auf dem Boden vor dem Tisch bemerkte Keri weiße Flecken. Sie kniete sich hin und ignorierte dabei den stechenden Schmerz in ihrer Brust. Es schien eine Art weißen Pulver zu sein und unter dem Tisch entdeckte sie einen zusammengerollten Schein, der ebenfalls Reste des Pulvers aufwies. Sie hörte, dass der Wasserhahn in der Küche abgedreht wurde und richtete sich schnell auf, bevor Becky Sampson mit zwei Gläsern Wasser den Raum betrat.

      Sie sah erstaunt aus, dass ihr Gast sich so weit vom Eingang entfernt hatte und warf ihr einen argwöhnischen Blick zu, bevor sie unwillkürlich auf die weiße Stelle am Boden schielte.

      „Darf ich mich setzen?“, fragte Keri höflich. „Ich habe eine gebrochene Rippe und kann daher nicht allzu lange stehen.“

      „Bitte“, sagte die Frau beschwichtigend und wies auf die Couch. „Wie ist es denn passiert?“

      „Ein Kindesentführer hat mich verprügelt.“

      Becky Sampsons Augen weiteten sich erschrocken.

      „Keine Sorge, ich habe ihn erschossen“, erklärte Keri.

      Jetzt war Keri sicher, dass ihr Gegenüber überrascht war. Es war Zeit, loszulegen.

      „Also, ich habe Ihnen ja bereits am Telefon gesagt, dass ich mit Ihnen über Kendra Burlingame reden muss. Sie wird vermisst. Haben Sie eine Ahnung, wo sie sich aufhalten könnte?“

      Becky Sampsons Augen wurden noch größer, sofern das überhaupt noch möglich war.

      „Was?“

      „Seit gestern früh hat keiner mehr von ihr gehört. Wann haben Sie sie zuletzt gesprochen?“

      Becky wollte gerade antworten, als sie plötzlich zu husten begann. Der Anfall dauerte ein paar Sekunden. Dann begann sie zu reden.

      „Samstagnachmittag waren wir zusammen einkaufen. Sie wollte sich ein neues Kleid für die Gala heute Abend kaufen. Sind Sie ganz sicher, dass sie verschwunden ist?“

      „Wir sind sicher. Wie haben Sie sie am Samstag wahrgenommen? Kam sie Ihnen irgendwie beunruhigt vor?“

      „Eigentlich nicht“, antwortete Becky. Sie nahm ein Taschentuch und putzte ihre Nase. „Soweit ich weiß gab es ein paar kleine Schwierigkeiten mit dem Catering für die Gala, aber es war nichts, das sie nicht schon hundertmal erlebt hatte. Sie schien nicht besonders beunruhigt deswegen.“

      „Wie war es für Sie, mit anzuhören, wie sie all diese wichtigen Telefonate für die große Gala führte und ein weiteres teures Kleid kaufte?“

      „Wie meinen Sie das?“

      „Sie sind doch ihre beste Freundin, oder?“

      Becky nickte. „Seit fast fünfundzwanzig Jahren“, bestätigte sie.

      „Sie wohnt in diesem Schloss auf den Hügeln und Sie wohnen in einer kleinen Einzimmer-Wohnung. Da könnte man doch neidisch werden, oder nicht?“

      Keri beobachtete Becky Sampsons Reaktion genau. Sie nahm einen Schluck Wasser, bevor sie antwortete, doch sie begann wieder zu husten, als hätte sie sich verschluckt.

      „Nun, manchmal bin ich schon ein bisschen neidisch, das muss ich zugeben. Aber es ist schließlich nicht Kendras Schuld, dass es das Schicksal mit mir nicht so gute gemeint hat, wie mit ihr. Ehrlich gesagt, kann man ihr gar nicht böse sein. Sie ist der netteste Mensch, der mir je begegnet ist. Und glauben Sie mir, mir sind schon so einige… andere Menschen begegnet. Kendra war immer für mich da, wenn ich ein Problem hatte.“

      Keri konnte sich vorstellen, welcher Art diese Probleme waren, aber sie sagte nichts. Becky redete weiter.

      „Außerdem ist sie sehr großzügig ohne überheblich zu sein. Das muss für sie manchmal ein ziemlicher Drahtseilakt sein. Sie hat mir übrigens auch das Kleid gekauft, das ich heute Abend auf der Gala tragen werde. Vorausgesetzt, dass sie trotzdem stattfindet. Wissen Sie etwas darüber?“

      „Leider nein“, antwortete Keri knapp. „Erzählen Sie mir etwas über ihre Ehe mit Jeremy. Wie würden Sie die Beziehung beschreiben?“

      „Gut. Sie sind großartige Partner, ein ausgezeichnetes Team.“

      „Das klingt nicht besonders romantisch. Ist es eine Ehe oder ein Bündnis?“

      „Ich hatte nie den Eindruck, dass sie ein besonders leidenschaftliches Paar sind. Jeremy ist eher ein sachlicher Typ und Kendra hat ihre wilde Phase ausgelebt, als sie in ihren Zwanzigern war. Ich habe das Gefühl, dass sie froh war, eine stabile, zuverlässige Beziehung zu haben. Ich weiß, dass sie ihn liebt. Aber sie sind nicht direkt Romeo und Julia, wenn sie das meinen.“

      „Hat sie sich je nach mehr Leidenschaft gesehnt? Hat sie vielleicht danach gesucht, sagen wir auf diesem Klassentreffen?“

      „Warum fragen Sie das?“

      „Jeremy hat ausgesagt, dass sie nach dem Klassentreffen mit Ihnen irgendwie durcheinander wirkte.“

      „Ach das“, sagte Becky und schniefte wieder, bevor sie einen weiten Hustenanfall bekam.

      Während sie sich bemühte, ihn unter Kontrolle zu bringen, bemerkte Keri eine Kakerlake auf dem Boden. Sie ignorierte sie und hörte zu, was Becky zu sagen hatte.

      „Glauben Sie mir, sie hat sich absolut korrekt verhalten. Einer ihrer Exfreunde, Coy Brenner, hat immer wieder versucht, sich an sie heran zu machen. Sie wies ihn freundlich ab, aber er war ziemlich hartnäckig.“

      „Inwiefern?“

      „Es war ihr offensichtlich unangenehm. Sie waren in der wilden Zeit zusammen, von der ich vorhin gesprochen habe. Er hat ihr nein einfach nicht akzeptiert. Am Ende hat er etwas gesagt, wie ‚Er wird sie bald wieder sehen“, oder so etwas. Ich glaube, das hat sie ziemlich verunsichert.“

      „Wohnt er in der Gegend?“

      „Er hat lange in Phoenix gelebt. Dort war auch das Klassentreffen. Wir sind dort groß geworden. Aber er hat auch erwähnt, dass er vor kurzem nach San Pedro gezogen ist, dass er dort am Hafen arbeitet.“

      „Wie lange ist das Klassentreffen her?“

      „Zwei Wochen“, sagte Becky. „Denken Sie, dass er etwas damit zu tun hat?“

      „Ich weiß es nicht, aber wir werden ihn überprüfen. Wo kann ich Sie finden, wenn ich mit Ihnen in Kontakt treten muss?“

      „Ich

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