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konnte, fing er an.

      „Paris“, sagte er und drehte sich breit lächelnd zu ihr herum. „Es gibt wahrlich schlechtere Orte, an denen wir gemeinsam sein könnten.“

      Sie lächelte zurück.

      „Mein ganzes Leben lang habe ich es schon sehen wollen“, antwortete sie.

      Mit jemandem, den ich liebe, wollte sie hinzufügen, doch hielt sich zurück. Es fühlte sich so lange an, seit sie an Calebs Seite gewesen war, dass sie tatsächlich wieder nervös wurde. Auf manche Art fühlte es sich an, als wäre sie schon ewig mit ihm zusammen—länger als ewig—doch auf andere Art fühlte es sich an, als würde sie ihm zum ersten Mal begegnen.

      Er streckte ihr die offene Hand entgegen.

      „Würdest du es dir mit mir ansehen?“, fragte er.

      Sie legte ihre Hand in seine.

      „Der Weg hinunter ist lang“, sagte sie und blickte den steilen Hügel hinunter, der sich meilenweit hinunterzog und sich in Paris hineinschwenkte.

      „Ich habe mir etwas mit mehr Aussicht vorgestellt“, antwortete er. „Fliegen.“

      Sie rollte ihre Schulterblätter nach hinten und versuchte, festzustellen, ob ihre Flügel betriebsbereit waren. Sie fühlte sich so erfrischt, so erholt von dem Trunk weißen Bluts—doch sie war sich immer noch nicht sicher, ob sie fliegen konnte. Und sie fühlte sich nicht dazu bereit, einen Berg hinunter zu springen in der Hoffnung, dass ihre Flügel greifen würden.

      „Ich glaube, ich bin noch nicht soweit“, sagte sie.

      Er sah sie an und verstand.

      „Flieg mit mir“, sagte er, dann fügte er lächelnd hinzu: „Wie in alten Zeiten.“

      Sie lächelte, umarmte ihn von hinten und hielt sich an seinem Rücken und Schultern fest. Sein muskulöser Körper fühlte sich in ihren Armen so gut an.

      Er sprang plötzlich in die Luft, so schnell, dass sie kaum Zeit hatte, sich gut festzuhalten.

      Bevor sie wusste, wie ihr geschah, flogen sie; sie klammerte sich an seinen Rücken, blickte hinunter, lehnte ihren Kopf gegen sein Schulterblatt. Sie spürte das vertraute Kribbeln in ihrem Magen, als sie sich nach unten stürzten, tief hinunter, nahe an der Stadt, in den Sonnenaufgang hinein. Es war atemberaubend.

      Doch nichts davon war so atemberaubend wie die Tatsache, dass sie wieder in seinen Armen war, ihn festhielt, mit ihm zusammen war. Sie war kaum erst eine Stunde mit ihm zusammen, und jetzt schon betete sie, dass sie nie wieder getrennt sein würden.

*

      Das Paris, über das sie hinwegflogen, das Paris von 1789, war auf viele Arten ähnlich den Bildern von Paris, die sie im 21. Jahrhundert gesehen hatte. Sie erkannte so viele der Gebäude wieder, die Kirchen, die Türme, die Denkmäler. Obwohl es hunderte Jahre alt war, sah es fast wie genau die gleiche Stadt aus wie im 21. Jahrhundert. Genau wie Venedig oder Florenz hatte sich nur wenig in den paar hundert Jahren verändert.

      Doch auf andere Weise war es sehr anders. Es war nicht annähernd so ausgebaut. Obwohl einige Straßen mit Kopfstein gepflastert waren, waren viele unbefestigt. Es war nicht annähernd so dicht bebaut, und inzwischen der meisten Gebäude standen immer noch kleine Baumgruppen, fast wie eine Stadt, die in einen hereinkriechenden Wald hineingebaut war. Anstatt von Autos gab es Pferde, Kutschen, Menschen, die im Staub zu Fuß gingen oder Karren schoben. Alles war langsamer, entspannter.

      Caleb sank tiefer, bis sie nur knapp über den Dächern der Gebäude dahinflogen. Als sie am letzten von ihnen vorbei waren, tat sich plötzlich der Himmel auf, und vor ihnen breitete sich die Seine aus, der Fluss, der sich seinen Weg mitten durch die Stadt bahnte. Sie schimmerte gelb im Licht des frühen Morgens, und es raubte ihr den Atem.

      Caleb sank tiefer, flog über sie hinweg, und sie bestaunte die Schönheit der Stadt, wie romantisch sie war. Sie flogen über die kleine Insel Ile de la Cite hinweg, und sie erkannte Notre Dame unter ihr, ihr hoher Kirchturm über alles andere hinweg ragend.

      Caleb sank noch tiefer, direkt über das Wasser, und die kühle Luft am Fluss kühlte sie an diesem heißen Julimorgen ab. Caitlin blickte auf und sah Paris zu beiden Seiten des Flusses, während sie über und unter den zahlreichen gewölbten Fußbrücken flogen, die eine Seite des Flusses mit der anderen verbanden. Dann stieg Caleb mit ihnen höher und zu einer Seite des Flussufers, setzte sie sanft hinter einem großen Baum ab, verborgen vor jeglichen Passanten.

      Sie blickte sich um und sah, dass er sie zu einer ausladenden Park- und Gartenanlage gebracht hatte, die sich meilenweit entlang des Flusses auszudehnen schien.

      „Die Tuilerien“, sagte Caleb. „Genau der gleiche Garten wie im 21. Jahrhundert. Nichts hat sich verändert. Es ist immer noch der romantischste Ort in ganz Paris.“

      Mit einem Lächeln fasste er ihre Hand. Sie begannen, gemeinsam zu spazieren, einen Pfad entlang, der sich durch den Garten schlängelte. Sie hatte sich noch nie so glücklich gefühlt.

      So viele Fragen brannten ihr auf der Zunge, so viele Dinge, die sie ihm unbedingt sagen wollte, dass sie gar nicht wusste, wo sie anfangen sollte. Doch sie musste irgendwo anfangen, also dachte sie sich, sie würde einfach mit dem beginnen, was ihr als erstes einfiel.

      „Danke“, sagte sie, „für Rom. Für das Kolosseum. Dafür, dass du mich gerettet hast“, sagte sie. „Wenn du nicht genau in dem Moment aufgetaucht wärst, weiß ich nicht, was passiert wäre.“

      Sie sah ihn an, plötzlich unsicher. „Erinnerst du dich?“, fragte sie besorgt.

      Er blickte sie an und nickte, und sie konnte sehen, dass er es tat. Sie war erleichtert. Zumindest waren sie endlich wieder am gleichen Punkt. Ihre Erinnerungen waren wieder da. Das allein bedeutete ihr die Welt.

      „Doch ich habe dich nicht gerettet“, sagte er. „Du hast dich ganz gut ohne mich geschlagen. Im Gegenteil, du hast mich gerettet. Allein mit dir zusammen zu sein—ich weiß nicht, was ich ohne dich tun würde“, sagte er.

      Als er ihre Hand drückte, fühlte sie, wie sich langsam ihre ganze Welt wieder in ihr geradebog.

      Während sie durch die Garten schlenderten, betrachtete sie bewundernd all die verschiedenen Blumenarten, die Brunnen, die Statuen…es war einer der romantischsten Orte, an denen sie je gewesen war.

      „Und es tut mir leid“, fügte sie hinzu.

      Er blickte sie an, und sie fürchtete sich, es auszusprechen.

      „Um deinen Sohn.“

      Sein Gesicht verfinsterte sich, und als er sich abwandte, sah sie wahre Trauer über sein Gesicht blitzen.

      Dämlich, dachte sie. Warum musst du immer die Stimmung ruinieren? Warum hast du nicht auf einen anderen Zeitpunkt warten können?

      Caleb schluckte und nickte, zu überwältigt von Trauer, um überhaupt zu sprechen.

      „Und es tut mir leid um Sera“, fügte Caitlin hinzu. „Ich hatte nie die Absicht, zwischen euch beide zu treten.“

      „Es braucht dir nicht leid tun“, sagte er. „Es hat mit dir nichts zu tun. Das ist eine Sache zwischen ihr und mir. Wir waren nie dazu bestimmt, zusammenzusein. Es war von Anfang an ein Fehler.“

      „Nun, und zum Abschluss wollte ich dir sagen, dass es mir leid tut, was in New York passiert ist“, fügte sie hinzu und verspürte die Erleichterung darüber, es sich von der Brust zu reden. „Ich hätte nie zugestochen, wenn ich gewusst hätte, dass du das warst. Ich schwöre, ich dachte, du wärst jemand anders, der deine Gestalt angenommen hatte. In einer Million Jahren hätte ich nicht gedacht, dass du das warst.“

      Sie fühlte, wie ihr beim Gedanken daran Tränen in die Augen stiegen.

      Er blieb stehen und sah sie an, und hielt sie an den Schultern fest.

      „Nichts davon ist jetzt von Bedeutung“, sagte er voll Ernst. „Du bist zurückgekommen, um mich zu retten. Und ich weiß, dass es dich viel gekostet hat. Es hätte gut sein können, dass es nicht funktioniert. Und du hast dein Leben für mich riskiert. Und hast unser Kind für mich aufgegeben“, sagte er,

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