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schüttelte langsam den Kopf, erstaunt über die Dummheit dieser Männer. Bevor sie reagieren konnten, griff er nach hinten über seine Schulter, zog sein Schwert mit einem Klirren, und mit einer fließenden Bewegung schwang er es und schlug ihnen beiden im Bruchteil einer Sekunde die Köpfe ab.

      Er sah zufrieden zu, wie ihre Köpfe davonrollten und beide Körper zu Boden sackten. Er steckte sein Schwert weg, packte eine der kopflosen Leichen und zog sie zu sich. Er versenkte seine Fangzähne direkt im offenen Hals und trank herzhaft, während das Blut herausspritzte.

      Kyle konnte die Schreie der Huren um ihn herum ausbrechen hören, als sie sahen, was geschah. Dem folgten die Geräusche von Türen und Fensterläden, die zugeschlagen wurden.

      Die ganze Stadt hatte jetzt schon vor ihm Angst, erkannte er.

      Gut, dachte er sich. Das war eine Begrüßung, wie er sie gern hatte.

      KAPITEL SIEBEN

      Caitlin und Caleb flogen weg von Paris, bei Tagesanbruch über die französische Landschaft; sie klammerte sich fest an seinen Rücken, während er durch die Luft sauste. Sie fühlte sich inzwischen stärker und hatte das Gefühl, wenn sie fliegen wollte, dann könnte sie dies nun. Doch sie wollte ihn nicht loslassen. Sie liebte es, wie sein Körper sich anfühlte. Sie wollte ihn einfach nur festhalten, spüren, wie es war, wieder zusammenzusein. Sie wusste, es war verrückt, aber nachdem sie so lange getrennt gewesen waren, hatte sie Angst, dass er für immer davonfliegen würde, wenn sie ihn nun losließ.

      Unter ihnen änderte sich die Landschaft ständig. Recht bald verschwand die Stadt, und die Landschaft wurde zu dichten Wäldern und sanften Hügeln. Näher an der Stadt lagen gelegentlich Häuser, Bauernhöfe. Doch je weiter sie sich entfernten, umso offener wurde das Land. Sie kamen an einem Feld nach dem anderen vorbei, weitläufigen Wiesen, gelegentlichen Bauernhöfen, grasenden Schafen. Aus Schornsteinen stieg Rauch auf, und sie nahm an, dass Leute am Kochen waren. Wäscheleinen spannten sich über Rasen, und Laken hingen von ihnen herunter. Es war ein idyllischer Anblick, und die Juli-Temperaturen waren gerade genug gesunken, dass die kühlere Luft, besonders so hoch hier oben, erfrischend war.

      Nach stundenlangem Fliegen machten sie eine Kurve, und der neue Ausblick raubte Caitlin den Atem: da am Horizont lag ein schimmerndes Meer, leuchtend blau, dessen Wellen gegen eine endlose, unberührte Küste rauschten. Als sie näherkamen, stieg das Land höher an, und die sanften Hügel kamen direkt ans die Küste heran.

      Eingebettet in die Hügel, inmitten des hohen Grases, sah sie ein vereinzeltes Gebäude am Horizont stehen. Es war eine prächtige mittelalterliche Burg, aus antikem Kalkstein gestaltet, übersät mit kunstvollen Skulpturen und Wasserspeiern. Sie lag hoch auf einem Hügel eingebettet, überblickte das Meer und war umringt von Feldern von Wildblumen, soweit das Auge reichte. Es war atemberaubend schön, und Caitlin fühlte sich, als wäre sie in einer Postkarte gelandet.

      Caitlins Herz schlug vor Aufregung hoch, als sie sich fragte, ob dies, wie sie zu träumen wagte, Calebs Heim sein konnte. Irgendwie spürte sie, dass es das war.

      „Ja“, rief er ihr durch den Wind zu, wie immer ihre Gedanken lesend. „Hier ist es.“

      Caitlins Herz pochte vor Entzücken. Sie war so aufgeregt, und fühlte sich so stark, dass sie bereit war, selbst zu fliegen.

      Sie sprang plötzlich von Calebs Rücken herunter und schwang sich durch die Luft. Einen Moment lang war sie entsetzt, unsicher, ob ihre Flügel hervortreten würden. Doch einen Moment später taten sie es und trugen sie durch die Luft.

      Sie liebte das Gefühl, wie die Luft durch sie floss. Es fühlte sich toll an, sie wiederzuhaben, unabhängig zu sein. Sie stieg und fiel, schoss in die Höhe neben Caleb, der ihr Lächeln erwiderte. Sie stürzten sich gemeinsam in die Tiefe, dann hoch, schwangen sich hin und her durch die Luftlinie des anderen, und manchmal berührten sich ihre Flügelspitzen.

      Gemeinsam schwangen sie sich hinunter, auf die Burg zu. Sie sah uralt aus; sie wirkte abgenutzt, aber nicht auf schlechte Art. Für Caitlin fühlte sie sich jetzt schon an wie ein Zuhause.

      Während sie alles in sich aufnahm, die Landschaft betrachtete, die sanften Hügel, den fernen Ozean, verspürte sie das erste Mal seit sie sich erinnern konnte eine Art Frieden. Sie fühlte sich, als wäre sie endlich zuhause. Sie konnte ihr gemeinsames Leben mit Caleb hier sehen, zusammenleben, vielleicht sogar noch einmal eine Familie gründen, wenn das möglich war. Sie würde glücklich den Rest ihrer Tage hier mit ihm verbringen—und endlich, endlich, konnte sie nichts sehen, dass ihnen dazu im Weg stand.

*

      Caitlin und Caleb landeten zusammen vor seiner Burg, und er nahm ihre Hand und führte sie zum Eingangstor. Die Eichentür war von einer dicken Schicht Staub und Meersalz überzogen und war eindeutig schon jahrelang nicht geöffnet worden. Er probierte den Türknauf. Sie war verschlossen.

      „Es ist hunderte Jahre her“, sagte er. „Ich bin freudig überrascht, dass sie überhaupt noch hier ist, nicht von Vandalen zerstört—dass sie sogar immer noch verschlossen ist. Es gab da einen Schlüssel…“

      Er streckte die Hand hoch über den Türrahmen hinaus und fühlte die Kerbe hinter dem Steinbogen. Er suchte sie mit den Fingern ab, und schließlich hielt er inne und holte einen langen silbernen Skelettschlüssel hervor.

      Er schob ihn ins Schloss, und er passte perfekt. Mit einem Klicken drehte er ihn herum.

      Er lächelte ihr zu und trat zur Seite. „Du hast die Ehre“, sagte er.

      Caitlin drückte gegen die schwere mittelalterliche Tür, und sie öffnete sich langsam, krächzend, und Brocken von verkrustetem Salz fielen dabei von ihr ab.

      Gemeinsam gingen sie hinein. Der Eingangsraum war düster und von Spinnweben überzogen. Die Luft war abgestanden und feucht, und man konnte spüren, dass sie seit Jahrhunderten nicht mehr betreten worden war. Sie blickte an den hohen, gewölbten Steinmauern hoch, an den steinernen Fußböden entlang. Alles war von mehreren Schichten Staub überzogen, auch die Glasfenster, und das blockierte das Licht und ließ es finsterer erschienen, als es war.

      „Hier entlang“, sagte Caleb.

      Er nahm ihre Hand und führte sie einen engen Korridor hinunter, der am Ende in eine Festhalle führte, mit hohen, gewölbten Fenstern zu beiden Seiten. Hier drin war es wesentlich heller, selbst mit dem Staub. Hier drin standen auch noch einige übrig gebliebene Möbel: eine lange, mittelalterliche Eichentafel, umringt von reich verzierten Holzstühlen. Im Zentrum der Halle stand ein riesiger Marmorkamin, einer der größten Kamine, die Caitlin je gesehen hatte. Es war unglaublich. Caitlin fühlte sich, als wäre sie geradewegs wieder in die Cloisters marschiert.

      „Ich habe es im 12. Jahrhundert bauen lassen“, sagte er, während er sich umblickte. „Damals war das der gängige Stil.“

      „Du hast hier gelebt?“, fragte Caitlin.

      Er nickte.

      „Wie lange?“

      Er dachte nach. „Nicht länger als ein Jahrhundert“, sagte er. „Zwei vielleicht.“

      Caitlin war wieder einmal erstaunt über die riesigen Zeitschritte in der Welt der Vampire.

      Plötzlich wurde sie jedoch besorgt, als ihr etwas anderes einfiel: hatte er hier mit einer anderen Frau gelebt?

      Sie hatte Angst, zu fragen.

      Plötzlich wandte er sich zu ihr herum und sah sie an.

      „Nein, das habe ich nicht“, sagte er. „Ich habe hier allein gelebt. Das versichere ich dir. Du bist die erste Frau, die ich je hierher gebracht habe.“

      Caitlin fühlte sich erleichtert, aber auch beschämt darüber, was er in ihren Gedanken gelesen hatte.

      „Komm mit“, sagte er. „Hier entlang.“

      Er führte sie eine steinerne Wendeltreppe hoch, die sie in den zweiten Stock führte. Dieser Stock war viel heller, mit großen gewölbten Fenstern in alle Richtungen, durch die das Sonnenlicht hereinfiel, das sich am fernen Meer spiegelte. Die Zimmer hier waren kleiner, intimer. Es gab weitere Marmorkamine, und als Caitlin von Zimmer zu Zimmer wanderte, sah sie ein riesiges Himmelbett, das

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