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Das Naturforscherschiff. Sophie Worishoffer
Читать онлайн.Название Das Naturforscherschiff
Год выпуска 0
isbn
Автор произведения Sophie Worishoffer
Жанр Зарубежная классика
Издательство Public Domain
Besonders erschwerten die überall zu Tage tretenden Luftwurzeln das Gehen. So ein einziger Armleuchter-Pandang verursachte für sich allein einen weiten Umweg. Etwa zwei Meter vom Erdboden schlossen sich die strahlenförmigen Ausläufer wie ein ungeheurer Hühnerkorb zusammen und bildeten den glatten Stamm, dessen Äste erst ganz in der Krone begannen. Sechs bis zehn regelmäßig stehende Arme trugen wie die eines Kronleuchters je einen Büschel steifer, dunkelgrüner, geradeausstehender Blätter, und zwischen diesen befand sich die Blüte, eine weiße, länglichrunde, große Blume, die genau wie eine Lampenglocke aussah. Der Baum war hübsch und eigentümlich, aber die Mühe ihn zu umgehen desto unangenehmer. Überall stolperte der Fuß, überall blieben die Kleider in Fetzen an den Gebüschen hängen, und zuweilen versank man bis ans Knie jählings in einen vermoderten, außen mit den verlockendsten Blüten überzogenen, alten Baumstamm. Dabei füllte sich die Luft mehr und mehr mit einem Etwas, das sich die Wanderer durchaus nicht erklären konnten. Bald kam es, bald verschwand es, aber was es eigentlich war, das wußte keiner, bis endlich Holm ausrief: »Das ist Rauch!«
»Ich dachte es längst!« nickte Franz, »und wollte nur das Wort nicht aussprechen, um keine Dummheit zu Markt zu bringen. Woher sollte im Urwald Rauch kommen?«
»Freund Achilles, weißt du es?«
»Gallinas!« antwortete der Dolmetscher. »Elefantenjäger. Sie treiben die umzingelte Herde bis an den versumpften See und stecken hinter ihnen das Gras in Brand. Die Tiere, vom Feuer auf das äußerste erschreckt, sind dann leichter zu töten.«
»Der Rauch kommt von Osten her,« rief Franz. »Achilles, gibt es eine Stelle, von wo wir die Jagd mit ansehen könnten?«
»Aber, aber,« wehrte Doktor Volten, »kann man den Gallinas trauen?«
»Sie greifen uns wenigstens nicht an,« versetzte der Dolmetscher.
Obgleich die Antwort etwas seltsam klang, war doch das Verlangen nach dem aufregenden Jagdgenuß zu groß, um lange Bedenken zu hegen. Achilles glitt voran, die übrigen folgten, und nach einer halben Stunde anstrengenden Marschierens war der Rand des Sumpfes erreicht. Ein unbewachsener, von Büffel- und Elefantenspuren bedeckter freier Platz, gedörrt fast durch die senkrecht fallenden Sonnenstrahlen, lehmfarbig und fahl, abstechend von der farbenprächtigen Umgebung, lag genau in der Mitte eines halbmondförmigen Sees, dessen trübe, grünliche Wellen ihn bis auf einen schmalen Zugang völlig einschlossen. Vor diesem Platz dehnte sich grasüberwuchert in den stechenden Sonnengluten eine kahle nur hier und da mit Reis oder Zuckerrohr bestandene Fläche.
Am jenseitigen Ufer lagerten unter den schattenspendenden Stammkolonien des in mehr als fünfzig Säulen aus einer Wurzel aufschießenden Dubabelbaumes unsere Freunde. Der Rauch schlug jetzt in hohen, blaugrauen Wellen über die Lichtung dahin, und zuweilen war es auch, als höre man fernes Donnern.
»Das sind die Elefanten,« sagte Achilles, »sie kommen hierher, weil ihnen jeder andere Weg abgeschnitten wird. Hinein in den See wagen sie sich aber nicht, – die Gallinas machen sich ihre Furcht vor den Alligatoren zur Verbündeten.«
»Welche Waffen führen diese Leute?« fragte Franz.
»Vergiftete Pfeile,« antwortete der Dolmetscher. »Man trifft den Elefanten ins Auge, und er verendet sofort. Die Gallinas sind vortreffliche Schützen.«
Jetzt stampfte die Schar der Kolosse heran. Helles, offenbar angstvolles Trompeten mischte sich mit dem kläglichen Geschrei anderer Tiere, die ungeheuren Füße ließen den Boden erdröhnen, und das Knistern der Flammen wurde hörbar. Am Himmel sammelte sich während dessen eins der in den Tropenländern so zahlreich und so überaus schnell entstehenden Gewitter. Schwarze Wolken hingen tief herab, Blitze zuckten über den Horizont dahin, und krachende Donnerschläge übertönten allen andern Lärm. Jetzt entstand ein Durcheinander, dessen tausendstimmiger Chor alles in sich schloß, was an Tönen überhaupt gedacht werden kann. Schwere Regentropfen schmetterten die Früchte von den Zweigen, ein sausender Wind bog und schüttelte die Laubkronen, Tiere flüchteten und schrieen, Affen in ganzen Scharen duckten sich zitternd an einander, Insekten suchten ihre Schlupflöcher, und scheue Vögel verbargen sich im Dickicht. Jetzt erschienen auch in fliegender Eile die vom Feuer aus dem hohen Gras vertriebenen Tiere; wenigstens zwanzig Elefanten, große Männchen mit den gewaltigen Zähnen und der Trompetenstimme, säugende Kühe mit noch kleinen Kälbern, ein paar Büffel und Antilopen, grunzende Warzenschweine und eine schlanke, scheue, vor Angst zitternde Giraffe. Neben und durch einander, sich überstürzend, drängend, schossen sie vorwärts, und hinterher wälzte sich die Flammenwoge, niedergepeitscht, raucherfüllt, mit gierigen, roten Zungen nach allen Seiten leckend, ein Ungeheuer, raublustiger und gefährlicher als irgend ein Tier der Schöpfung.
Es war ein schrecklicher und doch schöner Anblick. Zitternd in grenzenloser Angst die Riesen der vierfüßigen Gattung, vergessen aller Vernichtungskampf der Geschöpfe unter einander, gelöst alle Bande und machtlos der drohende Blick des Todfeindes, des sonst so gefürchteten. Schleichkatze und Antilope stehen neben einander, die gefleckte falsche Hyäne, das treuloseste Tier der Schöpfung, duckt sich unter die bebende Giraffe, und ein versprengter Strauß huscht hier und dort zwischen den großen Elefanten umher.
Nur die Krokodile lauern. Träge im Uferschlamme liegend, wissen sie, daß es ihnen nicht gelingt, auf festem Boden die Beute zu besiegen. List allein kann ihnen helfen, in offenbarem Angriff ziehen sie den kürzeren. Die raublustigen Augen blinzeln, die schmutzfarbenen, altem Holze nicht unähnlichen Körper schieben sich mehr und mehr aus dem Wasser heraus.
Vielleicht kommt ja eines der Tiere dem gefahrbringenden Ufer zu nahe, vielleicht läßt sich ein in seiner Todesangst wehrloses Geschöpf im Rücken fassen und hinabziehen in das nasse Grab.
Abgesondert von dem eigentlichen Waldrande, der brennenden Grasfläche ganz nahe, steht ein hoher, alter Tamarindenbaum. Zehn Fuß hoch über dem Erdboden, hinaushängend auf den See, beugt sich ein schlanker, starker Ast. – Jetzt hat ihn die rote Lohe beinahe erreicht, – wird der Riese unter seiner Umgebung, der Uralte des Waldes, dem gefräßigen Elemente zum Opfer fallen?
Da zuckt ein Blitz herab, greller und stärker als alle früheren, blendend und purpurn, zischend und vom betäubenden Donner gefolgt. Das ist, als wolle die Erde in ihren Tiefen bersten, als breche furchtbar und urplötzlich der jüngste Tag herein.
Weit zurück geschleudert in das Feuermeer ist die Krone des Tamarindenbaumes, in der Mitte geknickt der Stamm, und nur noch jener starke, untere Ast ragt über das Wasser dahin. Glut mischt sich mit Glut; jetzt schlägt eine Feuergarbe hoch empor, es bäumt und regt sich rauchverhüllt und von Blättern bedeckt, der Ast schwankt und auf ihm sitzt geduckt, glänzende Augen rollend, mit schweratmenden Flanken ein Leopard.
Hinter dem Feuer, vom Waldrande kommend und über die rotglühenden Stoppeln dahinblickend, erscheinen schwarze Gestalten in arabischer Kleidung, weiß beturbant und mit langen Wurfspießen, mit Bogen und vergiftetem Pfeil.
Hin und her über die Angehörigen der vernunftlosen Schöpfung messen sich die Blicke erstaunter Menschen.
Sind sie Feinde, die Gallinas?
Franz sah nur den Leopard. Von diesem Ast konnte er nicht fort, weder in die brodelnde Glut noch in den See hinein! Das Herz des jugendlichen Jägers schlug mit verdoppelter Eile, er sprach nicht, dachte nicht einmal, sondern handelte unter dem Eindruck des Augenblickes. Das Gewehr an die Backe legend, zielte er sekundenlang, der Schuß krachte, – und der Leopard fiel, sich überschlagend, bis ganz nahe